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Popkultur

Zeitsprung: Am 14.2.1995 erscheint „It’s Five O’Clock Somewhere“ von Slash’s Snakepit.

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Foto: Cover

"Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 14.2.1995.

von Frank Thießies und Christof Leim

Unter dem süffisanten Pegelsäufer-Titel It’s Five O’Clock Somewhere veröffentlicht Slash am 14. Februar 1995 das Debüt seiner Nebenband Slash’s Snakepit. Der frustrierte Fremdgang des Guns-N‘-Roses-Gitarristen markiert auch seinen ersten Schritt in Richtung Ausstieg bei den Gunners gut anderthalb Jahre später.

Hier könnt ihr euch It’s Five O’Clock Somewhere anhören:

Slash hat jede Menge Demos und Songskizzen im Gepäck, als Guns N’ Roses endlich nach mehrjähriger Welttour zur Doppelveröffentlichung Use Your Illusion I & II (1991) nach Hause zurückkehren und die eingeschobene Coverscheibe The Spaghetti Incident? (1993) abgehakt ist. Um die Ideen festzuhalten und auszuarbeiten, baut sich der Gitarrist in seinem neuen Domizil am Mullholland Drive in Los Angeles ein Heimstudio über der Garage aus und tauft es kurzerhand The Snakepit. 

Es muss raus

Schon bald gesellen sich die Guns-N‘-Roses-Kollegen Matt Sorum (Schlagzeug) und Gilby Clarke (Gitarre) sowie Alice-In-Chains-Bassist Mike Inez dazu. Gemeinsam jammen sich die Musiker die Nächte um die Ohren und formulieren jene musikalische Ansätze weiter aus, die eine Basis für das nächste Guns-N‘-Roses-Album bilden könnten. Doch das Material stößt bei Sänger Axl Rose auf Ablehnung. Unbeirrt feilen Slash und der Rest der Bande weiter daran, etwas später wird schließlich noch der Sänger Eric Dover (Jellyfish) hinzugezogen. Mit Mike Clink auf dem Produzentensessel sowie Steven Thompson und Michael Barbiero als Mischer holt man sich das Appetite-For-Destruction-erprobte Kompetenzteam ran und macht sich in den Conway Recording Studios und The Record Plant schließlich an die Aufnahmen eines Albums.

Promobild

Der Legende nach geht dessen Titel It’s Five O’Clock Somewhere auf einen Spruch zurück, den Slash mal am Flughafen aufgeschnappt haben soll. Soll heißen: Irgendwo ist es sicher schon spät genug für das erste Bier des Tages, quasi die Umkehrung von „Kein Bier vor vier“. Für die erste Soloband-Platte des damals noch durchaus trinkfreudigen Gitarristen passt das perfekt. Anfangs sträubt er sich noch vehement gegen die Verwendung seines prominenten Spitznamens im Bandnamen und will die Unternehmung schlicht The Snakepit taufen, doch die Plattenfirma Geffen sieht das ganz anders und setzt lieber auf die Zugkraft des berühmten Zylinderträgers. 

Zurück zum Rock’n’Roll

Das Album erscheint am 14. Februar 1995 und erweist sich mit Platz 70 in den US-Billboard-Charts sicherlich nicht sofort als Selbstläufer, doch schlussendlich belaufen sich die Verkäufe von It’s Five O’Clock Somewhere dann immerhin doch noch auf eine Million Einheiten. Zur Musik gehen die Meinungen auseinander: Während die negativen Stimmen in erster Linie die Qualität des Songwritings und das Fehlen herausragender Hits beklagen, attestieren die positiven Kritiken dem Album die wiederentdeckte Rock’n’Roll-Rohheit der Appetite For Destruction-Ära. 

Die Platte setzt dabei vornehmlich auf rüstige Rocker; die Palette reicht vom Opener Neither Can I, der dezentes Grunge-Gefühl mit klassischem Bluesrock verbindet, über die an die Black Crowes erinnernde Single Beggars & Hangers-On (mitkomponiert von Gunners-BassistDuff McKagan) bis zur abschließenden Halbballade Back And Forth Again. Hinter Be The Ball steckt eine Auftragsarbeit für einen großen Hersteller von Pinball-Maschinen, die Flipper-Fan Slash natürlich gerne annimmt.

Alte Bodenständigkeit

Eine Tour schließt sich an, die Slash’s Snakepit durch die USA, Europa, Japan und Australien führt. Die Mannschaftsaufstellung hat sich da bereits geändert, mittlerweile wird die Band von der Pride & Glory-Rhythmussektion aus Bassist James LoMenzo und Schlagzeuger Brian Tichy begleitet. Dass das Quintett dabei nicht wie Guns N’ Roses in den Fußballstadien dieser Welt, sondern viel kleineren Lokalitäten auftritt, stört Slash damals keineswegs. Ganz im Gegenteil: Der Gitarrist freut sich über die personell wie logistisch recht unkompliziert verlaufenden Konzerte.

Bevor Slash’s Snakepit allerdings eine Verlängerung jener Tour einleiten können, zieht die Plattenfirma den Stecker, nachdem sich das Album in Sachen Absatzzahlen amortisiert hat. Slash wird nach Los Angeles zurückkommandiert, wo es heißt, Axl Rose sei nun bereit für die Arbeiten an einem neuen Album. Wieder vor Ort werden die Differenzen zwischen Slash und Axl stattdessen jedoch immer unüberwindbarer, was letztlich dazu führt, dass der Gitarrist im Oktober 1996 seinen Hut, pardon, Zylinder nimmt und Guns N‘ Roses verlässt. Im Anschluss vergnügt er sich für eine Weile mit der Band Slash’s Blues Ball, bevor er Ende des Jahrtausends Slash’s Snakepit reanimiert, allerdings in komplett anderer Besetzung. Das zweite und letzte Slash’s-Snakepit-Scheibe Ain’t Life Grand erscheint im Oktober 2000 und bleibt hinter dem Debüt in vielen Belangen zurück. 2002 löst Gründervater Slash seine Snakepit-Spielwiese zugunsten einer ganz anderen schließlich auf. Doch die Geschichte von Velvet Revolver will und muss an anderer Stelle erzählt werden. 

Zeitsprung: Am 22.1.1990 lassen es Slash & Duff krachen und werden zensiert.

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