------------

Popkultur

„I Got 5 On It“: Die Rap-Hymne von Luniz feiert 25. Geburtstag

Published on

Luniz

Ende Mai 1995 gelingt dem bis dato unbekannten Duo Luniz aus der Nähe von San Francisco der große Wurf: Als erste Single vom Debütalbum Operation Stackola veröffentlichen die Rapper I Got 5 On It. In Form von cleveren Metaphern rappen die beiden über Geldprobleme und Drogen, und platzieren die Kiffer-Ode weltweit in den Charts. Aber wieso genau fängt der Track die Neunziger eigentlich so unvergleichlich ein?

von Victoria Schaffrath

Hört zum Jubiläum hier das Beste aus drei Jahrzehten Hip-Hop:

„Wir konnten dank des Songs um die ganze Welt touren“, freut sich Yukmouth auch 2018 noch über seinen Welthit I Got 5 On It. Die besten Geschichten schreibt eben immer noch das Leben: Gemeinsam mit Kumpel Numskull bringt er den Text 1993 zu Papier. Die Kollegen thematisieren Alkohol, Drogen und vor allem ihre Geldprobleme. Dass sie genau dieser Inhalt zu erfolgreichen Musikern und zum Sinnbild der Neunziger-Rap-Kultur machen wird, ahnen sie da noch nicht.

„Ich hab noch zwei Dollar in der Socke“

„Alle redeten im Rap damals darüber, sich zuzudröhnen, aber niemand sprach darüber, was davor passiert“, erzählt der Musiker. „Wir krebsten als Kids echt herum und waren viel auf der Straße unterwegs. Als selbsternannte Komiker fanden wir es wahnsinnig lustig, einen Song darüber zu schreiben, wie wir unser Geld für einen Beutel Gras zusammenschmeißen. Frei nach dem Motto ‚Ich hab noch zwei Dollar in der Socke, wie sieht’s bei dir aus?‘“

Doch es dauert, bis das Lied das Licht der Musikwelt erblickt. Die Arbeit zum Debütalbum Operation Stackola läuft schleppend; die Freunde entscheiden sich, den Produzenten Tone Capone zu engagieren. Der steuert nicht nur einen ziemlich coolen Namen bei, sondern kann mit einfachen Mitteln komplexe Samples bauen: „Ich bin seit 1981 DJ, als wir noch am Kassettenspieler auf Pause drücken mussten, um Mixtapes zu machen.“ So beginnt die Erfolgsstory, die untrennbar mit den verwendeten Songschnipseln verbunden ist.

Sample auf der Meta-Ebene

Einerseits gibt es da Why You Treat Me So Bad, das Club Nouveau bereits 1987 herausbringen. „Jeder rappte damals über den Track Rumors, aber ich fand Why You Treat Me So Bad schon immer hypnotisierend“, begründet Yukmouth die Wahl. Capone loopt und verlangsamt die Spuren, um die Breaks besser kontrollieren zu können. Der Clou daran: Auch die Aufnahme von Club Nouveau basiert auf einem Sample. Man kann schließlich Michael Marshall von Timex Social Club, von denen das Original Thinkin’ About Ya stammt, für die Hook gewinnen.

Außerdem fügt das Team noch Teile aus Jungle Boogie von Kool and the Gang und aus Top Billin’ von Audio Two ein. Ein Jahr später, 1994, kommen Luniz bei einem Major Label unter, am 31. Mai 1995 erscheint endlich die Single. Yukmouth, Numskull und Capote ahnen, dass sie da eine gute Nummer ins Rennen schicken, aber mit Platz acht in den Billboard Hot 100, Platz drei in UK und Platz 2 in Deutschland rechnet trotzdem keiner. Das Duo feiert: „Klar, jeder rappte über Drogen, aber unser Slang verdeckte das wohl etwas. Wir haben eine Weed-Hymne ins Radio geschleust!“

Flapsiger Text & melodiöse Samples

Die Kombination aus flapsigem Text und bekannten, melodiösen Samples erklärt auch die Popularität außerhalb der eigentlichen Zielgruppe. Bis 1996 treibt sich die Scheibe durch internationale Charts und sammelt diverse Platin-Zertifikate ein. Doch das begründet erst den Beginn des Erfolges: Branchenlieblinge wie Puff Daddy fangen kurze Zeit später an, den musikalischen Flickenteppich selbst zu samplen. So entsteht dessen Track Satisfy You von 1999, Nas und Jennifer Lopez legen 2001 mit I’m Gonna Be Alright nach. Beide Varianten des Luniz-Songs erreichen vordere Chartpositionen. Eko Fresh spiegelt das mit Ich bin high, Homie für den deutschen Markt.

Rapper wie The Game, Yo Gotti und Big Sean nutzen den Beat bis heute für eindrucksvolle Freestyles; in Vergessenheit gerät I Got 5 On It also sicher nicht so schnell. Spätestens seit dem Horrorstreifen Us von 2019 kennt jedoch eine weitere Generation dieses Glanzstück der Neunziger: Für den Soundtrack gibt Regisseur Jordan Peele einen Remix in Auftrag, der sich als Leitmotiv durch den gesamten Film zieht.

Def Jam: Jay Z und 90er Hip Hop

Don't Miss