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Popkultur

Zeitsprung: Am 24.1.2015 verliert Tim Farriss von INXS einen Finger.

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Foto: Paul McConnell/Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 24.1.2015.

von Victoria Schaffrath und Christof Leim

The One Thing, das man für das Gitarrespielen so braucht, ist Fingerfertigkeit. Ähnliches dürfte Tim Farriss von INXS am 24. Januar 2015 durch den Kopf gehen, als er bei einem Unfall auf einem Boot einen Finger der linken Hand verliert. Der fiese Vorfall bringt nicht nur für den Musiker schmerzhafte Konsequenzen mit sich.

Hört hier Kick von INXS: 

Tim Farriss kann im Lebenslauf eine beachtliche musikalische Karriere vorweisen. Mit INXS spielt er in den Achtzigern und Neunzigern in einer der namhaftesten und wichtigsten New Wave- und Alternative-Rock-Gruppen, deren Erfolg dank dem Charisma von Sänger Michael Hutchence mit den ganz Großen mithalten kann. Farriss hört als Leadgitarrist sogar auf Namen wie „The Riff Meister“ oder „The Riff Sheriff“. 

Steile Karriere

Zwar hat der 1957 geborene Australier immer wieder mit gesundheitliche Rückschlägen zu tun (so litt er schon als Kind an Knochenverwachsungen in den Beinen), doch er lässt sich nicht am Spielen hindern: Die Band macht auch nach dem Tod ihres Sängers 1997 weiter, die Fans bleiben verbunden mit ikonischen Gitarrensequenzen aus Songs wie Need You Tonight und Never Tear Us Apart. Und plötzlich macht ein Unfall damit Schluss.

Es passiert am 24. Januar 2015: Eigentlich hatte sich Farriss in der Nähe von Sydney ein Boot geliehen, um das Leben zu genießen und seinem Hobby  Tiefseeangeln nachzugehen. Glaubt man dem Musiker, so erklärt ihm davor leider niemand so richtig, wie er mit dem Anker des kleinen Gefährts umgehen soll. Als er diesen dann bedient, bleibt seine linke Hand an einer Seilwinde hängen und wird so sehr eingequetscht, dass sich sein Ringfinger gänzlich abtrennt.

Dramatische Folgen

Vom Schmerz ganz abgesehen, kann man sich als jemand, der Gitarre spielt, wohl kaum etwas Schlimmeres vorstellen. Farriss beschreibt das traumatische Erlebnis später in grausigen Details. Achtung, jetzt kommt’s dicke: „Meine Hand war bedeckt von Rost, Blut und Matsch. Ich konnte Knochen und Sehnen sehen, während ich meinen Finger eingesammelt habe.“ Wie der Mann das aushält? Gar nicht: „Ich konnte nicht noch mal hinsehen, sonst wäre ich umgekippt.“

In der Klinik tut das medizinische Personal, was möglich ist, und näht den Finger wieder an, aber so ganz erholt sich Farriss von der Tortur nicht. Diverse Operationen und intensive Physiotherapie können das Gefühl darin nicht vollständig zurückholen, eine eventuelle Tour zum Bandjubiläum und 20. Todestag von Hutchence findet 2017 nicht statt. Das kostet den Geschädigten eine ganze Menge möglicher Einnahmen, wie er 2019 in einem gerichtlichen Verfahren gegen den Bootsverleiher kundtut. 

Es wird nicht besser

So bringt der Unfall nicht nur Farriss um seinen Finger, sondern auch viele Fans um die Chance, ihre Helden live zu sehen. Das lassen diese sich jedoch nicht anmerken und senden dem prägenden Musiker zahllose Genesungswünsche. Die wahre Tragik aber liegt darin, dass er die alten Songs nun wohl nicht mehr zu greifen vermag: „Ich kann die INXS-Parts nicht mehr spielen. Ich finde den angenähten Finger nervig und unansehnlich. Wenn mir das zu viel wird, lasse ich ihn vielleicht amputieren.“

Zeitsprung: Am 22.11.1997 wird Michael Hutchence von INXS tot aufgefunden.

 

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