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Popkultur

Der Abend, an dem Lars Ulrich für Oasis Lichttechniker spielte

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Noel Gallagher & Lars Ulrich
Musikerfreundschaft: Lars Ulrich und Noel Gallagher 2009 in London. (Foto: Mark Milan/FilmMagic/Getty Images)

Unwahrscheinliche Freundschaften gibt es im Musikgeschäft zwar viele, Kollaborationen beschränken sich jedoch meist auf die Bühne oder das Tonstudio. Nicht so bei Lars Ulrich: Als bei seinen Kumpels von Oasis der Schuh drückt, springt der Metallica-Drummer kurzerhand ein – und übernimmt einen für ihn eher ungewöhnlichen Job.

von Victoria Schaffrath

Metallica und Oasis verbindet scheinbar mehr als nur die Berufswahl, wie der Schlagzeuger der Thrasher einst zu Protokoll gibt. Schon 2014 erzählt er in einem Artikel, wie er das erste Mal über die Brit-Rocker stolpert: „1994 überflog ich diesen Text in einem Magazin und war wahnsinnig amüsiert von der Tatsache, dass jedes zweite Wort ‚fuck‘ oder ‚cunt‘ war. Es strotzte nur so vor Attitüde und Gleichgültigkeit, was ich während dieses ganzen Ich-bin-nicht-für-das-Rockstar-Dasein-geschaffen-Trends doch sehr erfrischend fand.“

Thrash liebt Brit-Rock

Glaubt man seiner Schilderung, hört er wenig später einen Song im Radio und weiß sofort, um wen es sich handelt: „So einen Sound hatte ich noch nie gehört, und nach der ersten Strophe war mir klar, dass das die Band aus dem Artikel sein musste. Die Überheblichkeit strömte nur so aus den Lautsprechern.“ Dass sich Ulrich mit dieser Haltung identifiziert, klingt nicht eben abwegig; die Auswüchse dieser Sympathie hingegen schon.

„Ich habe mich wirklich in ihre Musik verliebt, also flog ich nach New Jersey, um ein Konzert von ihnen zu besuchen. Ich glaube, sie waren ein wenig unterbesetzt; dann führte eins zum anderen und plötzlich stand ich hinter dem Lichtpult und drückte die zur Musik passenden Knöpfe.“ Warum ausgerechnet Ulrich den unkonventionellen Job übernimmt? „Ich war wohl der einzige in dem Laden, der die Songs kannte.“

„Ich war wohl der einzige in dem Laden, der die Songs kannte“

Großartige Vorstellung, wie Ulrich – sicher nicht ganz nüchtern – den Krawallbrüdern sein Rhythmusgefühl zur Verfügung stellt. Dabei zeigt sich einer der Gebrüder Gallagher sogar zum Teil dafür verantwortlich, dass der gebürtige Däne zu Beginn der Nullerjahre dem Kokain entsagt: „Ich liebte das soziale Element von Koks, die Gefahr. Dann las ich ein Interview mit Noel, der meinte, er habe einfach aufgehört, zu koksen. Das fand ich wirklich cool; sehr ehrlich und erfrischend. Diese Seite an ihm mag ich. Ich wachte dann eines Tages auf und dachte, dass es mir reicht.“ Der ältere Gallagher betätigt in den Neunzigern gerade noch rechtzeitig die Reißleine, nachdem sein Konsum zu Panikattacken und Psychose-ähnlichen Zuständen geführt hatte.

Einen besonders erinnerungswürdigen Moment der Band-Verbundenheit gibt es übrigens im Mai 2018. Rund ein Jahr nach dem Anschlag bei einem Ariana Grande-Konzert in Manchester spielen Metallica dort eine Version von Don’t Look Back In Anger. Das Lied war nach dem Attentat zu einem spontanen Symbol der Solidarität geworden. „Kirk und Rob spielten den Song, und am nächsten Tag bekam ich eine sehr dankbare Nachricht von Noel. Das war schon ein irrer Moment und fühlte sich richtig an.“

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