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Popkultur

Mythologie, Gosse und die Jungs vom NYPD-Chor: Die 10 besten Songs von Shane MacGowan

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Shane MacGowan
Foto: Martyn Goodacre/Getty Images

Mit Pogues-Frontmann Shane MacGowan starb am 30. November 2023 einer der großen Poeten der Rockmusik. Um MacGowans Leben und Werk zu feiern, hören wir uns durch zehn seiner größten Songs – mit den Pogues, den Popes sowie im Duett mit einem berühmten australischen Kollegen.

 von Markus Brandstetter

1. The Pogues – The Sick Bed Of Cuchulainn (Rum Sodomy & the Lash, 1985)

Auf The Sick Bed Of Cuchulainn nehmen sich MacGowan und The Pogues die Gestalt des Cuchulainn zur Brust. Dieser spielt eine wichtige Rolle in der irischen Mythologie. Cuchulainn ist bekannt für seine Stärke und seine Kraft. Im Text zu besagtem Song, der Titel verrät es bereits, geht es ihm aber gar nicht gut. Er ist verletzt, liegt am Boden, sein Tod steht bevor. The Sick Bed Of Cuchulainn ist eine Reflexion auf Heldentaten, aber auch auf das irische Bewusstsein. „McCormack and Richard Tauber are singing by the bed / There’s a glass of punch below your feet and an angel at your head / There’s devils on each side of you with bottles in their hands / You need one more drop of poison and you’ll dream of foreign lands“, singt MacGowan, noch ist die Musik langsam. Dann wird das Stück zum treibenden Folksong – und die Erinnerungen werden weniger feierlich. Es geht rau, betrunken und politisch zu: „When you pissed yourself in Frankfurt and got syph down in Cologne / And you heard the rattling death trains as you lay there all alone / Frank Ryan bought you whiskey in a brothel in Madrid / And you decked some fucking black shirt who was cursing all the Yids“.

2. The Pogues – Dirty Old Town (Rum Sodomy & the Lash, 1985)

Dirty Old Town ist in wohl in jedem Irish-Pub-Repertoire ein Fixpunkt. Geschrieben wurde es 1949 von Ewan MacColl über die englische Stadt Salford in Lancashire. Das Lied fand über The Dubliners seinen Weg nach Irland, wo es dermaßen zum Standard wurde, dass es bis heute oft fälschlicherweise für ein irisches Traditional gehalten wird. Mitte der 1980er-Jahre nahmen sich auch The Pogues dem Song an und machten ihn noch populärer, als er es ohnehin schon war.

3. The Pogues – If I Should Fall From Grace With God (If I Should Fall From Grace With God, 1988)

If I Should Fall From Grace With God war die zweite Single des gleichnamigen Albums nach Fairytale Of New York. Ein beschwingter Folkkracher mit Bouzouki, Akkordeon, treibendem Beat und einem grandiosen Text. „If I should fall from grace with God / Where no doctor can relieve me / If I’m buried in the sod / But the angels won’t receive me / Let me go, boys, let me go, boys / Let me go down in the mud, where the rivers all run dry“, singt MacGowan darin.

4. The Pogues – Fairytale Of New York (If I Should Fall From Grace With God, 1988)

Kommen wir zum Pogues-Klassiker schlechthin – und einem der bekanntesten Stücke. 1988 schufen MacGowan und die Pogues mit Fairytale Of New York einen der besten Weihnachtssongs aller Zeiten – und der ist alles andere als besinnlich, aber herzzerreißend schön. „It was Christmas Eve babe / there in the drunk tank“, beginnt MacGowan. In der Ausnüchterungszelle beginnt der Protagonist von seiner Liebsten zu träumen. Die wird von Kirsty MacColl verkörpert, die damals mit Steve Lillywhite – dem Produzenten des Songs – verheiratet war. Zunächst wird die Hoffnung besungen, die große, funkelnde Stadt: „You were handsome / You were pretty / Queen of New York City / When the band finished playing / They howled out for more / Sinatra was swinging / All the drunks they were singing / We kissed on a corner / Then danced through the night“. Und dann setzen sie zum Chorus an, wo die Jungs vom NYPD-Chor die Galway-Bucht besingen und die Glocken zur Weihnachtszeit läuten – ehe der Streit zwischen beiden ausbricht. „You’re a bum / You’re a punk / You’re an old slut on junk“, heißt es – und dann: „Happy Christmas our arse, I pray to God it’s our last“.

5. Shane MacGowan & Nick Cave: What A Wonderful World (1992)

„Gott weiß, wann genau ich Shane zum ersten Mal getroffen habe. Er wird sich erinnern. Shane hat ein erstaunliches Gedächtnis. Wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht“, erinnerte sich Nick Cave vor einigen Jahren in einem Interview mit The Irish Times über seine Freundschaft mit Shane MacGowan. „Viele Nächte über die Jahre hinweg. Ich glaube, wir waren die einzigen beiden Menschen, die es miteinander aushielten“, so Cave weiter. Zwei Freunde und große Songwriter, die sich 1992 zu einer herzzerreißenden Version des Klassikers What A Wonderful World zusammentaten. Unvergesslich.

6. Shane MacGowan and the Popes – The Church Of The Holy Spook (1994)

Mit den Popes veröffentlichte MacGowan 1994 den Song  The Church Of The Holy Spook. Der klingt beinahe wie eine Lebensbeichte: „My daddy was a sinner / But my mother was a saintly person / But I ruined my life by drinking / Bad wives, taking pills and cursing / Rock and roll, you crucified me / Left me all alone / I never should have turned my back on /The old folks back at home“, singt er darin.

7. The Pogues – Summer In Siam (Hell’s Ditch, 1990)

2022 erklärte MacGowan, Summer In Siam sei einer seiner liebsten Pogues-Songs. Zu der Zeit, als er ihn auf einem Casio-Keyboard schrieb, interessierte er sich sehr für elektronische Musik. Die Pogues verwandelten den Song dann allerdings in etwas anderes – eine Ballade mit Klavier und Saxofon.

8. The Pogues and the Dubliners – Irish Rover (1987)

Gemeinsam mit den legendären Dubliners nahmen sich MacGowan und die Pogues 1987 dem Klassiker Irish Rover an. Damit kamen sie in Großbritannien bis auf Platz 8 der Singlecharts.

9. The Pogues – A Pair Of Brown Eyes (Rum Sodomy & The Lash, 1985)

In A Pair Of Brown Eyes singt MacGowan nicht nur über verlorene Liebe, sondern zitiert auch mehrere Musiker. „And on the jukebox Johnny sang / About a thing called love“ ist ein Tribut an Johnny Cash und dessen Version von A Thing Called Love. Auch irische Folkmusikerinnen und -musiker kommen vor: „While Ray and Philomena sang / Of my elusive dream“ bezieht sich auf Ray Lynam and Philomena Begley und deren Version des alten Country-Songs My Elusive Dreams. „One summer evening drunk to hell / I stood there nearly lifeless / An old man in the corner sang / Where the water lilies grow / And on the jukebox johnny sang / About a thing called love / And its how are you kid and whats your name / And how would you bloody know?“, singt MacGowan zum ¾-Takt.

10. The Pogues – Lorca’s Novena (Hell’s Ditch, 1990)

Auch Lorca’s Novena zählt laut MacGowans eigenen Angaben zu seinen Lieblingssongs aus seinem Schaffen. Er besingt darin den Mord spanischer Franco-Anhänger am Dichter Frederico Gárcia Lorca im spanischen Bürgerkrieg. Es ist Zeugnis von MacGowans Interesse an spanischer Geschichte und Kultur – die phrygische Tonleiter mit der verminderten Sekunde gibt dem Ganzen auch nicht nur eine dramatische, sondern auch eine spanisch klingende Note.

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