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Popkultur

„Screaming For Vengeance“: Wie Judas Priest Nordamerika eroberten

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Judas Priest
Foto: Pete Cronin/Redferns/Getty Images

Anfang der Achtziger stehen die Zeichen bei Judas Priest auf Welteroberung. Mit British Steel haben die Engländer bereits einen dicken Metal-Meilenstein im Rücken; am 17. Juli 1982 liefern Rob Halford und Co. ihr achtes Album Screaming For Vengeance ab. Mit der Platte gelingt Priest der große Durchbruch in Nordamerika — und das liegt vor allem an einem Song.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Screaming For Vengeance von Judas Priest anhören:

Als Judas Priest im Jahr 1982 die Arbeit an ihrem achten Album Screaming For Vengeance aufnehmen, läuft der Siegeszug des Heavy Metal auf vollen Touren. Im Auge des Sturms befinden sich britische Bands wie Iron Maiden, die bereits ihre ersten zwei Alben mit Paul Di’Anno veröffentlicht haben, Saxon, die sogar schon viermal fleißig waren, und Judas Priest, die seit inzwischen sieben LPs die frohe Kunde des Schwermetalls verbreiten. Zur sogenannten New Wave Of British Heavy Metal passt auch der Titel British Steel, wie Priest ihre legendäre sechste Platte von 1980 nennen. Doch die Welle aus England kommt nur schleppend über die Grenzen unseres Kontinents hinaus. Keine der genannten Gruppen konnte bisher die nordamerikanischen Top 20 knacken. Mit Screaming For Vengeance ändert sich das.

Heavy Metal bei strahlendem Sonnenschein

Für die Aufnahme ihrer Achten fliegen Judas Priest Anfang 1982 nach Ibiza. Das klingt luxuriös, doch zu Beginn der Achtziger ist es für englische Gruppen aus steuerlichen Gründen völlig normal, ihre Alben außerhalb der britischen Grenzen zu produzieren. (Iron Maiden fliegen dafür zum Beispiel gerne auf die Bahamas.) Für den Mix und ein paar Overdubs reisen Judas Priest in das Künstlerviertel Coconut Grove südlich von Miami — okay, ein ganz kleines bisschen Luxus war vielleicht doch im Spiel. Während Judas Priest im Sonnenschein sitzen und Cocktails schlürfen (glauben wir zumindest), merken die Briten, dass ihr neues Album noch einen zusätzlichen Song vertragen könnte. Aus bereits fertigen Teilen setzen die Musiker das Stück You’ve Got Another Thing Comin’ zusammen — und landen mit dem Schnellschuss einen der größten Hits ihrer Karriere.

„Alles fügte sich recht schnell“, erinnert sich Priest-Gitarrist K. K. Downing später in einem Interview an die Komposition der spontanen Nummer. „Außerdem glaube ich, dass wir alle ein gutes Gefühl dabei hatten, denn Another Thing Comin’ klang wie ein guter, treibender Song, der möglicherweise sogar Radioqualitäten hatte.“ Heute wissen wir: Mit ihrer Einschätzung liegen Judas Priest völlig richtig. Noch während ihrer Nordamerika-Tor im Sommer 1982 gelingt den Briten mit dem Stück der Durchbruch in den USA. „Der Song war überall“, erzählt Downing in seiner Biografie Heavy Duty: Days And Nights In Judas Priest. Seine Erklärung dafür: „In Amerika schien sich zu dieser Zeit alles darum zu drehen, ins Auto zu steigen, die Stereoanlage aufzudrehen und loszufahren. Es war der ideale Song für die damalige Zeit.“

Screaming For Vengeance: ein Album, das Dinge ermöglicht

Nach ihrem großen Durchbruch in Nordamerika stehen Judas Priest alle Türen offen. Die Gruppe spielt große Festivals in den Staaten, läuft im US-Radio rauf und runter, tritt beim legendären Live Aid-Konzert auf und landet auch mit den beiden Screaming For Vengeance-Nachfolgern Defenders Of The Faith (1984) und Turbo (1986) in den US-Top-20. Jahrzehntelang dominieren die Briten die Welt des Heavy Metal und veröffentlichen mit Painkiller (1990) und Angel Of Retribution (2005) weitere Klassiker. Auf ihren ersten Top-10-Erfolg müssen Rob Halford und Co. nach Screaming For Vengeance allerdings noch mehr als 30 Jahre warten. Erst mit Redeemer Of Souls (2014) knacken die Briten die obersten Zehn der Vereinigten Staaten. Doch diese Geschichte erzählen wir bei anderer Gelegenheit. Dieses Jahr feiert die Band erstmal ihr 50-jähriges Jubiläum nach.

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Zeitsprung: Am 4.2.1998 erklärt Rob Halford von Judas Priest, dass er schwul ist.

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