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Popkultur

Kaiser Chiefs im Interview: „Warum kann ich nicht euer Boot haben, Coldplay?“

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Foto: Mariano Regidor/Redferns/Getty Images

Im Interview mit uDiscover sprechen Kaiser Chiefs über ihr aktuelles Album Duck, die Schattenseiten des Bandlebens und erklären, worum sie Coldplay beneiden… oder auch nicht.

von Markus Brandstetter

Denkt man an die 2000er-Jahre, kommen einem zuallererst eine ganze Riege von Rockbands wie The Strokes, The Libertines, Franz Ferdinand oder eben Kaiser Chiefs in den Sinn. Wie auch ihre Kollegen gibt es die Briten um Sänger Ricky Wilson immer noch – 2019 veröffentlichte die Band ihr aktuelles Album Duck, mit dem sie vor kurzem auf Deutschland-Besuch waren. Wir trafen Sänger Ricky Wilson, Bassist Simon Rix und Keyboarder Nick „Peanut“ Baines kurz vor ihrem Konzert in Berlin.

Euer letztes Album ist ja seit etwa sieben Monaten draußen. Wie blickt ihr heute auf das Album mit etwas Distanz?

Simon Rix: Ich lerne immer noch, damit zu leben. Wir haben es veröffentlicht, sind ein bisschen auf Tour gegangen – aber erst seit Januar 2020 ist das wirklich die Duck-Tour. Wir spielen viele Songs von dem Album, schauen uns an, wie das Publikum darauf reagiert. Es ist ganz anders, diese Songs live zu spielen als im Studio.

Ricky Wilson: Nichts gegen Plattenfirmen, aber mal ehrlich: Sie haben das Gefühl, dass ihre Arbeit getan ist, sobald das Album draußen ist. Wenn du in der Band  bist, ist es das aber längst nicht. Du spielst ja nicht nur Shows, sondern promotest das Album ja andauernd. Ich genieße das jetzt gerade sehr. Wir haben das Gefühl, wir können Leute live dazu bringen, wirklich in diese Platte reinzufinden – anstatt einfach nur die Songs zu spielen, die sie ohnehin mögen. Wir lieben es, diese Songs zu spielen. Nichts gegen die alten Songs, aber die neuen wollen wir wirklich so gut präsentieren wie möglich. Das ist ja auch ein Grund, immer weiterzumachen.

Habt ihr in diesen sieben Monaten etwas neues über die Songs gelernt, das ihr beim Schreiben und Aufnehmen noch nicht wusstet?

Ricky Wilson: Komischerweise schauen wir bei dieser Platte nicht zurück und wünschen uns, dass wir etwas anders gemacht hätten. Ich denke, bei vorigen Platten – vor allem der sechsten (Stay Together) – haben wir es bereut, diese Stücke nicht live gespielt zu haben, bevor wir sie aufgenommen haben.

Nick Baines: Fans, die uns schon oft live gesehen haben, erzählen uns, wie toll die Songs in unser Set passen. Oft ist es bei neuen Songs so, dass sie irgendwie den Schwung des Sets ins Stocken bringen – aber bei der neuen Platte scheint das nicht zu passieren. Sie waren schon im Studio nahe dran an dem, was wir live wollen.

Ricky, du meintest gerade, das wäre auf vorigen Alben nicht der Fall gewesen.

Ricky Wilson: Bei der ersten Platte schreibst du Songs, spielst sie ewig lang live – und irgendwann lässt sie dich jemand aufnehmen. Das ist das optimale Szenario. Aber ab dem zweiten Album hört die Songs dann niemand mehr, bevor du sie aufgenommen hast. Diese Live-Energie im Studio zu kreieren ist schwer – aber nach so vielen Jahren haben wir realisiert, dass der beste Gedanke jener ist, dass die Songs auch irgendwann mal von allen fünf Mitgliedern auf der Bühne gespielt werden müssen. Wir haben es noch nicht ganz herausgefunden, wie es hundertprozentig geht – aber irgendwann werden wir das tun.

Nick Baines: In den frühen Tagen der Band haben wir Songs geschrieben, weil ein Konzert bevorstand. Dann spielt man den Song und denkt sich, ach, das ändern wir oder den Teil nehmen wir raus. So machen wir das nicht mehr.

Ricky Wilson: Wenn wir heute Songs von Education, Education, Education & War spielen, bemerken wir, wie verrückt diese Arrangements für eine Liveumsetzung sind. Warum wollen wir dahin zurück? Wenn du vor Leuten spielst, weißt du, wann der Chorus einsetzen soll. In einem Raum ohne Fenster weißt du das halt manchmal nicht.

Also muss man das Live-Szenario immer vor Augen haben?

Nick Baines: Ich denke, wir haben das immer. Auch bei ruhigeren Songs: Man will immer den großen Chorus. Auch wenn das vielleicht nicht immer das Beste ist: Wir wollen die großen Songs, wir wollen den Chorus so richtig fühlen. So ist das bei den meisten unserer Songs so – und wir wissen ja auch, dass das die Fans mögen.

Die Platte hat ja durchaus etwas optimistisches.

Rick Wilson: Musikalisch machen wir definitiv aufbauende Sachen. Manchmal aber mit weitaus weniger aufbauenden Lyrics, das ist immer unser Motiv gewesen und es funktioniert.

Nick Baines: Wir schreiben fröhliche Melodien, aber es stecken viele traurige Dinge drinnen. Es ist komisch: Da singen die Menschen mit voller Inbrunst diese Songs, die eigentlich schwere Themen haben. Die Melodien sind happy, die Töne – aber inhaltlich ist es das komplette Gegenteil. Das ist ein interessantes Experiment.

Rick Wilson: Ist die neue Platte fröhlich? Ich denke eigentlich nicht. In Großbritannien sind alle gespalten, die Leute werden wütender, Leute fühlen sich an den Rand gedrängt. Es kommt von einem sehr traurigen Ort, aber am Ende gibt es Hoffnung.

Fröhlich vielleicht nicht, aber nicht einmal zaghaft optimistisch?

Simon Rix: Zaghaft optimistisch, das trifft es auf alle Fälle. Das muss man auch sein!

Ricky Wilson: Wenn du eine Platte machst, musst du Hoffnung haben. In vielerlei Hinsicht. Auch die Hoffnung, dass die Platte gut wird und, dass du eine weitere Platte machen kannst. Du musst das auch wirklich fühlen, und wir waren auch hoffnungsvoll.

Wie war denn euer Gemütszustand, als ihr die Platte gemacht habt?

Ricky Wilson: Es war ein Up and Down, aber so ist das Leben nunmal. Das Leben ist kompliziert. Das Leben ist nicht die Instagram-Version der Dinge. Die Leute glauben, als Rockstar bist du die ganze Zeit im Privatjet oder lässt dir das Make-up machen. Aber das stimmt nicht! Manchmal isst du auch in Nobelrestaurants.

Simon Rix: Es machte manchmal viel Spaß, aber es war auch hart. Es war vielleicht die härteste Platte, die wir je gemacht haben. Wir brauchten einige Zeit, um herauszufinden, in welche Richtung wir wollen. Das machte es aber am Ende umso besser. Wir wussten, dass wir es diesmal richtig machen wollten. Es sollte etwas werden, das traditionelle Fans mögen würden aber auch neue Fans gewinnen kann. Es war eine Selbstentdeckung.

Das klingt konträr zu dem, was Ricky vor dem Release gesagt hat und zwar,  dass ihr euren Spaß an der Sache wiederentdeckt habt.

Ricky Wilson: Es war ein Gefühl, dass viel gutes passiert. Wir hatten einen neuen Plattenvertrag, mehr Leute kümmerten sich um uns, es fühlte sich wie ein Neustart an. Dann vergisst man aber, dass ein Neustart auch hart ist. Mit sieben Platten auf dem Buckel möchte man sich nicht einzig und allein auf die Geschichte der Band verlassen. Man möchte etwas neues kreieren und sich nicht auf die Hits verlassen. Die besten Songs müssen immer die neuen sein.

Simon Rix: Es gab einige tolle Zeiten, aber auch einige, die weniger lustig waren.

Ricky Wilson: So ist das Leben halt.

Nick Baines: Wenn du in einer Band bist, musst du immer weiter machen. Krankheiten, Familienangelegenheiten passieren und du musst trotzdem weitermachen. Es findet sich immer ein Weg, denn die Band ist größer als unsere Einzelcharaktere.

Ricky Wilson: Es ist wie in einem Boot. Manchmal ist das Wasser still, manchmal triffst du auf Steine, manchmal gibt’s ordentlich Wind. Man muss einfach wissen, dass es nicht immer der perfekte Tag zum Segeln ist – aber wenn es mal so einen perfekten Tag gibt, ist der berauschend und macht das alles wert.

Nick Baines: Um bei der Analogie zu bleiben: Man denkt sich eben, gut dann ist heute eben kein guter Tag zum Segeln, aber gestern war ein guter Tag zum Segeln und vielleicht ist morgen wieder einer. Man blickt zurück und denkt: Ach, es geht schon okay.

Ricky Wilson: Und manchmal denkt man sich bei einem Boot, dass es einfach ganz schön teuer war und man sich es lieber nur mieten hätte sollen. Und irgendwer hat auch immer ein größeres Boot… und man denkt sich: Warum kann ich nicht euer Boot haben, Coldplay? Aber wenn du ein größeres Boot hast, hast du halt auch mehr Scheiße an der Backe.

Simon Rix: Mo’ boat, mo’ problems!

Das Boot läuft also.

Nick Baines: Ja, wir sind ja immer noch im Wasser. Um die Schiffahrtsmetapher nochmal zu strapazieren.

Ricky Wilson: Es ist doch oft so: Da sind zwei Leute, die mit dem Boot den Atlantik überqueren. Man sieht sie nur am Beginn und am Ende ihrer Reise – und jeder denkt sich: Oh Mann, das sieht fantastisch aus. Man sieht nur den Champagner – aber man sieht dich nicht in der Mitte der Reise. Aber auch wenn man mal keine Lust hat, ist es immer wert, es zu machen.

Simon Rix: Heute ist so ein Tag, wir sind echt alle völlig müde.

Nick Baines: Ja, die letzten Tage schon. Aber dann geht man auf die Bühne und dann passt’s wieder.

Simon Rix: So, und wo willst du hier noch eine Bootsmetapher unterkriegen?

Ricky Wilson: Ich glaube, wir sind als Band an einem Status angelangt, der zu uns als Menschen ganz gut passt. Wenn wir eine riesig große Band wären, würden wir es vielleicht gar nicht packen. Und wenn wir kleiner wären, hätten wir vielleicht gar nicht weitergemacht. Wir sind in einer sehr guten Position, um weiterzumachen. In einer Band zu sein hat immer damit zu tun, Hoffnungen zu hoch anzusetzen. Deine Hoffnungen sind immer größer als die Realität. Aber das ist eine viel bessere Art zu leben, als immer vom schlimmsten auszugehen, um nicht enttäuscht zu werden. Ich erwarte lieber das Beste und werde dann enttäuscht. Es bedeutet, dass du irgendwas vorantreibst. Letztens fiel mir im Bus eine Phrase ein: „With an abundance of dreams you can have some nightmares”. So wollen wir leben. Manche Leute träumen nie und haben deshalb keine Alpträume.

Simon Rix: Das klingt nach einem Coldplay-Song.

Ricky Wilson: Ja, da sind wir wieder bei Coldplay. Die ich ja echt gerne wäre. Ich würde gerne mal wissen, wie es sich anfühlt, überallhin mit dem Privatjet zu fliegen. Obwohl: Das geht nicht mehr.

Simon Rix: Aber mit Solarenergie ginge das.

Ricky Wilson: Ja, das würden wir testen! Wenn uns Elon seinen Solar-Jet borgt, machen wir das.

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Zeitsprung: Am 23.9.1930 wird der Hohepriester des Soul geboren: Ray Charles.

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Ray Charles
Ray Charles auf der Bühne, 1988 - Foto: Rita Barros/Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 23.9.1930.

von Jana Böhm und Christof Leim

Am 23. September 1930 erblickt Raymond Charles Robinson das Licht der Welt, bis es für ihn im Alter von sieben Jahren durch eine Glaukom-Erkrankung für immer erlischt. Seine Mutter hält ihn zur Unabhängigkeit an, denn als blinder Schwarzer Mensch ist man im Amerika der Dreißiger Jahre verloren. Ray verinnerlicht die Worte seiner Mutter. Der Multiinstrumentalist wird zum Hohepriester des Soul und sein musikalischer Einfluss prägend für Blues, Country und Soul-Musik. Blicken wir auf sein beeindruckendes Leben zurück.

Hört euch hier Ray Charles’ Greatest Hits an: 

Als Raymond Charles Robinson im September 1930 in Albany, Georgia auf die Welt kommt, ist der Staat von der Rassentrennung zerfurcht. Die Schwarze Bevölkerung hat wenig Rechte und lebt in meist sehr ärmlichen Verhältnissen. Ray und seine Mutter Aretha ziehen bald nach Greenville in Florida, dort wächst er dann zusammen mit seinem jüngeren Bruder George auf. 

Das Schicksal schlägt zu

Mit Rays fünftem Lebensjahr legt sich ein Schatten über sein Leben, der bald zu tiefster Dunkelheit wird. Durch ein angeborenes Glaukom, auch Grüner Star genannt, beginnt er, sein Augenlicht zu verlieren. Im selben Jahr muss Ray hilflos mit ansehen, wie sein jüngerer Bruder George ertrinkt. Trotz der Armut und herben Schicksalsschlägen drängt seine Mutter ihn zur Selbstständigkeit, denn ihr ist sehr wohl bewusst, dass man schwarz, blind und hilflos in diesem Land kaum eine Chance hat. „Lass dich durch nichts und niemandem zu einem Krüppel machen“, impft sie ihm immer wieder ein. Mit sieben Jahren ist Ray Charles vollständig erblindet.

Die Musik gibt dem jungen Ray Charles Halt. Beim Singen von Gospels in der Kirche fühlt er sich sicher. An einem alten Klavier im Red Wing Café eröffnet ihm der Besitzer, der alte Wylie Pitman, eine neue Welt. Ray lernt schnell, selbst zu spielen. „Klavierspielen kann man lernen, aber nicht das Gefühl dafür. Das ist da oder nicht. Ich glaube, dass ich damit geboren wurde“, erzählt er Jahrzehnte später. Eine umfassende musikalische Ausbildung wird ihm an der St.-Augustine-Schule für Gehörlose und Blinde zuteil. Ray lernt, Musik zu lesen und Frederic Chopin, Ludwig van Beethoven und Johann Strauss zu spielen. Er besucht die Schule bis zum Tod seiner Mutter. Ihr Tod bringt Ray seelisch ins Wanken.

Der eigene Stil

Als er fünfzehn Jahre alt ist, verlässt der Junge die Schule. Er will professioneller Musiker werden. Zuerst macht er sich im nahegelegenen Jacksonville einen Namen, dann in Orlando, Florida. Ray gilt als ein vielseitiger Arrangeur, Pianist und Saxofonist, der neben Blues, Jazz, Boogie-Woogie und Swing auch Hillbilly drauf hat. Charles imitiert den sanften Gesang von Größen wie Nat King Cole und Charles Brown. Einen eigenen Gesangsstil entwickelt er erst über ein Jahrzehnt später.

1947 zieht Ray Charles nach Seattle, er verspricht sich bessere Karrierechancen an der Westküste. In der neuen Heimat beginnt Raymond Charles Robinson an seiner Show Business-Persönlichkeit zu feilen. Um nicht mit dem Boxer „Sugar“ Ray Robinson verwechselt zu werden, nennt er sich fortan nur Ray Charles und beginnt, stets eine schwarze Sonnenbrille zu tragen, die zu seinem Markenzeichen wird. Außerdem und viel wichtiger: Als Mitglied des Maxin Trios nimmt er seine erste Schallplatte auf. Die Single Confession Blues erreicht 1949 Platz zwei der Rhythm & Blues-Hitparade. Im selben Jahr ändert die Band ihren Namen in Ray Charles Trio und mausert sich ein Jahr später zum Ray Charles Orchestra.

Der Durchbruch

1952 erhält der aufstrebende Musiker einen Vertrag bei Atlantic Records, dem bis dato größten Rhythm & Blues-Label. Mit seiner Band findet er nun auch seinen eigenen Stil. Er wird zum Prediger der Lebenslust, auf die Melodie eines alten Gospelsongs schreibt er I’ve Got A Woman – ein Lied über die Liebe. Das kommt bei vielen schwarzen Gläubigen nicht besonders gut an, man wirft ihm sogar Gotteslästerung vor. Doch Ray Charles hat damit Erfolg, sogar die Weißen finden seine Musik gut, und das ist damals eine Seltenheit. 

Ray Charles Welthit „What’d I Say“

Mit What’d I Say landet er einen Welthit, Klassiker wie Hit The Road, Jack und I Can’t Stop Loving folgen. Ab 1955 beginnt Charles im Stile der Gospelgruppen mit weiblichen Backgroundstimmen zu experimentieren und ergänzt seine Truppe um einen Frauenchor: die Raeletts. Der eigene Stil ist gefunden: eine schroffe Stimme, ein ausdrucksstarkes Piano, hervorragende musikalische Begleitung und Frauengesang im Hintergrund.

Prediger der Lebenslust

Das Ekstatische seiner Auftritte spiegelt sich in Rays Privatleben wieder: Den vielen Frauen kann er einfach nicht widerstehen. Zwar ist Ray verheiratet und hat drei Kinder, doch mit all den Geliebten setzt er mindestens neun uneheliche Kinder in die Welt. Man kann sagen, Ray Charles genießt das Leben in vollen Zügen und ist auch Alkohol und Marihuana nicht abgeneigt. In den Fünfzigern gerät er jedoch an härteren Stoff. Heroin wird ihm zum Verhängnis und führt in den kommenden zwanzig Jahren auch mehrfach zu Verhaftungen. Ab 1970 lebt er clean.

Ray Charles wird als erster Kulturschaffender in die Georgia Music Hall Of Fame (1979) aufgenommen. Außerdem ehren ihn die Blues Hall Of Fame und die Rock And Roll Hall Of Fame geehrt. Seine musikalischen Einflüsse sind stilprägend für die Entwicklung von Rhythm And Blues, Blues, Country und Soul. 

1980 setzt der Weltstar seinem Ruhm noch einen drauf: Mit seiner Rolle im legendären Film Blues Brothers erreicht er im Jahre 1980 eine neue und junge Generation von Fans. 2004 stirbt Ray Charles in Beverly Hills. Niemand Geringeres als Frank Sinatra erweist ihm die letzte Ehre.

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Popkultur

„Tage wie diese“ von den Toten Hosen: Als sich Angela Merkel bei Campino entschuldigte

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Die Toten Hosen Header
Foto: Marco Prosch/Getty Images

Im Jahr 2011 passiert den Toten Hosen etwas, wovor sich jeder Musiker fürchtet: Sie möchten ein neues Album schreiben — und ihnen fällt absolut nichts ein. Doch aus der Kreativlosigkeit der Düsseldorfer entsteht unter anderem ihr größter Hit: Tage wie diese. Das ist die Geschichte der Nummer. Eine Telefonat mit Angela Merkel ist auch dabei.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Scheiss Wessis von den Toten Hosen anhören:

Im Demostadium heißt der Song noch Kreise drehen. Am Text kann man es ablesen: „Wir lassen uns treiben, tauchen unter, schwimmen mit dem Strom / Drehen unsere Kreise, kommen nicht mehr runter, sind schwerelos“. Hosen-Gitarrist Kuddel nimmt das Stück im Jahr 2010 zuhause auf und lässt sich dafür von Black Betty inspirieren, einem Worksong des 20. Jahrhunderts — allerdings in der Version der Siebziger-Rockband Ram Jam. Begeistert ruft er Sänger Campino an, der Kreise drehen ebenfalls mag. Doch gleich am nächsten Tag klingelt Kuddel noch einmal durch. Sein Sohn Tim findet das Lied nicht gut. Auch bei Tochter Chelsea springt der Funke nicht über. Enttäuscht legen die Hosen das Stück beiseite. Doch im Sommer 2011 geht Campino mit einer alten Freundin schwimmen — und ihr kommen die zündenden Ideen.

Campino und Birgit Minichmayr: eine alte Freundschaft ebnet den Weg zum größten Hit

Bereits im Jahr 2006 hatten Campino und Birgit Minichmayr gemeinsam auf der Bühne des Berliner Admiralspalastes gestanden. Der Anlass: Rainer Maria Brandauers Inszenierung von Bertold Brechts Dreigroschenoper, in der Campino den Mackie Messer gegeben hatte und Minichmayr dessen Partnerin Polly. Seitdem sind die beiden in gutem Kontakt geblieben und nun, da die Hosen mit dem Songwriting für das Album zu ihrem 30. Jubiläum im Morast feststecken, ruft Campino seine Kollegin Minichmayr zur Hilfe. Er bittet sie darum, sich das neue Material einmal anzuhören. Zügig treffen sich die beiden in Österreich. Campino bringt eine CD mit den neuen Ideen mit. Kreise drehen möchte er Minichmayr eigentlich gar nicht vorspielen, doch als sie den Song hört, lobt sie ihn. Das sei das bisher beste Stück und man müsse nur noch ein wenig am Text schrauben. So passiert es dann auch.

Als Campino und Minichmayr fertig sind, heißt das Stück Tage wie diese. Minichmayr hat das Potenzial des Songs erkannt, den die Hosen beinahe aussortiert hätten. Nach der Veröffentlichung wird das Stück schnell zum Selbstläufer. Platz eins in den Single-Charts, drei Wochen lang die Pole Position in den Airplay-Charts, „Hit des Jahres“ bei der Echo-Verleihung 2012, Deutscher Musikautorenpreis 2013: Tage wie diese schlägt unerwartet heftig ein. Es soll der bekannteste Song der Toten Hosen werden. Was diesmal anders ist? Vielleicht zum allerersten Mal sei es egal, ob das Lied von den Hosen komme oder nicht, mutmaßt Campino in einem Interview. Bisher hätten viele Fans die Songs der Band gemocht, weil sie Anhänger der Hosen seien. An Tage wie diese fänden auch Nicht-Hosen-Fans Gefallen — obwohl der Song von den Hosen komme. Es sei ein großes Glück, nach 30 Jahren Bandgeschichte noch solch einen Hit zu landen, findet er. Er wisse nicht, ob die Hosen in jungen Jahren mit so viel Erfolg zurechtgekommen wären.

Tage wie diese: ein Song begeistert Deutschland

Die Beliebtheit des Songs bekommen die Hosen gleich in mehrfacher Hinsicht zu spüren. Zum einen klingelt die Kasse; zum anderen kommt es zu mehreren Coverversionen. Eine der neuesten (von 2023) stammt von der US-amerikanischen Sängerin Anastacia.

Schon vor Jahren hatte Campino den Text des Songs ins Englische übersetzt. Best Days heißt die US-Variante und sie ist auf Anastacias Album „Our Songs“ zu finden. Auch Schlager-Megastar Helen Fischer singt Tage wie diese im Rahmen ihrer Sommertour 2013. Eine Veröffentlichung ihrer Version auf CD unterbinden Campino und Co. allerdings. Eigentlich hatten sie ja auch der CDU verboten, den Song zu nutzen …

Beste Feinde: Die Toten Hosen und die CDU

Nach 40 Jahren Bandgeschichte haben sich die Toten Hosen einen Ruf erspielt. Als Krachmacher der Nation kennt man sie vor allem als Punk-Vertreter und Störenfriede, die sich auf und abseits der Bühne gerne gesellschaftskritisch äußern. Ein einziges Campino-Interview reicht, um zu wissen: CDU-Fan ist er nicht. Dennoch singt die Union am 22. September 2013 in ihrer Berliner Zentrale ausgerechnet den Hosen-Song Tage wie diese, um ihren Erfolg bei der jüngsten Bundestagswahl zu feiern. Kanzlerin Angela Merkel weiß zu jener Zeit noch nicht einmal, dass es sich um ein Lied der Toten Hosen handelt.

Es ist schon ein skurriles Bild: CDU-Fraktionschef Volker Kauder gibt mit einem Mikro in der Hand Tage wie diese von den Toten Hosen zum Besten; Angela Merkel, Ursula von der Leyen und Armin Laschet wippen (mehr oder weniger) im Takt mit. Viele Deutsche dürften sich über diesen Auftritt im September 2013 gewundert haben, steht die CDU doch nicht unbedingt für die Werte, die Campino und Co. üblicherweise propagieren. Entsprechend verärgert ist die Band über die eigenwillige Nutzung ihres Songs. „Uns persönlich kam die Darbietung eher wie ein Autounfall vor“, schreiben die Düsseldorfer nach der CDU-Performance in einem Statement auf ihrer Facebook-Seite. „Nicht schön, aber man schaut trotzdem hin.“ Darüber hinaus sei das grausam vorgetragene Lied aber immer noch die beste Leistung, die die CDU in letzter Zeit hervorgebracht habe. Deutliche Worte.

Anruf von Angela — Als die Kanzlerin Sorry sagte

Die Verärgerung der Toten Hosen entgeht Angela Merkel nicht — weshalb sie ein paar Tage später zum Telefonhörer greift, um sich zu entschuldigen. „Lieber Herr Campino, ich rufe an, weil wir ja am Wahlabend so auf ihrem Lied herumgetrampelt sind“, sagt sie zu dem Sänger. Sie fände Tage wie diese sehr schön, doch Campino müsse sich keine Sorgen machen, dass der Song nun die nächste CDU-Hymne werde. Außerdem hätten die Hosen die Nutzung des Liedes zwar für Wahlkampfveranstaltung untersagt, doch Siegesfeiern seien ja kein Wahlkampf. Am Ende bleibt sie eben doch Politikerin.

Diese Geschichte ist eine von vielen aus dem Buch Die Toten Hosen – über 40 Jahre Punkrock: Von Pionieren des Punks zur Kultband von Timon Menge. Die Anekdotensammlung erscheint am 24. Oktober 2023 im Riva Verlag.

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Helau, Buenos Aires: Die erste Show der Toten Hosen in Argentinien

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Rock-Hits, Leinwandauftritte und eine eigene Pizza: 6 Rock’n’Roll-Momente aus dem Leben von Joan Jett

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Joan Jett HEADER
Foto: Kevin Mazur/Getty Images

Rockröhre, Schauspielerin, Tierschützerin: Joan Jett funktioniert nicht nur am Mikro, sondern auch an der der Gitarre, vor der Kamera und als Pizza, zumindest quasi. Heute haben wir sechs Rock’n’Roll-Momente und -Abschnitte aus ihrem Leben zusammengestellt, die nicht nur für ihre Vielseitigkeit und ihr großes Können stehen, sondern auch für ihr gesellschaftliches Engagement. Die erste Geschichte handelt von ihrer Namensänderung. Für die hat Jett nämlich einen Grund, wie er rock’n’rolliger gar nicht sein könnte.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch einige der größten Hits von Joan Jett anhören:

1. Sie änderte ihren Namen in Joan Jett, weil das mehr nach Rockstar klingt.

Joan Marie Larkin. Zugegeben, so richtig nach Rock’n’Roll klingt das nicht. Das denkt sich auch Joan Jett, als sie die Scheidung ihrer Eltern dazu nutzt, ihren Geburtsnamen abzulegen, und stattdessen den Mädchennamen ihrer Mutter anzunehmen. Zumindest ist das die Geschichte, die sie zunächst allen erzählt. Später räumt sie ein, dass es sich bei Jett um einen erfundenen Namen handelt, der in keiner Verbindung zu ihrer Mutter steht. So oder so: Mit der Vermutung, dass sie als Joan Jett bessere Karten im Rockstar-Business hat, liegt die junge Musikerin richtig. Es ist der Name, unter dem sie die Welt erobern soll.

2. Mit The Runaways landete sie den ersten Hit einer großen weiblichen Rockband: Cherry Bomb.

Gemeinsam mit Sängerin Cherie Currie, Leadgitarristin Lita Ford und Schlagzeugerin Sandy West gehört Joan Jett Mitte der Siebziger zu The Runaways, der ersten großen weiblichen Rockband der Welt. Schon mit ihrer ersten Single Cherry Bomb landen die Damen ihren größten Hit. Leider kippt nur ein Jahr nach der ersten Veröffentlichung die Stimmung innerhalb der Band. Mehrfach geraten Currie und Ford aneinander, bis Currie schließlich aussteigt und eine erfolgreiche Solokarriere startet. 1979 sind The Runaways endgültig Geschichte und auch Joan Jett geht ihren eigenen Weg — mit noch größerem Erfolg.

3. Mit ihrer Coverversion von I Love Rock ‘n Roll schuf sie einen Klassiker für die Ewigkeit.

„I … LOVE … ROCK ‘N ROLL!“ Wer diese Zeile noch nie lauthals mitgesungen hat, hat Rockmusik nie geliebt. Mit der Nummer landen Joan Jett und ihre Band The Blackhearts den mit Abstand größten Hit ihrer Karriere — obwohl es sich um eine Fremdkomposition handelt. So stammt der Song aus der Feder von Alan Merrill und Jake Hooker von Arrows, die das Stück bereits 1975 veröffentlichen. Joan Jett And The Blackhearts legen ihre Coverversion im Dezember 1981 nach — und machen I Love Rock ‘n Roll zu einem Song für die Ewigkeit.

4. Mit ihrem Rock’n’Roll mischte sie auch die Filmindustrie auf.

Nach ihren großen Erfolgen als Musikerin rockt Joan Jett auch Hollywood. Ihr Schauspieldebüt gibt sie 1987 in Light Of Day mit Michael J. Fox, der in dem Streifen seine erste ernstere Rolle spielt. Später ist sie in der Highlander-Serie (1992) zu sehen, ebenso wie in einer Folge der Sitcom Ellen (1997), in der Chuck-Norris-Serie Walker, Texas Ranger sowie in der Broadway-Adaption der Rocky Horror Picture Show. Zum Soundtrack des NASCAR-Films Tage des Donners mit Tom Cruise steuert sie den Song Long Live The Night bei.

5. 2010 erschien ein Biopic über ihre erste große Band The Runaways.

Auch 2010 flimmert Joan Jett noch einmal über die Leinwand, allerdings nicht persönlich, sondern verkörpert durch Schauspielerin Kristen Stewart. In dem Biopic The Runaways erzählt Regisseurin und Drehbuchautorin Floria Sigismondi die Geschichte der gleichnamigen Rockband mit Joan Jett und landet damit einen großen Erfolg unter Kritiker*innen. An der Kinokasse funktioniert der Streifen leider so gar nicht. Nach Produktionskosten von zehn Millionen US-Dollar spielt The Runaways gerade einmal 4,6 Millionen US-Dollar ein. Trotzdem: Toller Film!

6. Im Jahr 2022 bekam Joan Jett ihre eigene Pizza.

Neben ihrer Karriere als Musikerin unterstützt Joan Jett immer wieder Tierschutzorganisationen, wie zum Beispiel PETA. Am Valentinstag 2022 sorgt die PETA-Kooperation sogar dafür, dass Jett ihre eigene Pizza bekommt. So bietet die Kette Pizzanista an jenem Tag eine herzförmige Pizza mit schwarzem Rand an, angelehnt an den Namen von Jetts Band The Blackhearts. „Joan Jett hat gesagt: Wenn es etwas gibt, dass sie mehr liebt als Rock’n’Roll, dann sind es Tiere“, erklärt PETA-Vizepräsidentin Lisa Lange. „Also ist diese ausgefallene vegane Pizza die perfekte Hommage.“ Coole Aktion!

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Überraschung: Joan Jett hat eine neue EP veröffentlicht!

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