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Popkultur

Udo Lindenberg: Nie zu spät, um noch mal durchzustarten!

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Für das, worüber er Geschichten erzählen kann, bräuchten andere mehr als nur ein Leben. Aber er ist ja auch nicht wie die anderen. Und dabei braucht man auch gar nicht viele Stichwörter fallen zu lassen und jeder weiß, um wen es geht: Hut, Sonnenbrille, die stets zum nuschelig-lässigen Spruch leicht hochgezogene Oberlippe und ein Gang, als würde er auf Schienen reiten. Der Vollständigkeit halber vielleicht noch das obligatorische Gläschen Eierlikör. Richtig. Hier bahnt sich etwas über Udo Lindenberg an. Befreier der deutschsprachigen Musik, Dauerbewohner des Hotel Atlantic, Stern im Reeperbahn Walk of Fame, ein ewig rastloser Macher, Geburtshelfer der Tatort-Titelmelodie und ehemaliger Mitbewohner von Otto Waalkes und Marius Müller Westernhagen. Jetzt wird die Rock-Legende stolze 70 Jahre alt – dennoch hat man tief drin das Gefühl, er sei kein Stück gealtert. Jedenfalls hat er in den letzten Jahren eher an Relevanz gewonnen als verloren. Wir wagen es trotzdem mal, sein Leben in einen Text zu fassen. Oder zumindest zu skizzieren. Oh Gott, wo soll man da nur anfangen?


 

Vielleicht starten wir ganz pragmatisch, nämlich am Anfang. Udos Anfänge – und damit seinen nicht nur die musikalischen gemeint – sind im Rückspiegel seines stets vorwärts rauschenden Lebens nämlich gar nicht mal so unbedeutend. Ausgerechnet im verschwiegenen und unkultiviert-provinziellen Gronau im Nachkriegs-Deutschland, nahe der holländischen Grenze, wird der Startschuss für das Abenteuer des Udo Lindenberg gegeben. Oder sollte man statt „ausgerechnet“ lieber „grade dort“ sagen? Vielleicht, denn die Beengtheit der Kleinstadt treibt ihn an, auszubrechen, um jeden Preis fortzugehen und immer wieder neue Ufer zu entdecken. Bereits mit zarten 15 Jahren trampt er los, hält den Daumen in den Wind und ist entschlossen, die Grenzen seiner trauten Heimat hinter sich zu lassen. Und wo geht das am besten? Gute Frage, zunächst einmal wird er jedenfalls in Düsseldorf angespült. Dort nimmt Udo – der als mittleres Kind schon immer das Trommeln (nicht zwingend auf einem Schlagzeug) als erstklassige Methode entdeckt hat, auf sich aufmerksam zu machen – seine ersten richtigen Schlagzeug-Stunden, besucht Jazzclubs, bestaunt die Stücke von John Coltrane und Miles Davies und fasst den damals noch mehr als heute wagemutigen Entschluss, Musiker zu werden. Sein Lebensprinzip wird ihn von da an in jeder Minute und im Grunde in seinem kompletten Schaffen begleiten: Ausbrechen, weitermachen, unterwegs sein!


Udo-Lindenberg (2)


Heute, mehr als 50 Jahre und unglaubliche 700 Songs später, hat er nichts an Aktualität verloren. Im Gegenteil, reißt man bei einen seiner atemberaubenden Stadion-Konzerte mal den Blick von der Bühne und betrachtet seine dicht-gedrängt um einen herumstehenden Mitstreiter im hellauf begeisterten Publikum, entdeckt man Menschen jedes Alters und jeder Couleur. Gar nicht mal so unbeeindruckend… schauen wir mal, wie er zu dem wurde, der er ist. Seine nächste Station ist eine nicht ganz freiwillige, denn auch der Wehrdienst macht vor Udo Lindenberg nicht halt. So landet er mit 17 in Tripolis, Libyen, das seiner Zeit noch von König Idris regiert wurde. Seine 12 Monate in Nordafrika verbringt der junge Udo damit, fleißig in den Clubs der Amerikaner aufzutreten und seine ersten amerikanischen Dollar zu verdienen – die waren damals noch richtig was wert! Aber dieser Auslandseinsatz bedeutet für ihn auch ein Leben in einer harschen Männerdomäne, zu viel billiger Whisky und zu lange Zigarren. Mit dem Ergebnis, dass er – wieder zurück in der immer noch nicht wirklich aufgewachten westfälischen Heimat – erstmal mit einer Vitamin B Kur aufgepäppelt werden musste. Gut so, sonst hätte er wahrscheinlich niemals Steffi Stephan kennengelernt. Der brauchte nämlich einen talentierten Trommler für seine Beat-Band „Die Mustangs“. Und Lindenberg fand in ihm – ohne es damals so recht zu wissen – das erste Mitglied seines Panikorchesters.


Udo-Lindenberg (1)


Das Talent des jungen Schlagzeugers spricht sich rum, sogar bis nach München. Aus den bayrischen Tiefen ereilt Udo schließlich ein Anruf, dessen Ergebnis einer Vielzahl der Deutschen noch heute regelmäßig jeden Sonntag Abend um 20:15 Uhr auf der Mattscheibe begegnet. Am anderen Ende der Telefonstrippe fragt ein gewisser Klaus Doldinger, ob Udo nicht nach München kommen möchte, er bräuchte einen Schlagzeuger für sein Bläser-Quartett. Klar möchte er das, schließlich feiert Udo die Trompeter und Saxophonisten aus seinen geliebten Jazz-Clubs schon lange als Helden und das Quartett von Doldinger war seiner Zeit eine echt renommierte Truppe. Die beiden trafen sich für einige Stunden, doch kaum einer sagte ein Wort. Sie spielten, ließen sich durch Schlagzeug und Saxophon treiben und lernten sich so kennen und schätzen. Lindenberg hatte den Job. Und – richtig geraten – mit Klaus Doldinger nahm Udo dann nicht nur eine Maxi-Tüte Studio-Erfahrung mit, sondern nahm auch die erste Version der Tatort Titelmelodie auf. Chapeau!


Udo-Lindenberg


Also, wo stehen wir? Udo beginnt, sich in der Musikwelt zu etablieren, bringt frischen Wind in jede Band, bei der er hinter den Trommeln sitzt und wird eine überregionale Szenebekanntheit. Aber das ist nicht genug, noch lange nicht! In jüngeren Jahren machte er eine Lehre als Kellner in einem Luxus-Hotel und lernte dabei die Taktung der Zweiklassen-Gesellschaft kennen. Und obwohl Udos Herz schon immer für die arbeitende Bevölkerung, den kleinen Mann schlug, wird ihm klar, dass er nicht auf ewig das Tablett halten will. Oder in anderen Worten: Der Platz am hinteren Rand der Bühne ist nicht für Udo bestimmt. Udo Lindenberg ist ein Mann der ersten Reihe, im übertragenen sowie im wörtlichen Sinne. Im Übrigen ist er auch ein Mann der ersten Stunde, denn Rockmusik, wie sie in den 70ern nur von Amerikanern und Engländern (sprich: mit englischen Texten) bekannt war, mit deutschen Texten zu versehen, war in der Schlager-durchtränkten deutschen Musikwelt allenfalls aberwitzig. Kein Wunder also, dass sich nie ein Sänger für Lindenbergs Bands finden wollte. Sei‘s drum, dann muss der Schlagzeuger eben selbst ans Mikro. Auch ohne Gesangsausbildung und vorerst sehr gemischten Gefühlen. Es dauerte vier Alben, ein paar wilde Abenteuer in den Zeiten freier Liebe, einige Whisky pur um die Stimme auf Vordermann zu bringen und dann war alles klar auf der Andrea Doria. Und Udo Lindenberg wurde in den Pop-Himmel katapultiert.



Nicht nur das. Mit seinem Mut, Rockmusik einfach auf Deutsch zu machen, durchbrach er eine Mauer und ebnete einen Weg den viele nach ihm und mit ihm gehen sollen: Marius Müller Westernhagen, Jan Delay, Clueso und, und, und… Alle, die heute deutschen Rock und Pop machen, haben von Udo gelernt. Hätte es ihn nicht gegeben, sähe die Welt vielleicht ganz anders aus. Denn, wie es sein Schützling Benjamin von Stuckrad-Barre getreu seines literarischen Talents so schön formulierte: Man könnte ein ganzes Wörterbuch mit Udo-Neologismen füllen. Wohl war, und diese nette Metapher zeigt nicht nur, dass Lindenberg mit einer nuschelnden Wortgewandtheit mal eben die deutsche Sprache von ihren biederen Fesseln befreite, er schaffte sich auch seine eigene Welt, mit sich selbst als Regisseur und gleichzeitig schillernder Hauptfigur im Mittelpunkt. Ein unverwechselbarer Charakter, um den sich eine enge und vertraute Gruppe aus Musikern und Kreativen – seine Panik-Familie – gebildet hat. Eine „Armee von Sonderlingen“ (wieder ein Stuckrad-Barre Zitat), die ihm auch in dunklen Zeiten nicht von der Seite rückt. Und die gab es – auch im Leben des Udo Lindenberg.


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Es waren die 90er, eine Zeit, in der man meinen könnte, hier gibt‘s jetzt nur noch den Echo für‘s Lebenswerk und dann ciao, auf nimmer Wiedersehen. Auch der Alkohol, man könnte beinahe sagen sein damals bester Freund, ließ ihn Stufe um Stufe in einen dunklen Abgrund schreiten. Fast unaufhaltsam. Aber eben nur fast. Der plötzliche Tod seines älteren Bruders rüttelt ihn wach, seine Panik-Familie stützt ihn beim Aufstehen. Es geht weiter – wie sollte es auch anders sein? Bei Udo geht es immer weiter, das in Bewegung sein ist seine Lebensprämisse und nicht nur ein Image. Ein Image hätte er wohl kaum über ein halbes Jahrhundert künstlich aufrecht erhalten können. Udo ist Udo selber – es gibt keine Kunstfigur, die das Privatleben des Musikers abschirmt, nein, bei ihm sind Mensch und Kunst zu einem Kosmos verschmolzen in dem er sich inszeniert und trotzdem immer ganz persönlich bleibt. Sein Leben als Bühne. Darüber berührt er viele, egal ob sie in seiner Generation aufgewachsen sind oder erst lange nach seinen ersten Durchbrüchen das Licht der Welt erblickten. Er spricht zu den ganz normalen Menschen, nicht nur durch seine emotionale Tiefe und Offenheit, sondern weil er sich in ihrem Umfeld bewegt. Die Straße ist sein Ort der Inspiration, die Imbissbuden-Besitzer im Hamburger Hauptbahnhof seine Grand Cuisiniers und die Reeperbahn seit jeher seine Flanier-Meile.


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Vor wenigen Tagen erst kam die Meldung, Udos neues Album „Stärker als die Zeit“ habe innerhalb von 100 Stunden mit 200.000 verkauften Exemplaren Platin-Status in Deutschland erreicht. Also bitte – der einzige, der Udo etwas vormachen kann, ist wahrscheinlich Udo selbst. Happy Birthday zum Siebzigsten! Darauf ein Eierlikörchen – oder zwei!

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blink-182: Alle Studioalben im Ranking

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blink-182 HEADER
Foto: Estevan Oriol/Getty Images

Fans freuen sich schon auf das kommende blink-182-Album One More Time, das im Oktober 2023 erscheinen wird. Kein Wunder: Endlich ist das Trio DeLonge/Hoppus/Barker wieder vereint! Grund genug, einmal einen Blick auf den bisherigen Studiooutput der kalifornischen Poppunker zu werfen und ihre Studioalben zu ranken.

von Markus Brandstetter

1. Enema Of The State (1999)

 Mit Enema Of The State schufen blink-182 1999 eines der bekanntesten und beliebtesten Pop-Punkalben aller Zeiten. Songs wie What’s My Age Again und All The Small Things sind heute aus Setlists nicht mehr wegzudenken, mit Adam’s Song bewiesen die Fun-Punker, dass sie auch ernste und traurige Songs draufhaben. Keine Frage: Enema Of The State ist unverkennbar ein Kind der Endneunziger, zeigt sich aber auch 2023 gut gealtert und zeitgemäß. Mit dem Album inspirierten Hoppus, DeLonge und Barker Heerscharen an neuen Bands – und wurden selbst zu Megastars.

 2. blink-182 (2003)

 Man könnte dieses Werk auch das ambitionierte Album von blink-182 nennen. Nachdem das Trio bereits auf den beiden Vorgänger-Longplayern bewiesen hat, dass es auch mal ernst zugehen kann, stand hier der Spaßpunk fast gänzlich im Hintergrund. Egal, ob der fulminante Opener Feeling This, die Megaballade I Miss You oder Songs wie Violence, Obvious, Always oder Down: Das selbstbetitelte Album hält jede Menge Schätze (und ein Feature mit Cure-Sänger Robert Smith) parat. Nur der vertonte Brief ist dann doch ein wenig zu kitschig. Mit blink-182 fanden Tom, Mark und Travis ihren Höhepunkt – ehe die Band auf Eis gelegt wurde.

 3. Take Off Your Pants And Jacket (2001)

 Definitiv zu den Karrierehighlights zählt auch Take Off Your Pants And Jacket aus dem Jahr 2001. Mit Songs wie The Rock Show, First Date, Anthem Part Two oder dem düsteren Stay Together For The Kids gelang Blink-182 eine ausgezeichnete Mischung, die nicht nur für Hoppus einen Schritt nach Vorne von Enema Of The State darstellt. Blink waren hier bereits auf der ganzen Welt bekannt – und zementierten ihren Status nochmal ein (auch dank grandioser Musikvideos).

 4. Dude Ranch (1997)

 Dude Ranch ist das zweite Album der Band, dass am 5. August 1997 veröffentlicht wurde. Am Schlagzeug saß damals noch nicht Travis Barker, sondern Scott Raynor. Hier etablierten blink-182 ihren eigenständigen Sound – Songs wie Josie, Dammit oder Boring machen auch heute noch großen Spaß.

 5. California (2016)

Zwischen Mark Hoppus/Travis Barker und Tom DeLonge war es freilich nicht immer einfach. Die erste Rückkehr wurde mit dem eher mittelmäßigen Neighbourhoods gefeiert, danach war wieder Schluss. blink-182 ersetzen DeLonge mit  Matt Skiba (Alkaline Trio) und veröffentlichten 2016 das Album California. Musikalisch war das Album eine Rückkehr zu dem, was man vor Neighbourhoods und dem selbstbetitelten Album von blink-182 gewohnt war – also gut gelaunter, eingängiger Punkrock. Klar, ohne DeLonge war es nicht dasselbe, aber Skiba bewies sich als ausgezeichneter Ersatzmann, der die Band wohl auch zu einem guten Teil am Leben hielt.

 6. Chestshire Cat (1995)

 Platz sechs belegt das Debütalbum der Band. Klanglich ist dieses freilich noch etwas rau und unausgegoren, beinhaltet aber bereits tolle Songs wie Carousel, M+Ms und Wasting Time. Zunächst wurde das Album noch unter dem Bandnamen Blink veröffentlicht, da es aber eine andere Band mit den Namensrechten gab, entschied man sich für den Zusatz 182.

 7. Nine (2019)

 Platz sieben geht an das Album Nine – den zweiten Longplayer mit Matt Skiba. Für die Produktion zeichnete hier John Feldman (unter anderem Chef von Goldfinger) verantwortlich, auch etliche Co-Producer mischten mit. Mit Songs wie The First Time, Blame In On My Youth und On Some Emo Shit ist das Album durchaus solide, belegt aber wahrscheinlich nur in wenigen blink-182-Fanlisten die vorderen Plätze.

 8. Neighbourhoods (2011)

Neighbourhoods war leider nicht die Reunion, die sich Fans nach dem indefinite hiatus nach dem unbetitelten Album erwartet hatten. Zwar fanden Tom DeLonge, Mark Hoppus und Travis Barker wieder als Band zusammen — aufgenommen wurde aber getrennt voneinander. Irgendwie merkt man Neighbourhoods einfach in jeder Sekunde an, dass zwischenmenschlich wie auch musikalisch einfach das fehlte, was blink-182 ausmacht. Immerhin: Die Reunion, die wir uns damals erhofften, bekommen wir wohl mit dem kommenden Album endlich serviert!

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Zeitsprung: Am 27.9.2013 erscheint der Metallica-Film „Through The Never“.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 27.9.2013.

von Christof Leim

Fette Konzertaufnahmen, eine ebenso surreale wie brutale Rahmenhandlung, und beides auf mysteriöse Weise verbunden: Was Metallica in ihrem 3D-Film Through The Never veranstalten, fällt aus dem Rahmen. Am 27. September 2013 erschien der Streifen.


Hört hier in den Soundtrack zu Through The Never rein:

Klickt auf „Listen“ für das ganze Album.

Musikfilm? Fantasythriller? So genau kann man es gar nicht sagen. Metallica: Through the Never, wie der Film mit vollem Titel heißt, kann beides – und verzahnt die Welten. Im Mittelpunkt steht eine Show der Metal-Giganten, bei der in Sachen Produktion alle Register gezogen werden: Licht, Pyros, Krawall, die Bühne steht in der Mitte der Halle, darauf tauchen immer wieder überdimensional Elemente aus den Metallica-Artworks auf, etwa die Statue von …And Justice For All, das Klo von Metal Up Your Ass oder die Kreuze von Master Of Puppets. Es gibt viel zu gucken, die Band ist gut drauf, die Setlist kann sich hören lassen – und dank der 3D-Technik kommt der Zuschauer richtig nah ran, als wäre er an den beiden Abenden 2012 in Vancouver und Edmonton dabei gewesen.

Dem gegenüber steht eine Rahmenhandlung wie eine Mischung aus Mad Max und urbanem Endzeit-Thriller, gleichermaßen surreal wie actionreich inszeniert und packend gefilmt. Dabei sehen wir den Roadie Trip, der für die Band etwas besorgen soll und sich in einer Stadt voller Aufstände, Explosionen und mörderischen Reitern wiederfindet. Auch hier scheppert es gewaltig.



Mehr Trailer gibt es hier und hier.

Musik und Geschichte laufen im Wechsel, überlappen sich gelegentlich, und scheinen nur auf den ersten Blick unverbunden. Mal mehr, mal weniger deutlich nimmt die Handlung Bezug auf die Texte, die Hetfield gerade singt. Umgekehrt wirkt sich das Geschehen draußen subtil auf die Show aus. So versagt Hetfields Mikro kurz, als Trip auf seinem, äh, Trip zu scheitern droht. Hier hat sich also jemand etwas gedacht…



Nur wird nicht ganz klar, was das denn sein soll: Erklärt wird nichts, weder die sondersame Synchronizität noch die Apokalypse auf den Straßen. Das Abenteuer des Roadies endet damit, dass er es durch Feuer und Flammen schafft, eine Ledertasche zurück in die Konzerthalle zu bringen. Die steht dann neben den vier Musikern, als sie zum Abschluss in der leeren Halle das epische Instrumental Orion spielen. Was drin ist, bleibt offen, und auch die Bandmitglieder halten sich später bedeckt. Filmfreak Lars Ulrich wird zitiert mit „Es ist schön, einen Cliffhanger zu haben“. Trivia-Freaks weisen darauf hin, dass es sich bei Orion um eines der schönsten Vermächtnisse des verstorbenen Bassisten Cliff Burton handelt und der Streifen an seinem Todestag in die Kinos kommt. Enthält die Tasche also quasi „den Geist von Cliff“? Das zumindest reimen sich einige der fantasievolleren Anhänger im Netz zusammen. Womöglich gibt es hier aber viel weniger Hintergrundgeschichte, denn vor allem sprechen Fans nach dem Film weltweit darüber, was denn nun verdammt nochmal in dem blöden Ding drinsteckt. Das bleibt im Gedächtnis, und damit ist ja auch ein Ziel erreicht.



Taugt das alles denn? Gute Frage. Die Konzertszenen können einiges, sprechen aber eigentlich nur Metallica-Fans an. Die unerklärte Rahmenhandlung hingegen wirkt trotz ihres hohen Unterhaltungswertes latent unbefriedigend. Die Kritiken für Through The Never fallen größtenteils gut aus, und auch der Soundtrack – de facto ein neues Livealbum, ausnahmsweise ohne (!) Seek & Destroy – wird gelobt. Rein geschäftlich wird das Unterfangen aber zum Flop. Die Band, die die Produktion selbst verantwortet, verliert etliche Millionen Dollar. Sie werden es verschmerzen können. Lars Ulrich sagt in einem Interview, der Film sei „nicht wie irgendein anderer“, und damit hat er Recht. Gefragt nach der Motivation, dieses Projekt anzugehen, erklärt Hetfield einfach „Warum nicht?“ – und fasst so Attitüde von Metallica gegenüber neuen Herausforderungen prägnant zusammen. Sagen wir es so: Through The Never ist sehenswert. Aber vielleicht nur einmal.


Auf ihren Kanälen haben Metallica etliche Trailer, Ausschnitte und Making-ofs veröffentlicht und in dieser sehenswerten Playlist zusammengefasst:

Zeitsprung: Am 6.6.2004 spielen Metallica das einzige Mal ohne Lars.

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Popkultur

„Shout At The Devil“: Mötley Crüe und ihr großer Durchbruch

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Mötley Crüe HEADER
Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

Das Verhalten überlebensgroßer Rockstars legen Mötley Crüe im Jahr 1983 bereits an den Tag. Doch eigentlich steht ihr Durchbruch erst noch bevor. Zu einer wichtigen Kletterhilfe auf den Rockolymp wird ihr zweites Album Shout At The Devil — obwohl die Band alles unternimmt, um sich selbst zu sabotieren.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Shout At The Devil von Mötley Crüe anhören:

Eine Duftmarke können die jungen Glam-Metaller Mötley Crüe schon mit ihrem Debütalbum Too Fast For Love (1981) setzen. So steigen die Nachwuchs-Rockstars mit ihrer ersten Platte immerhin auf Platz 77 der US-Billboard-Charts ein und kassieren im weiteren Verlauf ihrer Karriere sogar Platin für die Scheibe. Doch zu den alles überstrahlenden Bühnenlegenden, die Mötley Crüe noch werden sollen, macht das erste Album die vier Herren noch nicht. Knapp zwei Jahre später legen die Kalifornier ihr zweites Werk Shout At The Devil nach — und werden quasi über Nacht zu Superstars.

Shout At The Devil: die Platte, die Mötley Crüe an die Spitze katapultierte

Als Mötley Crüe mit den Aufnahmen von Shout At The Devil beginnen, haben sie gerade einen Rauswurf hinter sich. Eigentlich hätten die jungen Wilden nämlich Kiss auf deren Creatures Of The Night-Tour supporten sollen, doch die Schminkemonster haben Mötley Crüe nach Hause geschickt. Die Begründung: das schlechte Benehmen der Newcomer. Autsch. Umso mehr Zeit haben Mötley Crüe nun, sich um ihr neues Album zu kümmern. Das sollte man zumindest meinen. Doch statt bloß Hits wie Shout At The Devil und Looks That Kill zu komponieren, machen die Jungs natürlich auch wieder reichlich Unfug.

Während einer der Aufnahme-Sessions klaut Bassist Nikki Sixx zum Beispiel betrunken den Porsche eines Freundes und unternimmt damit eine kleine Spritztour durch Los Angeles. Das kann nicht gut gehen und es kommt, wie es kommen muss: Er baut einen Unfall und verletzt sich an der Schulter. Schon damals ist seine Freundin Demi Moore der Meinung, dass Sixx die Anonymen Alkoholiker aufsuchen sollte, doch davon möchte Sixx nichts wissen. Auch indirekt sorgt der Autounfall für große Probleme: Durch die Medikamente wird Sixx heroinabhängig. Doch das ist eine andere Geschichte.

Shout At The Devil: Düsteres Artwork, erhellende Verkaufszahlen

Für eine Kontroverse sorgt das Artwork von Shout At The Devil, denn das Cover der Platte zeigt ein riesiges schwarzes Pentagramm. Klar, dass da die komplette Christenheit Sturm läuft und den Rockern Satanismus vorwirft. Auf die Idee für das Artwork kommt Nikki Sixx, und zwar aufgrund seiner alten Band Sister. Schon dort hatte er mit okkulten Symbolen gespielt, gemeinsam mit dem späteren W.A.S.P.-Frontmann Blackie Lawless. Der wiederum hat kein Problem damit, dass Sixx die Sister-Einflüsse für Mötley Crüe recycelt. Den Verkaufszahlen tun die Satanismusvorwürfe wie erwartet keinen Abbruch.

„Shout At The Devil“ Mötley Crüe

Mehr als 200.000 Mal geht Shout At The Devil über die Ladentheke — in den ersten zwei Wochen. Gleich viermal Platin kassieren Mötley Crüe für das Album, obwohl sich viele Musikjournalist*innen alles andere als begeistert zeigen. In den Charts gelingt den Kaliforniern zum ersten Mal der Sprung in die Top 20. Man könnte also sagen: Mit Shout At The Devil beginnt die Erfolgsgeschichte von Mötley Crüe. Die Tour zu der Platte absolviert die Band mit dem „Prince Of Darkness“ Ozzy Osbourne. Der schickt die Jungs auch nicht wegen schlechten Benehmens nach Hause. Ganz im Gegenteil

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Autoklau mit Ozzy Osbourne und fünf weitere legendäre Vince-Neil-Anekdoten

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