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Popkultur

Die lautesten Rockbands der Welt: Die Top 10 der Dezibel-Rekordhalter

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lauteste Bands

Die lautesten Rockbands der Musikgeschichte sind immer wieder als gesundheitsgefährdend eingestuft worden – weil sie Gebäude ins Wanken und Trommelfelle zum Reißen gebracht haben. Hier sind unsere Top 10: Ohrstöpsel unbedingt empfohlen!

von Martin Chilton

Im Jahr 1975 machte Lemmy von Motörhead einen legendären Spruch über seine Band: Sie seien „dermaßen laut, dass dein Rasen eingehen wird, wenn wir ins Nachbarhaus einziehen“, scherzte der Sänger und Bassist. Tatsächlich fand damals eine Rekordjagd statt, denn eine ganze Reihe von Acts wollte sich den offiziellen Titel als „lauteste Band“ im Guinness Buch der Rekorde sichern. Dass Motörhead zu den heißesten Anwärtern auf diesen Titel gehörten, stand schon damals außer Frage.

Inzwischen jedoch weiß man um die Gefahren von solchen Lautstärkerekorden, und so hat die Guinness-Redaktion besagte Kategorie längst eingestampft, da einfach zu viele Menschen auf Konzerten Gehörschäden davongetragen haben. Wobei: Den „lautesten Schlagzeuger“ haben sie beibehalten. Im Jahr 2006 hat es Col Hatchman bei einem Konzert in Australien auf 137,2 Dezibel gebracht – eine Zahl, die um 50 Dezibel über dem Grenzwert liegt, ab dem man mit dauerhaften Gehörschäden rechnen muss.

Wir haben einen kleinen Leitfaden zusammengestellt und dafür 10 Bands herausgesucht, die so viel Lärm gemacht haben, dass jede einzelne von ihnen als lauteste Band der Musikgeschichte gelten darf.

10. Bob Dylan And The Hawks (1966)

Zwar assoziiert man traditionell eher Bands aus dem Rock- und Heavy-Metal-Lager mit ohrenbetäubenden Lautstärkebestmarken, doch als Folk-Ikone Bob Dylan im Jahr 1966 nach Europa aufbrach, wollte er richtig aufdrehen mit seiner neuen elektrisierten Band. Also engagierte er Richard Alderson, der ihm für die anstehende Tour ein neues Soundsystem konstruieren sollte.

Alderson, der zuvor schon eine spezielle Anlage für Harry Belafonte gebaut hatte, erkannte die Notwendigkeit, schließlich verfügten viele Hallen in jenen Tagen tatsächlich nicht über die Technik, die Dylan vorschwebte. „Ich war ein echter Hi-Fi-Purist, was den Sound anging“, sagte Alderson später, der dabei war, als Dylan den Musikern den „Play f____ing loud“-Befehl gab, als enttäuschte Fans den elektrischen Sound zunächst mit Buhrufen quittierten. Auch wenn es keine offiziellen Dezibel-Angaben zu den Konzerten gibt, waren Dylans Shows in jenem Jahr ganz klar ein Schritt in Richtung lautere Konzerte.

9. Led Zeppelin (1969)

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass laute Musik die Endorphin-Ausschüttung stimulieren, sprich: glücklich machen soll. Wahrscheinlich waren die Fans von Led Zeppelin deshalb so gut gelaunt, als ihre Band ab den späten Sechzigern so richtig aufdrehte. Mit den ersten beiden Alben im Gepäck traten sie 1969 in Kanada auf, was ein Journalist schließlich als „klangliches Erdbeben“ beschreiben sollte. Noch im selben Jahr registrierte die American Speech-Language-Hearing Association eine Lautstärke von 130 Dezibel (beim Song Heartbreaker). Richard Cole, ihr Tourmanager, stellte jedoch postwendend klar, dass die Band es damit nicht auf Schlagzeilen abgesehen hatte. Außerdem erinnerte er sich noch an ein Messgerät, das im März 1970 einem Beamten der Stadt Vancouver aus den Händen gerissen und einfach zertrümmert wurde…

8. Deep Purple (1972)

Um die gewünschte Lautstärke zu erreichen, legten sich Deep Purple eine P.A. von Marshall mit 10.000 Watt zu: Eines ihrer Konzerte war daraufhin dermaßen laut, dass drei Zuhörer*innen, die in der Nähe der Boxen standen, ohnmächtig wurden. 1972 wurde die Sache dann offiziell: Im Guinness Buch der Rekorde wurden sie zur „lautesten Band der Welt“ gekürt, nachdem im Londoner Rainbow Theatre 117 Dezibel gemessen worden waren. „Rock & Roll ist jetzt auf einem anderen Level angekommen“, kommentierte Schlagzeuger Ian Paice, „und der Lautstärkesprung ist einfach unglaublich.“

7. The Who (1976)

Als abschreckendes Beispiel muss The Whos Jagd nach mehr Lautstärke gelten: Am 31. Mai 1976 strömten 75.000 Menschen ins Stadion von Charlton Athletic in London, wo neben The Who auch Lowell George und Little Feat auftreten sollten. Als die Headliner dann im Regen ihre Show spielten, registrierten die Messgeräte 126 Dezibel – und zwar in einer Entfernung von gut 30 Metern vor den Lautsprechern. Der Weltrekord, den The Who an diesem Abend aufstellten, blieb danach acht Jahre lang unerreicht. Was jedoch Pete Townshend und Roger Daltrey angeht, haben diese Herren den Titel als lauteste Band mit ernsthaften Hörproblemen bezahlen müssen. „Tja, wenn wir das mal bloß gewusst hätten als junge Leute“, kommentierte Daltrey, der sich heute selbst als „ziemlich taub“ bezeichnet. Townshend wurde sogar aktiv und gründete mit anderen die Stiftung HEAR – Hearing Education And Awareness For Rockers.

6. Manowar (1984)

Die Jagd um immer neue Lautstärkerekorde wurde natürlich auch im Mockumentary-Klassiker This Is Spinal Tap thematisiert: In einer Szene werden die Regler an den Verstärkern der Titelhelden von 10 auf 11 erweitert, damit sie noch „einen lauter“ drehen können. Die New Yorker Metal-Band Manowar setzte tatsächlich auf technische Tricks, um sich den Titel zu sichern: In den Zusatzklauseln ihrer Konzertverträge war festgeschrieben, dass mindestens 126 Dezibel drin sein mussten. So kam es, dass 1984 in Hannover der alte Rekord von The Who übertroffen wurde – denn gleich zwei Spezialisten registrierten 129,5 Dezibel. Benötigt wurden dafür 10 Tonnen Verstärkermaterial; die Lautsprecher der Show waren 12 Meter breit und über sechs Meter hoch. Noch lauter waren sie angeblich bei einem Soundcheck im Jahr 2008: 139db. Kein Wunder, dass sie sich auf der eigenen Website vor allem als „ear-splitting“ beschreiben.

5. Motörhead (1984)

Das inzwischen fast 100 Jahre alte Variety Theatre in Cleveland wurde von der Architektin Nicola Petti entworfen, die dafür Elemente aus der spanischen Gotik setzte: Kein wirklich passender Rahmen für Lemmy und den „lauten, schnellen, lärmenden, halsbrecherisch-schnellen Rock & Roll“ seiner Band Motörhead. Im Dezember 1984 jedenfalls war im Variety Theatre wenig von besinnlicher Vorweihnachtsstimmung zu spüren, als die Band mit 130 Dezibel eine neue Bestmarke aufstellte. Sogar das Gebäude wurde in Mitleidenschaft gezogen: Aufgrund der Schwingungen regneten Teile vom Deckenputz aufs Publikum, weshalb den Veranstaltern keine Wahl blieb und der Band mittendrin der Saft abgedreht wurde.

4. Leftfield (1996)

Motörhead waren nicht die einzigen, deren Musik mächtige Bauwerke ins Wanken bringen sollte. Im Juni 1996 servierten Leftfield ihren Electro-Sound mit so viel Bassdruck, dass in der Londoner Brixton Academy satte 137 Dezibel im niedrigen Frequenzbereich gemessen wurden. Auch hier ging der Putz ab, auch hier wurde Musikgeschichte geschrieben. Statt Hausverbot gab’s vier Jahre später dann Lautstärkeauflagen für Leftfield, was Keyboarder Neil Barnes wie folgt kommentierte: „Ich will den Putz auch gar nicht noch einmal von der Wand holen – dafür ist das Gebäude einfach zu schön. Würden wir jedoch richtig ausrasten, dann könnten wir wohl die Halle plattmachen: Das wäre dann wie in der Schlussszene von Carrie, wo sie die ganze Schule von innen zum Einstürzen bringt…“

3. KISS (2009)

Auf der Liste der Bands, die für ohrenbetäubende Shows bekannt sind, tummeln sich natürlich auch Judas Priest, Iron Maiden, Metallica, Megadeth und ZZ Top – dabei waren die UK-Punks von Gallows sogar noch lauter: 2007 schlossen sie sich in ein Studio ein, während drinnen angeblich 132,5 Dezibel erreicht wurden. Den Schweden von Sleazy Joe sagt man sogar 143,2db nach – überschritten im Studio in Hässleholm im Jahr 2008. Im Juli 2009 waren dann die Behörden von Ottawa dermaßen besorgt über den womöglich gesundheitsschädlichen Geräuschpegel, dass sie Ermittler zum KISS Bluesfest aussandten: Als sie dann 136 Dezibel erreicht hatten, verlangten die Abgesandten, den Regler doch bitte wieder zurückzudrehen. Im selben Jahr fingen übrigens My Bloody Valentine damit an, Ohrstöpsel bei ihren Konzerten zu verteilen.

2. Foo Fighters (2011)

Es gibt keine Gruppe, die es mit der fiktiven Band in Douglas Adams’ Roman Das Restaurant am Ende des Universums aufnehmen könnte: Immerhin sind Disaster Area so laut, dass ihre Konzerte ganze Planeten in Schutt und Asche legen können. Allerdings gelang es auch den Foo Fighters, die Erde zum Beben zu bringen. Sie traten im Western Springs Stadium von Auckland auf, und es muss die Mischung aus viel zu lauten Bässen und hüpfenden Menschenmassen gewesen sein – auf jeden Fall erzitterte die Erdoberfläche schließlich, ein rhythmisches Beben breitete sich aus. In den nahegelegenen Erdbeben-Messstationen Herne Bay und Eden Park war ein Signal zu vernehmen, 3Hz, was normalerweise auf vulkanische Aktivität hingedeutet hätte.

1. AC/DC (2015)

Es muss irgendetwas in der Region von Western Springs geben, das in Musiker*innen den Drang auslöst, besonders laut zu sein. AC/DC gehörten schon immer zu den lautesten Acts des Planeten, doch als sie 2015 dann in der neuseeländischen Hauptstadt auftraten, entfachten sie eine regelrechte Druckwelle: Selbst im sechs Kilometer entfernten Birkenhead, auf der anderen Seite des Waitematā Harbour, war das Konzert der Ozzies noch zu hören. Gemessen wurden zwar „nur“ 103 Dezibel – aber dazu muss man noch die Alarmsysteme diverser Autos in der Gegend rechnen, die AC/DC mit ihrem Sound ausgelöst hatten.

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Popkultur

Zeitsprung: Am 25.3.2015 fährt James Corden Mariah Carey zur Arbeit

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Foto: Emma McIntyre/Getty Images for Apple

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 25.03.2015

von Victoria Schaffrath und Christof Leim

„Danke dir, dass du mir mit dem Weg zur Arbeit hilfst. Der Verkehr ist echt übel“, murmelt James Corden da beiläufig Richtung Beifahrersitz. „Ich weiß, es ist unerträglich“, erwidert keine Geringere als Mariah Carey. Am 25. März 2015 startet mit diesem Dialog Carpool Karaoke, die Kultsequenz aus Cordens Late Late Show. Sehen wir uns die Höhepunkte des Formats an.

Schaut euch hier alle Folgen von Carpool Karaoke an

Als James Corden am 23. März 2015 die Late Late Show von Brit-Kollege Craig Ferguson übernimmt, kennt ihn in Amerika kaum jemand. Der Schauspieler und Komödiant hatte sich zwar in Großbritannien einen Namen machen können, doch das Scheinwerferlicht in Kalifornien wirft größere Schatten. Corden weiß, dass er sich beweisen muss. So zieht er zwei Tage nach Amtsantritt ein Ass aus dem Ärmel.

Fahrgemeinschaft 2.0

Der junge Brite importiert ein Format, dass er erstmals für die britische Wohltätigkeitsveranstaltung Red Nose Day 2011 umgesetzt hatte: Da beorderte er George Michael in ein Auto, kurvte mit ihm durch London und trällerte gemeinsam mit dem Sänger dessen Hits. Michael entpuppte sich dabei als charmanter Partner, Corden als kompetenter Gastgeber. Zum Auftakt der US-Show muss also ein ähnlich hochkarätiger Gast her.

So kommt es, dass zwei Tage nach der „British Invasion“ des Abendprogramms Weltstar Mariah Carey in einen LA-typischen SUV steigt. Zunächst kokettiert sie noch, sie könne nach einer durchzechten Nacht nicht mitsingen, aber dann sprengt plötzlich ihr Schmettergesang die Autoscheiben. Dass Corden eine absolut passable zweite Stimme hinbekommt, sorgt bei Stücken wie Always Be My Baby, Fantasy, Thirsty und Vision Of Love mitunter für Ansätze von Gänsehaut. 

Erfolgsformel Menschlichkeit

Der Sympath erklärt den durchschlagenden Erfolg des Segments (und demzufolge auch der gesamten Show) recht einleuchtend: „Da schwingt eine Einfachheit und Intimität mit. Einen Star solchen Kalibers in der gleichen Umgebung zu sehen, in der du und ich sonst auf dem Weg zur Arbeit singen, macht ihn menschlich.“ 

Logisch, dass danach nicht nur Musiktreibende auf Promotour, sondern ganze Musical-Besetzungen mit Corden „zur Arbeit fahren“ möchten. Die Videos, die im Netz häufig viral gehen, bringen so ungewöhnliche Partnerschaften wie Rod Stewart und Rapper ASAP Rocky oder Michelle Obama und Missy Elliott hervor. Ob oberkörperfreie Red Hot Chili Peppers, die Foo Fighters, Paul McCartney oder den gefiederten Elton John: Auch die großen Namen des Rock holt sich Corden gern dazu. 

Bei so viel Prominenz lassen die Starallüren nicht zu wünschen übrig: Berufsprovokateur Kanye West sagt gleich mehrfach hintereinander kurzfristig ab und macht aus dem SUV mal eben eine Boeing; zwischen Corden und Dave Grohl gibt es nach der Ausstrahlung ein kleines Missverständnis. Immerhin rettet Anthony Kiedis laut eigenen Angaben während der Dreharbeiten einem Säugling das Leben. Das ist dann doch etwas mehr Aufruhr, als wir morgens auf dem Weg zur Arbeit ertragen könnten.

Zeitsprung: Am 2.3.2014 knipst eine YouTuberin David Gilmour – ohne es zu wissen.

 

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Popkultur

Review: „Das ist los“ von Herbert Grönemeyer ist genau das Album, das wir jetzt brauchen

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Herbert Grönemeyer
Foto: Victor Pattyn

Herbert Grönemeyer schenkt uns auf Das ist los sinnstiftende Lieder über die Liebe und den Zusammenhalt. Ob er die Gesellschaft damit kitten kann, ist fraglich. Doch alleine der Versuch verdient Hochachtung.

von Björn Springorum

Hier könnt ihr Das ist los hören:

Herbert Grönemeyer veröffentlicht keine Alben. Herbert Grönemeyer veröffentlicht Bestandsaufnahmen. Seines Lebens, aber auch von unser aller Leben. Immer wenn eine neue Platte von Deutschlands größtem und erfolgreichsten Künstler erscheint, so wirkt es, kommt sie genau zur rechten Zeit. Seine Lieder sind Salben für die Wunden, die wir uns seit seinem letzten Album zugezogen haben, zumeist stille und zurückhaltende Gebäude, in denen wir Schutz suchen können.

„Hoffnung ist gerade so schwer zu finden“ lautet dann auch der erste Satz des Albums. Er stammt natürlich aus der Lead-Single Deine Hand, mit der Grönemeyer schon vor einigen Monaten begeistern konnte. Eine einfühlsame Ode an Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt – wie viele seiner Songs sowohl im Mikrokosmos als auch im Makrokosmos zu sehen. Es geht um tatsächliche Partnerschaft, aber auch um den universellen Zusammenhalt. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass wir das als Gesellschaft dringend nötig haben.

Nur ein Gutmensch?

Fünf Jahre nach Tumult ist die Welt noch viel tumultartiger geworden. Da braucht es große Künstler, die mit Ruhe, Reflexion und Besonnenheit aufarbeiten, was da eigentlich mit uns und der Welt passiert ist in diesen irren letzten Jahren. Sicher kann man das abtun, verunglimpfen als onkelnde Ratschläge vom alten weißen Mann, als Motivationscoach mit nasaler Stimme. Damit macht man es sich aber zu einfach. Grönemeyer polarisiert, und das schon sehr lange. Die einen echauffieren sich darüber, dass er ja gar nicht singen (geschweige denn tanzen) kann, die anderen halten ihn für einen aufdringlichen Gutmenschen mit Moralkomplex und biederen Thesen. Gutmensch – wie so ein Wort überhaupt zu einer Beleidigung werden konnte, sagt ja auch sehr viel.

Manchmal spielt er seinen Kritiker*innen in die Karten auf diesem Album. Der Titelsong zum Beispiel erinnert eher an Bierzelt oder Schlagerfestival – trotz seines cleveren, defragmentierten Textes, der den Informations-Overkill der heutigen Zeit versinnbildlichen soll. Doch die großen Momente gehören eh den Balladen, das ist bei Grönemeyer schon lange so. Tau zum Beispiel, ein Lied, umrankt von Trauerflor. Der Rest ist mal flott und tanzbar, mal umgarnt von Vintage-Elekronik, mal elegisch mit Streichern.

Songs, die Mut zuflüstern

Um Tod, Verlust und Trauer geht es auch auf Das ist los. Aber nicht als Fixpunkt, sondern als Unausweichlichkeiten des Lebens. Überwiegend möchte Grönemeyer uns stärken, uns Mut zuflüstern, uns als Ganzes wieder zusammenbringen. Man darf sich fragen, wieso ihm das so wichtig ist, warum er denkt, dass ausgerechnet er als Messias zu uns singt. Man darf sich aber auch fragen, warum es sonst niemand tut. Das ist los zeigt uns, dass wir nicht aufgeben sollten, nicht verzagen sollten, nicht den Ist-Zustand beibehalten sollten. Stattdessen sollen wir „Raus in den Sturm“, wie es im dringlichen Genie heißt, rein ins Leben, in die Verantwortung.

Diejenigen, die ihn bisher schon als Gutmenschen abkanzelten, werden sich darauf stürzen und ihn in der Luft zerreißen. Dabei sind es gerade diejenigen, die hier mal genau hinhören sollten. Das ist los ist nicht das beste Grönemeyer-Album, wahrscheinlich nicht mal Top fünf. Es ist aber mal wieder mal genau das Album, was wir jetzt brauchen. Und allein dafür gebührt im Hochachtung.

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Zeitsprung: Am 24.3.1986 triumphieren Van Halen mit neuem Sänger und „5150“.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 24.3.1986.

von Christof Leim

Einen geborenen Frontmann wie David Lee Roth zu ersetzen, ist nicht einfach. Doch Van Halen machen aus der misslichen Lage Gold und Platin: Gleich das erste Album mit Sammy Hagar wird zum Nummer-Eins-Erfolg. Dabei eskalierte ein Streit im Studio so sehr, dass ein alter Kollege sogar die Bänder zerstören wollte. Dies ist die Geschichte von 5150. Und wir haben sogar einen unveröffentlichten Song ausgegraben.

Hier könnt ihr 5150 hören:

Nach dem sechsten Album 1984 geht es nicht mehr weiter: Van Halen haben sich mit David Lee Roth so zerstritten, dass sich der Sänger und überlebensgroße „Showman“ in Richtung Solokarriere verabschiedet. Einen Ersatz allerdings können Eddie Van Halen, sein Bruder Alex und Michael Anthony partout nicht finden. Die Sängerin Patty Smyth von der Band Scandal (nicht zu verwechseln mit der Punkikone Patti Smith) lehnt ab, mit der späteren Mr. Big-Stimme Eric Martin und dem australischen Musiker Jimmy Barnes kommen die Kalifornier ebensowenig zusammen. Irgendwann beginnt das Label, Druck zu machen, und fordert sogar eine Namensänderung, was Alex und Eddie Anfang 1986 in aller Form ablehnen. David Lee Roth feiert währenddessen Erfolge mit seiner Cover-EP Crazy From The Heat (1985). Keine schönen Zeiten im Van Halen-Lager also.

Tipp aus der Werkstatt

Doch dann hilft der Zufall: Als Eddie seinen Luxusschlitten – je nach Quelle ein Ferrari oder ein Lamborghini, aber wir wollen da nicht kleinlich sein – reparieren lässt, empfiehlt ihm der Automechaniker den ehemaligen Montrose-Sänger Sammy Hager, der sich mittlerweile mit Hits wie I Can’t Drive 55 und One Way To Rock als Solokünstler etabliert hat. Die Idee ist gut: Als Eddie und Sammy sich treffen, stimmt die Chemie sofort. Hagar verfügt klar über die bessere, vielseitigere Stimme im Vergleich zu „Diamond Dave“ und spielt hervorragend Gitarre, was neue Möglichkeiten für die Liveshow eröffnet. Schlagzeuger Alex Van Halen vergleicht das allgemeine Bandgefühl nach Hagars Eintritt damit, einen Porsche zu fahren nach jahrelanger Schleicherei in einem Volkswagen. Gitarrengott Eddie schlägt in die gleiche Kerbe: „Ich habe noch nie so eine Inspiration erlebt wie an diesem ersten Tag. Wir haben losgespielt, Sammy hat gesungen – und es hat einfach geklickt. Magisch.“

Im November 1985 startet das Quartett die Arbeit an einem neuen Album, im Februar 1986 ist das Ding im Kasten, nur einen Monat vor der Veröffentlichung. Weil Roth den Van-Halen-Stammproduzenten Ted Templeman bei seinem Abgang mitgenommen hatte, übernimmt der langjährige Toningenieur Donn Landee den Job. Doch Sammy fühlt sich damit unwohl: Er wünscht sich eine „richtige“ Besetzung für den Produktionsjob und vor allem eine neutrale Stimme, kein angestammtes Mitglied des inneren Zirkels. Also wird der platindekorierte Foreigner-Gitarrist Mick Jones angeheuert, um das Steuer zu übernehmen. 

Eine harte Drohung

Das geht Landee so dermaßen gegen den Strich, dass er sich – kein Witz – im Studio einschließt und damit droht, die bereits gemachten Aufnahmen zu zerstören. Plötzlich fühlt sich die Atmosphäre sehr, sehr angespannt an, doch kurz vor der Explosion kann die Zündschnur gekappt werden. Landee rückt die Bänder raus, alle Unklarheiten werden beseitigt, und tatsächlich verläuft der Rest der Aufnahmen zur Zufriedenheit aller. Das fertige Album mit neun Songs (ja, damals brauchte man nicht 15 Nummern und ein halbes Dutzend Bonustracks) taufen Van Halen auf den Namen 5150, ausgesprochen „fifty one fifty“. So heißt auch Eddies Studio, benannt nachdem dem kalifornischen Polizeicode für eine geistig gestörte Person.

Das Material klingt runder und musikalischer als die Songs mit „Diamond Dave“, auch mehr nach Mainstream und weniger gewagt, aber – und hier liegt der springende Punkt – ohne jeden Zweifel zu 100 Prozent nach Van Halen. Es finden sich ein paar mehr Love-Songs und Balladen als früher, dazu ein paar ganz dicke Ohrwürmer, allen voran natürlich Why Can’t This Be Love.

Ohrwurm und erste Single von 5150: Why Can’t This Be Love

Start-Ziel-Sieg

5150 marschiert nach der Veröffentlichung am 24. März 1986 ohne Umschweife auf Platz eins der US-Charts, was Van Halen bisher noch nie hinbekommen hatten. (1984 schaffte es bis auf Platz zwei.) Satte fünf Singles werden ausgekoppelt – von insgesamt neun Songs. Das ist schon nicht so richtig schlecht. Die Tracks kennen wir alle: Why Can’t This Be Love, Dreams, Love Walks InBest Of Both Worlds und Summer Nights . Der Rolling Stone kommentiert damals: „Die Welt gehört Van Halen, ob mit oder ohne David Lee Roth. 5150 gleicht einem bombastischen Feuerwerk einer Band auf dem Höhepunkt ihrer Fähigkeiten.“

Vier der fünf (!) Singleauskopplungen von 5150

Die nächsten zehn Jahre laufen bestens für Van Halen: Jedes (!) der folgenden Alben wird ebenfalls eine Nummer eins in den USA: OU812 (1988), For Unlawful Carnal Knowledge (1991) und Balance (1995). (Die ausführliche Geschichte der letzten Van Halen-Platte mit Sammy, findet ihr hier.)

Bonustrack!

Für die Van Halen-Freaks und Komplettisten haben wir noch ein Schätzchen: Ursprünglich sollte als fünfter Titel auf der zweiten Seite noch der Song I Want Some Action erscheinen, doch der wird nicht veröffentlicht, zumindest nicht offiziell. Zum 30. Geburtstag der Platte stellen Van Halen den Track dann ins Netz. Und hier ist er:

Vorher führte I Want Some Action ein lustiges Schattendasein: Eddie benutzt Teile der Komposition für das bluesige Instrumental Stompin’ 8H, das er 1987 bei Saturday Night Live spielt. Außerdem überlässt er die Nummer seinem Kumpel Steve Lukather, der sie 1989 auf seinem ersten Soloalbum Lukather unter dem Titel Twist The Knife verbrät, nachzuhören hier. Doch das Hauptriff gefällt Eddie so gut, dass er es selbst 1998 nochmal für den Song Dirty Water Dog auf dem Rohrkrepierer-Album Van Halen III (mit Extreme-Sänger Gary Cherone) wiederbelebt.

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Zeitsprung: Am 14.7.1984 steht Eddie Van Halen mit Michael Jackson auf der Bühne.

 

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