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Popkultur

Zeitsprung: Am 3.11.1945 kommt Nick Simper zur Welt, Bassist der frühen Deep Purple.

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Hat nicht nur Deep Purple mitgegründet: Nick Simper.(Foto: Michael Putland/Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 3.11.1945.

von Christian Böhm und Christof Leim

Ohne ihn hätte es Deep Purple und somit harten Rock und Metal vielleicht gar nicht gegeben. Doch Nick Simper erfährt dafür nicht die Anerkennung wie manch anderes Bandmitglied. Aber im Leben des Bassisten passiert noch mehr: Viel Musik in allerhand Bands und eine Tragödie. Wir schauen zurück und gratulieren zum Geburtstag.

Hier kannst du dir Deep-Purple-Songs anhören, gespielt von Nick Simper & Nasty Habits: 

Lauter kurze Vergnügen

Am 3. November 1945 kommt Nick Simper in Norwood Green in der Nähe Londons auf die Welt und findet sehr bald in der Musik sein Steckenpferd: Noch als Schüler gründet er 1960 The Renegades, die sich wie so viele frühe Kapellen schon nach einem Jahr auflösen. Auch Some Other Guys existieren nur ein Jahr, The Delta Five bringen es immerhin auf zwei. Weitere Stationen des jungen Bassisten: Simon Raven Cult und 1966 Cyrano & The Bergeracs. 

Mit Buddy Britten & The Regents nimmt er 1965 seine erste Single She’s About A Mover auf. Doch all diese Bands waren kurze Vergnügen für Nick Simper, und das zieht sich weiter durch seine Karriere, selbst bei seinem bekanntesten Projekt: Deep Purple gibt es Jahrzehnte lang, allerdings ohne Simper. Er bleibt nur kurz dabei.

Beinahe ein frühes Ende

Aber der Reihe nach: 1966 zupft Nick Simper den Bass für Johnny Kidd & The Pirates (bekanntester Song: Shakin’ All Over; diesen Rock’n’Roll-Klassiker kennen wohl alle Musikfreaks!). Sein erster Job als Profimusiker endet schnell und — für Nick beinahe — tödlich. Am 7. Oktober 1966 stirbt Johnny Kidd bei einem Autounfall, Simper sitzt im gleichen Wagen. Mit ein paar Schrammen fährt der 21-Jährige knapp am Tod vorbei. Die Single Send For That Girl erscheint unter Nick Simpers Mitwirkung, aber die Band löst sich bald nach der Tragödie auf.

Unser Protagonist braucht eine neue Wirkungsstätte und findet diese bei einem kurzen Ausflug in die schräge Welt von Screaming Lord Sutch And The Savage, wo er den Viersaiter bedient, während ansonsten Äxte, Messer und Totenschädel zu den Requisiten der Horror-Show gehören. 

Neuer Freund und neue Band

Dann,1967, trifft der Bassist auf den Organisten Jon Lord, mit dem er bei The Flowerpot Men spielt. Die beiden freunden sich an, wohnen zwischenzeitlich sogar zusammen. Als Lord eine neue Band zusammenstellt, nimmt er seinen Kumpel mit ins Boot. Der wiederum kennt aus seiner Zeit bei Lord Sutch den Gitarristen Ritchie Blackmore. Dazu kommen Ian Paice an den Drums und Rod Evans am Gesang – et voilà: die erste Besetzung von Deep Purple und der Beginn einer Erfolgsgeschichte in Rock.

Mit Deep Purple veröffentlicht Nick Simper drei Alben: Shades Of Deep Purple spielen sie 1968 an nur einem Wochenende ein (mehr dazu hier). Darauf findet sich bereits ihr erster Hit: Hush. Die Idee, dieses Lied von Joe South nachzuspielen, kommt von Nick Simper. Die Version des Beatles-Klassikers Help, die im Deep-Purple-Soundgewand psychedelisch rüberkommt, gefällt später selbst Paul McCartney. 

Klassischer Erfolg und Vorreiter des harten Rock 

Auf dem im gleichen Jahr erscheinenden The Book Of Taliesyn nähert sich die Band dem Progressive Rock an. Außerdem enthält es mit Kentucky Woman (im Original von Neil Diamond) einen weiteren Hit. Kurz und knapp betiteln sie ihr drittes Album 1969 einfach Deep Purple. Gar nicht kurz fällt jedoch so mancher der Songs aus: April etwa dauert nahezu zwölf Minuten und kommt als Mischung aus klassischer Komposition und Rocksong daher (mit der Klassik flirtet die Band auch später gern, wie ihr hier lesen könnt). Mit Deep Purple tourt Simper im Vorprogramm von Cream und steht auch auf Bühnen in Skandinavien und den USA. Der für die Ende der Sechziger ungewöhnlich harte Sound der Briten gilt Kritikern später als grundlegend für Hard Rock und macht Deep Purple zu Vorreitern des Heavy Metal.

Unschön, zum Ersten

Nick Simper erlebt seine größten Erfolge mit Deep Purple, doch Gitarrist Blackmore will einen neuen Sänger: 1969 steigt Ian Gillan ein, und mit ihm kommt Roger Glover, der neue Mann am Bass. Gillan wollte nur gemeinsam mit Glover einsteigen, mit dem er zuvor mehrere Jahre bei Episode Six gespielt hat. So muss Gründungsmitglied Simper die Band verlassen. Die Ironie dabei: Er selbst hatte Gillan in den Anfangstagen (als Deep Purple sich noch Roundabout nannten) als Sänger vorgeschlagen, doch der wollte Episode Six vorerst nicht verlassen. Über die Entscheidung ihres Rauswurfs bleiben Simper und Sänger Evans lange im Unklaren. Während die Band schon mit den Neuzugängen probt, spielt sie live noch mit den alten Musikern. Unschön!

Simper bleibt musikalisch aktiv: 1970 gründet er mit Warhorse seine eigene Band, deren zwei Alben Deep Purple klanglich ähneln und sich recht gut verkaufen. 1974 folgt Nick Simper’s Dynamite und 1978 Nick Simper’s Fandango. Weiterhin fungiert er als Sessionmusiker und wirkt bei allerhand anderen Projekten mit, etwa gemeinsam mit den Episode-Six-Musikern Pete Robinson and John Gustafson bei Quatermass II, deren Song Black Sheep Of The Family sich ein weiterer alter Bekannter später borgt: Ritchie Blackmore nimmt ihn mit seiner neuen Band Rainbow auf.

Unschön, zum Zweiten

1976 spielt Nick Simper beim Gedenkkonzert zum zehnjährigem Todestag seines alten Mitstreiters Johnny Kidd. Als Jon Lord 2012 stirbt, widmet Simper seinem alten Freund einen herzlichen Nachruf. Er hält noch immer große Stücke auf Deep Purple, obwohl er nicht erwähnt wird, als die Band 2016 in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen wird. Warum einem der Gründungsmitglieder diese Ehre nicht zuteil wird, weiß kein Mensch, und Simper selbst will sich nicht darüber ärgern: „Es ist nicht so, dass ich diese Auszeichnung erhalten muss, um zu wissen, was wir bei Deep Purple gemacht haben. Und ich bin mir sicher, dass es keine Entscheidung der Band war“, sagt er später im Interview.

Herzlichen Glückwunsch, ruhiger Rocker

Ob mit oder ohne Hall Of Fame: Nick Simper geht in die Rockgeschichte ein, jedoch anders als so manche Mitglieder von Deep Purple, die zeitweise nur noch laut schreiend oder gänzlich schweigend kommuniziert haben sollen. Nick Simper ist der ruhigere Rocker, manche würden sagen: typisch Bassist. Von den Unwägbarkeiten des Musikgeschäfts hat er sich ebenso wie Deep Purple nicht unterbuttern lassen, und er ist ebenfalls weiterhin unterwegs: Sein aktuelles Baby nennt sich Nick Simper & Nasty Habits. Mit ihm spielt Simper oft (aber nicht nur) Deep Purple-Songs, die ihm laut eigener Aussage noch immer sehr viel Spaß machen. Warum auch nicht? Keep on rockin’, Nick Simper!

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