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Popkultur

Zeitsprung: Am 26.11.2016 droht die kanadische Polizei mit Nickelback.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 26.11.2016.

von Victoria Schaffrath und Christof Leim

Am 26. November 2016 rät die Polizeiwache im kanadischen Kensington ihrer Facebook-Gefolgschaft von Alkohol am Steuer ab. Lobenswert, immerhin stehen Weihnachtsmärkte und -feiern vor der Tür. Das eher ungewöhnliche Druckmittel Nickelback sorgt dabei allerdings für Lacher und Kritik.

Hört euch hier die besten Nickelback-Songs an: 

„Fröhliche Weihnacht“, denkt sich 2016 das Polizeipräsidium in Kensington auf Prince Edward Island und leistet sich dann einen ziemlichen Klops. Die für ihre Nettigkeit bekannten Kanadier bieten auf Facebook am 26. November einen besonders festlichen Service: In einem Post zeigen sie Möglichkeiten auf, Alkohol am Steuer zu vermeiden. Scheinbar keine einfache Aufgabe, locken doch Glühwein und andere edle Tropfen gerade vor Weihnachten mit ihrer wärmenden Wirkung. Einen kleinen Scherz kann sich der oder die Social-Media-Verantwortliche dabei nicht verkneifen.

Staatsdienst mit Augenzwinkern

Die Erinnerung an die Pflichten im Straßenverkehr beginnt noch harmlos. Mit Empfehlungen, im Vorfeld eine nüchterne Person für die Heimfahrt zu bestimmen oder doch schon vor Beginn der Veranstaltung Taxiunternehmen oder Übernachtungsmöglichkeiten in Erfahrung zu bringen, leistet die Polizei ihren Beitrag zur winterlichen Verkehrssicherheit.  

Aber das reicht womöglich nicht. Doch auch die Behörde scheint jedoch vernommen zu haben, dass eine gewisse landeseigene Band nicht überall den besten Ruf genießt. Die Nachricht, die sie als „Christmas Bonus Edition“ betiteln, geht also mit einer Drohung der besonderen Art einher: „Die Polizei von Kensington wird den Rest des Jahres nach denjenigen suchen, die dumm genug sind, zu trinken und danach zu fahren. Und wenn wir euch kriegen – und das werden wir – gibt es zuzüglich zu einem deftigen Bußgeld, einer Strafanzeige und einem einjährigen Führerscheinentzug noch ein zusätzliches Geschenk: Auf dem Weg ins Gefängnis beschallen wir euch mit Nickelback.“

Die meinen das ernst. Oder?

Wer jetzt noch daran zweifelt, ob da wirklich eine gesamte Polizeiwache Nickelback aufs Korn nimmt, sollte unbedingt den Rest des Posts lesen: „Wir finden: Wer töricht genug ist, nach einem Drink noch hinters Steuer zu steigen, für den sind Chad Kroeger und seine Jungs das passende Geschenk.“ Das dazugehörige Bild zeigt eine bisher ungeöffnete 

Ausgabe des Albums Silver Side Up aus dem Jahr 2001, die die Mannschaft großzügig für etwaige „Gäste“ öffnen möchte.

Lang gelöscht: Ein Screenshot des Originaltexts vom 26. November 2016.

Das locker formulierte Posting trifft online einen Nerv und erscheint als Meldung in weltweiten Medienformaten. Die eigentliche Nachricht, das Auto nach dem Genuss von Alkohol stehenzulassen, mutiert dabei in eine Debatte über Nickelback, die man auch in den Kommentaren fortführt. Die 1995 gegründete Band gehört zu denjenigen Gruppen, die die Öffentlichkeit heiß diskutiert, und nicht immer geht es um Musik.

Wasser auf die Internetmühlen

Auch die Kommentare zum polizeilichen Facebook-Post zeigen keine Einigung. „Schimpft doch nicht auf Nickelback! Nehmt lieber jemanden wie Justin Bieber“, schlägt jemand vor. (Bieber ist ebenfalls Kanadier.) Andere wiederum fragen sich, ob eine solche Bestrafung nicht gegen die Genfer Konvention für Menschenrechte verstoße. Die Meldung zieht so kontroverse Kreise, dass die Wache den Post schließlich löscht und eine öffentliche Entschuldigung einstellt.

Nickelback selbst dürfte der Zwischenfall nur am Rande interessieren: „Ich glaube, diese ganzen Meckerer und Kritiker wissen gar nicht, was sie uns für einen Gefallen tun. Ohne sie wären wir nur eine Allerweltsband“, teilt Kroeger schon 2014 lässig der Presse mit. Die Kanadier belegen laut Digital Music News Platz elf der meistverkauften Bands der Geschichte

 

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