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Popkultur

Zeitsprung: Am 23.8.1949 kommt Rick Springfield in Australien zur Welt.

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Foto: Rick Kern/WireImage/GettyImages

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 23.8.1949.

von Victoria Schaffrath und Christof Leim

Wenn Musiker ins Schauspiel wechseln, entsteht häufig Häme. Die muss auch Rick Springfield ertragen, als er den Schritt Ende der Siebziger wagt. Mittlerweile kennt man ihn nicht nur für Songs wie Jessie’s Girl, sondern auch für Rollen in Californication oder American Horror Story. Schauen wir zu seinem Geburtstag auf sein Leben!

Hört euch hier die Musik von Rick Springfield an:

Jugend und musikalische Anfänge

Am 23. August 1949 erblickt Richard Lewis Springthorpe in Sydney das Licht Australiens. Der Vater arbeitet bei der dortigen Army, so zieht die Familie unter anderem nach London, wo Springfield mit 13 Jahren das erste Mal eine Gitarre in der Hand hält. Im Alter von 14 Jahren geht’s zurück nach Australien, dort sieht er die Beatles live, und das Ding mit der Rockstar-Karriere ist beschlossene Sache.

Mit einer seiner ersten Bands tourt er 1968 durch Vietnam, um australische Truppen zu unterhalten, ganz im Sinne des Vaters. Über Umwege gelangt er ein Jahr später an die Position des Leadgitarristen und Sängers bei Zoot, bei denen zwar ein rockiger Sound aus dem Verstärker kommt, die aber mehr durch ihre pinken Satin-Outfits auf sich aufmerksam machen und deswegen in der Szene konsequent belächelt werden. Mit einem Cover der Beatles-Nummer Eleanor Rigby schaffen sie es 1971 immerhin auf Platz vier der australischen Charts, kurze Zeit später legen Zoot jedoch die Instrumente nieder. Für Springfield der Startschuss für einen eigenen Plattenvertrag und mehr: Nach Aufnahmen für ein Soloalbum in London zieht es ihn 1972 ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, die USA.

USA & erste TV-Erfahrungen

Springfields Debütalbum enthält das Blut, den Schweiß und die Tränen des Australiers, bedient er neben dem Mikrofon doch auch Gitarre, Keyboard und Banjo. Die Kompilation der selbstgeschriebenen Songs nennt er passend Beginnings, die Single Speak To The Sky erreicht in Australien Platz fünf der Charts und knackt im September ’72 gar die Top 20 der US-amerikanischen Billboard Hot 100. Den Erfolgsmoment überschattet das unschöne Gerücht, das Label Capitol ließe über Dritte Platten kaufen, weswegen der Song von diversen Radiostationen boykottiert wird. So richtig in Gang kommt Springfields Karriere danach nicht, ein zweites Album namens Comic Book Heroes floppt vor allem in der Heimat Australien. 

Wieder und wieder vergleicht man Rick Springfield während der Promo mit Teenie-Idolen wie David Cassidy und Donny Osmond. Diese haben gemein, dass sie agil zwischen Musikerdasein und Schauspielerei wechseln. Den Trick schaut sich das Arbeitstier Springfield ab, spricht sich zwischen 1972 und 1973 im Frühstücksfernsehen-Cartoon Mission: Magic! selbst und spielt pro wöchentlicher Folge einen neuen Song ein. Die Rechnung geht zunächst auf, denn ein Album der TV-Songs chartet sowohl in Australien als auch Amerika. Seine dritte Scheibe, die 1976 erschienene Wait For Night, erfüllt wiederum nicht die Erwartungen seines Labels. Nun ohne Plattenvertrag wendet sich Rick dem Medium TV zu.

Fernsehkarriere und Jessie’s Girl

Sein Schauspieldebüt gibt Springfield 1977 in The Six Million Dollar Man, es folgt ein buntes Potpourri an Rollen in Krimiserien, eine Episode von Wonder Woman sowie die Pilotfolge des Kultklassikers Battlestar Galactica. Nebenher arbeitet der zielstrebige Musiker weiter an der nächsten Platte, auch wenn er dafür Nachtschichten im Studio einlegen muss. Die Aufnahmekosten hält er damit gering und verpasst der Scheibe den passenden Titel Working Class Dog. Weder sein Management noch er selbst rechnen mit großem Erfolg, weswegen er 1981 kurz vor dessen Veröffentlichung die Rolle des Dr. Noah Drake in der Seifenoper General Hospital übernimmt. 

Parallel zur Ausstrahlung erscheint die Single Jessie’s Girl und nimmt ordentlich Fahrt auf. Ob nun die Musik der Serie zu Popularität verhilft oder andersherum: Mit einem Mal gibt es kein Vorbeikommen mehr am stattlichen Australier. Dabei spielt nicht er selbst, sondern Pat Benatars Ehemann und Produzent Neil Giraldo das ikonische Riff. Auch wenn ihr Anstieg historisch lang dauert, die Single landet schließlich auf Platz eins der amerikanischen Charts und thront dort auch, als der Musiksender MTV 1981 auf Sendung geht. Working Class Dog landet auf Platz sieben der Albumhitparade und auch die Folgesingle, das Sammy-Hagar-Cover I’ve Done Everything For You, bewegt sich in den Top Ten.

Die arbeitsintensiven Achtzigerjahre

In rasantem Tempo geht es weiter, Springfield tourt während der Dreharbeiten zu General Hospital mit Working Class Dog, bevor er die Serie 1983 verlässt. Konsequent veröffentlicht er zu Beginn der Achtziger ein Album pro Jahr. Ob Success Hasn’t Spoiled Me Yet (1982), Living In Oz (1983) oder Beautiful Feelings (1984), auf dem er mit dem Song Bruce den namentlichen Verwechslungen mit Bruce Springsteen ein Ende machen will: Rick hat einen guten Lauf. Ganz der Arbeiter, setzt er 1984 mit dem Film Hard To Hold noch einen drauf – oder versucht es zumindest. Der Streifen selbst schreibt enttäuschende Zahlen, immerhin geht der Soundtrack mit der Single Love Somebody besser über die Theke.

Mit dem Album Tao kehrt der schauspielernde Rockstar 1985 zu alter Form zurück, spielt unter anderem die Single State Of The Heart bei Live Aid. Während der folgenden Auszeit widmet sich der Mann seiner Familie und seinem mentalen Wohlbefinden, denn seit seiner Jugend leidet der Sänger unter Depressionen.

Rückkehr ins TV & Aktuelles

Hat sich gut gehalten: Springfield während der Promotour zu seiner Autobiographie 2011. Credit: Adam Bielawsk

Ende der Achtziger kehrt Rick mit diversen Rollen ins Fernsehen zurück. Zwischen 1994 und 1997 spielt er in der Kultserie High Tide einen surfenden Privatdetektiv, ergattert 1995 gar einen Part am Broadway. Ab 2000 gastiert er für zwei Jahre in der damals teuersten Show in Las Vegas und schaut immer mal wieder bei General Hospital vorbei. In der beliebten Serie Californication stellt er sich 2009 selbst dar: Gekonnt parodiert er den Rockstar-Mythos und zeigt sich überzogen hedonistisch. Beim Publikum kommt’s an, spätestens seit der Showtime-Serie gilt Springfield wieder als cool.

Die Gitarren stehen beim Australier zwischenzeitlich ebenfalls nicht still, bis heute veröffentlicht er insgesamt 21 Alben. Im TV sieht man ihn zwischen True Detective, American Horror Story und Supernatural, die Leinwand teilt er sich für Ricki And The Flash gar mit Meryl Streep. Seine Autobiografie Late, Late At Night: A Memoir gehört laut Rolling Stone zu den 25 besten Rock-Memoiren aller Zeiten. Immer wieder spricht er offen über seinen Kampf mit Depressionen und seine Suizidgedanken, möchte Fans Hoffnung geben und Aufmerksamkeit schaffen. 

Den größten Fußabdruck hinterlässt jedoch zweifelsohne Jessie’s Girl. Im Jahr nach der Veröffentlichung beschert der Song Springfield nicht nur einen Grammy für die „Best Male Rock Vocal Performance“; immer wieder wird die Nummer auch in der Popkultur aufgegriffen, so zum Beispiel im Film Boogie Nights (1997), 30 über Nacht (2004) und Suicide Squad (2016) oder als Cover in der Musical-Serie Glee (2010). Die Version aus der Teenie-Show erreicht in Australien erneut Gold-Status. Jessies Rivale hat’s immer noch drauf.

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