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Popkultur

Happy Birthday, MP3! Das digitale Musikformat wird 25 Jahre alt

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MP3-Player
Foto: Getty Images

Ein Fileformat, drei Buchstaben – eine Revolution. Mit bürgerlichem Namen heißt das MP3 ja eigentlich MPEG1-Audio Layer III (beziehungsweise MPEG2 Audio Player III), aber seien wir nicht so förmlich, schließlich nennt es jedoch einfach nur bei seinem Kürzel.

von Markus Brandstetter

25 Jahre ist es her, dass das digitale Fileformat seinen Geburtstag feierte und es Musikhörer*innen künftig ermöglichen sollte, ganze Musikbibliotheken auf einer Festplatte zu speichern.

Entwickelt in Deutschland

Dabei ist das MP3 zu einem großen Teil deutsche Ingenieurskunst: Entwickelt wurde es ab 1982 gemeinsam vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und den US-Firmen AT&T Bell Labs und Thomson. Federführend war hier der Wissenschaftler Karlheinz Brandenburg. Was Brandenburg und sein Team wollten: Ein Musikstück so zu codieren, dass es über eine reguläre Telefonleitung übertragen werden konnte.

Was Suzanne Vega damit zu tun hatte

Übrigens hatte auch die Singer/Songwriterin Suzanne Vega einen großen Anteil an der Geburt des Formats: Denn Vegas Song Tom’s Diner war es, den Brandenburg laut eigenen Angaben tausend, vielleicht sogar tausende Male hörte, um die Technik und den Klang zu optimieren. Das MPEG steht übrigens für  die Arbeitsgruppe Moving Picture Experts Group – und weil die sich nicht auf einen Standard einigen konnten, wurden drei verschiedene Layers erschaffen – 1, 2 und 3. Durchsetzen konnte sich Layer 3, also MP3, Layer 1 ist mittlerweile hinfällig.

Die Revolution konnte beginnen

Zunächst verwendete man übrigens die Endung .bit, ehe man sich am 14. Juli 1995 auf das Kürzel .mp3 einigte. Dann begann die Revolution – und das sehr zum Leidwesen der Industrie. Dieser kann man vorwerfen, den technischen Wandel lange Zeit verschlafen zu haben. Denn während man noch an der glorreichen Vergangenheit festhielt, war die Musik schon bald kostenlos und illegal im Internet erhältlich.

Geplant war dies eigentlich nicht, denn eigentlich wollte das Erfinderteam zunächst nur einen „Referenzcoder“ im Internet präsentieren, um die Vorzüge des Formats vorzustellen. Dieser erlaubt es, eine Minute eines Songs in das .mp3-Format zu codieren. Einem Hacker gelang es allerdings, den Code so freizuschalten, dass man ganze Audiodateien ins Mp3-Format bringen konnte. Bald gab es kein Stoppen mehr. Stichwort: Napster.

Kurz darauf erschienen auch die ersten tragbaren MP3-Player – und spätestens, als Steve Jobs am 23. Oktober 2001 den ersten iPod vorstellte, war der Siegeszug nicht mehr aufzuhalten.

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Die Musikindustrie litt

Für die Musikindustrie (und für Künstler*innen) war der Siegeszug des MP3 ein gravierender Einschnitt. Denn für viele stellte sich die Frage: Warum für Musik bezahlen, wenn man sie auch gratis im Internet haben kann? Zwar konnte man MP3s schon bald auch legal erwerben – zum Beispiel auf Apples Plattform iTunes – die Albumverkaufszahlen waren seit dem digitalen Siegeszug nie mehr auch nur ansatzweise in ähnlichen Höhen wie davor.

Das MP3 heute – und was davon bleibt

2017 erklärten die Macher des Formats selbst, dass MP3 tot sei – und das nicht nur, weil das Patent mittlerweile aufgelaufen war. Bernhard Grill vom Fraunhofer-Institut erklärte damals (NPR berichtete), dass mittlerweile AAC – Advanced Audio Coding – der „De-facto-Standard für Musikdownload und Videos“ auf Mobilgeräten sei. Laut Grill sei AAC, das sein Institut mitentwickelt hatte, „effizienter als MP3 und bietet bedeutend mehr Funktionalität“.

MP3s, so Kritiker*innen, verwässern den Musikgenuss. Schließlich liefert ein komprimiertes File einen Klangkompromiss, opfert Qualität und Frequenzen für die kompakte, digitale Handhabung. Viele behaupten sogar, MP3 und iTunes habe die Hörgewohnheiten ganzer Generationen ruiniert, den „War of Loudness“ beim Mixing und Mastering angezettelt und dafür gesorgt, dass aus Produktionen das letzte bisschen Dynamik rausgesaugt wird. Natürlich: Es gab auch neben MP3 verlustfreie digitale Audioformate wie FLAC – aber die breite Masse der Nutzer griff meist zum MP3-Format.

So ganz totsagen kann man das MP3-Format zur Zeit zwar noch nicht – aber de facto wird es mittlerweile von neueren, optimierten Formaten ersetzt. Und auch das Konzept des Downloads hat sich für viele erübrigt – Streaming hat schließlich übernommen. Wie auch immer es mit dem Format weitergeht: Es ist als Wendepunkt in die Musikgeschichte eingegangen. Ein Wendepunkt, der bestehende Verhältnisse völlig umgeschmissen hat – und nach dem die Musikindustrie nie wieder dieselbe war und sein wird.

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