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Popkultur

Zeitsprung: Am 27.2.2015 stirbt der Schauspieler – und Musiker – Leonard Nimoy.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 27.2.2015.

von Christof Leim

Am 27. Februar 2015 verstirbt der US-Amerikaner Leonard Nimoy mit 83 Jahren. Er hinterlässt eine Vielzahl an künstlerischen Werken, darunter fünf Musikalben, auf denen er singt und in seiner charakteristischen tiefen Stimme spricht. Womöglich kennen ihn manche von uns auch als Schauspieler in einer Science-Fiction-Serie…

Hört hier das Albumdebüt von Leonard Nimoy:

Ja, Mr. Spock hat Musik gemacht. Nicht mal wenig und auch nicht ohne Erfolg. Leonard Nimoy war generell ein Mann vieler Talente, er schrieb, dichtete, fotografierte und führte Regie. Die größte kulturelle Wirkung hinterließ er jedoch ohne Frage in seiner Rolle als Mr. Spock im Science-Fiction-Universum von Star Trek, auf Deutsch: Raumschiff Enterprise. Nimoy füllte diese Rolle fast 50 Jahre immer wieder aus, von der ersten Episode 1964 bis zu einem finalen Filmauftritt 2013. Mal ehrlich: Wer kennt Mr. Spock nicht? Das gäbe ein paar Millionen Miese auf dem Nerdkonto. Undenkbar. Doch viele unter uns Musikfreaks wissen nicht, dass Nimoy Ende der Sechziger ganze fünf Alben veröffentlicht hat, die sogar die US-Charts einstiegen.

Schon immer ein Sänger

Seine stimmliche Begabung entdeckt der junge Leonard schon im Chor seiner Synagoge. Mit 13 singt er auf seiner Bar Mitzwa dermaßen gut, dass er gebeten wird, eine Woche später in einem anderen Glaubenshaus aufzutreten. Sein Schauspielkollege William Shatner (natürlich: Captain Kirk!) kommentiert später: „Er ist immer noch der einzige, den ich kenne, dessen Stimme für zwei Bar Mitzwas gut ist!“

Das ist nicht die Band: Mr. Spock auf der Brücke der „Enterprise“, circa 1966 – Pic: Hulton Archive/Getty Images

Es verwundert nicht, dass nach den ersten Erfolgen von Star Trek musikalische Spin-offs produziert werden – und Nimoy gefragt wird. Er selbst erinnert sich: „Charles Green von Dot Records hatte mit dem Studio vereinbart, ein Album mit „Space-Musik“ basierend auf Star Trek zu veröffentlichen. Seine Tochter im Teenager-Alter mochte die Serie, und sie mochte Mr. Spock, also erklärte sie ihrem Vater, dass der auch auf der Platte vorkommen muss. Deshalb fragten mich die Leute von Dot Records, ob ich darauf singen oder sprechen wolle. Ich ließ sie wissen, dass ich sehr interessiert sei – an beidem.“

Sixties im Weltraum

Leonard Nimoy Presents Mr. Spock’s Music From Outer Space erscheint im Juni 1967. Hier singt Nimoy „in Charakter“ zu interstellar entrückter Sixties-Musik mit futuristischen Soundeffekten, die auch gut und gerne in einem Tarantino-Film laufen könnte. Music To Watch Space Girls By ist natürlich ein grandioser Songtitel, als Single ausgekoppelt wird A Visit To A Sad Planet – und erreicht Rang 121 der Billboard-Charts. Das Album selbst schafft es sogar in mit Platz 83 in die Top 100. Ein solches Ergebnis kann sich sehen lassen, so dass Nimoy und Dot Records einen langfristigen Vertrag abschließen.

Auf Nimoys zweiten Album scheinen die menschliche und die vulkanische Seite des Mr. Spock durch

Anfang 1968 kommt bereits der Nachschlag in Form von Two Sides Of Leonard Nimoy, das grundsätzlich den „Spock & Space“-Sound fortsetzt, aber um mehr orchestrale Soundtrack-Klänge erweitert. Auf der ersten Seite singt und spricht wieder Mr. Spock, doch diesmal erforscht der seine inneren Kontroversen zwischen Mensch und Vulkanier. Auf Seite zwei bietet Nimoy dann „irdische“ Stücke aus Country, Folk und Pop, darunter The Ballad Of Bilbo Baggins über den Charakter aus Der Herr der Ringe. Spitze Ohren verbinden halt. Das verschafft der LP einen 97. Platz in den Charts.

Spock singt nicht mehr mit

Noch im gleichen Jahr legt Nimoy dann mit The Way I Feel nach, doch diesmal lässt er sein Alter Ego außen vor. Die Platte enthält keinerlei Science-Fiction-Weltraum-Lieder und auch keine sphärischen Soundeffekte, sondern Folksongs, darunter Kompositionen von Joni Mitchell und Pete Seeger. The Touch Of Leonard Nimoy vom Juni 1969 setzt diesen Stil fort, hier tauchen nach vereinzelten früheren Mitwirkungen auch verstärkt Eigenkompositionen Nimoys auf wie Maiden Wine, das in einer Episode von Star Trek von Spock gesungen wird. Auf The New World Of Leonard Nimoy (1970) dominieren schließlich Country-Klänge. Unser Mann singt hier über das Menschsein, Liebe und das Zusammenleben in der Welt und legt unter anderem I Walk The Line von Johnny Cash((LINK)) sowie Proud Mary von Creedance Clearwater Revival neu auf. Große Wellen in den Charts schlagen diese Veröffentlichungen nicht mehr. Damit endet die nur wenige Jahre währende aktive Karriere des Musikers Leonard Nimoy.

Seine Stimme in der Rolle des Spock taucht nochmal als Sample auf der Hitsingle What’s On Your Mind (Pure Energy) der Synth-Pop-Band Information Society auf (Nummer drei der US-Popcharts im Herbst 1988). Und wer die Videos von Going Down To Liverpool (The Bangles, 1985) oder The Lazy Song (Bruno Mars, 2011) genauer ansieht, dürfte ein bekanntes Gesicht erkennen. 

Vielseitiges Wirken

Zeit seines Lebens setzt sich Leonard Nimoy mit seiner Rolle als Mr. Spock auseinander, die nach eigenen Aussagen durchaus Einfluss auf seine eigene Persönlichkeit nahm. Als Künstler betätigte er sich jedoch in vielen Bereichen, wie wir gesehen haben nicht zuletzt als Musiker.

Leonard Nimoy verstirbt am 27. Februar 2015 im Alter von 83 Jahren an Folgen einer Lungenerkrankung namens COPD in seinem Zuhause in Kalifornien. Wenige Tage vor seinem Tod veröffentlicht er ein kurzes Poesiestück: „Ein Leben ist wie ein Garten. Es gibt perfekte Momente, aber man kann sie nicht bewahren, außer in der Erinnerung. LLAP.“ Live long and prosper indeed, Mr. Nimoy.

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