Karrierestart in sechs Stunden: Das erste Nirvana-Demo wird 35!

Als Nirvana am 23. Januar 1988 ihr erstes Demo-Tape aufnehmen, weist noch nichts darauf hin, dass die Gruppe drei Jahre später zu den größten Rockstars der Welt gehören wird. Nur sechs Stunden Studiozeit stehen Kurt Cobain und Co. an jenem Tag zur Verfügung. Doch Nirvana geben alles — mit Erfolg.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Bleach von Nirvana anhören:

Damals ein Demo von vielen, heute ein wichtiges Stück Zeitgeschichte: Mit ihrer ersten Kassette legen Nirvana Ende der Achtziger den Grundstein für ihre kurze, aber umso gewaltigere Karriere. An den Schiebereglern: Produzent Jack Endino aus Seattle — neben Folk-Legende Neil Young ein weiterer „Godfather Of Grunge“. Auf dem Schlagzeughocker: ein Herr namens Dale Crover von den Melvins. (Chad Channing wird seinen Posten als Nirvana-Trommler erst ein wenig später einnehmen.) Innerhalb kürzester Zeit prügeln Kurt Cobain und Co. am 23. Januar 1988 die zehn Songs ein, die ihnen wichtige Türen öffnen und teilweise sogar auf dem Debütalbum Bleach zu hören sind. Doch wie kam es dazu?

Das erste Nirvana-Demo: eine Lehrstunde in „quick and dirty“

Nirvana-Frontmann Kurt Cobain und Bassist Krist Novoselic lernen sich bereits auf der Highschool in ihrer Heimatstadt Aberdeen (Washington) kennen. Cobain möchte eine gemeinsame Band ins Leben rufen und drückt Novoselic ein Demoband seines Projekts Fecal Matter in die Hand — doch Novoselic zeigt sich zurückhaltend. Erst drei Jahre später hört er das Tape und fragt Cobain, ob er immer noch eine Band gründen will. Das erste Projekt der beiden Musiker: eine Creedence-Clearwater-Revival-Covergruppe. Kein Witz. Nach kurzer Zeit satteln die beiden auf eigenes Material um. Als Schlagzeuger holen sie Aaron Burckhard dazu und nach einigen Umwegen lautet der Name der Band: Nirvana.

Wenig später ziehen Cobain und Novoselic in andere Ecken von Washington; zu Burckhard verlieren sie zwischenzeitlich den Kontakt und proben stattdessen mit Melvins-Trommler Dale Crover. Mit ihm nehmen Nirvana am 23. Januar 1988 auch ihr allererstes Demo auf. Gerade einmal sechs Stunden dauert die halsbrecherische Session — inklusive Abmischen. Den Song Pen Cap Chew spielen Nirvana unvollständig ein, da sie für ein paar zusätzliche Minuten kein neues Tonband bezahlen möchten. Doch das Demo-Tape zeigt Wirkung: Sub-Pop-Chef Jonathan Poneman hört zu und nimmt Nirvana unter Vertrag. Einige der Stücke vom Demo landen sogar auf dem Debütalbum der Band.

Dale Crover klingt unvergleichlich, nimmt aber seinen Hut

Die Stücke Floyd The Barber, Paper Cuts und Downer nehmen Nirvana für ihr Debüt Bleach nicht noch einmal neu auf, trotz einiger Versuche. Stattdessen entscheiden sie sich dazu, die Songs einfach neu zu mischen. Man kann auf dem Nirvana-Debüt also noch heute hören, wie Nirvana während einer ihrer allerersten Sessions geklungen haben. Lauscht man genau, erschließt sich auch, warum die Band auf eine Neuaufnahme der drei Nummern verzichtet: Der Stil von Melvins-Trommler Dale Crover ist so unverkennbar, dass es sich für Chad Channing vermutlich als unmöglich herausstellt, diesen detailgetreu nachzuspielen.

Kurz nach der Demo-Aufnahme zieht Crover nach San Francisco und schlägt Dave Foster als seinen Nachfolger vor. Doch der bleibt nur wenige Monate. Zwischenzeitlich kehrt sogar Aaron Burckhard zu Nirvana zurück, doch er legt nicht die nötige Disziplin an den Tag. Per Zeitungsannonce suchen Cobain und Novoselic nach einem neuen Drummer. Dann schlägt das Glück zu: Ein gemeinsamer Freund macht die beiden Musiker mit Trommler Chad Channing bekannt und nach nur einer Probe lassen ihn Cobain und Novoselic wissen: „Okay, du bist drin.“ Im Mai 1988 spielt Channing seine erste Show mit Nirvana. Doch das ist wie so oft eine andere Geschichte.

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Wie Nirvana sich mit „Bleach“ darauf vorbereiteten, die Rockwelt zu verändern