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Popkultur

Rick Rubin: Starproduzent und Musikguru

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Run DMC, Public Enemy, Beastie Boys, Slayer, AC/DC, Rage Against The Machine, Black Sabbath, Red Hot Chili Peppers, Johnny Cash, U2, System Of A Down, Eminem, Shakira, Kanye West, Lana del Rey, Ed Sheeran. Was hier wie ein Querschnitt durch die internationale Popmusikgeschichte der letzten 30 Jahre daherkommt, ist nichts anderes als eine kleine Auswahl aus dem Portfolio des wohl erfolgreichsten Musikproduzenten der Gegenwart: Rick Rubin, ein Name, der sicher vielen bekannt vorkommt, ist Gründer der legendären Def Jam Records und leidenschaftlicher Musikfan der ersten Stunde. Der bärtige New Yorker produzierte nicht nur einige der denkwürdigsten Alben aller Zeiten, sondern prägte mit seinem außergewöhnlichen Gespür für Neues den musikalischen Zeitgeist unserer Generation. Heute lebt und arbeitet Rubin, der sich herrlich ungekünstelt gibt und stets barfuß anzutreffen ist, in Los Angeles. Genauer gesagt in den Shangri La Studios, die durch Bob Dylan und The Band in den 70ern große Berühmtheit erlangten.

 

Def Jam und das Wohnheimzimmer
Frederick Jay Rubin wurde 1963 in New York als Sohn eines jüdischen Schuhhändlers geboren und entwickelte bereites als Kind eine große Leidenschaft für Musik. Alles begann mit den Beatles, die ihn als Fünfjährigen in den Bann des Pop zogen. Später waren es dann die Größen des Hardrock à la Aerosmith, AC/DC oder Ted Nugent und mit dem Arrival des Punk Rock in den USA dann The Clash, Sex Pistols (UK) sowie Minor Threat oder Black Flag (USA). Die eigene Bandgründung blieb trotz relativer Abwesenheit von Talent an der Gitarre natürlich nicht aus und so wurde die Musik immer mehr zum zentralsten Teil seines Lebens. Den Grundstein für seine Karriere als Produzent legte er schließlich, als er – trainiert am Mehrspurrekorder seiner Highschool – ein junger Student an der NYU war: Sein legendäres Label Def Jam Records gründete Rubin in den vier Wänden seines winzigen Wohnheimzimmers, die erste Veröffentlichung war eine Single seiner eigene Punkrock-Band Hose. Der unternehmerische Geist erhielt allerdings erst Einzug in seine Arbeit, als Rubin 1984 den Künstlermanager Russel Simmons kennenlernte. Zusammen sollten sie Def Jam Records in den nächsten fünf Jahren zu einem der einflussreichsten Plattenlabel überhaupt aufziehen.

 
Seltener Anblick: Rick Rubin spielt in Eminems Video von “Berzerk” mit:

 

Hip Hop ist tot, lang lebe der Hip Hop – oder: Die Geburt des Crossover
New York City, 1980er Jahre, was war da noch mal? Richtig, Hip Hop. Und die Musikin-dustrie wandte sich dem Rap zu. Auch Rubin sah in dem neuen Stil etwas Bahnbrechen-des und mischte sich mit Def Jam in die Szene. Sie arbeiteten mit dem damals erst 16-jährigen LL Cool J und erreichten 1985 den kommerziellen Durchbruch mit dem Release seines Debütalbums „Radio“, das sogar mit Platin ausgezeichnet wurde. Kurz darauf folgte das Signing der Hip Hop-Kombo Public Enemy und die Produktion ihres ersten Albums „Yo! Bum Rush the Show“, das wie von Zauberhand einen ebenso wahnwitzigen Erfolg nach sich zog und binnen eines Jahres eine Million mal verkauft wurde. Noch vor der Gründung des Labels hatte Rubin die Beastie Boys kennen gelernt, die zu Beginn noch einfachen Punkrock machten. Er brachte Michael Diamond & Co. den Hip Hop näher und machte aus ihnen kurzerhand ein Rap-Trio, das Elemente aus Heavy Rock mit rhythmischem Sprechgesang verband: der Crossover war geboren und erhielt Einzug in den Mainstream, denn erneut wurde das von Def Jam produzierte Album „Licensed To Ill“ zur Nummer eins der Billboard Album Charts und ging fünf Millionen mal über die Ladentheke.

 

 

Die Gründung von American Recordings
Bereits nach nur fünf Jahren der Zusammenarbeit entschieden Rubin und Simmons unterschiedliche Wege zu gehen. Simmons behielt Def Jam während Rubin in LA einen neuen Ort zum Leben und Arbeiten gefunden hatte und dort sein neues Label American Recordings gründete. Kalifornien wurde für Rubin zu einem Ort, der ihm einen neuen Kreativitätsschub brachte. Auch wenn sein Fokus weiterhin auf Rap lag, so traten nun vermehrt Hardrock und Metal-Acts wie Slayer oder AC/DC hinzu, die Rubin aufgrund ihrer musikalischen Virtuosität ungemein schätzte. Das erste wirkliche Großprojekt jedoch, das aber auch eine Wendung in Rubins Schaffen einläutete, war Johnny Cashs „The American Recordings“ in 1994. Cash hatte sein letztes Erfolgsalbum 25 Jahre zuvor veröffentlicht, zwei Plattendeals verloren, kurz: es war sehr still geworden um die einstige Country-Größe. Für Rubin stellte es eine neue Herausforderung dar, hatte er doch bisher vor allem junge und unbekannte Künstler produziert. Cash wollte er zu einem Comeback verhelfen, das an den einstigen Ruhm anknüpfen sollte. Sie begannen vorsichtig mit dem Covern von Songs, die eine besondere Rolle in Cashs Leben gespielt hatten und produzierten später auch neues eigenes Material. Und die Formel ging auf: bis zu Cashs Tod 2003 nahmen sie fünf weitere Alben auf, die allesamt mit einem neuen Cash-Sound überzeugten, der von Rubins minimalistischem Produktionsstil profitierte. Eine tiefe Freundschaft verband die beiden.

 

Rubins Produktionsstil: „Stripped Down“ und minimalistisch
Der typische Rick Rubin-Sound ist bekannt dafür, ohne aufwändige Soundelemente auszukommen – „stripped down“ sozusagen. Ganz im Gegenteil bringt er die Künstler und ihre Stimmen und Instrumente ganz in den Vordergrund seiner Aufnahmen und hat ein Händchen dafür, die besonderen Eigenheiten eines jeden Künstlers zu entdecken und herauszustellen. Dafür schafft er eine Umgebung, in der die Musiker vollkommen authentisch experimentieren können, oder wie Rubin sagt: „A safe place to be naked.“ Obwohl er von sich selbst sagt, er könne weder ein Mischpult bedienen, noch sonstige nennenswerten technischen Skills vorweisen, ist es sein unwahrscheinlich feines Gespür für die Bedürfnisse seiner Künstler, gepaart mit dem Ehrgeiz, jedes Mal auf’s Neue das beste Album überhaupt zu produzieren. Aber: Rubin arbeitet nie in erster Linie für den Mainstream, schuf wenn überhaupt neue Trends, die zu kommerziellen Erfolgen avancierten.
In seinen Shangri La Studios, die er vor einigen Jahren für 2 Millionen US-Dollar gekauft hat, steckt Rubin mit Kanye West derzeit mitten in der kreativen Arbeit am Nachfolger des 2013 erschienenen Yeezus. Für jenes wurde Rubin erst am Ende der Produktionsphase dazu geholt, um das unstrukturierte, über drei Stunden lange Material zu einem konsistenten Werk zu formen. Kanye war begeistert von Rubins inspirierender und professioneller Arbeitsweise und entschied sich für eine weitere Zusammenarbeit mit dem „Guru“, frei nach dessen Mantra: „The art has to come first.“ Wir sind gespannt!
 

Höre hier unsere Spotify Playlist Rick Rubin @ Work!

 


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Popkultur

Als Led Zeppelin facettenreicher wurden: „Houses Of The Holy“

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Led Zeppelin HEADER
Titelfoto: Evening Standard/Hulton Archive/Getty Images

Vier durchnummerierte Platten brauchten Led Zeppelin, um die Spitze des Rockolymp zu erklimmen. Auf ihrer fünften Veröffentlichung Houses Of The Holy schlugen die Briten experimentierfreudigere Pfade ein — mit großem Erfolg. Den Titeltrack mussten sie allerdings auf das nächste Album verschieben.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Houses Of The Holy von Led Zeppelin anhören:

Pause? Für Led Zeppelin ist das zu Beginn ihrer Karriere ein Fremdwort. In gerade einmal drei Jahren veröffentlichen die Briten vier legendäre Alben, touren mehrfach um den Globus und spielen weltweit vor ausverkauften Häusern. Großbritannien, Nordamerika, Japan, Australien — und wieder von vorn. Ein wenig zur Ruhe kommen Led Zeppelin erst 1972, als sie mit der Aufnahme ihres fünften Albums Houses Of The Holy beginnen. Die Gruppe schlägt darauf experimentellere Wege ein und setzt auf aufwändige Arrangements und neue Einflüsse statt auf schnodderigen Hardrock-Sound. Doch wie genau kam es zu dieser Typveränderung — und hatten auch die Fans Freude an den neuen Led Zeppelin?

Houses Of The Holy: Ein Album unter anderen Umständen

Anfang der Siebziger ist das Bankkonto von Led Zeppelin bereits gut gefüllt — so gut, dass sich Gitarrist Jimmy Page und Bassist John Paul Jones ihre eigenen Heimstudios einrichten. Zum ersten Mal können die beiden Musiker ihre Ideen in aller Ruhe aufnehmen, noch einmal hören, bearbeiten und ergänzen. Dadurch werden die Songs ausgeklügelter als sonst — weg vom Bluesrock, hin zum AOR, wenn man so möchte. Als Led Zeppelin mit den offiziellen Aufnahmen von Houses Of The Holy beginnen, sind die vier Musiker deutlich besser vorbereitet als bei ihren vorherigen vier Alben. Zu gut, wie es scheint, denn die Band spielt mehr Songs ein als auf die Platte passen.

Während der Sessions zu Houses Of The Holy sammeln Led Zeppelin so viel Material, dass sie ein paar ihrer neuen Kompositionen für später aufbewahren müssen. Das betrifft zum Beispiel den Song Walter’s Walk, der erst 1982 auf der Zusammenstellung Coda erscheint. The Rover und Black Country Woman packen die Briten auf ihr sechstes Album Physical Graffiti (1975). Besonders kurios: Sogar den Titeltrack verschieben Led Zeppelin auf später, sodass der Song Houses Of The Holy nun nicht auf dem Album Houses Of The Holy zu finden ist, sondern ebenfalls auf dem Nachfolger Physical Graffiti. Trotzdem klingt Houses Of The Holy stimmig — auch wenn „Led Zep“ darauf einige Experimente wagen.

Da wäre zum Beispiel die Funk-lastige Nummer The Crunge, die man den Briten vorher wohl nicht unbedingt zugetraut hätte. Auch das Reggae-beeinflusste Stück D’yer Mak’er klingt nicht wie ein typischer Led-Zeppelin-Song. Genau das war das Ziel, wie Gitarrist Jimmy Page in dem Buch Light & Shade: Conversations With Jimmy Page erklärt: „Auch wenn alle ein zweites Led Zeppelin IV wollten: Es ist sehr gefährlich, sich selbst zu kopieren. Ich werde keine Namen nennen, aber jeder kennt Bands, die sich ewig wiederholen. Nach vier oder fünf Alben sind sie ausgebrannt. Bei uns hingegen wusste man nie, was als nächstes kommt.“

Eine Tour der Superlative — und der anschließende Burnout

Das gilt auch für die Tour zu Houses Of The Holy, mit der Led Zeppelin einmal mehr neue Live-Show-Maßstäbe setzen. Laser, Discokugeln, aufwändige Outfits, Pyrotechnik: Die britischen Rocker lassen sich nicht lumpen und feuern auf ihrer insgesamt dreimonatigen Tour aus allen Rohren. 55 Konzerte geben Led Zeppelin, darunter auch in Nürnberg, München, West-Berlin, Hamburg, Essen und Offenburg. Überall feiert wird die Band gefeiert; später ist sogar die Rede davon, dass die Tour der technische Höhepunkt der Gruppe gewesen sein muss. Doch der Preis ist hoch: Nach der Konzertreise sind Led Zeppelin so fertig, dass sie eine fast zweijährige Pause einlegen.

Was die Verkaufszahlen und den Erfolg von Houses Of The Holy betrifft, geht die Platte im Vergleich zum direkten Vorgänger Led Zeppelin IV beinahe unter. „Nur“ elffaches Platin gelingt den Briten bis heute mit dem Album; bei Led Zeppelin IV ist es mehr als doppelt so viel und auch der Houses Of The Holy-Nachfolger Physical Graffiti kann insgesamt 16 US-Platinveredelungen abräumen. Dennoch: Led Zeppelin zeigen sich auf Houses Of The Holy von ihrer erwachsenen Seite und das kommt an. Drei Alben bringen die Briten anschließend noch raus, bis der Tod von Schlagzeuger John Bonham die Karriere der Gruppe im Jahr 1980 beendet. Doch das ist wieder einmal eine andere Geschichte.

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Popkultur

Zeitsprung: Am 28.3.1985 tritt Alicia Keys zum ersten Mal im TV auf. Sie ist 4.

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Alicia Keys
Paola Kudacki/Sony Music

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 28.3.1985.

von Timon Menge und Christof Leim

Mehr als 150 Preise gewinnt Alicia Keys im Lauf ihrer Karriere, darunter 15 Grammys. Ihre Premiere im Showgeschäft feiert sie allerdings am 28. März 1985 in einer TV-Serie – mit vier Jahren.

Hier könnt ihr euch Here anhören:

Übernachtungsparty! Die kleine Tochter der Familie hat ihre Freunde und Freundinnen eingeladen, alle sind bestens gelaunt, vor allem als sie reihum mit dem Herrn Papa Rodeo spielen. Die Regeln: Wer sitzen bleibt, gewinnt. Ein Mädchen mit Lockenkopf kann sich trotz wildester Bewegungen halten und geht als Siegerin hervor. Vier Jahre alt ist die junge Schauspielerin in dieser Szene der Bill Cosby Show, ihr Name lautet Alicia Cook. Damals kennt sie niemand, heute schon…

In den Achtzigern kann man sich ein Fernsehprogramm ohne die Familie Huxtable kaum vorstellen. In acht Staffeln thematisiert die Sitcom das Leben einer afroamerikanischen Familie aus der Mittelschicht, die sich mit alltäglichen Situationen und Problemen auseinandersetzt. Dass dieses Format auch bei der weißen Bevölkerung gut ankommt, ist zu jener Zeit noch nicht selbstverständlich. Den Familienvater Dr. Heathcliff Huxtable gibt Schauspieler Bill Cosby, nach dem die Sendung auch benannt ist. (Heute ist Cosby weltweit und zurecht in Ungnade gefallen, weil er wegen dreifachen sexuellen Missbrauchs zu mehreren Jahren Haft verurteilt wird. Aber das ist eine andere, unschöne Geschichte.)

Wer ist Alicia Cook?

Diese kleine Alicia Cook, die da einen Gast der Übernachtungsparty der kleinsten Huxtable-Tochter Rudy spielt, lernen wir Jahrzehnte später unter einem anderen Namen kennen: Alicia Keys. Mit dem Auftritt in der Show feiert sie sozusagen ihren Einstand im Showgeschäft. Hier könnt ihr euch den Ausschnitt mit ihr angucken:

In einem späteren Interview mit der Teleschau erzählt Keys: „Ich erinnere mich vor allem daran, dass es ein wahnsinnig langer Tag war. Bis das alles abgedreht war, war es später Abend – und ich und die anderen Kinder waren so müde, dass wir irgendwann einfach auf dem Sofa eingeschlafen sind. Aber ich erinnere mich auch daran, dass es extrem witzig war. Bill Cosby war super. Und hey, immerhin habe ich beim Reite-Spiel auf seinem Knie gewonnen.“

Nur der Anfang

Gewinnen wird Keys nachher noch so einiges, nämlich mehr als 150 Auszeichnungen und 14 Platinschallplatten (allein in den USA). Mit Alben wie Songs In A Minor (2001), The Diary Of Alicia Keys (2003), As I Am (2007) und The Element Of Freedom (2009) räumt sie in den 2000er Jahren wirklich alles ab. Wer hätte 1985 gedacht, dass aus der kleinen Alicia Cook einer der größten Popstars des 21. Jahrhunderts wird?

Zeitsprung: Am 7.9.1984 sind die Jacksons auf Tour und Janet brennt durch.

 

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Popkultur

Zeitsprung: Am 27.3.1970 veröffentlicht Alice Cooper „Easy Action“.

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Alice Cooper Easy Action Cover

"Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 27.3.1970.

von Bolle Selke und Christof Leim

Die Rock’n’Roll-Welt steht nicht gerade in Flammen für die Alice Cooper Band, als sie am 27. März 1970 ihr zweites Album Easy Action veröffentlicht. Das könnte nicht zuletzt an der lustlosen Produktion liegen. Trotzdem bietet sich hier ein perfektes Zeitdokument einer sich entwickelnden Band, das man fast als Vorproduktion für den Meilenstein Love It To Death im folgenden Jahr ansehen könnte.

Hier könnt ihr euch Easy Action anhören:

Geneigte Fans und Hardrock-Aficionados wissen vermutlich, dass Alice Cooper für eine Band steht, die sich 1975 auflösen wird. Erst danach adaptiert deren Sänger Vincent Furnier den Namen und wird so zu einem hochgeschätzten Heavy-Metal-Entertainer und Gottvater des Shock Rock.

Psychedelische Scheißmusik

1970 allerdings stehen solche Superlative noch in weiter Ferne. Die Truppe schraubt an ihrem zweiten Album, das ebenso wie der Vorgänger Pretties For You bei Frank Zappas Plattenfirma Straight erscheinen soll. An den Reglern sitzt David Briggs, der heutzutage vor allem bekannt dafür ist, mehr als ein Dutzend Neil-Young-Alben produziert zu haben. Schlagzeuger Neal Smith sagt später über Briggs: „David hasste unsere Musik und uns. Ich erinnere mich, dass unsere Song für ihn ‚psychedelischer Scheiß‘ waren. Wenn man mich fragt, klang Easy Action zu trocken, eher wie eine TV- oder Radiowerbung. Er half in keiner Weise beim Arrangement der Lieder oder lieferte irgendwelchen positiven Input.“ Und so wird kein einziges der Stücke von Easy Action nach der Love It To Death-Tour jemals wieder live von Cooper aufgeführt.

Nichtsdestotrotz bezeichnen manche gerade diese Scheibe als das „große unentdeckte“ Cooper-Album. Während Pretties for You eine schwierige Platte ist und Love It to Death ein Klassiker, könnte man Easy Action als das perfekte Bild einer sich entwickelnden Band ansehen. Beim ersten Stück Mr. And Misdemeanor lässt sich zum Beispiel miterleben, wie Sänger Furnier seinen bösartig klingenden Gesangsstil definiert. Alice Cooper steht später für drei Minuten lange Hits mit eingängigen Melodien und negativen Themen, welche dann gegen Ende der Alben durch längere Stücke ergänzt werden. So gesehen liefern die Rocker mit Easy Action also fast eine Vorproduktion für Love It to Death, obwohl die Band auf ersterem mehr Erfindergeist zeigt.

Unisex, roh und gewalttätig

Hinter dem Albumtitel steckt eine Zeile aus einem Lieblingsfilm von Furnier und Bassist Dennis Dunaway, dem Musical West Side Story mit der Musik von Leonard Bernstein. Zitate daraus wie „got a rocket in your pocket“ und „when you’re a Jet, you’re a Jet all the way“ werden auch bei dem Song Still No Air verwendet. Das Motiv der halbstarken Gang aus West Side Story wird auch an anderen Stellen von Alice Copper aufgegriffen. Auf dem Cover wendet sich die Band von der Kamera ab, deren unbedeckte Rücken sind nur durch ihr langes Haar bedeckt. Eine Radiowerbung von 1970 pries die Band dann auch als „unisex, roh, miteinander und gewalttätig – genau wie ihr, amerikanische Mitbürger“.

Easy, Action!

Als ob die Band den fehlenden kommerziellen Erfolg von Easy Action geahnt hätte, beginnt der letzte Song, das psychedelisch abgedrehte Lay Down And Die, Goodbye, mit den Worten des Komikers Tom Smothers: „Ihr seid der einzige Zensor. Wenn euch das, was ich sage, nicht gefällt, habt ihr die Wahl: Ihr könnt mich ausschalten.“

Die Kritiker zerreißen das Album hauptsächlich. Robert Christgau bezeichnet es im Magazin The Village Voice als „unmelodisches Singen, unmelodisches Musizieren, unmelodische Melodien und pseudomusikalischen Beton“. Erst bei Love It To Death entdeckt die Band mithilfe von Produzent Bob Ezrin den Sound für den Alice Cooper heutzutage geliebt wird…

Zeitsprung: Am 5.6.1977 gibt es einen Todesfall bei Alice Cooper – wegen einer Ratte.

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