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Popkultur

Die Flying V: Die Geschichte und berühmten Spieler der v-förmigen Gitarre

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Kirk Hammett mit einer Flying V. Foto: Ross Marino/Icon and Image/Getty Images

Zacken, Ecken, ungewöhnliche Formen: In der Metal-Welt sind Gitarren mit solchen Korpusformen längst ein unverzichtbarer Bestandteil. Die Flying V ist diesbezüglich natürlich ein absoluter Pionier – dabei hatte die legendäre Gitarre mit der V-Form alles andere als einen leichten Start.

von Markus Brandstetter

Als Gibson die Flying V im Jahr 1958 vorstellte, schien sie nämlich alles andere als ein großer Erfolg zu werden. Der Gitarrenkonzern erweiterte sein Sortiment damals um mehrere Gitarren, darunter die Explorer, die Flying-V und die heute weit weniger geläufige Moderne.

Gibson wollte mit den ungewöhnlichen Gitarren sein Image etwas aufpeppen, etwas moderner werden. Man war optimistisch, dass das Instrument ein Erfolg werden würde – und wurde zunächst enttäuscht. Die Erstauflage der Gitarre betrug wenige hundert Stück, die Bestellungen lagen sogar noch weit darunter. Das Interesse schien also, gelinde gesagt, zunächst enden wollend zu sein für die aufsehenerregende Gitarre, deren Korpus damals noch aus Korina-Holz gefertigt wurde.

Die Flying V hatte Glück.

Für einige Zeit schien es so, als würde die Flying V in der Versenkung der Gitarrengeschichte verschwinden und maximal ein Dasein als Sammlerstück fristen. Neue Instrumente wurden keine gebaut, hier und da wurden noch eine Handvoll Restexemplare verkauft. Dass sich die Geschichte für die Flying V doch noch zum guten wandte, ist unter anderem dem Blues-Gitarristen Albert King, The-Kinks-Gitarrist Dave Davis oder Gitarren-Ikone Jimi Hendrix und einigen anderen Blues-Gitarristen zu verdanken. Diese zeigten sich immer wieder mit dem Instrument und weckten das Interesse der breiten Gitarren-Öffentlichkeit. Das veranlasste Gibson dazu, ab 1967 die Produktion der Flying V wieder aufzunehmen – in etwas modifizierter Form und mit Mahagoni-Holz. (Die Korina-Modelle sind heute begehrte Sammlerstücke).

Wie die Geschichte weiterging, ist bekannt. Die Flying V wurde zur beliebten Gitarre im Rock und Metal, mit Blues assoziiert man sie heute eher nur noch marginal. Längst haben auch andere Gitarrenfirmen die V-Form adaptiert und weiterentwickelt, von Jackson über ESP bis hin zu jüngeren Firmen wie Solar Guitars besitzen etliche Hersteller verwandte Modelle im Sortiment. 2020 erschien eine Doku über die Flying V, in der Bands wie Metallica und Slayer über ihre Liebe zu der Gitarre sprachen.

Wir werfen einen Blick auf zehn prominente Gitarristen, die Flying Vs spielten (und damit die Gitarre ins Bewusstsein der Öffentlichkeit brachten).

Albert King

Der legendäre Blues-Gitarrist Albert King (1923-1992) ist einer der Flying-V-Pioniere. King mochte die Gitarre angeblich aufgrund ihrer Form und nutzte sein 1958er-Modell (natürlich aus Korina-Holz) auf etlichen Aufnahmen, die er für das legendäre Stax-Label machte. Seine Gitarre hatte auch einen Namen: Lucy. Sein Originalmodell wurde ihm 1958 gestohlen, tauchte später wieder auf. Eine zweite Flying-V nannte er ebenfalls Lucy.

Albert King 1978.

Jimi Hendrix

Klar, Jimi Hendrix verbindet man in erster Linie mit der Fender Stratocaster – aber Hendrix fand auch Gefallen an Flying Vs. Seine wohl bekannteste Flying V ist das 1967er-Modell mit der Blumenverzierung. Hendrix soll das Instrument im Juli 1967 während eines New-York-Aufenthalts gekauft haben und nutzte es 1967 und im Folgejahr bei Konzerten sowie Fernsehauftritten. 1968 kehrte er der Flying V weitgehend den Rücken.

Dave Davies

Als Dave Davies im Jahr 1965 mit einer Flying V auftrat, war die Gitarre weitgehend in der Versenkung verschwunden. The Kinks waren gerade auf Tour in den USA – und Davies hatte ein Problem: Seine Gitarre ging beim Flug verloren. Daraufhin besorgte er sich eine 1958er Flying V – und trat damit in der US-amerikanischen TV-Show „Shindig!“ auf. Davis besaß die Gitarre bis 1992, danach wechselte sie mehrfach den Besitzer.

Marc Bolan

Ein weiterer Rockstar, der in den 1970ern zur Flying V griff, war Marc Bolan von T.Rex. Bolan spielte ein 1969er Walnut-Modell mit dem goldenenen Logo, das in diesem Jahr erstmals auf den Gitarren zu finden war.

KK Downing

Später wurde die Flying V später vor allem im Metal-Bereich eine absolute Institution. Zu den legendären Spielern, die Gibson Flying Vs spielten, gehörte unter anderem Judas-Priest-Gründungsmitglied KK Downing.

Michael Schenker

Im Heavy-Bereich ebenfalls ein prominenter Flying-V-Spieler ist Michael Schenker. Der V-Form ist er treu geblieben, Gibson hat er jedoch den Rücken zugekehrt.

Rudolf Schenker

Auch Michael Schenkers Bruder Rudolf Schenker ist bekannter Flying-V-Spieler und untrennbar mit der V-Form verbunden. Nachzusehen auch im legendären Video zu Wind Of Change und bei so ziemlich allen Auftritten der Scorpions.

Randy Rhoads

Bislang haben wir nur über Gibson-Flying-V-Spieler geredet. Allerdings dürfen wir einen legendären Gitarristen nicht vergessen, der in Sachen Vs nicht zu Gibsons griff: Randy Rhoads. Rhoads spielte mehrere V-Modelle, die erste wurde von  Karl Sandoval gebaut, später erschien auch ein Serienmodell von Jackson.  Rhoads’ Jackson — seit 1982 ein Serienmodell – ist ganz klar an die Flying V angelehnt, die Enden sind jedoch spitzer und asymmetrisch als die reguläre Gibson-Modelle. Das Sandoval-Modell (schwarz mit weißen Punkten) ist von der Form einer Gibson schon ähnlicher.

James Hetfield

Auch Metallica-Chef James Hetfield ist ein Fan der V-Form. Bereits in den frühen Tagen sah man ihn mit einer weißen Gibson Flying-V (viele argumentieren, dass es sich dabei allerdings eine billige Kopie handelte, die trotz Gibson-Logo keine echte war). Als ESP-Endorser hat er etliche großartige Nicht-Gibson-Flying-Vs in seinem Gitarrenschrank. Ein sehr schönes Exemplar: Die JH-1 Flying V aus dem Musikvideo des Songs Whiskey In The Jar.

Lenny Kravitz

Einer, der die Flying V auch in den 1990ern einmal mehr ins Bewusstsein einer breiten Masse rief, war Lenny Kravitz. Legendär beispielsweise das Video zum Song Are You Gonna Go My Way, in dem die Gitarre eine prominente Rolle spielt.

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