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Popkultur

Die musikalische DNA von Blondie

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Manche Fehler können Karrieren zerstören, andere legen erst den Grundstein für welche. Als eine kleine New Yorker Band im Jahr 1976 mit ihrer ersten LP debütierte, fand sie über die Grenzen der eigenen Szene hinaus kaum Zuspruch. Mehr noch weigerten sich viele Radiostationen, ihre Single X-Offender zu spielen. Der Song hieß nämlich ursprünglich “Sex Offender” und die Lyrics waren der prüden Medienwelt der siebziger Jahre zu anrüchig. In Australien aber lief die Platte bei der TV-Show Countdown – fälschlicherweise aber wurde die B-Seite abgespielt, In the Flesh. Die kam dagegen sehr gut an und ermutigte die Band, ihr altes Label fallenzulassen und bei einem neuen anzuheuern, ihr erstes Album neu aufzulegen und der Rest… Ja, der Rest ist Geschichte. Wäre dem Produktionsteam von Countdown nicht dieser Schnitzer unterlaufen, wer weiß, ob wir sonst jemals wieder von Blondie gehört hätten.


Hört hier in die musikalische DNA von Blondie rein:

Für die ganze Playlist klickt auf „Listen“.


Dass Blondie von Anfang an allerdings ebenso aneckten wie sie ein breites Publikum mit der süßlichen Power-Ballade In the Flesh für sich begeistern konnten, sagt bereits alles. Wo andere Bands an ihren Widersprüchen und Kontrasten zerbrachen, bezog die Band um Debbie Harry und Chris Stein genau daraus ihre Energie. Punk und New Wave trafen auf astreinen Pop und glamouröse Disco-Klänge, mit Rapture wagte sich die Gruppe sogar als eine der ersten Rock-Kombos überhaupt an die Hip Hop-Kultur heran. Blondie stehen somit beispielhaft für das, was früher als „cooles Wissen“ bezeichnet wurden: Sie wussten, wo der heiße Scheiß abging und wie er zu klingen hatte, bauten ihn selbst in ihre ganz eigene, eigensinnige Musik ein und schufen etwas Einzigartiges, nie vorher Dagewesenes. Das gilt natürlich auch heute noch, über zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung der zwischen 1982 und 1997 aufgelösten Gruppe.

Und wie klingt das coole Wissen von Blondie nun genau? Das verrät uns ein Blick auf die musikalische DNA der Band um Debbie Harry, die farbenfroher ist als alles, was heute so im Radio zu hören ist. Denn Blondie waren ihrer Zeit nicht allein um ein paar Jahre, sondern gleich Jahrzehnte voraus.


1. Rhys Chatham – A Crimson Grail Part 2

Die siebziger Jahre in New York waren hart. Die Verbrechensraten gingen durch die Decken, die Märkte stagnierten. Armut machte sich breit und damit das Elend. Aber wo eine Krise ist, da wartet auch eine Chance. So faulig der Big Apple roch, so viele Menschen lockte er doch genau deswegen an. Wohnraum war günstig, die Obrigkeit lax und gegen die Tristesse des Alltags regte sich vor allem kreativer Widerstand. Ob die ersten Hip Hop-Block-Partys, die aufblühende Disco-Szene oder die Punk-Community: Hier ging etwas ab! In der Küche des Mercer Arts Center trat sich zwischen den Jahren 1971 und 1973 die Avantgarde der Stadt auf die Füße. Neben den dort stattfindenden Videoinstallationen war The Kitchen auch ein Austauschort für die Musikszene.

Verantwortlich für die Programmierung war der La Monte Young-Schüler Rhys Chatham, der sich gleichermaßen für Minimal Music, elektronische Kompositionen und später Punk interessierte, was Werke wie A Crimson Grail beweisen – eingespielt wurde es in seiner ursprünglichen Form von einem Orchester mit 400 Gitarren. Dank Chathams feinsinniger Kuration war auch Chris Stein völlig begeistert von der örtlichen Szene und wollte mitmischen. Zuerst heuerte er bei den Stilettoes an, wo Debbie Harry am Mikro stand, bevor sie gemeinsam mit Billy O‘Connor und Fred Smith eine neue Band gründeten.


2. Television – Marquee Moon

Wie diese Band hieß? Zuerst Angel and the Snake! Dann aber Blondie in Anspielung auf die Zurufe, die sich Harry – ein ehemaliges Model – auf den Straßen der Stadt gefallen lassen mussten. Aus dem erniedrigenden Sprüchlein wurde so eine Kampfansage an die Macker dieser Welt. 1975 formierte sich die Band neu und fing an, erste Gigs in den wichtigsten Clubs von New York zu spielen, wo sie gleichgesinnte Menschen und Bands vorfanden, deren Attitüde deutlich in ihrer Musik reflektiert wurde. Neben dem Max‘s Kansas City war das 1973 eröffnete CBGB der wichtigste Anlaufpunkt der Stadt. Patti Smith oder die Talking Heads begannen hier ihre Karrieren und die US-amerikanische Version des Punk-Sounds entwickelte sich ein paar Meter neben der berüchtigten CBGB-Toilette in Echtzeit voran.

Nachdem er Blondie im Frühjahr 1975 verließ machte eben jener Fred Smith, der zur Ursprungsformation der Band gehörte, mit einer anderen Truppe aus dem CBGB-Umfeld Karriere. Television legten 1977 mit Marquee Moon ein Album vor, das den Punk-Sound der Stunde schon wieder auflöste, mit konventionellen Harmonien aus dem Rock spielte und sogar Jazz-Elemente in sich aufnahm. Es sollte eine bahnbrechende, einflussreiche Platte werden, die ein Michael Stipe von R.E.M. bis heute neben Patti Smiths Horses zu einer der zwei besten LPs aller Zeiten zählt. Als sie damit auf Tour nach England gingen, nahmen sie Blondie gleich mit. Die beiden Gruppen verstanden sich aber wohl nicht sonderlich, wenn wir den Erzählungen Glauben schenken dürfen…


3. Ramones – Pet Semetary

Television gehörten eben zu den Exzentrikern, die ein Club wie das CBGB zwangsläufig hervorbringt. Und eigentlich lassen sich Blondie ähnlich kategorisieren. Ihre Musik war von Punk geprägt, spielte aber schon auf der Debüt-LP mit vielen anderen Elementen und begeisterte damit die Kritik, wenngleich die Verkäufe anfangs schleppend liefen. Mit den Punks kamen sie dennoch gut zurecht – sehr gut sogar. Als Tommy Ramone im Jahr 2014 starb, erinnerte sich Stein daran, die Band des Drummers von Anfang an geliebt zu haben. „Ich traf ihn früh“, erinnerte er sich. „Mit seiner Band Butch spielte er im Mercer Art Center, bevor es buchstäblich zusammenfiel.“

Als die beiden sich das nächste Mal über den Weg liefen, erzählte Tommy von seiner neuen Band. „Ich war vermutlich bei ihrer ersten Show im CBGB und erinnere mich noch genau daran, wie fantastisch sie trotz ihrer Unerfahrenheit waren“, so Stein. Noch 1990, als Harry und Stein lange nach der Auflösung von Blondie für eine kurze Tour durchs Land zogen, taten sie das unter dem Titel „Escape from New York“ gemeinsam mit den hageren Ramones. Und Songs wie Pet Semetary gehörten immer auf die Setlist von Blondie oder Debbie Harrys Solo-Shows. Die Zeit im CBGB schweißte beide Gruppen für immer zusammen.


4. Iggy Pop – Ordinary Bummer (Live)

Zwischen 1982 und 1997 war bei Blondie der Ofen aus – so halb zumindest, denn Harry und Stein trugen das Erbe der Band ja weiter. Interne Spannungen hier, Steins Autoimmunerkrankung und das eine oder andere Rock-Star-Problemchen wie illegale Substanzen und finanzielle Fehlkalkulationen ließen die Gruppe erst ihre Europa-Tour 1982 absagen und dann im November ihre Auflösung bekannt geben. 1997 aber raufte sich die Band wieder zusammen, gab im Mai des Jahres ein Reunion-Konzert und ging später auf eine internationale Tour. Währenddessen veröffentlichten sie beinahe klammheimlich ein neues Stück Musik.

Oder besser: ein altes. Denn bei Ordinary Bummer handelte es sich um eine Iggy Pop-Nummer vom Album Zombie Birdhouse, das die Gruppe unter dem Pseudonym Adolph‘s Dog einspielte. Eine etwas pikante Anspielung, denn mit Adolph war Adolf Hitler gemeint – und dessen Schäferhündin hieß nochmal wie genau? Eben, Blondie. Das Cover war eine Hommage an Pop, der sie – damals mit David Bowie als Teil seiner eigenen Band – auf Tour eingeladen hatte. „Sie waren unsere absoluten Helden“, erinnerte sich Harry an das explosive Doppelpack in einem Interview nach Bowies Tod Anfang 2016.


5. Roxy Music – More than This

Die ungezügelte „raw power“ von Iggy Pop und das glamouröse Auftreten Bowies waren jeweils für sich legendär, gemeinsam aber entzündeten sich an diesem Kontrast die intensivsten musikalischen Feuerwerke. Blondie waren ganz ähnlich, sie lebten von den vermeintlichen Widersprüchen, die ihre Musik von Anfang an auszeichneten. Von Avantgarde bis Punk reichte ihr Einflussspektrum und natürlich stand auch exaltierter Art Rock und Glam auf dem Programm. Dass sie 2006 den Roxy Music-Song More than This coverten, versteht sich da fast wie von selbst. Denn auch Blondie waren immer schon „mehr als das“!

So nahe die Verbindung zwischen Roxy Music und Blondie aus heutiger Sicht auch liegen mag, wurden die Trennlinien früher noch schärfer gezogen. Drummer Clem Burke verriet, dass er bereits zu Jugendzeiten mit seiner Passion für Roxy Music und andere auf taube Ohren stieß. „Ich war ein riesiger Fan von den New York Dolls und David Bowie, Roxy Music, Cockney Rebel, The Sweet und T.Rex. Meine Freunde aber mochten Zappa und Captain Beefheart, ihnen gefiel diese Musik gar nicht. Deshalb habe ich Leute gesucht, die ähnlich drauf waren wie ich.“ Er fand Blondie und damit ein paar sehr offene Menschen vor, die gutes Songwriting unabhängig von allen Genrebestimmungen zu wertschätzen wussten.


6. Randy and the Rainbows – Denise

Denn diese Band konnte auch mit ausgemachten Pop-Nummern etwas anfangen! Als Blondie 1978 ihr zweites Album Plastic Letters veröffentlichten, fand sich darauf eine etwas ungewöhnliche Cover-Version, die sogleich zur ersten Single ernannt wurde: Denise hieß der ursprünglich von Neil Levenson geschriebene Hit, der von Randy and the Rainbows bekannt gemacht wurde, einer Doo-Wop-Gruppe aus den frühen sechziger Jahren. Bei Blondie bekam die Nummer einen deutlichen Punk-Anstrich und klingt eher nach den Ramones als nach dem schmalzigen Original.

Wichtiger noch verdrehte Debbie Harry den Text leicht: Aus Denise wurde Denis, die männliche Form des Namens. Neben den improvisierten französischen Lyrics im Mittelteil gab die Gruppe dem Stück so eine ganz andere Bedeutung, indem sie die Sprecherrollen umkehrte und klar herausstellte, dass mit Harry eine Frau sprach. Was eigentlich nur logisch klingt, hatte Ende der siebziger Jahre – mit Frauenrechten war es noch nicht sonderlich weit her und dass eine Frau einer ganzen Band vorstand war keinesfalls üblich – eine noch größere Bedeutung. Der Erfolg gab der Gruppe aber recht: Mit Denis konnten Blondie ihren ersten internationalen Hit landen.


7. Kraftwerk – Metropolis

Sowieso waren die siebziger Jahre eine Zeit, in welcher neben den pompösen Rock-Operetten und den Exzessen der britischen Punk-Bewegung noch ganz andere Revolutionen stattfanden, wenngleich stiller und heimlicher. Mit der neu umgearbeiteten Version von Heart of Glass – eigentlich ein Reggae-inspiriertes Rock-Stück – toppten Blondie 1979 die Charts. Zwei Einflüsse waren dafür besonders wichtig: Einerseits (ausgerechnet) die Bee Gees mit dem unvergesslichen Stayin‘ Alive, deren Beat Burke auf der Aufnahme zu imitieren versuchte.

Andererseits öffneten sich Blondie spätestens mit Heart of Glass der neuen Technologie, die Ende der siebziger Jahre immer erschwinglicher wurde und ungeahnte Möglichkeiten bot. Jimmy Destri soll seine Truppe dazu gedrängt, mehr mit Synthesizern zu experimentieren und sie prominent in der neuen Version des Stücks einzubauen. Als große Vorlage diente eine deutsche Band, die Anfang der siebziger Jahre eine musikalische Revolution (und damit gleich die gesamte Zukunft) einläuteten. Stücke wie Metropolis vom Album Die Mensch-Maschine waren tanzbar und simpel, klangen aber verheißungsvoll und aufregend. Kein Wunder, dass sich auch Blondie dem Ruf der Zukunft nicht entziehen konnten.


8. Donna Summer – I Feel Love

Doch der stilistische Umschwung kam nicht bei allen gut an. „Die Ramones machten Bemerkungen über uns, dass wir Sell-Outs wären“, erinnerte sich Stein in einem Interview. „Im CBGB allerdings waren alle zufrieden und amüsiert darüber, dass wir einen Hit hatten. Und neidisch darauf, dass sie nicht dasselbe von sich behaupten konnten…“ Tja. Blondie polarisierten eben selbst dort, wo sie ihre Wurzeln hatten. Das ist mit Blick auf die Stimmung dieser Zeit wohl nur verständlich: Nicht nur von Kraftwerk, sondern auch von Disco war Heart of Glass beeinflusst – und Disco war damals der erklärte Feind. Wieso aber eigentlich? Wieso zum Beispiel trafen sich am 12. Juli 1979 bei der Disco Demolition Night im Chicagoer Chomiskey Park tausende Menschen, um ihre Disco-Platten zu verbrennen?

Einerseits wohl, weil für viele Disco mit tumben Konsum und egomanischer Selbstdarstellung gleichgestellt wurde. Andererseits wurde die Disco-Szene aus der LGBTQ-Szene heraus aufgebaut und das überwiegend von Menschen, die nicht weiß waren. Lange bevor die Bee Gees, Filme wie Saturday Night Life oder sogar ABBA auf den Zug aufsprangen, bot die Community denjenigen Zuflucht, die von der weißen Mehrheitsgesellschaft an den Rand gedrängt wurden. Tatsächlich also war Disco zumindest in seiner ursprünglichen Form mehr Punk als Punk selbst! Der Backlash gegen Disco war häufig homo- oder transphob bis offen rassistisch. Blondie aber zeigten, dass beide Subkulturen buchstäblich in Einklang zu bringen waren. Überrascht es da noch weiter, dass sie schon bald mit Giorgio Moroder zusammenarbeiteten, der mit Donna Summers I Feel Love das Subgenre Eurodisco aus der Taufe hob und damit nebenbei noch eine Schwulenhymne schuf, gesungen von einer Schwarzen?


9. Grandmaster Flash & The Furious Five – The Message

Es ist mit Blick auf die vielseitigen Einflüsse, die sich in Blondies Werk auftun, ganz eindeutig, dass diese Band das Miteinander dem Gegeneinander stets vorzog. Damit spiegelten sie von Anfang an wider, was New York zu einer der schönsten Städte dieser Welt macht, einem echten „melting pot“ der (Sub-)Kulturen. Neben Disco und Reggae (wir denken an The Tide Is High) war Hip Hop das jüngste Genre, das die Five Boroughs während Blondies Frühphase rasant eroberte – auch dank weißen Acts wie Blondie, die den Sound der schwarzen Viertel der Stadt mit ihrem Track Rapture aufnahmen.

Hip Hop wurde in ärmlichen Verhältnissen erfunden und spiegelte diese auch in seinen Texten wieder. Ein fundamentaler früher Rap-Track ist The Message von Grandmaster Flash & The Furious Five, der ungeschönt aus dem Leben im Ghetto erzählt. Neben Grandmaster Flash („Flash is fast, Flash is cool“) wird in Rapture auch Fab 5 Freddy, ein anderer Pionier des Hip Hops erwähnt. Er brachte Debbie und ihre Band zu den Block Partys der Bronx, wo sie ihre ersten Rap-Performances erleben durften. Eine Erfahrung, die sie mit der Welt teilen wollten, indem sie ein breites Publikum an Rap heranführten. „Für den Großteil des weißen Mainstreams war es das erste Mal, dass sie Rap zu hören bekamen und auf eine Art ebnete das sozusagen den Weg für das, was danach kam“, so Fab 5 Freddy selbst über Rapture.


10. No Doubt – Just a Girl

Mit ihrem furchtlosen Auftreten, ihrer einzigartigen Neugier für das Treiben weit abseits des Tellerrandes und nicht zuletzt ihrem fantastischen Songwriting waren Blondie ohne Frage stilprägend. Harry, Stein und ihre verschiedenen Mitstreiter haben ganze Generationen geprägt. Vor allem natürlich Harry, die als Frontfrau der Band für viele Künstlerinnen zum Vorbild wurde. Während sie noch weitgehend auf verlorenem Posten stand, wurden Frauen ab Ende der achtziger Jahre in der – nach wie vor – männerdominierten Rock-Welt immer sichtbarer und lauter. Zwei Bands waren es vor allem, die sich mit ihrem Schaffen auf Blondie bezogen. Zum einen waren da Garbage, deren Sängern Shirley Manson die Band im Jahr 2006 sogar in die Rock and Roll Hall of Fame einführen durfte.

Auch No Doubt und vor allem deren Sängerin Gwen Stefani berifen sich immer wieder explizit auf Blondie. Die Liste der Cover-Versionen ist lang, am bekanntesten sind ihre Interpretationen von One Way or Another und Call Me. Nicht wenige sahen in der Band zu ihren Anfangszeiten die Ablösung für die 1982 aufgelösten Blondie. Selbst Harry hatte immer nur lobende Worte für Stefani und ihre Truppe über. „Ich liebe Gwen. Ich verehre Gwen!“, rief sie in einem Interview. Warum auch nicht? Mit Songs wie Just a Girl wandte sich Stefani ebenso so selbstbewusst gegen Machos wie Blondie es einst taten – und zum Glück immer noch tun. Denn niemand löst so einfach Blondie ab!


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„Wicked Game“ von HIM: Wie eine Coverversion den Finnen alle Türen öffnete

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„Wicked Game“ von HIM HEADER

Mit ihrer Coverversion des Chris-Isaak-Hits Wicked Game legten HIM so ziemlich alle Grundsteine für ihre einzigartige Erfolgsgeschichte. Im Folgenden lest ihr, welchen Stellenwert der Song in der HIM-Historie einnimmt und warum die Finnen das Stück mindestens viermal in unterschiedlichen Versionen aufgenommen haben.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Greatest Lovesongs Vol. 666 von HIM anhören:

Es ist der Song, der HIM ins Rampenlicht befördert. Schon für ihre Demo This Is Only The Beginning nehmen Ville Valo und seine Bandkollegen eine Coverversion des Chris-Isaak-Klassikers Wicked Game auf und schinden damit jede Menge Eindruck — zum Beispiel bei BMG-Mitarbeiter Asko Kallonen, der die Newcomer sofort unter Vertrag nimmt. Am 19. Oktober 1996 veröffentlichen HIM ihre erste EP und geben der Welt damit einen Vorgeschmack auf eine der letzten großen Karrieren der Rock’n’Roll-Geschichte. 666 Ways To Love: Prologue heißt das gute Stück und die junge Band arbeitet für die Veröffentlichung mit Produzent Hiili Hiilesmaa zusammen, der laut Ville Valo maßgeblich an der Entwicklung des typischen HIM-Sounds beteiligt ist. Auch Wicked Game ist auf der EP zu hören — doch es handelt sich noch lange nicht um die letzte Version des Songs.

Wicked Game: ein melancholischer Love-Song mit großer Bedeutung für HIM

Im Sommer 1997 starten HIM mit der Produktion ihres Debütalbums Greatest Lovesongs Vol. 666. Einmal mehr spielen sie dafür Wicked Game ein, und zwar in der Version, die am 28. September 1998 als Single erscheint und die für viele Rock-Fans der erste Berührungspunkt mit HIM sein dürfte. Wüsste man nicht, dass es sich um eine Komposition von Chris Isaak handelt: Das Stück könnte auch ein Ville-Valo-Eigengewächs sein. Melancholie, Fatalismus, Liebe: Wicked Game enthält alle Trademarks des Finnen, weshalb HIM die Nummer auch bloß nachspielen müssen, um sie sich zu eigen zu machen. Damit heben sie sich von vielen anderen Bands und Musiker*innen ab, denn nur wenige Stücke werden so oft gecovert wie Wicked Game. Das britische Lifestyle-Magazin Dazed bezeichnet den Hit sogar mal als „möglicherweise einflussreichsten Love-Song in der modernen Musik“.

Auf die Idee für das Stück kommt Chris Isaak laut eigener Aussage nach einem Telefonat. So möchte eine Frau damals ein spontanes Treffen mit dem Musiker arrangieren, doch der hat gemischte Gefühle. In einem Interview verrät er: „Ich habe den Song zwischen dem Telefonat und dem Besuch geschrieben. Ich habe mich gefragt, was passiert, wenn man sich stark zu einer Person hingezogen fühlt, die nicht unbedingt gut für einen ist. Ich glaube, dass ich damit einen Nerv getroffen habe, denn viele von uns fühlen sich stark zu anderen Menschen hingezogen, die uns nicht unbedingt gut tun.“ Genau jene Hin- und Hergerissenheit zwischen Liebe und Düsternis ist es, die den Eindruck erweckt, es handele sich um einen Song aus der Feder von HIM-Frontmann Ville Valo. Manchmal passt es einfach.

Wicked Game: Der Song, mit dem HIM ihren Sound fanden

Noch heute hat Wicked Game seinen festen Platz in der HIM-Geschichte. „Das war einer der ersten Songs, die wir als Band zusammen gespielt haben, und er hat uns sehr dabei geholfen, unseren Sound zu finden“, erklärt HIM-Sänger Ville Valo Jahrzehnte später in einem Interview. „Das fällt in der Regel leichter, wenn man die Songs von jemand anderem spielt. Man muss nicht über den Text nachdenken oder so. Man kennt das Lied sowieso auswendig und das macht es einfacher.“ Ihr typischer Sound ist es auch, der HIM ab Ende der Neunziger in die Rock-Champions-League katapultiert. Schon mit ihrem zweiten Langspieler Razorblade Romance (1999) gelingt ihnen der große Durchbruch. Und wieder ist auf dem Album eine neue HIM-Aufnahme von Wicked Game zu finden. Die Jungs mögen den Song echt.

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Popkultur

Zeitsprung: Am 28.9.1988 spielt Zakk Wylde zum ersten Mal auf einem Ozzy-Album.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 28.9.1988.

von Christof Leim

Auf Ozzy Osbournes fünftem Soloalbum No Rest For The Wicked gibt der junge Zakk Wylde 1988 seinen Einstand. Vorher kannte ihn niemand, heute gilt er als einer der besten Rockgitarristen der Welt. Wie endet ein 20-jähriger Flitzefinger aus New Jersey in der Band eines legendären englischen Sängers? Und was hat Kim Wilde damit zu tun?


Hört hier in No Rest For The Wicked rein:

Klickt auf „Listen“ für das ganze Album.

1987 braucht Ozzy Osbourne mal wieder einen neuen Gitarristen. Nach dem Unfalltod seines Gitarristen Randy Rhoads 1982 und dem Ausscheiden von Jake E. Lee nach der 1986er-Tour muss der ehemalige Black Sabbath-Sänger, damals 38 Jahre alt, einen fähigen Saitenkünstler für seine erfolgreiche Soloband finden. Zakk Wylde ist da erst 20 Jahre alt, spielt den ganzen Tag Gitarre und hat eine Band namens Zyris. Er gibt Unterricht und arbeitet an einer Tankstelle. Eine Platte hat er bisher noch nicht aufgenommen, er wohnt sogar noch zu Hause bei Mama und Papa, die ihn Jeffrey Wielandt nennen. Zu diesem Zeitpunkt sieht man sogar sein Kinn noch, was sich 2018 niemand mehr vorstellen kann. Wie endet ein 20-jähriger Shredder in einer der erfolgreichsten Rockbands der Welt? Mit viel Glück, dem richtigen Kontakt und viel, viel üben.

Damals hört Jeff Wielandt alias Zakk Wylde in der Radioshow von Howard Stern davon, dass Ozzy einen neuen Gitarristen sucht, doch er weiß nicht, wie er sich seinem großen Helden vorstellen kann. Ein paar Wochen später bietet ihm ein Bekannter namens Dave Feld an, ein Demotape an den Fotografen Mark Weiss weiterzugeben, der bereits mit Ozzy gearbeitet hatte. Natürlich könne er nichts versprechen, erklärt Feld, aber das reicht dem Gitarristen schon. Mit zwei Kassettenrekordern nimmt er ein Demo auf. Darauf spielt er neben ein paar eigenen Riffs, Soli und klassisch inspirierter Akustikgitarre die Leads der Ozzy-Klassiker Mr. Crowley und Flying High Again. Und tatsächlich löst Feld sein Versprechen ein und gibt das Demo weiter, das schlussendlich bei Team Ozzy landet.



So klingelt eines Tages das Telefon im Haus der Familie Wielandt in New Jersey: „Ich war damals noch gar nicht ausgezogen. Zuerst habe ich gedacht, einer meiner bescheuerten Freunde hätte sich einen Spaß erlaubt“, erzählt Zakk heute. „Aber dann ist mir die Zeitverzögerung aufgefallen, die früher bei Transatlantikgesprächen immer aufgetreten ist.“ Am anderen Ende meldet sich Sharon Osbourne, Ozzys Frau und Managerin. „Sie hat mir gesagt, dass sie mich für eine Audition mit der Band einfliegen würden. Ich konnte es echt nicht glauben. Aber kurz darauf kamen per Post die Tickets. Ich weiß noch, wie mich meine Eltern zum Flughafen gefahren haben, Barbaranne war auch dabei. Ich hatte meinen Koffer und meine Gitarre in den Händen, und ab ging es nach Los Angeles. Mein erstes Mal an der Westküste.“ (Mit jener Barbaranne ist Zakk heute verheiratet, die beiden haben vier Kinder: Hayley Rae, Hendrix, Jesse und Sabbath Page. Und ja, die heißen wirklich so.)

Aus über 400 Kandidaten wurde unser Mann zusammen mit einigen anderen ausgewählt. Die Finalisten steigen im Hyatt Hotel auf dem Sunset Boulevard ab: „Ich habe mitbekommen, dass manche sich nur für das Geld oder Prestige interessiert haben“, kommentiert Zakk seine Mitbewerber. „Sie waren nicht mal Black Sabbath- oder Ozzy-Fans, für sie war das einfach nur ein Job. Ich habe das ganz anders empfunden: Wenn man sein Leben lang auf Manchester United steht und plötzlich für das Team spielen darf – das ist eine heilige Sache.“ In einem Probestudio findet schließlich die Audition, das Vorspiel, statt. Dazu hat die hat die ganze Band ihr Equipment aufgebaut: Randy Castillo am Schlagzeug, Phil Soussan am Bass, John Sinclair an den Keyboards. Auch Ozzy höchstselbst ist am Start: „Der hat auf einem Sofa gesessen. Mir ging natürlich sofort durch den Kopf: ‚Oh, mein Gott! Ozzy!‘ Er hat mich freundlich begrüßt – und gefragt, ob wir uns schon mal getroffen haben. Bitte was? Wohl kaum, es sei denn, er hat mich und meine Kumpels zufällig bemerkt, wie wir auf der Bark At The Moon-Tour im Publikum ausgeflippt sind. Später stellte sich raus, dass ihm mein Foto aufgefallen ist. Sein Kommentar damals: ‚Der Junge muss echt auf Randy Rhoads stehen.‘ Das lag vor allem an meinen blonden Haaren. Ich hatte die gleiche Frisur wie Randy.“

Action und fette Riffs: Ozzy Osbourne und Zakk Wylde live in Chicago 1989. Credit: Paul Natkin/Getty Images

Nun liegt die Annahme nahe, dass sich ein 20-Jähriger angesichts dieser einmaligen Chance in Gegenwart seines Helden zu gut Deutsch ein wenig ins Beinkleid macht. Doch Zakk bleibt cool: „Ozzy hat dafür gesorgt, dass ich mich wohlfühle, Randy und Phil ebenso. Sie haben mich gefragt, welche Songs ich spielen will, und dann haben wir I Don’t Know, Bark At The Moon und Suicide Solution gejammt. Das war definitiv ziemlich cool und eigentlich stressfrei.“ Der junge Klampfenheld kommt in die engere Auswahl zusammen mit einem Gitarristen namens Jimi Bell, der schon mit Joan Jett gespielt hatte – und wird schließlich ausgewählt. Jeff Wielandt aus New Jersey ist der neue Gitarrist von Ozzy Osbourne. Jackpot!



Probleme damit, sein altes Leben einfach hinter sich zu lassen, gibt es keine: „Mich hat nichts zurückgehalten, kein Haus, keine eigene Wohnung, nichts.“ Auch seine Eltern haben keine Einwände und empfehlen ihm: „Tue, was dich glücklich macht!“ Schon bald wird die ganze Mannschaft nach England verschifft, um auf einer Farm in der Nähe von Brighton das neue Album zu schreiben. Der nächstgelegene Pub ist fußläufig zu erreichen, was Ozzy bei Bedarf ein „Flüssigfrühstück“ ermöglicht und abends zum Feierabendpils einlädt. Von dort geht es nach Albuquerque im US-Bundesstaat New Mexico, Phil Soussan darf aber nicht mit und wird durch Bob Daisley ersetzt, den Bassisten von Ozzys ersten drei Soloalben. Hier muss unser Mann natürlich abliefern – und Riffs schreiben, die Millionen Fans in aller Welt hören werden. Bange macht ihn das nicht: „Randy Rhoads stand ja vor der gleichen Situation, als er von den unbekannten Quiet Riot kam. Aber so darf man da nicht rangehen: Wenn man für Manchester United als Nachfolger von George Best spielen soll, dann darf man nicht gucken, ob das alles gut genug ist. Man muss sein Ding durchziehen. Das ist wie bei einem Archäologen, der nach Knochen gräbt. Wenn man ungefähr weiß, wo die sich befinden, dann gräbt man eben so lange, bis man sie gefunden hat. Und wenn man mal nichts findet, dann geht man nach Hause und gräbt am nächsten Tag weiter – bis man zufrieden ist. Wenn man zu viel darüber nachdenkt, wird alles nur schlimmer.“

Meistens jammen Zakk und Randy, bis Ozzy etwas gefällt. Mit seinen neuen Kollegen kommt er dabei generell gut klar. „Leute wollen oft wissen, ob ich diese ganzen Riffs schon vorher in petto hatte. Nein, ich habe die alle vor Ort geschrieben. Ozzy hat gefragt, ob es Ideen gibt, und ich habe losgelegt. Das allererste Riff war Miracle Man. Ich hatte gerade mit Foxey Lady von Jimi Hendrix rumgefummelt und das Ding einfach schneller gespielt. Der Fingersatz ist der gleiche.“ Schnell stellt sich heraus, dass die neuen Ozzy-Nummern fetter und heavier klingen als die letzten Werke Bark At The Moon (1983) und The Ultimate Sin (1986).



Aufnehmen soll das Ganze Roy Thomas Baker, der legendäre Queen-Produzent, doch das funktioniert überhaupt nicht. Ozzy zeigt sich unzufrieden, und als der Neuling auch noch fragt, ob er alle seine Gitarren bitte neu einspielen könne, gibt es Streit. Zur Rettung wird Keith Olsen engagiert, der Fleetwood Mac und den Millionenseller Whitesnake (auch bekannt als 1987) produziert hatte. Jetzt klickt es. „Keith war super!“, versichert Zakk.


No Rest For The Wicked erscheint am 28. September 1988 und macht Zakk auf einen Schlag in der Rockszene bekannt. In den ersten sechs Monaten verkauft sich die Scheibe eine Million Mal. Glücklicherweise hat er sich da schon einen neuen Namen zugelegt, wie er in der Zeitschrift Guitar World erzählt: „Zu Hause in New Jersey habe ich meinen Nachnamen immer Wylant geschrieben, weil keiner Wielandt vernünftig buchstabieren konnte. Barbaranne hat dann irgendwann erzählt, dass sie den Namen Zack für ein Kind gut fände. Den habe ich dann selber benutzt. Von Zack Wylant hielt Ozzy aber nichts. Als wir dann eines Abends einen gezischt haben, lief ein Song von Kim Wilde, dieser britischen Popsängerin. Also habe ich einfach Zakk Wylde vorgeschlagen. Ozzy fand es super. Und wenn man sich unsere frühen Fotos anguckt, habe ich sogar ihren Look geklaut!“



Als erste Single wird Miracle Man veröffentlicht, ein beißender Kommentar in Richtung des TV-Predigers Jimmy Swaggart, der vom hohen religiösen Ross herunter lange Jahre Osbourne als moralisch unerträglich kritisiert, aber dann selbst mit Prostituierten erwischt wird. Im Clip steht die Band in einer alten Kirche, in der Dutzende kleine Schweinchen herumlaufen. Das bringt die Botschaft zwar rüber, geht aber mit einer unerwarteten Sauerei einher: Als zum ersten Mal die Musik angeht, erschrecken sich die Ferkel – und „entleeren“ sich alle und zur gleichen Zeit.



Kurz nach seinem Einstieg hatte Zakk am 28. Juli 1987 seine erste Show als Sidekick von Ozzy Osbourne gespielt – in einem britischen Gefängnis. Auf große Arena-Tour geht es mit der Platte im Gepäck Ende 1988, Vorgruppe sind Anthrax. Dafür hat es einen erneuten Wechsel am Bass gegeben: Daisley ist raus, Geezer Butler ist drin.



Damit spielt der gerade mal 21-jährige Blondschopf mit der halben Besetzung von Black Sabbath zusammen. Doch dem fällt es nicht schwer, sich in eine Gruppe aus mittelalten Rocklegenden einzufügen: „Sie haben sich alle um mich gekümmert.“ Allerdings feiern Ozzy und Geezer zu diesen Zeiten noch ziemlich hart. Das färbt ab: „Wir hatten alle definitiv unseren Spaß. Ich habe trotzdem ständig geübt und immer noch genau das gemacht, was ich am liebsten tue. Das handhabt vielleicht jeder anders. Wir sind rausgegangen und haben einen gezischt, aber am nächsten Tag ging es wieder an die Arbeit.“ Heute lacht der mittlerweile abstinent lebende Gitarrist: „Der betrunkene, der verkaterte und der halbverkaterte Geezer sind allesamt großartige Geezer, und ich liebe jeden einzelnen davon.“



Als die Tour schließlich im August 1989 vor 100.000 Zuschauer beim Moscow Music Peace Festival endet, hat Zakk Wylde sich in der Band von Ozzy und der Welt der Rockgitarre etabliert. Der Sänger selbst scheint die Konzertreise nicht gänzlich unbeschadet überstanden zu haben, denn kurz darauf versucht er im Wahn, seine Frau Sharon umzubringen, aber das ist eine andere Geschichte (die hier steht).

Und wie sieht Zakk No Rest For The Wicked heute? „Ich bin stolz darauf, keine Frage. Wenn ich mir die Platte anhöre, den Sound und die Songs, dann muss ich sagen: Das hat funktioniert. Ich war erst 19 oder 20, als ich die Riffs geschrieben habe. Natürlich konnte ich dabei richtig viel lernen, denn vorher hatte ich noch nie ein Album aufgenommen. Und ich würde heute alles so lassen.“

Zakk Wylde heute: Meistergitarrist, Zottelbartträger und immer noch Ozzy-Fan. Credit: Chascar


Headerbild Credit: Paul Natkin/Getty Images

Zeitsprung: Am 28.9.1988 spielt Zakk Wylde zum ersten Mal auf einem Ozzy-Album.

 

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Popkultur

Home is where your bunte M&Ms is: Die verrücktesten Backstage-Wünsche

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Backstage Header
Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

Für ihre sogenannten „Hospitality Rider“ fallen Musikstars die verrücktesten Anforderungen ein. Ob bunte M&Ms, Haartrockner oder Würgeschlangen: Hinter der Bühne scheint einfach alles möglich zu sein. Die 15 verrücktesten und unterhaltsamsten Backstage-Wünsche haben wir für euch zusammengestellt.

von Timon Menge

Vorweg sei gesagt: Um kaum etwas Ranken sich so viele Mythen und Gerüchte wie um die Backstage-Wünsche der großen Rock- und Pop-Sternchen. Die folgende Liste sollte also keinesfalls zu ernst genommen werden. Allzu abwegig klingt vieles davon allerdings nicht …

15. Die Beatles und Elvis: bescheidene Rockstars

Beginnen wir mit den Pflegeleichtesten in unserer Liste. Laut New York Post verlangten die Beatles in ihren Backstage-Räumen bloß einen Schwarzweißfernseher und einige Flaschen Coca-Cola. Ganz schön genügsam für die größte Band aller Zeiten. Elvis wünschte sich hinter der Bühne angeblich nichts weiter als zehn Softdrinks und vier Gläser Wasser.

14. Slipknot futtern aus der Dose

Slipknot unterstreichen mit ihrem Hospitality Rider auf sympathische Art und Weise ihre proletarische Herkunft und legen Wert auf Dinge wie Dosenravioli, Kaubonbons, Feuchttücher und Socken aus der Dose. Ob die Lebensmittel und die Socken etwas miteinander zu tun haben, ist nicht überliefert.

13. Eminem liebt Taco Bell

In den USA zählt Taco Bell zu den berühmtesten Fast-Food-Ketten überhaupt. Jenseits der Landesgrenzen ist das mexikanisch beeinflusste Schnellrestaurant allerdings kaum anzutreffen. Genau deshalb steht in den Backstage-Anforderungen von Rapper Eminem explizit: „A selection of Taco Bell (Mexican-themed fast food) — imported from America“.

12. Die Beach Boys verlangen weiches Toilettenpapier

Wenn es um die Auswahl des richtigen Klopapiers geht, hatten die Beach Boys genaue Vorstellungen. „VERY SOFT“ sollte sich das Abputzen anfühlen. Außerdem legten die Musiker Wert auf Recycling-Mülleimer im Essensbereich. „Die Beach Boys und der Planet danken euch“, war an entsprechender Stelle im Hospitality Rider der Band zu lesen.

11. DJ Shadow gräbt gern nach Vinyl

Hip-Hop-Legende DJ Shadow verlangt bei jedem Konzert nach einer Liste aller lokalen Plattenläden, um in seiner Freizeit nach neuen LPs stöbern zu können. Wenn er in der Stadt ist, lohnt es sich also, die umliegenden Anlaufstellen für das schwarze Gold im Blick zu behalten. Vielleicht lauft ihr ihm ja über den Weg.

10. Lady Gaga mag keinen Stinkekäse

Nachvollziehbar: Lady Gaga möchte nicht, dass es in ihrem Backstage-Bereich nach Käsetheke im Sommer riecht. Folglich steht in ihrem Hospitality Rider, dass beim Catering unterschiedliche Käsesorten zur Verfügung stehen sollen, aber nur wenn sie „non-smelly“ und „non-sweaty“ sind.

9. Van Halen und die braunen M&Ms

Diese Geschichte haben wir fast alle schon einmal gehört, doch man kann sie unmöglich auslassen: Als Van Halen 1982 durch die USA touren, bestellen sie für ihren Backstage-Bereich unter anderem eine Schüssel M&Ms. Doch Vorsicht: „Absolutely no brown ones!“, heißt es im Rider der Band. Andernfalls droht der ersatzlose Konzertabbruch.

8. Adele mag keinen Bio-Honig

Während viele Pop-Stars hinter der Bühne Wert auf Bio-Lebensmittel legen, verlangt Adele in ihrem Rider explizit „non-organic honey“, also Nicht-Bio-Honig. Welche Beweggründe sie dafür hat, bleibt wohl ihr Geheimnis. Außerdem sagt man, dass sie keine Tomaten auf ihren Sandwiches mag.

7. James Brown hat die Haare schön

Soul-Legende James Brown hatte nicht nur eine beeindruckende Stimme, sondern auch stets schicke Haare. Damit das auch so blieb, verlangte der Sänger in seinem Backstage-Bereich nach einer Trockenhaube, wie man sie aus Friseursalons kennt. Außerdem auf seiner Liste: Champagner, ein Bügeleisen und ein Golfauto.

6. Amy Winehouse empfängt nur „große Jungs“

Zu den Hospitality-Anforderungen von Soul-Queen Amy Winehouse gehörten die unterschiedlichsten Dinge, von Whiskey über Pizza bis hin zu Camel Lights. Besonders lustig mutet aber ein Schild an, dass die Sängerin bei jeder ihrer Shows an der Tür ihres Zimmers anbringen ließ: „Only big boys can enter“, also „Zutritt nur für große Jungs“.

5. Rihanna hat es gern gemütlich

Rihanna legt in ihren Backstage-Räumlichkeiten Wert auf Duftkerzen. Aber nicht auf irgendwelche Duftkerzen, sondern die Sorte „Archipelago Black Forest“ muss es sein. Außerdem verlangt sie vor Auftritten nach einem Teppich mit Tierfellmuster, der unbedingt sauber sein muss, weil sie barfuß darüber läuft.

4. Kanye West steht auf Slushy-Cocktails

Rapper Kanye West scheint eine Vorliebe für Cocktails zu haben, vor allem für gefrorene. So lässt er sich für eine Tour eine Slushy-Maschine hinter die Bühne stellen, die zwei verschiedene Sorten enthält: Grey Goose (Wodka) mit Limo sowie Hennessy (Cognac) mit Coca-Cola. Prost!

3. Nikki Sixx wünscht sich eine Würgeschlange

Dass die Rider-Wünsche von Nikki Sixx wirklich ernst gemeint sind, kann man kaum glauben. Aber erfahrungsgemäß ist es ja so: verrückt, verrückter, Mötley Crüe. So verlangt der Bassist der Glam-Metaller zeitweise, dass er im Backstage-Bereich eine mindestens 4,5 Meter lange Boa Constrictor vorfindet. Warum auch immer.

2. Iggy Pop erwartet „sieben Zwerge“

Noch verrückter wird es in den Backstage-Anforderungen von Iggy Pop. „Pizza für die Obdachlosen“ liest sich fast noch harmlos, doch die Punk-Legende fordert auch „sieben Zwerge“ sowie Brokkoli, der bereits kleingeschnitten ist — damit man ihn besser entsorgen kann.

1. Madonna nimmt ihr ganzes Wohnzimmer mit

Madonna denkt das Wohlbefinden hinter der Bühne etwas größer und lässt bei jedem ihrer Konzerte ihr komplettes Wohnzimmer auf- und abbauen. Das klingt im ersten Moment  großspurig. Wenn man sich in die Lage einer vielreisenden Künstlerin hineinversetzt, die fast nie zuhause ist, irgendwie aber auch nicht.

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