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Popkultur

Alles beim Alten, alles ganz großartig: So klingt das neue Album „4“ von Slash feat. Myles Kennedy and The Conspirators

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Slash feat. Myles Kennedy & The Conspirators
Foto: Austin Nelson

Wir neigen unser Haupt vor dem großen Zylinderträger des Rock’n’Roll mit den vielen Les Pauls und seiner ersten Veröffentlichung auf Gibson Records.

von Markus Brandstetter

Hier könnt ihr 4 hören:

Ja, es wird irgendwann mal ein neues Album von Guns N’ Roses geben, auf dem Slash zu hören sein wird. Vielleicht dieses Jahr, vielleicht nächstes, vielleicht in zehn Jahren. Singleauskopplungen von alten GN’R-Songs hin oder her, so genau wissen wir das nicht — und vielleicht sind unsere Erwartungen an ein neues Album der Gunner ohnehin zu groß. Aber nur, weil uns Axl & Co. noch etwas warten lassen, heißt das nicht, dass wir uns nicht über neue, aber altvertraute Gitarrenklängen des ehrwürdigen Saul Hudson alias Slash freuen dürfen. Herr Hudson ist nämlich mit seinem Sänger Myles Kennedy und der gemeinsamen Band The Conspirators ins Studio gegangen, um den schlicht 4 betitelten Longplayer Nummer vier einzuspielen. Dieser erscheint nun als erster Release über Gibson Records — genau, jener Gitarrenfirma, der Slash seit Jahrzehnten treu ist (die gelegentliche BC Rich und Guild für zwischendurch mal abgesehen), die jetzt auch ein Label ist. Wr wäre der passendere Nummer-eins-Release im Katalog als jener Mann, der maßgeblich zur anhaltenden Popularität Gibsons beiträgt? Eben!

Kommen wir gleich mal zu Beginn zum Fazit der Platte: 4 ist ein Festmahl für all jene, die mögen, was Slash immer schon machte. Das geht beim Opener The Tide Is Rising (der in seiner Getriebenheit ein wenig an Welcome To The Jungle erinnert) los und geht konstant und konsequent bis zum Closer Fall Back To Earth. Slash selbst erklärte im Vorfeld, man habe diesmal alles live aufgenommen, Fehler in Kauf genommen, dafür völlig auf Live-Atmosphäre gesetzt. Ja, es gibt ein paar kleinere neue Nuancen (Experimente wäre ein wenig übertrieben) auf 4. Das Ding, das bei Spirit Love wie eine Sitar klingt, aber wahrscheinlich ohnehin eine E-Gitarre ist. Oder kleine stilistische Ausreißer hier und da. Aber, seien wir ehrlich, in erster Linie ist 4 einfach eine Rock-Platte. Und zwar eine bemerkenswert gute noch obendrein.

In Bestform: Slash.

Die Band ist perfekt aufeinander eingestimmt und auch wenn der Name Slash ganz vorne steht und natürlich der Selling Point ist: Slash macht hier keineswegs einen auf großen Solokünstler, sondern tut das, was er am besten kann — nämlich im Rahmen einer Rockband sein Slash-Programm fahren. Er schüttelt, schön räumlich im Stereofeld verteilt, die Riffs locker aus dem (mit vielen, vielen Armbändern versehenen) Ärmel. Er holt wie immer alles aus den pentatonischen Skalen raus. Auch die Rhythmusgitarrenfraktion, die Slash unterstützt, verhält sich makellos. Slash ist in Bestform, wir hätten nichts anderes erwartet. Slash ist wie Motörhead, die Ramones oder Slayer: Er verändert seinen Stil nicht, er versucht, das Rad nicht neu zu erfinden. Slash klingt wie Slash, tat er immer, wird er immer und wir sind froh, dass es so ist. Well played, im wahrsten Sinne des Wortes.

In Bestform: Myles Kennedy.

Bei aller Lobhudelei für einen der unverkennbaren Gitarristen der Rockgeschichte soll hier aber auch das Lob für seinen Kollegen Kennedy keinesfalls zu kurz kommen. Denn der ist stimmlich sowieso über alle Zweifel erhaben und einer der bemerkenswertesten Sänger der aktuellen Rockmusik. Bei allem Respekt vor W. Axl Rose, anno 2022 gibt es für Slash wahrscheinlich keinen besseren Sänger als Kennedy mit seiner bemerkenswerten tonalen wie emotionalen Range. So gut Kennedy zu Alter Bridge passt, hier passt er irgendwie sogar noch besser rein.

Das eigentlich Wichtigste ist aber: Die Songs sind allesamt sehr gut auf 4. Mal frönen Slash und seine Kollegen erdigem Bluesrock, mal geben sie sich in der Harmonik beinahe popaffin (C’est La Vie — mit Voice-Box-Sound im Intro), mal sind sie balladesker (Fall Back To Earth). Rock ist es immer, da gibt’s nicht viel drumherum zu reden. Schließlich sprechen Taten lauter als Worte, wie es im Titel des Songs Actions Speak Louder Than Words heißt. Und ja, die Action passt wieder mal.

Wir ziehen unsere imaginären Zylinder. Und jetzt dann noch bitte ein gutes GN’f’n’R-Album.

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