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Popkultur

Zeitsprung: Am 6.11.1995 veröffentlichen Queen ihr letztes Album „Made In Heaven“.

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Foto: Cover

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 6.11.1995.

von Sina Buchwitz und Christof Leim

Kaum ein Album vertont den nahenden Abschied eines Bandmitglieds so malerisch: Als Made In Heaven von Queen am 6. November 1995 erscheint, liegt Freddie Mercurys Tod bereits vier Jahre zurück. Mit der Platte lässt die Band das Vermächtnis ihres Leadsängers noch einmal gebührend aufleben. 

Hier könnt ihr die Platte anhören:

 „I’m a man of the world and they say that I’m strong / But my heart is heavy and my hope is gone”, singt Freddie Mercury noch im September 1991 im Song Mother Love, nur zwei Monate vor seinem tragischen Tod. Obwohl die übrigen Bandmitglieder um Mercurys Wunsch eines weiteren Albums wissen, dauert es vier Jahre, bis sie es am 6. November 1995 endlich übers Herz bringen, mit Made In Heaven das letzte Queen-Album in Originalbesetzung zu veröffentlichen. Heraus kommt eine wortwörtlich himmlische Platte, die die bittersüße Atmosphäre ihrer Entstehungszeit bis heute atmet.

Mit letzter Kraft

Als im Februar 1991 Innuendo erscheint, hält die AIDS-Erkrankung Freddie Mercury bereits fest in ihren Fängen. Der Ausnahmemusiker lässt es sich dennoch nicht nehmen, weiterhin nach Montreux in die Queen-eigenen Mountain Studios  zu kommen, um noch mehr Songs aufzunehmen. Gitarrist Brian May erinnert sich: „Wir lebten eine Zeitlang quasi im Studio, und sobald er anrief und sagte, dass er für ein paar Stunden vorbeikommen kann, war es uns ein Anliegen, das so gut es ging zu nutzen.“ 

Um möglichst viel Material zu sammeln, weicht die Band erstmals von ihrer üblichen Arbeitsweise ab: Statt vor den Gesangsaufnahmen komplette Instrumentalversionen zu erstellen, nimmt Freddie Rohfassungen der geplanten Lieder auf. Zu May sagt der Sänger: „Schreib mir was. Gib mir weiterhin Worte. Ich werde singen.“ Und so rauft sich das Quartett trotz der emotionalen Last zusammen, um ihrem Freund und Mitstreiter seinen Wunsch zu erfüllen.

Unvergessen, nicht zuletzt auf der Bühne: Freddie Mercury mit Queen. Foto: Hulton Archive

Noch zu Freddies Lebzeiten entstehen so Titel wie A Winter’s Tale und You Don’t Fool Me; für Mother Love muss Brian May den Gesang der letzten Strophe übernehmen, weil es dem Frontmann dafür schon zu schlecht geht. Sein Tod am 24. November 1991 trifft die Band hart. Roger Taylor gibt zu: „Ich bin nie darüber hinweggekommen. Niemand von uns. Wir dachten vermutlich alle, wir kämen schnell damit klar, aber wir haben die Wucht unterschätzt, mit der uns sein Tod traf. Ich finde es noch immer schwer, darüber zu reden.“

Heaven for Everyone

So dauert es zwei Jahre, bis die verbliebenen Queen-Mitglieder sich dem Projekt wieder zuwenden. Neben Mercurys letzten Gesangsaufnahmen verwendet Produzent David Richards auch Material aus früheren Sessions, die zum Beispiel bei den Arbeiten zum Soloalbum Mr. Bad Guy von 1985  entstanden sind. Für You Don’t Fool Me arrangiert der Produzent sogar nur einige Überbleibsel zu einem Song zusammen. Was in der Theorie diffus klingt, fügt sich in der Praxis mühelos zusammen.

Als Made In Heaven am 6. November 1995, vier Jahre nach dem Abschied von Freddie, veröffentlicht wird, sind Trauer oder Verzweiflung nur beim zweiten Hinhören zu vernehmen. Der Platte gelingt es, ihrem Anführer mit einer Kombination aus seiner unvergleichlichen Vier-Oktaven-Stimme, sanften, melancholischen Melodien und dem Mercury-typischen Humor adäquat zu gedenken. 

Die letzte Siegerpose

Das Album endet mit einem 22-minütigen, sphärischen Instrumentalstück ohne Titel, welches die elegische Atmosphäre des Covers musikalisch zu malen scheint: Der ruhige Genfersee an einem Wintertag nach Sonnenuntergang, das Blassrosa über dem Horizont geht sanft über in das Blau der Nacht; im Hintergrund verschneite Berge. Wir sehen May, Deacon und Taylor von hinten, vor ihnen reißt die Freddie Mercury-Skulptur den Arm in bekannter Pose triumphal in die Luft.

Ein passendes Bild im Booklet des Albums

Made In Heaven schafft es europaweit auf Platz eins der Charts und zählt zu den erfolgreichsten Queen-Alben. Mit Made In Heaven – The Films ermöglicht die Band Ende der Neunziger außerdem jungen Regisseuren, Kurzfilme zu den Titeln zu drehen, die auf VHS-Kassette und DVD veröffentlicht werden. 

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Zeitsprung: Am 18.2.1990 tritt Freddie Mercury das letzte Mal in die Öffentlichkeit.

 

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