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Popkultur

Fats Domino, der Wegbereiter des Rock’n’Roll, ist im Alter von 89 Jahren gestorben

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Am 24.Oktober 2017 ist der Pianist, Sänger und Songwriter Fats Domino verstorben. Wie seine Tochter der Lokalpresse mitteilte, soll er friedlich im Beisein seiner Familie eingeschlafen sein. Egal ob die Beatles oder Elvis Presley: Ohne Domino hätte es keinen Rock’n’Roll gegeben.


Hört euch hier Fats Dominos größte Hits an und lest weiter:


Antoine Domino wurde 1928 in New Orleans als Sohn einer französisch-kreolischen Familie geboren, die ihm die Musik in die Wiege legte. In den 40er-Jahren tritt er in Bars und Clubs auf, seine flinken Finger verschmolzen Jazz, Blues, Boogie-Woogie und Rhythm & Blues. 1949 lernen sich Domino und Dave Bartholomew kennen: Es beginnt eine Musikerfreundschaft, die in ihrer Fruchtbarkeit und Harmonie mit der von Lennon und McCartney vergleichbar ist.

Die beiden nehmen noch im selben Jahr The Fat Man auf – den Welthit, der Domino nicht nur den Spitznamen Fats einbringt, sondern auch als einer der ersten Rock’n’Roll-Titel überhaupt gilt. Es ist genau diese Mischung aus Country, Cajun und Blues, aber mit einem treibenden Rhythmus unterlegt, die Rockchronist Charlie Gillett einmal als Dance Blues bezeichnete und die später als Rock’n’Roll die Welt eroberte. Domino wird als männliches Äquivalent zum Stereotypen der “Big Mama” inszeniert, eine stets freundlich lächelndes und gemütliches Gemüt, das wie ein positives Klischee anmutet, jedoch tief im Südstaatenrassismus verwurzelt ist. Während Fats in den 50er-Jahren 65 Millionen Platten verkauft und damit nach Elvis Presley der zweiterfolgreichste Künstler dieser Zeit ist, müssen schwarze Künstler für ihre Auftritte noch den Hintereingang nehmen und werden auf einer gesonderten Chartliste geführt.



Ein weiterer Domino/Bartholomew-Klassiker ist Ain’t It A Shame (später zu Ain’t That A Shame umbenannt) von 1955. Von Pat Boone, einem braven und vor allem weißen Sänger interpretiert, schafft es der Song zwar an die Spitze der Charts, es ist allerdings die Version von Fats Domino, die sich fest im popkulturellen Gedächtnis verankert. Fats spielt ihn im Hollywood-Film Shake, Rattle & Rock! und angeblich ist das das erste Lied, das John Lennon zu spielen lernte.

Blueberry Hill, Dominos größter Erfolg, erscheint erst 1956, obwohl er schon 1940 für einen Western geschrieben worden ist. Bartholomew wollte ihn ursprünglich nicht veröffentlichen, doch Fats bestand darauf. Der Erfolg sollte ihm recht geben: Sie verkauften davon zwei Millionen Singles allein in den ersten zwei Wochen.

Der deutschen Hörerschaft dürfte wohl vor allem I’m Walkin’ ein Begriff sein: Die Tankstellenkette Aral benutzte ihn Anfang der Neunzigerjahre in einem Werbespot und bald schon pfiff die halbe Republik mit – vier Jahrzehnte nach Erscheinen hatte der Song nichts an seiner Eingängigkeit verloren.

Auch als die Rock’n’Roll-Welle im Zuge der Sechziger Jahre abebbte, wuchsen noch Generationen mit Fats Lachen und flinkem Klavierspiel auf. Zusammen mit Chuck Berry und Little Richard hat er die Musik der afroamerikanischen US-Bevölkerung einem weißen Massenpublikum zugänglich gemacht und damit einen ganz großen Beitrag dazu geleistet, dass die kulturellen Errungenschaften dieser Bevölkerungsgruppe anerkannt und respektiert werden. Rest in Peace, Fats!


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