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Popkultur

„Show No Mercy“: Vor 40 Jahren wurde losgeslayert!

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Slayer
Foto: Chris Walter/WireImage/Getty Images

Auf Show No Mercy sind die rumpeligen Anfänge einer Band zu hören, die längst zu den „Big 4“ des Thrash Metal zählt. Lest hier, wie es zu der Platte kam, welche finanziellen Schwierigkeiten das Album mit sich brachte und welchen Stellenwert das Slayer-Debüt heute hat.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Show No Mercy von Slayer anhören:

Alles beginnt mit Iron Maiden. Als Slayer zu Beginn der Achtziger als Vorgruppe von Bitch im Woodstock Club in Los Angeles auftreten, geben die Metalheads unter anderem Phantom Of The Opera aus der Feder von Steve Harris zum Besten. Das bekommt auch Brian Slagel mit, der gerade erst Metal Blade Records gegründet hat, und im Publikum steht. Noch am selben Abend marschiert er hinter die Bühne und fragt Slayer, ob sie nicht einen Beitrag für den dritten Metal Massacre-Sampler aufnehmen möchten. „Ok, klingt cool“, entgegnen Tom Araya und Co. — und legen los. Doch daraus wird noch mehr: Als Slayer den Song fertig haben, schlägt Slagel gleich ein ganzes Album vor.

Show No Mercy: Solide Finanzen sind das A und O

Um die Aufnahme ihrer erste Platte bezahlen zu können, müssen Slayer ganz schön tief in die Tasche greifen. Tom Araya arbeitet als Beatmungspfleger und schießt seinen Anteil vom Gehalt dazu. Gitarrist Kerry King fragt seinen Vater, ob er aushelfen kann. Die Geldbeschaffungsmaßnahmen glücken und noch im November 1983 gehen Slayer ins Studio, um ihr Debüt Show No Mercy einzuspielen. Ihre Maiden-Einflüsse sind darauf deutlich hörbar und auch Gitarrist King erzählt in einem Interview: „Unser erstes Album ist an manchen Stellen verdammt nochmal Iron Maiden!“ Das Slayer-Debüt funktioniert, besonders die Songs Black Magic und The Antichrist. Nächster Halt: eine Tour.

„Machen wir das wirklich?“, möchte Frontmann Araya wissen, als die erste Tournee im Raum steht. „Klar“, lautet die Antwort. Statt Planungs-E-Mails und Catering-Fragebögen bekommen Slayer ein paar Zettel mit Adressen und Telefonnummern in die Hand gedrückt. Die Musiker beladen Arayas Chevy Camaro, packen einen Umzugswagen und machen sich auf die Socken, unterstützt von Familie und Freunden, die als Roadies mitreisen. In finanzieller Hinsicht gibt es allerdings ein Missverständnis. Slayer investieren nämlich jeden verdienten Dollar sofort wieder in ihre Tour. Als Slagel nach ihrer Rückkehr fragt, wo das ganze Geld ist, antworten die Musiker: „Welches Geld?“ Ups.

Show No Mercy von Slayer: Erfolg auf Umwegen

Drummer Dave Lombardo kritisiert viele Jahre später vor allem den Schlagzeug-Sound des Albums. Weil die Toms und die Becken zu laut sind, behilft sich der zuständige Tontechniker mit Handtüchern, um sie zu dämpfen. Das kann nicht gut gehen. Und was einige nicht wissen: Kerry King bandelt kurz nach Veröffentlichung von Show No Mercy mit Megadeth an, der neuen Band des Ex-Metallica-Gitarristen Dave Mustaine. Slayer-Gitarrist Jeff Hanneman sieht bereits seine Felle wegschwimmen und sagt in einem Interview: „Wir werden wohl einen neuen Gitarristen brauchen.“ Doch King bleibt und schreibt mit Slayer Musikgeschichte. Zum Glück!

Trotz aller Holprigkeiten zeichnet sich schon bald ab: Slagel hat auf das richtige Pferd gesetzt. Zehntausende Male geht Show No Mercy über die Ladentheke und entwickelt sich zum erfolgreichsten Album von Metal Blade Records — obwohl die Musikpresse es damals nicht allzu gut mit der Platte meint. Das britische Magazin Kerrang! bezeichnet das Slayer-Debüt sogar als „puren, unverfälschten Schrott“. Doch Kerry King und der Rest der Band lassen sich nicht beirren und slayern weiter. Noch heute gilt Show No Mercy als Meilenstein des Metal. Denn wo sich Metallica und Exodus mit ihrer Musik damals noch vergleichsweise zurückhalten, schlagen Slayer einfach alles zu Klump.

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