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Popkultur

Slash im Interview: Alles über sein viertes Album mit Myles Kennedy

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Titelfoto: Phillip Faraone/Getty Images for Gibson

Am 11. Februar 2022 veröffentlichen Guns N’ Roses-Gitarrist Slash und Alter-Bridge-Sänger Myles Kennedy ihr viertes gemeinsames Album. Der passende Titel: 4. In einer Pressekonferenz gab Slash einen Einblick in die Produktion der Platte. Wir haben für euch daran teilgenommen.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch The River Is Rising von 4 anhören:

Ein Großteil der DNA des Albums ist durch eine Unterhaltung entstanden, die Sie mit Ihrem Produzenten Dave Cobb über einen anderen Produzenten geführt haben, Glyn Johns. Wie sind Sie auf das Thema gekommen und warum ist dieser Name wichtig für Sie?

Dave Cobb ist ein großer Fan von Glyn Johns und bewundert seine Arbeit im Lauf der Jahre sehr. Glyn Johns hat so viele ikonische Rock’n’Roll-Alben aufgenommen, von The Who über die Stones bis hin zu Led Zeppelin und die Liste ist noch viel länger. Ich selbst bin ein großer Fan von ihm, weil er einer der großen, bahnbrechenden Produzenten der späten Sechziger und Siebziger war und weil er für viele meiner Lieblings-Rock’n’Roll-Alben verantwortlich ist. Als Dave Cobb ihn erwähnt hat, habe ich gesagt, dass das genau die Richtung ist, in die ich gerne gehen würde.

Die Songs von 4 haben einen Jam-Session-Vibe. Wie war es, sie aufzunehmen?

Wir hatten großen Spaß dabei, die Songs aufzunehmen. Alles wurde komplett live eingespielt. Wir haben im Grunde an den Arrangements der Songs gearbeitet bis uns alles gefallen hat und dann sofort aus dem Moment heraus aufgenommen. Dadurch kommt wahrscheinlich der Jam-Session-Vibe zustande, weil das Album eigentlich nur eine hochwertige Aufnahme davon ist, wie wir zusammen in einem Raum spielen.

Was sind die Vorteile und die Nachteile, wenn man Einzelspuren einspielt, statt live als Band aufzunehmen?

Bis jetzt habe ich in jeder meiner Bands bis zu einem gewissen Punkt live gespielt, mit der ganzen Band zusammen. Danach habe ich mir die Aufnahmen noch einmal angeschaut und einige Gitarrenparts neu eingespielt. Der Gesang kommt immer später. Das funktioniert gut, weil man dabei die Energie einfängt. Auf diesem Album ist alles ein wenig kontrollierter abgelaufen. Der Vorteil daran ist, dass man Finetuning betreiben und den Sound genau so gestalten kann, wie man es möchte. Es besteht aber auch die Gefahr, dass man sich in Details verliert. Wenn man die Sachen hingegen aus dem Handgelenk spielt, gibt man einfach sein Bestes und arbeitet anschließend damit. Man macht keinen Schritt zurück und verbessert irgendwas. Der Vorteil beim Aufnehmen von Einzelspuren ist also, dass man sehr detailreich arbeiten kann, aber man verliert auch einen Teil der Energie.

Sie haben wahrscheinlich alle möglichen Studiosituationen kennengelernt. Haben Sie das Gefühl, dass die Musikalität verloren geht, weil heutzutage so viele Tools zur Verfügung stehen?

Ich finde die Faszination für technische Neuerungen toll und hacke nicht darauf rum, aber ich glaube, dass man auch merkt, dass man alles machen kann, was man möchte, ohne eine Note spielen zu müssen. Ich weiß, dass viele Alben von Bands aufgenommen werden, die sich selbst Bands nennen, aber eigentlich sind sie nur zusammengestückelt und haben noch nie einen ganzen Song zusammen gespielt. Dabei hat man in einer Rock’n’Roll-Band eigentlich wirklich nur einen Job. Man sollte im Studio auftauchen können und man sollte sein Instrument spielen können. Man braucht keinen Produzenten, der alles für einen zusammensetzt. Das ist so, seit Popmusik populär geworden ist. Das ist also nicht neu. Die moderne Technik macht es einfacher, die Leute glauben zu lassen, dass sie gerade die Musik eines echten Künstlers hören, obwohl das manchmal einfach nicht der Fall ist.

Haben Sie im Studio je einen Fehler gemacht, der auf dem Album gelandet ist und der Sie heute immer noch nervt, wenn Sie den Song hören?

Nicht wirklich, normalerweise hört man solche Dinge beim Aufnehmen. Wenn da also etwas wäre, was einen später stören könnte, würde man es wohl schon mittendrin bemerken. Wenn man es dann ändern möchte, kann man es ändern. Ich wüsste nicht, dass ich mal in der Situation gewesen wäre, dass ich dachte ‚Oh Gott, da ist ein riesiger Fehler‘. Ich muss aber gestehen, dass es manchmal Momente auf Alben gab, in denen ich etwas Bestimmtes machen wollte, es vergessen habe, es nicht gemacht habe und mich später daran erinnert habe. Es gibt es gibt also Kleinigkeiten, die man mit der Zeit bemerkt und bei denen man realisiert, dass man sie gerne ein kleines bisschen anders gemacht hätte.

Das neue Album wirkt etwas ruppiger und punkiger. War das geplant oder ist das ein Ergebnis davon, dass Sie zusammen als Band live aufgenommen haben?

Das passiert einfach, wenn man zusammen im Raum steht und spielt. Der Sound ist etwas aggressiver und definitiv roher. Das ist eine bestimmte Energie. Das ist einer der wichtigen Aspekte daran, wie wir das Album aufgenommen haben: Wir haben die Energie eingefangen, die im Studio manchmal verloren geht. Wenn man so aufnimmt, wie wir das getan haben, fängt man sie besser ein.

Hat sich die Chemie zwischen Ihnen und Myles über die Jahre verändert? Sind Sie künstlerisch noch stärker zusammengewachsen? Meiner Meinung nach wirkt das neue Album noch homogener als die vorherigen.

Ja, ich würde schon sagen, dass die Chemie zwischen Myles und mir ein Wesen ist, dass sich verändert. (lacht) Ich kann zwar nicht benennen, wie genau diese Entwicklung aussieht, aber wenn man so lange zusammenarbeitet, lernt man die andere Person wirklich kennen und was sie wohl tun wird und was sie mag und was funktioniert. Das passiert einfach und man nimmt es an.

Haben Sie während der Covid-19-Pandemie und durch die lange Zeit ohne Tour etwas über sich gelernt oder herausgefunden?

Die größte Sache für mich war meine Geduld. Davon habe ich sehr wenig und die ganze Covid-Situation hat mich dazu gezwungen, Ruhe zu bewahren. Ich glaube, dass ich in den letzten Jahren viel über Geduld gelernt habe.

Warum passen Ihr Gitarrenspiel und Myles’ Gesang so gut zusammen?

Das ist einfach organisch passiert, als wir uns das erste Mal getroffen haben. Als ich Myles das erste Mal gehört habe, hat er einen Originaltext und eine Originalmelodie auf eins meiner Stücke gesungen. Das war bevor ich irgendwas anderes von ihm gehört hatte oder bevor ich ihn getroffen hatte. Unsere erste Kollaboration war etwas Besonderes. Das war ein Demo. Ich hatte ihm etwas Musik geschickt und er hat einen Song namens Starlight geschrieben. Als ich die Demo zum ersten Mal gehört habe, dachte ich: ‚Wow, das ist großartig. Den Typen kenne ich noch nicht.’ Er kam nach Los Angeles geflogen, wir haben uns im Studio getroffen und es ging sofort los. Das war eine Art magische Chemie. Wir haben dann eine Studioversion seines Songs aufgenommen und ich hatte noch mehr Musik, für die ich keinen Text hatte. Ich habe ihn gefragt, ob er dazu singen möchte und das war der Song Back From Cali. Diese beiden Lieder haben wir einfach aus der Hüfte geschossen und das ist symptomatisch dafür, wie unsere Zusammenarbeit angefangen hat. Seitdem hat sich nicht wirklich viel verändert. Ich schreibe immer noch Musik und er denkt sich etwas Cooles dazu aus. Wir haben einfach so weitergemacht. Wir kommen auch persönlich sehr gut miteinander aus und inspirieren uns gegenseitig. Live ist die Chemie auch großartig. Es funktioniert einfach.

Als Sie angefangen haben, mit Myles Kennedy Musik zu machen, hätten Sie da gedacht, dass es zu 4 kommen würde und dass Sie so lange zusammen Musik machen?

Ich bin ein Mensch, der in der Gegenwart denkt. Ich schaue nicht zu weit in die Vergangenheit und ganz bestimmt nicht weit in die Zukunft. Als ich mich zum ersten Mal mit Myles zusammengetan habe, ging es nur um ein Album und eine Tour. Während der Tour haben wir dann die Musik für Apocalyptic Love (2012) geschrieben und von da an ging es schneeballmäßig weiter. Ich habe zu der Zeit nicht weit in die Zukunft gedacht. Als wir hier angekommen waren, nach zwölf Jahren Zusammenarbeit und unserem vierten Album, war ich schockiert, weil ich gar nicht gemerkt habe, dass es schon so lange geht. Also nein, ich hätte damals noch nicht angefangen, darüber nachzudenken, dass wir jetzt immer noch zusammenarbeiten.

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