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Popkultur

40 Jahre „Too Fast For Love“: Mötley Crües verruchter Einstand

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Mötley Crüe
Foto: Chris Walter/WireImage/Getty Images

Am 10. November 1981 erscheint die erste Platte der bis dato allerhöchstens einem auserwählten Kreis an Schwerenötern bekannten Mötley Crüe. Die Startauflage von Too Fast For Love: 900 Exemplare. Wurden am Ende dann doch paar mehr verkauft. Die Geschichte eines besonderen Debüts.

 von Björn Springorum

Hier könnt ihr Too Fast For Love hören:

Glam, Sleaze, Hair Metal sind alles Begrifflichkeiten, die im Los Angeles des Jahres 1981 allerhöchstens als Ahnung in der Luft hängen. Das Leben auf dem Strip ist hart, zügellos und voller Verlockungen, die Bands spiegeln das in ihrer Musik. Wilde Typen mit wilden Haaren und wildem Blick, die über wilde Dinge singen und wilde Dinge tun. Mittendrin: Eine junge, hungrige, zügellose Band namens Mötley Crüe.

Löwenbräu sei Dank

Seit dem 17. Januar 1981 gibt es die Band, gegründet wird sie noch ohne Namen von Basser Nikki Sixx, nachdem der seine andere Band London verlassen hat und auf Schlagzeuger Tommy Lee getroffen ist. Gitarrist Mick Mars findet seinen Weg zu den notorischen Party Animals, weil die auf seine Anzeige in einem Heftchen namens The Recycler gestoßen sind: „Lauter, unhöflicher und aggressiver Gitarrist steht zur Verfügung“. Wie kann man da widerstehen? Am 1. April 1981 komplettiert Sänger Vince Neil das Line-Up, ein paar Löwenbräu später ist auch die Sache mit dem Umlaut klar. Mötley Crüe sind erwacht.

Ihr erstes Konzert spielen sie am 24. April 1981 im Starwood auf dem Santa Monica Boulevard. Wenige Wochen später schließt der Club. Ob das an der destruktiven und expliziten Performance der Newcomer liegt, ist nicht belegt. Tradiert ist dafür etwas anderes: Die kurze Show kommt gut an, der Saal ist elektrisiert, horny und frenetisch. Darauf kann man aufbauen. Kurzerhand gründen Mötlry Crüe mit Leathür Records (was sonst?) ihr eigenes Label und bereiten mit ihrer ersten Single Stick To Your Guns/Toast Of The Town die Bühne für das, was im Oktober 1981 in einem vergessenen kleinen Studio namens Hit City West in Hollywood eingespielt wird.

Von 900 zu einer Million

Too Fast For Love erscheint vor 40 Jahren am 10. November 1981. So wirklich von einem Erfolg geht die Band damals nicht aus: Die Erstauflage des Debüts besteht aus mickrigen 900 Exemplaren! Die Gruppe spielt jede Show, die sie kriegen kann, zirkuliert durch Los Angeles und Kalifornien und macht sich langsam auch außerhalb des Strips einen Namen. Zwar dauert es bis Juni 1982, bis sie Kalifornien tatsächlich mal für ein Konzert verlassen; dann geht aber alles ganz schnell: Die Band wird von Elektra Records unter Vertrag genommen, die Too Fast For Love am 20. August 1982 neu veröffentlichen. Da ist die Leathür-Variante des Debüts aber schon 20.000 Mal über den Ladentisch gewandert. Nur der Anfang: Mittlerweile ist das Album mit Platin für mehr als eine Million verkaufte Exemplare ausgezeichnet.

 Haarspray und AC/DC

Davon ahnt 1981 niemand etwas. Am wenigsten die Band selbst. Die spielt sich auf Too Fast For Love um den Verstand, ersetzt technisches Können mit Attitüde, großen Gesten, Chuzpe und Breitbeinigkeit. Im Vergleich zum Hochglanzbombast späterer Crüe-Studioproduktionen gefällt der Erstling mit seiner rohen, kratzigen, direkten Art und seiner Unmittelbarkeit. Die Songs springen dich an, sind zügellos und glühen förmlich. Dazu der Style dieser Typen, die mehr Haarspray verbrauchen als alle Mädels am Strip zusammen, die sich schminken, die enge Hosen und offene Lederjacken tragen: Aus einer musikalischen Liebe zu AC/DC und einer visuellen Begeisterung für David Bowie entsteht im Sündenpfuhl Los Angeles wie zufällig ein Blueprint für Glam Metal.

Pornoheftchen in Kanada

Dazu gehört natürlich auch der notorisch schlechte Ruf, wie ihn nur echte bad boys haben. Videos voller Blut und Feuer, sorgsam inszenierte PR-Skandale, bei der die Band im Besitz von Pornoheftchen oder in voller Nietenmontur am Flughafen von Edmonton festgesetzt wird tun das Übrige, um sie gleichermaßen berühmt wie berüchtigt zu machen. Sogar vor einer Fake-Bombendrohung schrecken Mötley Crüe nicht zurück. Funktioniert natürlich alles bestens. Mit MTV im Rücken wird ihr zweites Album Shout At The Devil zum Mega-Seller, die Band zu Stars. Als sie dann 1984 auch noch mit Ozzy auf Tour gehen, sind sie endgültig die überlebensgroßen Rockstars, die sie seit 1981 zu sein vorgeben. Mit allem Guten und Schlechten, was dazugehört.

40 Jahre später ist Too Loud For Love immer noch ein beeindruckendes Album und ein noch beeindruckenderes Debüt, befeuert von jugendlichem Überschwang und großen Träumen. Und natürlich gekrönt von einem herrlichen Sticky-Fingers-Tribut als Cover.

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Zeitsprung: Am 15.5.1987 veröffentlichen Mötley Crüe „Girls, Girls, Girls“.

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