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Popkultur

Seelenschau, Schmerz und Punkrock: So klingt Frank Turners neues Album „FTHC“

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Frank Turner

Die Coronakrise hat an uns allen genagt, ganz egal, wie man zum Virus und seiner Bekämpfung stehen mag. Bei Frank Turner war das nicht anders: Der umtriebige britische Musiker konnte plötzlich nicht mehr touren — das, was er im Normalfall andauernd tut.

von Markus Brandstetter

Plötzlich tat sich nicht nur genügend Zeit für Introspektion auf, sondern auch ein Leerlauf, den Turner dazu nutzte, ein neues Album zu schreiben. FTHC heißt es, kurz für Frank Turner Hardcore — und was der 40-Jährige darauf hören lässt, ist für viele Fans gleichermaßen überraschend und erfreulich.

Hier könnt ihr FTHC hören:

Einige Singles hat uns Turner ja bereits hören lassen — den Anfang machte Haven’t Been Doing So Well, ein eingängiger Punkkracher mit Synth-Hookline. „It’s a day with a ’Y’ in it so obviously I’m over it / I’m sick and tired of being sick and tired“, singt Turner darin gleich zu beginn — und dann: „’Cause I’ve been messed up, stressed out, talking to myself again / Locked up, left out, terrified of everything / Wound up, found out, waiting ’round for something to give“. Es gilt für Turner also, jede Menge emotionalen Dampf abzulassen, und das tut er, in dem die Punkwurzeln mal wieder im Vordergrund stehen.

Das kann mal wütender passieren, wie beim Opener Non Serviam, der die Verzweiflung über das große Ganze nach Außen kehrt: „I am the idiot / I was considerate /  I thought things were different / But the dumb and degenerate / Can be so belligerent“, heißt es in dem Stück. The Gathering ist blueslastiger Indie-Rock, das eingängige Haven’t Been Doing So Well hatten wir ja bereits erwähnt.


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„I sure do miss cocaine / The bravado and the bloodstains“

Dass Frank Turner zur Seelenschau lädt und seine eigene Vergangenheit und Unzulänglichkeiten fundamental beackert, ist nichts Neues — selten war er jedoch so präzise wie auf FTHC. Es geht um Schmerz, Verlust, Irrungen — oder, wie in x, um die eigene Drogenvergangenheit. „I sure do miss them drugs / And not giving the slightest fuck / Shivering in thunderstruck, but it nearly killed me“, gibt er zu Protokoll. Und in der zweiten Strophe:  „I sure do miss cocaine / The bravado and bloodstains / crossing highs and creeping shame, and it nearly killed me“. Im Chorus dann die unvermeidliche Erkenntnis: „I am not invincible after all“.

Fatherless dann als Ballade, ehe es zum melodietrunkenen Punkstück mit Pop-Appeal wird. Der lyrische Inhalt ist deutlich trauriger als die Musik:  „Well here’s a tale I’ve not yet told / I was a victim when I was eight years old“, erzählt Turner. „I was shipped off to a dormitory / Full of kids that made no sense to me / And I cried myself to sleep each night“. Dieses Gefühl der Vaterlosigkeit, das sich auch durch sein späteres Leben zieht und das stets für ein bleibendes Fragezeichen in der eigenen Identität sorgt, beschreibt er folgendermaßen: „I was never taught how to deal with this / But I soldier on with it none the less / I am fatherless and it makes me feel like an alien“.

Ebenfalls um seinen Vater geht es im Stück Miranda — und das beleuchtet die Beziehung in einem ganz anderen Licht. Hier singt Turner über seine Gefühle, ein trans Elternteil zu haben — und seine eigene Akzeptanz der Situation gegenüber. „My father’s called Miranda these days / She’s a proud transgender woman / And my resentment has started to fade / ’Cause it was never about who she was / Just the way that he behaved / Now my father is Miranda, we’re ok“ lautet eine Strophe etwa. Der Song, besonders der Refrain, stellt dann die Versöhnung und Akzeptanz in den Vordergrund, unterstrichen wird das vom optimistischen Background-Gesang. A Wave Across A Bay setzt auf Akustikgitarren und kehrt Turners Folkwurzeln heraus.

Ganz am Schluss, in Farewell To The City, spricht Frank Turner dann vom Abschied und Weiterziehen: „So here it is, the ending: The one that neither of us ever thought was coming / The black letter day when we’re finally, irrevocably done / And I am really, actually leaving the place I used to call home“, singt er. Frank Turner zeigt sich auf FTHC einmal mehr als gefühlvoller Geschichtenerzähler und Chronist der eigenen Vergangenheit und Gefühlswelt mit viel Fingerspitzengefühl und jeder Menge Hooks im Ärmel.

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