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Popkultur

Juli im Interview: Nostalgie als Teil der eigenen DNA

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Juli
Foto: Amelie Siegmund

Mit Der Sommer ist vorbei veröffentlichen Juli ihr erstes Album seit neun Jahren — und spielen ihre Stärken als Band perfekt aus: melancholische Gitarrenpop-Songs in Moll mit jeder Menge Nostalgie und Spätsommer-Vibes. Wir trafen Sängerin Eva Briegel und Gitarrist Jonas Pfetzing zum ausführlichen Gespräch.

 von Markus Brandstetter

Es gab eine Phase in der Bandgeschichte von Juli, da wusste keiner so richtig, ob die Geschichte nun auserzählt ist oder noch weitergehen soll. Dieses Fragezeichen ist aber nur ein Teil davon, warum es fast ein ganzes Jahrzehnt dauern sollte, bis die Gießener nach Insel wieder ein Studioalbum veröffentlichen. 2019 schien es endlich weiterzugehen — da brachte die Band ihre Single Fahrrad auf den Markt, verkündete, dass ein neues Album bereits in Arbeit sei. Tatsächlich war zu dem Zeitpunkt bereits Material für einen halben Longplayer fertig, erzählt Jonas Pfetzing in unserem Interview. Nur: Irgendwann habe man sich eingestehen müssen, dass man mit dem Material einfach unzufrieden war. Man schmiss alles um, fing neu an — nur Fahrrad nahm man mit.

Es hat sich ausgezahlt. Mit Der Sommer ist vorbei fangen Juli dort an, wo sie auf Insel aufgehört haben. Es ist ein typisches Juli-Album, toll produziert, gitarrenlastig, atmosphärisch — und natürlich mit jeder Menge sehnsüchtig-verklärtem Blick in die Vergangenheit. Nostalgie war eben schon immer Teil der Band-DNA – bereits zu einem Zeitpunkt, wo man eigentlich noch gar nicht so viel erlebt hatte, auf das man so sehnsüchtig zurückblicken konnte, erklärt die Band. Man ist also sozusagen in seine eigenen Songs reingewachsen.

Zwischen eurem letzten Album Insel und Der Sommer ist vorbei liegen neun Jahre — wie kam es zu der langen Pause?

Eva Briegel: Das ist schwer zu beantworten, weil in zehn Jahren Lebenszeit einfach viel passiert. Aber wenn man es jetzt mal musikalisch herunterbrechen würde … Jonas, warum hat es so lange gedauert?

Jonas Pfetzing: Ich würde sagen, es gibt zwei verschiedene Phasen. Zum einen war da die Zeit ab der Single Fahrrad. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir etwa ein halbes Album an Material geschrieben, aber hatten das Gefühl: Das ist es einfach noch nicht. Dann kam die Pandemie dazwischen. Wir haben die Zeit genutzt, um nochmal komplett von vorne anzufangen. Wir haben so viel und intensiv gemeinsam geschrieben wie schon lange nicht mehr. Davor gab es eine Zeit, in der sich keiner von uns mehr so richtig klar war, inwiefern wir noch weitermachen wollen — und wie. Es passierte auch viel in unserem Privatleben. Mit Familie wirken dann plötzlich zwei Jahre nicht mehr so lang. Aber wenn ich es mir heute so anschaue, verstehe ich es auch nur so halb, warum es tatsächlich neun Jahre geworden sind. Für mich fühlt es sich eher wie vier oder fünf Jahre an.

EB: Ich finde auch nicht, dass es sich nach einem großen Bruch oder einer langen Pause anfühlt. Wir waren immer in Kontakt miteinander. Wir haben uns auch durchaus mal getroffen — wenn schon nicht mit der ganzen Band, dann zumindest zu zweit oder zu dritt. Wir haben auch mit anderen was gemacht, ich zum Beispiel mit Großstadtgeflüster, Simon mit Joe von Jennifer Rostock. Wir haben uns Input von außen geholt. Das führte dazu, dass es sich für uns wieder frischer angefühlt hat und dass wieder mehr entstanden ist. Davor waren wir eine Zeit lang wie ein altes Ehepaar.

JP: Eine Zeit lang liefen die Gespräche manchmal so: „Alter, die Idee hattest du vor zehn Jahren schon mal, die fand ich damals schon doof.“ So eine Phase hatten wir auch.

EB: Jeder hat eben seine Stilmittel, auf die er zurückgreift — und eine Zeit lang waren die anderen davon oft genervt. „Immer kommst mit dem ewig gleichen Gitarrending, mit diesem chromatischen Abstieg“. Oder: „Jetzt kommt schon wieder diese Art von Satz, das steht mir bis hier!“ Das war schon komisch, weil wir uns plötzlich nicht mehr sicher waren, ob wir noch miteinander arbeiten können. Dann haben wir uns den Input von außen geholt — und dann ging es plötzlich wieder miteinander sehr gut.

Gab es einen Moment, an dem ihr bemerkt habt: Jetzt läuft es wieder?

JP: Für mich war ein solcher Moment, als Fette Wilde Jahre entstand. Bis dahin hatten wir viel theoretisch darüber geredet, was wir machen wollen. Fette Wilde Jahre war unmittelbar, fühlte sich genau nach dem an, was wir zuvor in der Theorie besprochen hatten. Für mich war auch die Zusammenarbeit mit Michael Ilbert sehr wichtig. Er gab uns dieses Gefühl, dass das eine Wichtigkeit hat, was wir machen. Dass wir unser Licht nicht unter den Scheffel stellen und uns gleich zufriedengeben sollen. Michael hat uns aus einer Routine herausgeholt — und ich spreche hier von einer nicht besonders guten Routine. Er hat für mich den Zauber zurückgebracht. Ich war plötzlich wieder aufgeregt, ins Studio zu fahren. Oder ich habe die Nacht vor der Aufnahme geübt. Das hatten wir zum Teil etwas verloren in den letzten Jahren. Das war oft so „Gut, dann fahr ich halt ins Studio und mache mal eben zehn Takes“. Gespräche liefen so: „Wie gehen die Akkorde von dem Song?“ „Weiß ich nicht, hab ich nicht geschrieben“. Wir haben alles ein wenig schleifen lassen.

Ich fand eure letzten Veröffentlichungen auch in puncto Videos und Artworks ästhetisch sehr gut durchdacht, stimmungsvoll und konsequent.

EB: Wir haben zwei ganz liebe Leute in unsere Familie aufgenommen: Julian und Amélie, mit denen wir unser Video- und Bildmaterial machen. Die beiden meinten, sie hätten gerne eine durchgehende Ästhetik. Wir begaben uns einfach in ihre Hände. Man lernt mit der Zeit ja auch, sich anderen anzuvertrauen. Die beiden sind Mitte zwanzig und haben eine ganz andere Arbeitsweise als wir. Wir sind ja Dinosaurier und kommen noch aus der Zeit, als zwei Tage Video gedreht worden ist — mit viel Equipment, Statisten und Aufbau und Catering und Wägen;  wo sogar Straßen abgesperrt wurden. Mit Julian und Amélie entsteht eine Menge Material — und sie achten auch darauf, dass wir genügend BTS-Material und Zeug für Social Media haben. Wir sind da ja nicht so ambitioniert. Wir haben nicht dieses „Oh krass, wie geil ich jetzt gerade auf diesem Sessel aussehe! Mach doch mal kurz ein Bild von mir für Instagram“ — das ist irgendwie nicht in unseren Hinterköpfen. Wir kommen halt aus einer Zeit, da war das noch ein bisschen unfein: „Wie der in die Kamera performt hat, dass der sich nicht geniert!“ Da fühlte man sich fast ein wenig ertappt.

Dieses retro-nostalgische in der Ästhetik passt gut zu eurer Musik, die ja auch sehr vergangenheitszentristisch ist textlich.

JP: Ich hatte einen Moment, in dem ich realisierte: Wir sind jetzt erst in dem Alter, das man eigentlich für die Songs braucht, die wir immer schon geschrieben haben. Wir waren ja Anfang zwanzig, als wir die meisten der frühen Lieder geschrieben haben. Heute denke ich mir: „Auf welche Zeit haben wir da eigentlich zurückgeblickt?“ Ich glaube aber, dass deswegen auch ein Großteil der Songs von früher auch heute noch funktioniert.

EB: Man hat ja auch so einen komischen Vibe in der Teenagerzeit. Man denkt: „Wo sind die guten Zeiten hin?“ Heut sagt man sich: „Ja, die kommen halt noch“. Oder: „Du bist doch eh mittendrin!“ Aber es ist eben auch Teil der Band-DNA, dass wir immer ein wenig rückwärtsgewandt und nostalgisch waren.

Der Großteil der Platte ist in Moll gehalten.

EB: Genau von dort kommen wir ja auch. Als wir aufgewachsen sind, gab es für uns eigentlich keine fröhliche Musik. Es gab vielleicht Klamauk wie Otto Waalkes oder die EAV, als ich ein Kind war. Aber alles, was man ernsthaft gehört hat und womit man sich wirklich identifizieren konnte, war immer super schwer. Für uns sind es immer die melancholischen, ein wenig introvertierten Stücke, die uns gefallen. Mit denen haben wir das Gefühl, an etwas ranzukommen.

JP: Das geht sogar so weit, dass Simon immer dann, wenn ein Dur-Akkord auftaucht, einen Moll-Akkord spielt. Wir nennen das „Dur-Moll-Schwäche“. Ich habe sie auch. Ich habe gestern ein Lied von den Chili Peppers im Radio gehört und fand es echt gut und habe es mir rausgehört. Das Riff ist toll, der Song hat eine traurige, molllastige Strophe. Plötzlich kommt der Refrain, und der ist in Dur. Es hat sich wirklich alles in mir gesträubt.

Die Platte wird im letzten Drittel sehr atmosphärisch, oft hört man synth-artige Flächen.

JP: Das meiste davon sind tatsächlich Gitarren, die nach Synths klingen. Wir haben viel ausprobiert mit Gitarren, das ging mir bei den letzten Alben etwas verloren. Wir haben uns wieder ein bisschen getraut und gesagt: Eigentlich sind wir ja eine Gitarrenband. Ob man das jetzt als Gitarre hört oder nicht, ist im Grunde egal, die Hauptsache ist, es macht etwas Cooles.

EB: Ich bin glaube ich die einzige in der Band, die sich kein eigenes Aufnahme-Setup gebaut hat. Dadurch, dass die Jungs auf dem Rechner aufnehmen und auch schreiben, heißt es dann oft:  „Hier könnte man eine Fläche drunterlegen“ — und ich denke dann meist, dass wir’s zuerst mal in der Originalbesetzung probieren sollten. Lasst uns das innerhalb unseres eigenen Sounds suchen — und nicht den Shortcut mit dem Rechner oder dem Juno nehmen. Wenn’s nicht weitergeht, dann darf der Juno ran. Aber ich muss es ehrlich sagen: Ich kann den Juno nicht leiden. Es ist einfach nicht meine Soundästhetik. Ich weiß, dass man die Sounds im Kontext und innerhalb des Klangbilds hören muss, aber wenn ich die Sounds solo höre, mag ich sie einfach nicht. Ich bin ja auch Fan unserer eigenen Band — und bei einem Konzert hört man ja hauptsächlich, was live aus den Amps kommt und nicht, was im Studio passiert. Deswegen versuche ich, dass der Bandsound der Markenkern bleibt.


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Wann ist dieser Bandsound bei euch am meisten ins Hintertreffen geraten – auf dem Album In Love? Das habt ihr ja quasi getrennt aufgenommen.

JP: Ich kann mich erinnern, als die Platte nach gefühlten hundert Jahren fertig hatten und für die Tour probten: Ein Großteil der Band hatte einige Songs noch kein einziges Mal gespielt. Da war eine völlige Inkompetenz der Band dem Material gegenüber. Das war aber auch die Idee: Lass uns mal die Platte so machen. 

EB: Wir haben das Album mit Olaf Opal aufgenommen, und der wollte jeden einzelnen von uns unterstützen. Jeder wollte herausfinden, was er kann. Jeder kaufte sich damals Equipment und begann, selbst aufzunehmen. So gingen die Demos über Demostatus weit hinaus, waren richtiggehend fertig. Im Studio waren die Visionen dazu schon relativ weit fortgeschritten. So sehr, dass da nicht mehr viel Spielraum da war — und sich die anderen respektvoll zurückgezogen haben. Es war ja auch sehr interessant zu sehen: Was kommt denn so dabei raus, wenn man jeden einzelnen einfach mal machen lässt? Vor allem nach dieser ganzen musikalischen Erfahrung und auch dieser Zeit, in der wir so viel unterwegs waren. Wir hatten ja eine wilde Zeit hinter uns, mit vielen Eindrücken —  persönliche, aber auch musikalische. Wir waren viel auf Tour, wir waren auf tausend Festivals, wir haben große, geile Bands gesehen.  Was das so mit jedem von uns  gemacht hat — das war super interessant zu sehen und dann die Demos zu hören. Olaf war genau der richtige Mann dafür, jeden einzelnen abzuholen. Das war eine wichtige Platte für uns und auch eine unserer besten und konsequentesten, finde ich.

JP: Es war gut, dass wir uns den Raum und die Möglichkeit gegeben haben, dass jeder innerhalb von Juli ausbrechen konnte. Dass man Grenzen ausloten konnte und gucken, wie weit man gehen kann. Wir haben uns da einen Luxus erlaubt. Wenn man karrierefixierter denken würde, wäre es vielleicht keine gute Idee gewesen — aber für uns war es das einzige, was wir machen und wie wir weitergehen konnten. Aber wir haben dann auch schnell gemerkt, dass es eine gute Idee ist, wenn wir uns gegenseitig wieder mehr zulassen in unseren Ideen.

EB: Es hat sich keiner als Universalgenie herausgeschält. Das wäre der Zeitpunkt gewesen, wo einer wegziehen und sagen hätte können: „Ich kann es alleine, ich brauche keinen von euch“. Aber das ist nicht passiert.

JP: Es war gut, um zu realisieren: Wir sind ein Kollektiv. Wir brauchen uns, wir wollen uns — und das ist auch der Kern. Wir sind eine Band im klassischen Sinne, und das finde ich sehr wertvoll.

EB: Die Band ist viel mehr, als Leute von außen sehen. Leute von außen haben andere Maßstäbe, sehen nur, ob es kommerziell erfolgreich ist oder nicht. Ich hatte neulich das Gefühl: Cool, wir haben jetzt schon ein halbes Leben miteinander verbracht. Am Anfang hatte ich noch Angst: Was, wenn wir keine Platte mehr miteinander machen können? Dann geht es kaputt und ich verliere mehr als eine Band. Ich verliere dann ja mein Arbeitsumfeld, eine Firma, die ich mit aufgebaut habe. Ich verliere eine Familie, Freunde, die Menschen, mit denen ich am meisten erlebt habe. Jetzt denke ich mir: Wir haben ja schon ein halbes Leben miteinander verbracht! Im Prinzip kann ich schon einen Haken dran machen. Das ist eigentlich bereits geschehen, dass wir uns nicht aufgelöst haben. Darauf kann man schon mal zurückblicken. Es ist total beruhigend, dass wir das geschafft haben!

Euer Debütalbum Es ist Juli wird nächstes Jahr 20 Jahre alt. Glaubt ihr, dass ihr die Band heute ganz anders zu schätzen wisst?

EB: Ja, ich weiß die Band heute auf jeden Fall anders zu schätzen und ich übertrage auch nicht so viel von meinen Problemen auf die Band. Sie ist nicht mehr so ein Sündenbock für mich. Ich habe oft gedacht: „Das stresst mich alles so“ — und habe das, was es mir bietet, für selbstverständlich genommen. Das ist jetzt auf jeden Fall anders. Und noch was: Dadurch, dass es in einer Band ja um Kunst, Kreativität, um Beziehung und Wirtschaftlichkeit geht, ist das alles so sehr miteinander verwoben,  dass ich oft gedacht habe: „Niemals werden diese Personen das Miteinander lösen“ — und dann haben sie es gelöst. Es gibt mir ein unfassbares Vertrauen in Menschen und in Gruppen.

Habt ihr rückblickend musikalisch Entscheidungen getroffen, über die ihr heute schmunzelt?

JP: Natürlich, da gibt es auf jeder Ebene solche Dinge. Wir standen damals ja auch unter Druck und es gab einfach viele Dinge,von denen wir überhaupt keine Ahnung hatten.Heute ist das ganz anders. Junge Bands haben viel mehr Ahnung von Social Media und Marken und dergleichen. Wir waren damals noch ganz anders: Wir hatten einen Proberaum, da standen wir immer drin, wenn wir Zeit hatten. Wir haben Songs geschrieben und davon geträumt, mal eine Platte aufnehmen zu können. Plötzlich hieß es dann: Fernsehen, Video drehen, Fotos machen, Interviews geben — das volle Programm. Wir hatten da nicht mal den Hauch einer Ahnung davon. Wir mussten uns auf Menschen verlassen, die das schon mal gemacht hatten. Klar gab es Entscheidungen, über die wir heute schmunzeln. Sachen, bei denen ich mir heute denke: Wir hätten uns einen Gefallen getan, wenn wir das nicht gemacht hätten. Ein Beispiel: Es gab Fernsehsendungen, bei denen es komplett unüblich war, live aufzutreten. Aus irgendeinem Grund war es uns damals aber unfassbar wichtig, alle Macht dafür durchzusetzen, dass wir dennoch live spielen. Was blöd war, weil: Wenn Infrastruktur nicht auf Livemusk ausgerichtet ist, hat man eigentlich so gut wie keine Chance, dass es irgendwie geil rüberkommt. Im Nachhinein denke ich mir: Da wäre ich gerne lockerer gewesen, aber es war uns damals halt wichtig.  Heute habe ich bei jungen Künstlern und Künstlerinnen das Gefühl, dass da so eine krasse Kompetenz in der Außendarstellung da ist, dass es mich fast nervt. Ich denke mir: Macht doch bitte  mal was falsch, seht doch mal blöd aus, macht doch mal was, wo ihr in zwei Jahren sagt: „Hätte ich doch nur so und so!“

Apropos Entscheidungen: Ich habe mal eine ganz konkrete Frage zu einem speziellen Detail des ersten Albums.

JP: Ich weiß genau, was jetzt kommt.

Was meinst du?

JP: Kurz vor der Sonne?

Ganz genau.

EB: (lacht)

 Mich reißt der Reggae-Teil einfach jedes Mal raus.

JP: Das ist relativ einfach zu erklären. Wenn man das ohne Kontext hört, denkt man wahrscheinlich: Was geht denn mit euch? Der Kontext ist aber folgender: Es war unser großer Traum, ein Album aufzunehmen. Keiner wusste, ob sich auch nur ein Stück verkaufen wird. Es war unsere erste, hätte aber auch unsere letzte Platte sein können. So nach dem Motto: „Das ist die Chance unseres Lebens.“ Im Proberaumkomplex gab es eine Band namens Natural Mystics. Das waren liebe Leute. Es war üblich, dass, wenn jemand probte, mal die Tür aufging, sich jemand ein Mikro schnappte und Freestyle machte. Das ist bei Kurz vor der Sonne des Öfteren passiert.

EB: Man muss sagen, dass unser Drummer auch der Drummer der Mystics war, dann aber rausgeflogen ist, weil er zu pünktlich war. Das hat die anderen gestresst, denn die kamen immer zwei bis drei Stunden zu spät.

JP: Als wir dann im Studio in Bochum waren, dachten wir, wir fragen sie einfach mal, ob sie Bock haben ins Studio zu kommen und eine Strophe mit uns zu machen. Es war damals schon so, dass unser Produzent Olaf Opal — obwohl wir ihm den Kontext erklärt haben — nur meinte: „Bitte nicht“.

EB: Er wollte das größer haben. Aber wir hatten diesen Hip-Hop-Gedanken, wie bei D12 — wir nehmen alle mit, wir haben jetzt einen Deal bei Universal! Der Reggae-Part muss rein, der Typ, der gegenüber Trompete spielt, muss mit aufs Album … Das rührt mich ein bisschen, weil ich weiß, wie wichtig uns das war. Oder diese Rockigkeit bei Warum, das wir mit Franz Plasa und Andreas Herbig (der leider bereits verstorben ist) aufgenommen haben. Das musste einfach rockig sein. Olaf war das etwas zu doll.

JP: Olaf hatte eben die Gesamtsicht auf das Album aufs Ganze, die wir noch nicht hatten. Wir hatten zwar keine Ahnung, waren aber trotzdem der Meinung, dass wir absolut wissen, wie es zu sein hat und dass das jetzt eine gute Idee ist. So waren wir halt schon immer. Daran ist Olaf auch ein wenig verzweifelt, denke ich. Im Nachhinein muss ich sagen: Wir haben jetzt vielleicht nicht den an allen Ecken zeitlosen Klassiker, den man so durchlaufen lassen kann, erschaffen — aber wir haben unser Album im Sinne von einem Fotoalbum gemacht.

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Interview mit Element Of Crime: „Nostalgie ist Gift“

Popkultur

Zeitsprung: Am 28.9.1988 spielt Zakk Wylde zum ersten Mal auf einem Ozzy-Album.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 28.9.1988.

von Christof Leim

Auf Ozzy Osbournes fünftem Soloalbum No Rest For The Wicked gibt der junge Zakk Wylde 1988 seinen Einstand. Vorher kannte ihn niemand, heute gilt er als einer der besten Rockgitarristen der Welt. Wie endet ein 20-jähriger Flitzefinger aus New Jersey in der Band eines legendären englischen Sängers? Und was hat Kim Wilde damit zu tun?


Hört hier in No Rest For The Wicked rein:

Klickt auf „Listen“ für das ganze Album.

1987 braucht Ozzy Osbourne mal wieder einen neuen Gitarristen. Nach dem Unfalltod seines Gitarristen Randy Rhoads 1982 und dem Ausscheiden von Jake E. Lee nach der 1986er-Tour muss der ehemalige Black Sabbath-Sänger, damals 38 Jahre alt, einen fähigen Saitenkünstler für seine erfolgreiche Soloband finden. Zakk Wylde ist da erst 20 Jahre alt, spielt den ganzen Tag Gitarre und hat eine Band namens Zyris. Er gibt Unterricht und arbeitet an einer Tankstelle. Eine Platte hat er bisher noch nicht aufgenommen, er wohnt sogar noch zu Hause bei Mama und Papa, die ihn Jeffrey Wielandt nennen. Zu diesem Zeitpunkt sieht man sogar sein Kinn noch, was sich 2018 niemand mehr vorstellen kann. Wie endet ein 20-jähriger Shredder in einer der erfolgreichsten Rockbands der Welt? Mit viel Glück, dem richtigen Kontakt und viel, viel üben.

Damals hört Jeff Wielandt alias Zakk Wylde in der Radioshow von Howard Stern davon, dass Ozzy einen neuen Gitarristen sucht, doch er weiß nicht, wie er sich seinem großen Helden vorstellen kann. Ein paar Wochen später bietet ihm ein Bekannter namens Dave Feld an, ein Demotape an den Fotografen Mark Weiss weiterzugeben, der bereits mit Ozzy gearbeitet hatte. Natürlich könne er nichts versprechen, erklärt Feld, aber das reicht dem Gitarristen schon. Mit zwei Kassettenrekordern nimmt er ein Demo auf. Darauf spielt er neben ein paar eigenen Riffs, Soli und klassisch inspirierter Akustikgitarre die Leads der Ozzy-Klassiker Mr. Crowley und Flying High Again. Und tatsächlich löst Feld sein Versprechen ein und gibt das Demo weiter, das schlussendlich bei Team Ozzy landet.



So klingelt eines Tages das Telefon im Haus der Familie Wielandt in New Jersey: „Ich war damals noch gar nicht ausgezogen. Zuerst habe ich gedacht, einer meiner bescheuerten Freunde hätte sich einen Spaß erlaubt“, erzählt Zakk heute. „Aber dann ist mir die Zeitverzögerung aufgefallen, die früher bei Transatlantikgesprächen immer aufgetreten ist.“ Am anderen Ende meldet sich Sharon Osbourne, Ozzys Frau und Managerin. „Sie hat mir gesagt, dass sie mich für eine Audition mit der Band einfliegen würden. Ich konnte es echt nicht glauben. Aber kurz darauf kamen per Post die Tickets. Ich weiß noch, wie mich meine Eltern zum Flughafen gefahren haben, Barbaranne war auch dabei. Ich hatte meinen Koffer und meine Gitarre in den Händen, und ab ging es nach Los Angeles. Mein erstes Mal an der Westküste.“ (Mit jener Barbaranne ist Zakk heute verheiratet, die beiden haben vier Kinder: Hayley Rae, Hendrix, Jesse und Sabbath Page. Und ja, die heißen wirklich so.)

Aus über 400 Kandidaten wurde unser Mann zusammen mit einigen anderen ausgewählt. Die Finalisten steigen im Hyatt Hotel auf dem Sunset Boulevard ab: „Ich habe mitbekommen, dass manche sich nur für das Geld oder Prestige interessiert haben“, kommentiert Zakk seine Mitbewerber. „Sie waren nicht mal Black Sabbath- oder Ozzy-Fans, für sie war das einfach nur ein Job. Ich habe das ganz anders empfunden: Wenn man sein Leben lang auf Manchester United steht und plötzlich für das Team spielen darf – das ist eine heilige Sache.“ In einem Probestudio findet schließlich die Audition, das Vorspiel, statt. Dazu hat die hat die ganze Band ihr Equipment aufgebaut: Randy Castillo am Schlagzeug, Phil Soussan am Bass, John Sinclair an den Keyboards. Auch Ozzy höchstselbst ist am Start: „Der hat auf einem Sofa gesessen. Mir ging natürlich sofort durch den Kopf: ‚Oh, mein Gott! Ozzy!‘ Er hat mich freundlich begrüßt – und gefragt, ob wir uns schon mal getroffen haben. Bitte was? Wohl kaum, es sei denn, er hat mich und meine Kumpels zufällig bemerkt, wie wir auf der Bark At The Moon-Tour im Publikum ausgeflippt sind. Später stellte sich raus, dass ihm mein Foto aufgefallen ist. Sein Kommentar damals: ‚Der Junge muss echt auf Randy Rhoads stehen.‘ Das lag vor allem an meinen blonden Haaren. Ich hatte die gleiche Frisur wie Randy.“

Action und fette Riffs: Ozzy Osbourne und Zakk Wylde live in Chicago 1989. Credit: Paul Natkin/Getty Images

Nun liegt die Annahme nahe, dass sich ein 20-Jähriger angesichts dieser einmaligen Chance in Gegenwart seines Helden zu gut Deutsch ein wenig ins Beinkleid macht. Doch Zakk bleibt cool: „Ozzy hat dafür gesorgt, dass ich mich wohlfühle, Randy und Phil ebenso. Sie haben mich gefragt, welche Songs ich spielen will, und dann haben wir I Don’t Know, Bark At The Moon und Suicide Solution gejammt. Das war definitiv ziemlich cool und eigentlich stressfrei.“ Der junge Klampfenheld kommt in die engere Auswahl zusammen mit einem Gitarristen namens Jimi Bell, der schon mit Joan Jett gespielt hatte – und wird schließlich ausgewählt. Jeff Wielandt aus New Jersey ist der neue Gitarrist von Ozzy Osbourne. Jackpot!



Probleme damit, sein altes Leben einfach hinter sich zu lassen, gibt es keine: „Mich hat nichts zurückgehalten, kein Haus, keine eigene Wohnung, nichts.“ Auch seine Eltern haben keine Einwände und empfehlen ihm: „Tue, was dich glücklich macht!“ Schon bald wird die ganze Mannschaft nach England verschifft, um auf einer Farm in der Nähe von Brighton das neue Album zu schreiben. Der nächstgelegene Pub ist fußläufig zu erreichen, was Ozzy bei Bedarf ein „Flüssigfrühstück“ ermöglicht und abends zum Feierabendpils einlädt. Von dort geht es nach Albuquerque im US-Bundesstaat New Mexico, Phil Soussan darf aber nicht mit und wird durch Bob Daisley ersetzt, den Bassisten von Ozzys ersten drei Soloalben. Hier muss unser Mann natürlich abliefern – und Riffs schreiben, die Millionen Fans in aller Welt hören werden. Bange macht ihn das nicht: „Randy Rhoads stand ja vor der gleichen Situation, als er von den unbekannten Quiet Riot kam. Aber so darf man da nicht rangehen: Wenn man für Manchester United als Nachfolger von George Best spielen soll, dann darf man nicht gucken, ob das alles gut genug ist. Man muss sein Ding durchziehen. Das ist wie bei einem Archäologen, der nach Knochen gräbt. Wenn man ungefähr weiß, wo die sich befinden, dann gräbt man eben so lange, bis man sie gefunden hat. Und wenn man mal nichts findet, dann geht man nach Hause und gräbt am nächsten Tag weiter – bis man zufrieden ist. Wenn man zu viel darüber nachdenkt, wird alles nur schlimmer.“

Meistens jammen Zakk und Randy, bis Ozzy etwas gefällt. Mit seinen neuen Kollegen kommt er dabei generell gut klar. „Leute wollen oft wissen, ob ich diese ganzen Riffs schon vorher in petto hatte. Nein, ich habe die alle vor Ort geschrieben. Ozzy hat gefragt, ob es Ideen gibt, und ich habe losgelegt. Das allererste Riff war Miracle Man. Ich hatte gerade mit Foxey Lady von Jimi Hendrix rumgefummelt und das Ding einfach schneller gespielt. Der Fingersatz ist der gleiche.“ Schnell stellt sich heraus, dass die neuen Ozzy-Nummern fetter und heavier klingen als die letzten Werke Bark At The Moon (1983) und The Ultimate Sin (1986).



Aufnehmen soll das Ganze Roy Thomas Baker, der legendäre Queen-Produzent, doch das funktioniert überhaupt nicht. Ozzy zeigt sich unzufrieden, und als der Neuling auch noch fragt, ob er alle seine Gitarren bitte neu einspielen könne, gibt es Streit. Zur Rettung wird Keith Olsen engagiert, der Fleetwood Mac und den Millionenseller Whitesnake (auch bekannt als 1987) produziert hatte. Jetzt klickt es. „Keith war super!“, versichert Zakk.


No Rest For The Wicked erscheint am 28. September 1988 und macht Zakk auf einen Schlag in der Rockszene bekannt. In den ersten sechs Monaten verkauft sich die Scheibe eine Million Mal. Glücklicherweise hat er sich da schon einen neuen Namen zugelegt, wie er in der Zeitschrift Guitar World erzählt: „Zu Hause in New Jersey habe ich meinen Nachnamen immer Wylant geschrieben, weil keiner Wielandt vernünftig buchstabieren konnte. Barbaranne hat dann irgendwann erzählt, dass sie den Namen Zack für ein Kind gut fände. Den habe ich dann selber benutzt. Von Zack Wylant hielt Ozzy aber nichts. Als wir dann eines Abends einen gezischt haben, lief ein Song von Kim Wilde, dieser britischen Popsängerin. Also habe ich einfach Zakk Wylde vorgeschlagen. Ozzy fand es super. Und wenn man sich unsere frühen Fotos anguckt, habe ich sogar ihren Look geklaut!“



Als erste Single wird Miracle Man veröffentlicht, ein beißender Kommentar in Richtung des TV-Predigers Jimmy Swaggart, der vom hohen religiösen Ross herunter lange Jahre Osbourne als moralisch unerträglich kritisiert, aber dann selbst mit Prostituierten erwischt wird. Im Clip steht die Band in einer alten Kirche, in der Dutzende kleine Schweinchen herumlaufen. Das bringt die Botschaft zwar rüber, geht aber mit einer unerwarteten Sauerei einher: Als zum ersten Mal die Musik angeht, erschrecken sich die Ferkel – und „entleeren“ sich alle und zur gleichen Zeit.



Kurz nach seinem Einstieg hatte Zakk am 28. Juli 1987 seine erste Show als Sidekick von Ozzy Osbourne gespielt – in einem britischen Gefängnis. Auf große Arena-Tour geht es mit der Platte im Gepäck Ende 1988, Vorgruppe sind Anthrax. Dafür hat es einen erneuten Wechsel am Bass gegeben: Daisley ist raus, Geezer Butler ist drin.



Damit spielt der gerade mal 21-jährige Blondschopf mit der halben Besetzung von Black Sabbath zusammen. Doch dem fällt es nicht schwer, sich in eine Gruppe aus mittelalten Rocklegenden einzufügen: „Sie haben sich alle um mich gekümmert.“ Allerdings feiern Ozzy und Geezer zu diesen Zeiten noch ziemlich hart. Das färbt ab: „Wir hatten alle definitiv unseren Spaß. Ich habe trotzdem ständig geübt und immer noch genau das gemacht, was ich am liebsten tue. Das handhabt vielleicht jeder anders. Wir sind rausgegangen und haben einen gezischt, aber am nächsten Tag ging es wieder an die Arbeit.“ Heute lacht der mittlerweile abstinent lebende Gitarrist: „Der betrunkene, der verkaterte und der halbverkaterte Geezer sind allesamt großartige Geezer, und ich liebe jeden einzelnen davon.“



Als die Tour schließlich im August 1989 vor 100.000 Zuschauer beim Moscow Music Peace Festival endet, hat Zakk Wylde sich in der Band von Ozzy und der Welt der Rockgitarre etabliert. Der Sänger selbst scheint die Konzertreise nicht gänzlich unbeschadet überstanden zu haben, denn kurz darauf versucht er im Wahn, seine Frau Sharon umzubringen, aber das ist eine andere Geschichte (die hier steht).

Und wie sieht Zakk No Rest For The Wicked heute? „Ich bin stolz darauf, keine Frage. Wenn ich mir die Platte anhöre, den Sound und die Songs, dann muss ich sagen: Das hat funktioniert. Ich war erst 19 oder 20, als ich die Riffs geschrieben habe. Natürlich konnte ich dabei richtig viel lernen, denn vorher hatte ich noch nie ein Album aufgenommen. Und ich würde heute alles so lassen.“

Zakk Wylde heute: Meistergitarrist, Zottelbartträger und immer noch Ozzy-Fan. Credit: Chascar


Headerbild Credit: Paul Natkin/Getty Images

Zeitsprung: Am 28.9.1988 spielt Zakk Wylde zum ersten Mal auf einem Ozzy-Album.

 

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Popkultur

Home is where your bunte M&Ms is: Die verrücktesten Backstage-Wünsche

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Backstage Header
Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

Für ihre sogenannten „Hospitality Rider“ fallen Musikstars die verrücktesten Anforderungen ein. Ob bunte M&Ms, Haartrockner oder Würgeschlangen: Hinter der Bühne scheint einfach alles möglich zu sein. Die 15 verrücktesten und unterhaltsamsten Backstage-Wünsche haben wir für euch zusammengestellt.

von Timon Menge

Vorweg sei gesagt: Um kaum etwas Ranken sich so viele Mythen und Gerüchte wie um die Backstage-Wünsche der großen Rock- und Pop-Sternchen. Die folgende Liste sollte also keinesfalls zu ernst genommen werden. Allzu abwegig klingt vieles davon allerdings nicht …

15. Die Beatles und Elvis: bescheidene Rockstars

Beginnen wir mit den Pflegeleichtesten in unserer Liste. Laut New York Post verlangten die Beatles in ihren Backstage-Räumen bloß einen Schwarzweißfernseher und einige Flaschen Coca-Cola. Ganz schön genügsam für die größte Band aller Zeiten. Elvis wünschte sich hinter der Bühne angeblich nichts weiter als zehn Softdrinks und vier Gläser Wasser.

14. Slipknot futtern aus der Dose

Slipknot unterstreichen mit ihrem Hospitality Rider auf sympathische Art und Weise ihre proletarische Herkunft und legen Wert auf Dinge wie Dosenravioli, Kaubonbons, Feuchttücher und Socken aus der Dose. Ob die Lebensmittel und die Socken etwas miteinander zu tun haben, ist nicht überliefert.

13. Eminem liebt Taco Bell

In den USA zählt Taco Bell zu den berühmtesten Fast-Food-Ketten überhaupt. Jenseits der Landesgrenzen ist das mexikanisch beeinflusste Schnellrestaurant allerdings kaum anzutreffen. Genau deshalb steht in den Backstage-Anforderungen von Rapper Eminem explizit: „A selection of Taco Bell (Mexican-themed fast food) — imported from America“.

12. Die Beach Boys verlangen weiches Toilettenpapier

Wenn es um die Auswahl des richtigen Klopapiers geht, hatten die Beach Boys genaue Vorstellungen. „VERY SOFT“ sollte sich das Abputzen anfühlen. Außerdem legten die Musiker Wert auf Recycling-Mülleimer im Essensbereich. „Die Beach Boys und der Planet danken euch“, war an entsprechender Stelle im Hospitality Rider der Band zu lesen.

11. DJ Shadow gräbt gern nach Vinyl

Hip-Hop-Legende DJ Shadow verlangt bei jedem Konzert nach einer Liste aller lokalen Plattenläden, um in seiner Freizeit nach neuen LPs stöbern zu können. Wenn er in der Stadt ist, lohnt es sich also, die umliegenden Anlaufstellen für das schwarze Gold im Blick zu behalten. Vielleicht lauft ihr ihm ja über den Weg.

10. Lady Gaga mag keinen Stinkekäse

Nachvollziehbar: Lady Gaga möchte nicht, dass es in ihrem Backstage-Bereich nach Käsetheke im Sommer riecht. Folglich steht in ihrem Hospitality Rider, dass beim Catering unterschiedliche Käsesorten zur Verfügung stehen sollen, aber nur wenn sie „non-smelly“ und „non-sweaty“ sind.

9. Van Halen und die braunen M&Ms

Diese Geschichte haben wir fast alle schon einmal gehört, doch man kann sie unmöglich auslassen: Als Van Halen 1982 durch die USA touren, bestellen sie für ihren Backstage-Bereich unter anderem eine Schüssel M&Ms. Doch Vorsicht: „Absolutely no brown ones!“, heißt es im Rider der Band. Andernfalls droht der ersatzlose Konzertabbruch.

8. Adele mag keinen Bio-Honig

Während viele Pop-Stars hinter der Bühne Wert auf Bio-Lebensmittel legen, verlangt Adele in ihrem Rider explizit „non-organic honey“, also Nicht-Bio-Honig. Welche Beweggründe sie dafür hat, bleibt wohl ihr Geheimnis. Außerdem sagt man, dass sie keine Tomaten auf ihren Sandwiches mag.

7. James Brown hat die Haare schön

Soul-Legende James Brown hatte nicht nur eine beeindruckende Stimme, sondern auch stets schicke Haare. Damit das auch so blieb, verlangte der Sänger in seinem Backstage-Bereich nach einer Trockenhaube, wie man sie aus Friseursalons kennt. Außerdem auf seiner Liste: Champagner, ein Bügeleisen und ein Golfauto.

6. Amy Winehouse empfängt nur „große Jungs“

Zu den Hospitality-Anforderungen von Soul-Queen Amy Winehouse gehörten die unterschiedlichsten Dinge, von Whiskey über Pizza bis hin zu Camel Lights. Besonders lustig mutet aber ein Schild an, dass die Sängerin bei jeder ihrer Shows an der Tür ihres Zimmers anbringen ließ: „Only big boys can enter“, also „Zutritt nur für große Jungs“.

5. Rihanna hat es gern gemütlich

Rihanna legt in ihren Backstage-Räumlichkeiten Wert auf Duftkerzen. Aber nicht auf irgendwelche Duftkerzen, sondern die Sorte „Archipelago Black Forest“ muss es sein. Außerdem verlangt sie vor Auftritten nach einem Teppich mit Tierfellmuster, der unbedingt sauber sein muss, weil sie barfuß darüber läuft.

4. Kanye West steht auf Slushy-Cocktails

Rapper Kanye West scheint eine Vorliebe für Cocktails zu haben, vor allem für gefrorene. So lässt er sich für eine Tour eine Slushy-Maschine hinter die Bühne stellen, die zwei verschiedene Sorten enthält: Grey Goose (Wodka) mit Limo sowie Hennessy (Cognac) mit Coca-Cola. Prost!

3. Nikki Sixx wünscht sich eine Würgeschlange

Dass die Rider-Wünsche von Nikki Sixx wirklich ernst gemeint sind, kann man kaum glauben. Aber erfahrungsgemäß ist es ja so: verrückt, verrückter, Mötley Crüe. So verlangt der Bassist der Glam-Metaller zeitweise, dass er im Backstage-Bereich eine mindestens 4,5 Meter lange Boa Constrictor vorfindet. Warum auch immer.

2. Iggy Pop erwartet „sieben Zwerge“

Noch verrückter wird es in den Backstage-Anforderungen von Iggy Pop. „Pizza für die Obdachlosen“ liest sich fast noch harmlos, doch die Punk-Legende fordert auch „sieben Zwerge“ sowie Brokkoli, der bereits kleingeschnitten ist — damit man ihn besser entsorgen kann.

1. Madonna nimmt ihr ganzes Wohnzimmer mit

Madonna denkt das Wohlbefinden hinter der Bühne etwas größer und lässt bei jedem ihrer Konzerte ihr komplettes Wohnzimmer auf- und abbauen. Das klingt im ersten Moment  großspurig. Wenn man sich in die Lage einer vielreisenden Künstlerin hineinversetzt, die fast nie zuhause ist, irgendwie aber auch nicht.

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Popkultur

blink-182: Alle Studioalben im Ranking

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Foto: Estevan Oriol/Getty Images

Fans freuen sich schon auf das kommende blink-182-Album One More Time, das im Oktober 2023 erscheinen wird. Kein Wunder: Endlich ist das Trio DeLonge/Hoppus/Barker wieder vereint! Grund genug, einmal einen Blick auf den bisherigen Studiooutput der kalifornischen Poppunker zu werfen und ihre Studioalben zu ranken.

von Markus Brandstetter

1. Enema Of The State (1999)

 Mit Enema Of The State schufen blink-182 1999 eines der bekanntesten und beliebtesten Pop-Punkalben aller Zeiten. Songs wie What’s My Age Again und All The Small Things sind heute aus Setlists nicht mehr wegzudenken, mit Adam’s Song bewiesen die Fun-Punker, dass sie auch ernste und traurige Songs draufhaben. Keine Frage: Enema Of The State ist unverkennbar ein Kind der Endneunziger, zeigt sich aber auch 2023 gut gealtert und zeitgemäß. Mit dem Album inspirierten Hoppus, DeLonge und Barker Heerscharen an neuen Bands – und wurden selbst zu Megastars.

 2. blink-182 (2003)

 Man könnte dieses Werk auch das ambitionierte Album von blink-182 nennen. Nachdem das Trio bereits auf den beiden Vorgänger-Longplayern bewiesen hat, dass es auch mal ernst zugehen kann, stand hier der Spaßpunk fast gänzlich im Hintergrund. Egal, ob der fulminante Opener Feeling This, die Megaballade I Miss You oder Songs wie Violence, Obvious, Always oder Down: Das selbstbetitelte Album hält jede Menge Schätze (und ein Feature mit Cure-Sänger Robert Smith) parat. Nur der vertonte Brief ist dann doch ein wenig zu kitschig. Mit blink-182 fanden Tom, Mark und Travis ihren Höhepunkt – ehe die Band auf Eis gelegt wurde.

 3. Take Off Your Pants And Jacket (2001)

 Definitiv zu den Karrierehighlights zählt auch Take Off Your Pants And Jacket aus dem Jahr 2001. Mit Songs wie The Rock Show, First Date, Anthem Part Two oder dem düsteren Stay Together For The Kids gelang Blink-182 eine ausgezeichnete Mischung, die nicht nur für Hoppus einen Schritt nach Vorne von Enema Of The State darstellt. Blink waren hier bereits auf der ganzen Welt bekannt – und zementierten ihren Status nochmal ein (auch dank grandioser Musikvideos).

 4. Dude Ranch (1997)

 Dude Ranch ist das zweite Album der Band, dass am 5. August 1997 veröffentlicht wurde. Am Schlagzeug saß damals noch nicht Travis Barker, sondern Scott Raynor. Hier etablierten blink-182 ihren eigenständigen Sound – Songs wie Josie, Dammit oder Boring machen auch heute noch großen Spaß.

 5. California (2016)

Zwischen Mark Hoppus/Travis Barker und Tom DeLonge war es freilich nicht immer einfach. Die erste Rückkehr wurde mit dem eher mittelmäßigen Neighbourhoods gefeiert, danach war wieder Schluss. blink-182 ersetzen DeLonge mit  Matt Skiba (Alkaline Trio) und veröffentlichten 2016 das Album California. Musikalisch war das Album eine Rückkehr zu dem, was man vor Neighbourhoods und dem selbstbetitelten Album von blink-182 gewohnt war – also gut gelaunter, eingängiger Punkrock. Klar, ohne DeLonge war es nicht dasselbe, aber Skiba bewies sich als ausgezeichneter Ersatzmann, der die Band wohl auch zu einem guten Teil am Leben hielt.

 6. Chestshire Cat (1995)

 Platz sechs belegt das Debütalbum der Band. Klanglich ist dieses freilich noch etwas rau und unausgegoren, beinhaltet aber bereits tolle Songs wie Carousel, M+Ms und Wasting Time. Zunächst wurde das Album noch unter dem Bandnamen Blink veröffentlicht, da es aber eine andere Band mit den Namensrechten gab, entschied man sich für den Zusatz 182.

 7. Nine (2019)

 Platz sieben geht an das Album Nine – den zweiten Longplayer mit Matt Skiba. Für die Produktion zeichnete hier John Feldman (unter anderem Chef von Goldfinger) verantwortlich, auch etliche Co-Producer mischten mit. Mit Songs wie The First Time, Blame In On My Youth und On Some Emo Shit ist das Album durchaus solide, belegt aber wahrscheinlich nur in wenigen blink-182-Fanlisten die vorderen Plätze.

 8. Neighbourhoods (2011)

Neighbourhoods war leider nicht die Reunion, die sich Fans nach dem indefinite hiatus nach dem unbetitelten Album erwartet hatten. Zwar fanden Tom DeLonge, Mark Hoppus und Travis Barker wieder als Band zusammen — aufgenommen wurde aber getrennt voneinander. Irgendwie merkt man Neighbourhoods einfach in jeder Sekunde an, dass zwischenmenschlich wie auch musikalisch einfach das fehlte, was blink-182 ausmacht. Immerhin: Die Reunion, die wir uns damals erhofften, bekommen wir wohl mit dem kommenden Album endlich serviert!

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