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Popkultur

Royale Rockstars: Diese Musiker*innen wurden zum Ritter geschlagen

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Beatles
Foto: Central Press/Hulton Archive/Getty Images

Seit die Beatles 1965 von Queen Elizabeth für ihre Verdienste um die Unterhaltung geehrt wurden, werden Rockstars mit schöner Regelmäßigkeit geadelt oder gar in den Ritterstand erhoben. Man fragt sich nur, weshalb zum Teufel so wenige Frauen darunter sind.

von Björn Springorum

Als Mick Jagger 2003 zum Ritter geschlagen wird, hat Keith Richards nur ein verächtliches Schnauben für seinen Kumpel übrig. Sir Mick, findet er, sei ja wohl alles andere als passend für einen notorischen Schwerenöter, der oft mit dem Gesetz in Konflikt kam und gemeinsam mit Marianne Faithful ungewöhnliche Dinge mit einem Schokoriegel angestellt hat. Die Queen ist da übrigens d’accord mit Keith: Sie hält ihn nicht für würdig und lässt den Ritterschlag von ihrem Sohn, Prince Charles ausführen. Soll der sich doch drum kümmern.

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Die Beatles sind mal wieder die ersten

Der Ritterschlag ist die höchste Auszeichnung, die das Vereinigte Königreich vergeben kann. Es ist die Erhebung in den Adelsstand, verliehen für große Verdienste. Darunter folgen eine ganze Reihe verschiedener Orden, die mal mehr, mal weniger häufig vergeben werden: CBE (Commander of the Order of the British Empire), OBE (Officer of the Order of the British Empire) und MBE (Member of the Order of the British Empire).

Als die Beatles 1965 von Premier Harold Wilson für den MBE vorgeschlagen und in der Folge auch geehrt werden, bekommen sie also eine der eher niedrigen Auszeichnungen verliehen. Als erste Pop-Band überhaupt ist das dennoch eine große Sache. Die Noblesse ist empört, viele geben ihren MBE-Titel samt dem silbernen Kreuz zurück. Der Daily Sketch schreibt damals: „Popsänger, die unverständlichen Unsinn in Mikrofone heulen, bekommen eine nationale Auszeichnung.“

Elvis Costello

Frischgebackener Officer of the Order of the British Empire: Elvis Costello wurde 2020 vom Königshaus geehrt. (Foto: VICTORIA JONES/POOL/AFP via Getty Images)

Sie können mich „Sir“ nennen

Die Zeiten haben sich natürlich geändert. Inzwischen sind auch Paul McCartney (1997) und Ringo Starr (2018) zum Ritter geschlagen worden. Die Welt, und sogar die Krone, hat akzeptiert, dass Popstars durchaus ein ähnlicher Stellenwert zugeschrieben werden muss wie Wissenschaftler*innen, Athlet*innen oder Ärzt*innen. Auch Elton John, Beatles-Produzent George Martin, Rod Stewart, Ray Davies, Barry Gibb und Van Morrison dürfen sich seit einiger Zeit mir „Sir“ ansprechen lassen. Letzterer kurioserweise wegen seiner Verdienste um den Tourismus in Nordirland.

Wo sind die Frauen?

Unter dem Ritterorden folgt eine ganze Reihe hochrangiger Musiker*innen, bei der vor allem eines auffällt: Es finden sich so gut wie keine Frauen darunter. Sicher haben Bono, Bob Geldorf, Ravi Shankar, Roger Daltrey, Cliff Richard, Robert Plant, Brian May, Sting oder auch Tom Jones jede Form der Ehrung und Auszeichnung verdient; den eklatanten Mangel an Frauen unter den Geehrten erklärt das eben noch lange nicht. Früher mag das nicht so gewesen sein, doch heute ist es längst möglich, dass auch Frauen diese Auszeichnungen erhalten. Statt Sir heißt man dann eben Dame, einfache Sache eigentlich.

Annie Lennox

Annie Lennox erhielt 2011 ihre OBE-Auszeichnung. (Foto:STEFAN ROUSSEAU/AFP via Getty Images)

Dennoch muss man regelrecht suchen, bis man endlich mal über eine Frau stolpert. Shirley Bassey zum Beispiel, die an Silvester 1999 zur Dame Commander ernannt wurde. Dann finden sich da noch Annie Lennox, Joan Armatrading, Sandy Denny, Kate Bush und, um ein wenig aktueller zu werden, Victoria Beckham und Adele. Dass da eine Reform nötig wäre, muss man nicht eigens erwähnen.

Offener Brief an die Queen

Dass manche auf diese Weihen verzichten, hingegen schon. John Lennon schickt seinen Orden 1969 wegen Englands Rolle im Biafra-Krieg an die Queen zurück, Bowie lehnt sogar den Ritterschlag ab. „Ich weiß einfach nicht, wozu das gut sein soll“, sagt er damals. Die Queen, die dürfte damals not amused gewesen sein. Aber vielleicht hätte sie ja stattdessen auch einfach mal eine Musikerin fragen können. Vielleicht denken Sie ja mal darüber nach, Eure Majestät, wenn Ihnen auf Ihrem Sommersitz Balmoral langweilig wird. Es wäre doch eine schöne Möglichkeit, den Fortschritt im Königshaus zu beweisen.

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