Popkultur
Vergiss Guns N’ Roses Lies! Hier sind die GN’R Fun Facts!
Guns N’ Roses haben so ziemlich alles mitgenommen – außer vielleicht einen Knigge-Kurs. Egal, der hätte wahrscheinlich eh nicht so ganz ins Rockstar-Konzept gepasst. Das Gute ist, dass einem bei dieser Band nie die Stories ausgehen. Und so haben wir es uns nicht nehmen lassen, mal ganz tief ins Nähkästchen der pädagogisch nicht wertvollen Geschichten zu greifen. Ladies and Gentlemen, anschnallen bitte! Hier kommen die Guns N’ Roses Fun Facts!
von Timo Diers
1. Bei Slash ging mal ein Drogen-Trip schief und er rannte nackt über einen Golfplatz
Als sich Guns N’ Roses 1989 nach ihrer Welttournee für ein paar Monate von der Bühne verabschiedeten, wurde klar, dass die Tour-Routine das einzige war, das Slashs Drogenprobleme unter Kontrolle hielt. „Es war der Anfang einer langen, albtraumhaften Heroin-Besessenheit“, erinnert sich der ikonische Gitarrist später.
Nach einem besonders miesen Heroin und Kokain Cocktail wurde Slash von einer heftigen Panikattacke heimgesucht – und rannte querbeet über einen Golfplatz in Arizona. Verfolgt von imaginären Jägern mit Gummi-Dreadlocks, Maschinengewehren und Harpunen, schlug der Musiker auf seiner Flucht eine Glastür ein und packte sich sogar ein Hausmädchen als menschliches Schutzschild.
Später auf der Polizeiwache wirkte er immer noch sehr überzeugend: „Ich war noch so high, dass ich die Geschichte ohne eine Spur von Selbstzweifel erzählen konnte!“
Hört hier in die besten Songs von Guns N’ Roses rein:
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2. Izzy Stradlin wurde verhaftet, weil er in ein Flugzeug pinkelte
Und damit meinen wir nicht die dafür vorgesehenen Einrichtungen. Aber von Anfang an: Am 27. August 1989 war der Rhythmus-Gitarrist in einem Flieger von Los Angeles nach Indianapolis unterwegs und – wie sich das für einen Rockstar gehört – fleißig am bechern. Und wer viel trinkt, der muss auch mal wo hin. Leider mussten das auch einige andere Passagiere: „Ich war betrunken inmitten all dieser Senioren. Als ich mir eine Zigarette ansteckte, kam die Stewardess gleich rüber – ich hab’ ihr gesagt, sie soll sich verziehen. Da ich so viel getrunken hatte, musste ich mal pinkeln. Und alle Toiletten waren besetzt… man, es hat sich angefühlt, als hätte ich ne Stunde gewartet. Also habe ich in den Mülleimer gepinkelt. Das nächste, an das ich mich erinnern kann ist, dass ich nach der Landung aus dem Flugzeug ging und da standen zehn Polizisten. Und ich dachte mir: ‚Oh nein – ich hab’s schon wieder verkackt!’“
3. Axl Rose hatte Sex mit der Freundin seines Bandkollegen und nahm das Ganze für einen Song auf
Im charmanten Song Rocket Queen geht es um – na ihr wisst schon. Guns N’ Roses Schlagzeuger Steven Adler war zu der Zeit mit der 19-jährigen Adriana Smith zusammen. Dumm nur, dass Adler kurz vor der Aufnahme von Rocket Queen seine Freundin betrogen hatte und Adriana sich nun auf einen kleinen, betrunkenen Rachefeldzug mit Axl Rose eingelassen hatte. Um die Situation noch etwas pikanter zu machen, haben die beiden ihre nächtlichen Machenschaften auf Band aufgenommen und als Sample in Rocket Queen eingebaut. Achtet nach Minute 2:30 mal ganz genau auf die Hintergrundgeräusche.
4. Slash nahm seinen Berglöwen mit in ein Hotel
Nun gut, die einen sammeln Briefmarken und die anderen exotische Tiere. Anfang der 90er hatte Slash eine beachtliche Anzahl an Giftschlangen und Echsen in seiner Los Angeles Villa angehäuft. Und eben einen Berglöwen namens Curtis.
Als aber das Erdbeben von Northridge in 1994 auch die bescheidene Hütte von Slash beschädigte, zog er übergangsweise in das Four Seasons Hotel von Marina del Rey. Curtis kam selbstverständlich mit!
5. Guns N’ Roses kamen fast bei einem Autounfall ums Leben
Als die Jungs 1985 nach ihrer allerersten Tour in Los Angeles ankamen, gerieten sie in einen heftigen Autounfall. Die ganze Band war im Wagen von Duff McKagan, als sie von einem anderen Fahrzeug mit gut 60 Meilen pro Stunde volle Breitseite gerammt wurden. Wie durch ein Wunder wurde niemand schwer verletzt – nur Schlagzeuger Steven Adler brach sich das Fußgelenk.
In seiner Biografie schrieb Slash über den Unfall: „Duffs Auto hatte einen Totalschaden und wir hätten auch gleich mit draufgehen können. Das wär ein krankes Schicksal gewesen: Die Band stirbt zusammen, nachdem sie grade erst zusammengekommen ist“.
6. Axl Rose schlug David Bowie
Es gibt ja nicht viele Leute, die es geschafft haben sich mit David Bowie zu zoffen. Aber Axl Rose hat in seinem Leben so einiges geschafft: Als Bowie 1989 beim Filmset für It’s So Easy vorbeischaute, flirtete er gleich mal eine Runde mit Axls Freundin Erin Everly. Das wiederum fand Axl nicht so lustig – er schlug Bowie ins Gesicht und warf ihn raus.
Classy wie er nun mal ist, entschuldigte sich Bowie bei Axl und die beiden vertrugen sich wieder nach einer langen gemeinsamen Club-Nacht.
7. Sie raubten Frauen aus, die grade mit ihren Bandkollegen Sex hatten und versuchten sich am Drogengeschäft
Als die frisch gebackenen Guns N’ Roses 1985 in einem Hotel namens The Hell House abstiegen, trieb sie ihre Geldnot zu verzweifelten Maßnahmen: „Wir haben Frauen ausgeraubt. Wenn einer der Jungs grade mit einer im Bett war, durchwühlten wir ihre Handtasche“, erinnert sich Izzy Stradlin an die glorreiche Anfangszeit der Band.
Anscheinend haben Guns N’ Roses zu dieser Zeit auch Drogen verkauft – aber nicht besonders lange. Denn als kurz darauf die Polizei von Los Angeles Wind von der Sache bekam, mussten die Jungs erstmal die Füße stillhalten.
8. Die verlorenen Kontaktlinsen von Axl Rose hätten der Band fast den ersten Plattenvertrag gekostet
Im März 1986 waren Guns N’ Roses kurz davor, ihren ersten Plattenvertrag mit Geffen Records zu unterschreiben – hätte Axl nur nicht seinen Wutausbruch gehabt. Warum? Nun ja, der Herr konnte seine Kontaktlinsen nicht finden und nachdem er seine Bandkollegen beschuldigte, die Linsen gestohlen zu haben, schickte er sie alleine zum Unterschreiben des Vertrags.
Einige Zeit später fanden ihn die anderen Bandmitglieder auf dem Dach des legendären Whisky A Go Go sitzen – Slash erzählte ihm, sie hätten die Linsen gefunden und überzeugte den leicht reizbaren Sänger, doch noch mitzukommen. Sie waren zwar einige Stunden zu spät, aber den Deal mit Geffen Records landeten sie trotzdem noch.
9. Steven Adler rettete das Leben von Nikki Sixx
Es war nur zwei Tage vor Weihnachten in 1987, als Guns N’ Roses mit Alice Cooper und Mötley Crüe unterwegs waren. Und – Achtung, Flachwitz – der Schnee rieselte auch Backstage. Zumindest hatten Slash, Steven Adler und Mötley Crües Nikki Sixx alle Hände und Nasen voll zu tun. Nur Nikki Sixx wurde die weihnachtliche Stimmung irgendwann zu viel und er wurde ohnmächtig.
Als Sixx auch nach einer Ladung kaltem Wasser durchs Gesicht nicht wieder aufwachte, fing Adler an, ihm mit seinem Gips Arm ins Gesicht zu schlagen (praktischer Weise hatte er einige Tage zuvor gegen eine Straßenlaterne gehauen und sich dabei die Hand gebrochen). Die Schläge brachten Sixx schließlich wieder zurück unter die Lebenden.
Als Adler am nächsten Morgen bei Sixx im Krankenhaus vorbeischaute, konnte sich der Mötley Crüe Bassist nur wundern: „Stevie, was zur Hölle ist gestern Nacht passiert? Mein Gesicht bringt mich um!“
10. Sie ärgerten sich über Axl Rose und legten eine Umkleide in Schutt und Asche
Der 23. Oktober 1986 war eine harte Nacht für Guns N’ Roses. Eigentlich sollten sie für Alice Cooper die Show eröffnen, aber Axl Rose verspätete sich und wurde nicht mehr vom Sicherheitsdienst durchgelassen. Also musste der Rest improvisieren: Izzy Stradlin und Slash dachten sich Songtexte aus und holten Leute aus dem Publikum auf die Bühne, um ihren Frontmann zu ersetzen. Das Ganze war anscheinend so frustrierend, dass die Band nach der Show eine Umkleide zerlegte und alle Spiegel zerschlug.
11. Guns N’ Roses lösten einen massiven Krawall in St. Louis aus
Während ihrer Use Your Illusion-Tour machten Guns N’ Roses auch Halt in St. Louis und das örtliche und brandneue Riverport Amphitheater war fast bis auf den letzten zwanzigtausendsten Platz gefüllt. Die Band schaffte rund 90 Minuten ihres Sets, als Axl während Rocket Queen die Fassung verlor: Anscheinend war er wütend auf einen Fan, der eine Kamera mit ins Publikum gebracht hatte: „Hey! Nehmt ihm das weg! Packt ihn und nehmt ihm das weg! Verdammt, ich nehme ihm das selbst ab!“
Kurzentschlossen sprang Rose ins Publikum, nahm dem armen Kerl die Kamera ab und verließ kurz darauf die Bühne – die Band folgte ihm.
Das aufgebrachte Publikum, das bald bemerkte, dass die Show vorzeitig beendet worden war, stürmte wutentbrannt die Bühne. Da konnten auch die kräftigen Herren aus der Security Abteilung nichts mehr aufhalten und ein rasender Mob zerstörte und plünderte teures Sound-Equipment. Es brauchte hunderte Polizisten, um den Aufstand zu zerschlagen. Die Schuld für den „Riverport Riot“ bekam Axl Rose und er sollte 2 Millionen Dollar Schadensersatz zahlen.
Bis heute sind Guns N’ Roses nicht nach St. Louis zurückgekehrt.
12. Mitten im Konzert schlug Axl Rose eine Polizistin
Während einer Show in Atlanta meinte Axl Rose zu sehen, wie jemand aus dem Sicherheitspersonal einen von seinen Freunden in der ersten Reihe verprügelte. Selbstverständlich musste Axl eingreifen. Er sprang mitten im Song von der Bühne und schlug der Polizistin ins Gesicht. Während Axl anschließend mal wieder zur örtlichen Polizeiwache chauffiert wurde, übernahm unterdessen einer der Roadies den Gesang.
Die Behörden stimmten zu, Axl wieder gehen zu lassen – vorausgesetzt er entschuldigte sich schriftlich bei der Polizistin. Zwar unterschrieb er die Entschuldigung, doch als die Polizistin den Raum betrat brach eine Tirade an Schimpfwörtern aus Axl heraus.
Ihr habt es euch bereits gedacht: Die nächsten Nächte verbrachte er nicht im Tourbus.
13. Sie mussten während ihrer ersten großen Tour trampen
Eigentlich war für die The Hell Tour doch alles so schön vorbereitet: Ein eigener Van stand bereit, mit dem Guns N’ Roses von Los Angeles nach Seattle fahren wollten. Doch der Wagen gab mitten auf der Interstate 5 den Geist auf. Aber die Jungs hätten ihre Show um keinen Preis verpasst – sie luden ihre Gitarren aus und reckten die Daumen in die Höhe.
Und auch wenn sie auf geliehenem Equipment spielen mussten und nur einen Bruchteil ihrer Gage bekamen: Guns N’ Roses trampten erfolgreich zu ihrer Show!
14. Axl Rose prügelte sich, weil ihm jemand sagte, er ähnelte Bon Jovi
Am 19. Dezember 1987 schlug Axl Rose einem Fan in Chicago grade heraus ins Gesicht, nur weil dieser zuvor meinte, Axl würde ein bisschen wie Bon Jovi aussehen. Nachdem er zugeschlagen hatte, soll Axl noch gesagt haben, Bon Jovi könne ihm mal einen bla– nun, solche Ausdrücke müssen jetzt vielleicht nicht sein.
15. Mit dem ersten Plattendeal gab’s eine ordentliche Ladung Cash
Am 28. Februar 1986 spielten Guns N’ Roses einen ganz speziellen Gig im Troubadour in Los Angeles: Tom Zutaut von Geffen Records hätte die Jungs gerne unter Vertrag genommen, aber er wollte die Band vorher noch einmal live sehen. Also was machten Guns N’ Roses? Früh schlafen gehen und vorher eine warme Milch mit Honig trinken? Fast! Angeblich haben sich alle bis auf Axl mit Alkohol und Drogen zugezogen. Soweit wohl keine so schlechte Idee – denn einen Monat später unterschrieben sie bei Geffen den Vertrag und bekamen ein amtliches Sümmchen als Vorschuss. Slash investierte seinen Teil gleich wieder in frische Drogen.
16. Guns N’ Roses haben Hausverbot im Olympischen Stadion von Montreal
Als Guns N’ Roses am 8. August 1992 mit Metallica im Olympischen Stadion von Montreal auftreten sollten, schien der Abend schon von Anfang an dem Untergang geweiht. Da sich James Hetfield schwer an der Pyrotechnik verbrannte, mussten Metallica ihr Set dramatisch abkürzen.
Ganz in Rockstar-Manier ließen sich Axl und seine Freunde anschließend noch zwei Stunden Zeit, bis sie die Bühne betraten – und spielten für ganze 15 Minuten, bevor sie wieder das Feld räumten.
Das Publikum war außer sich: Geschätzte 2000 Menschen begannen im Stadion und in der umliegenden Nachbarschaft zu randalieren und verursachten einen Schaden von einer halben Millionen Dollar. Seitdem haben Guns N’ Roses Hausverbot bis zum Sankt Nimmerleinstag.
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Popkultur
Zeitsprung: Am 25.3.2015 fährt James Corden Mariah Carey zur Arbeit
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 25.03.2015
von Victoria Schaffrath und Christof Leim
„Danke dir, dass du mir mit dem Weg zur Arbeit hilfst. Der Verkehr ist echt übel“, murmelt James Corden da beiläufig Richtung Beifahrersitz. „Ich weiß, es ist unerträglich“, erwidert keine Geringere als Mariah Carey. Am 25. März 2015 startet mit diesem Dialog Carpool Karaoke, die Kultsequenz aus Cordens Late Late Show. Sehen wir uns die Höhepunkte des Formats an.
Schaut euch hier alle Folgen von Carpool Karaoke an
Als James Corden am 23. März 2015 die Late Late Show von Brit-Kollege Craig Ferguson übernimmt, kennt ihn in Amerika kaum jemand. Der Schauspieler und Komödiant hatte sich zwar in Großbritannien einen Namen machen können, doch das Scheinwerferlicht in Kalifornien wirft größere Schatten. Corden weiß, dass er sich beweisen muss. So zieht er zwei Tage nach Amtsantritt ein Ass aus dem Ärmel.
Fahrgemeinschaft 2.0
Der junge Brite importiert ein Format, dass er erstmals für die britische Wohltätigkeitsveranstaltung Red Nose Day 2011 umgesetzt hatte: Da beorderte er George Michael in ein Auto, kurvte mit ihm durch London und trällerte gemeinsam mit dem Sänger dessen Hits. Michael entpuppte sich dabei als charmanter Partner, Corden als kompetenter Gastgeber. Zum Auftakt der US-Show muss also ein ähnlich hochkarätiger Gast her.
So kommt es, dass zwei Tage nach der „British Invasion“ des Abendprogramms Weltstar Mariah Carey in einen LA-typischen SUV steigt. Zunächst kokettiert sie noch, sie könne nach einer durchzechten Nacht nicht mitsingen, aber dann sprengt plötzlich ihr Schmettergesang die Autoscheiben. Dass Corden eine absolut passable zweite Stimme hinbekommt, sorgt bei Stücken wie Always Be My Baby, Fantasy, Thirsty und Vision Of Love mitunter für Ansätze von Gänsehaut.
Erfolgsformel Menschlichkeit
Der Sympath erklärt den durchschlagenden Erfolg des Segments (und demzufolge auch der gesamten Show) recht einleuchtend: „Da schwingt eine Einfachheit und Intimität mit. Einen Star solchen Kalibers in der gleichen Umgebung zu sehen, in der du und ich sonst auf dem Weg zur Arbeit singen, macht ihn menschlich.“
Logisch, dass danach nicht nur Musiktreibende auf Promotour, sondern ganze Musical-Besetzungen mit Corden „zur Arbeit fahren“ möchten. Die Videos, die im Netz häufig viral gehen, bringen so ungewöhnliche Partnerschaften wie Rod Stewart und Rapper ASAP Rocky oder Michelle Obama und Missy Elliott hervor. Ob oberkörperfreie Red Hot Chili Peppers, die Foo Fighters, Paul McCartney oder den gefiederten Elton John: Auch die großen Namen des Rock holt sich Corden gern dazu.
Bei so viel Prominenz lassen die Starallüren nicht zu wünschen übrig: Berufsprovokateur Kanye West sagt gleich mehrfach hintereinander kurzfristig ab und macht aus dem SUV mal eben eine Boeing; zwischen Corden und Dave Grohl gibt es nach der Ausstrahlung ein kleines Missverständnis. Immerhin rettet Anthony Kiedis laut eigenen Angaben während der Dreharbeiten einem Säugling das Leben. Das ist dann doch etwas mehr Aufruhr, als wir morgens auf dem Weg zur Arbeit ertragen könnten.
Zeitsprung: Am 2.3.2014 knipst eine YouTuberin David Gilmour – ohne es zu wissen.
Popkultur
Review: „Das ist los“ von Herbert Grönemeyer ist genau das Album, das wir jetzt brauchen
Herbert Grönemeyer schenkt uns auf Das ist los sinnstiftende Lieder über die Liebe und den Zusammenhalt. Ob er die Gesellschaft damit kitten kann, ist fraglich. Doch alleine der Versuch verdient Hochachtung.
von Björn Springorum
Hier könnt ihr Das ist los hören:
Herbert Grönemeyer veröffentlicht keine Alben. Herbert Grönemeyer veröffentlicht Bestandsaufnahmen. Seines Lebens, aber auch von unser aller Leben. Immer wenn eine neue Platte von Deutschlands größtem und erfolgreichsten Künstler erscheint, so wirkt es, kommt sie genau zur rechten Zeit. Seine Lieder sind Salben für die Wunden, die wir uns seit seinem letzten Album zugezogen haben, zumeist stille und zurückhaltende Gebäude, in denen wir Schutz suchen können.
„Hoffnung ist gerade so schwer zu finden“ lautet dann auch der erste Satz des Albums. Er stammt natürlich aus der Lead-Single Deine Hand, mit der Grönemeyer schon vor einigen Monaten begeistern konnte. Eine einfühlsame Ode an Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt – wie viele seiner Songs sowohl im Mikrokosmos als auch im Makrokosmos zu sehen. Es geht um tatsächliche Partnerschaft, aber auch um den universellen Zusammenhalt. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass wir das als Gesellschaft dringend nötig haben.
Nur ein Gutmensch?
Fünf Jahre nach Tumult ist die Welt noch viel tumultartiger geworden. Da braucht es große Künstler, die mit Ruhe, Reflexion und Besonnenheit aufarbeiten, was da eigentlich mit uns und der Welt passiert ist in diesen irren letzten Jahren. Sicher kann man das abtun, verunglimpfen als onkelnde Ratschläge vom alten weißen Mann, als Motivationscoach mit nasaler Stimme. Damit macht man es sich aber zu einfach. Grönemeyer polarisiert, und das schon sehr lange. Die einen echauffieren sich darüber, dass er ja gar nicht singen (geschweige denn tanzen) kann, die anderen halten ihn für einen aufdringlichen Gutmenschen mit Moralkomplex und biederen Thesen. Gutmensch – wie so ein Wort überhaupt zu einer Beleidigung werden konnte, sagt ja auch sehr viel.
Manchmal spielt er seinen Kritiker*innen in die Karten auf diesem Album. Der Titelsong zum Beispiel erinnert eher an Bierzelt oder Schlagerfestival – trotz seines cleveren, defragmentierten Textes, der den Informations-Overkill der heutigen Zeit versinnbildlichen soll. Doch die großen Momente gehören eh den Balladen, das ist bei Grönemeyer schon lange so. Tau zum Beispiel, ein Lied, umrankt von Trauerflor. Der Rest ist mal flott und tanzbar, mal umgarnt von Vintage-Elekronik, mal elegisch mit Streichern.
Songs, die Mut zuflüstern
Um Tod, Verlust und Trauer geht es auch auf Das ist los. Aber nicht als Fixpunkt, sondern als Unausweichlichkeiten des Lebens. Überwiegend möchte Grönemeyer uns stärken, uns Mut zuflüstern, uns als Ganzes wieder zusammenbringen. Man darf sich fragen, wieso ihm das so wichtig ist, warum er denkt, dass ausgerechnet er als Messias zu uns singt. Man darf sich aber auch fragen, warum es sonst niemand tut. Das ist los zeigt uns, dass wir nicht aufgeben sollten, nicht verzagen sollten, nicht den Ist-Zustand beibehalten sollten. Stattdessen sollen wir „Raus in den Sturm“, wie es im dringlichen Genie heißt, rein ins Leben, in die Verantwortung.
Diejenigen, die ihn bisher schon als Gutmenschen abkanzelten, werden sich darauf stürzen und ihn in der Luft zerreißen. Dabei sind es gerade diejenigen, die hier mal genau hinhören sollten. Das ist los ist nicht das beste Grönemeyer-Album, wahrscheinlich nicht mal Top fünf. Es ist aber mal wieder mal genau das Album, was wir jetzt brauchen. Und allein dafür gebührt im Hochachtung.
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Popkultur
Zeitsprung: Am 24.3.1986 triumphieren Van Halen mit neuem Sänger und „5150“.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 24.3.1986.
von Christof Leim
Einen geborenen Frontmann wie David Lee Roth zu ersetzen, ist nicht einfach. Doch Van Halen machen aus der misslichen Lage Gold und Platin: Gleich das erste Album mit Sammy Hagar wird zum Nummer-Eins-Erfolg. Dabei eskalierte ein Streit im Studio so sehr, dass ein alter Kollege sogar die Bänder zerstören wollte. Dies ist die Geschichte von 5150. Und wir haben sogar einen unveröffentlichten Song ausgegraben.
Hier könnt ihr 5150 hören:
Nach dem sechsten Album 1984 geht es nicht mehr weiter: Van Halen haben sich mit David Lee Roth so zerstritten, dass sich der Sänger und überlebensgroße „Showman“ in Richtung Solokarriere verabschiedet. Einen Ersatz allerdings können Eddie Van Halen, sein Bruder Alex und Michael Anthony partout nicht finden. Die Sängerin Patty Smyth von der Band Scandal (nicht zu verwechseln mit der Punkikone Patti Smith) lehnt ab, mit der späteren Mr. Big-Stimme Eric Martin und dem australischen Musiker Jimmy Barnes kommen die Kalifornier ebensowenig zusammen. Irgendwann beginnt das Label, Druck zu machen, und fordert sogar eine Namensänderung, was Alex und Eddie Anfang 1986 in aller Form ablehnen. David Lee Roth feiert währenddessen Erfolge mit seiner Cover-EP Crazy From The Heat (1985). Keine schönen Zeiten im Van Halen-Lager also.
Tipp aus der Werkstatt
Doch dann hilft der Zufall: Als Eddie seinen Luxusschlitten – je nach Quelle ein Ferrari oder ein Lamborghini, aber wir wollen da nicht kleinlich sein – reparieren lässt, empfiehlt ihm der Automechaniker den ehemaligen Montrose-Sänger Sammy Hager, der sich mittlerweile mit Hits wie I Can’t Drive 55 und One Way To Rock als Solokünstler etabliert hat. Die Idee ist gut: Als Eddie und Sammy sich treffen, stimmt die Chemie sofort. Hagar verfügt klar über die bessere, vielseitigere Stimme im Vergleich zu „Diamond Dave“ und spielt hervorragend Gitarre, was neue Möglichkeiten für die Liveshow eröffnet. Schlagzeuger Alex Van Halen vergleicht das allgemeine Bandgefühl nach Hagars Eintritt damit, einen Porsche zu fahren nach jahrelanger Schleicherei in einem Volkswagen. Gitarrengott Eddie schlägt in die gleiche Kerbe: „Ich habe noch nie so eine Inspiration erlebt wie an diesem ersten Tag. Wir haben losgespielt, Sammy hat gesungen – und es hat einfach geklickt. Magisch.“
Im November 1985 startet das Quartett die Arbeit an einem neuen Album, im Februar 1986 ist das Ding im Kasten, nur einen Monat vor der Veröffentlichung. Weil Roth den Van-Halen-Stammproduzenten Ted Templeman bei seinem Abgang mitgenommen hatte, übernimmt der langjährige Toningenieur Donn Landee den Job. Doch Sammy fühlt sich damit unwohl: Er wünscht sich eine „richtige“ Besetzung für den Produktionsjob und vor allem eine neutrale Stimme, kein angestammtes Mitglied des inneren Zirkels. Also wird der platindekorierte Foreigner-Gitarrist Mick Jones angeheuert, um das Steuer zu übernehmen.
Eine harte Drohung
Das geht Landee so dermaßen gegen den Strich, dass er sich – kein Witz – im Studio einschließt und damit droht, die bereits gemachten Aufnahmen zu zerstören. Plötzlich fühlt sich die Atmosphäre sehr, sehr angespannt an, doch kurz vor der Explosion kann die Zündschnur gekappt werden. Landee rückt die Bänder raus, alle Unklarheiten werden beseitigt, und tatsächlich verläuft der Rest der Aufnahmen zur Zufriedenheit aller. Das fertige Album mit neun Songs (ja, damals brauchte man nicht 15 Nummern und ein halbes Dutzend Bonustracks) taufen Van Halen auf den Namen 5150, ausgesprochen „fifty one fifty“. So heißt auch Eddies Studio, benannt nachdem dem kalifornischen Polizeicode für eine geistig gestörte Person.
Das Material klingt runder und musikalischer als die Songs mit „Diamond Dave“, auch mehr nach Mainstream und weniger gewagt, aber – und hier liegt der springende Punkt – ohne jeden Zweifel zu 100 Prozent nach Van Halen. Es finden sich ein paar mehr Love-Songs und Balladen als früher, dazu ein paar ganz dicke Ohrwürmer, allen voran natürlich Why Can’t This Be Love.
Ohrwurm und erste Single von 5150: Why Can’t This Be Love
Start-Ziel-Sieg
5150 marschiert nach der Veröffentlichung am 24. März 1986 ohne Umschweife auf Platz eins der US-Charts, was Van Halen bisher noch nie hinbekommen hatten. (1984 schaffte es bis auf Platz zwei.) Satte fünf Singles werden ausgekoppelt – von insgesamt neun Songs. Das ist schon nicht so richtig schlecht. Die Tracks kennen wir alle: Why Can’t This Be Love, Dreams, Love Walks In, Best Of Both Worlds und Summer Nights . Der Rolling Stone kommentiert damals: „Die Welt gehört Van Halen, ob mit oder ohne David Lee Roth. 5150 gleicht einem bombastischen Feuerwerk einer Band auf dem Höhepunkt ihrer Fähigkeiten.“
Vier der fünf (!) Singleauskopplungen von 5150
Die nächsten zehn Jahre laufen bestens für Van Halen: Jedes (!) der folgenden Alben wird ebenfalls eine Nummer eins in den USA: OU812 (1988), For Unlawful Carnal Knowledge (1991) und Balance (1995). (Die ausführliche Geschichte der letzten Van Halen-Platte mit Sammy, findet ihr hier.)
Bonustrack!
Für die Van Halen-Freaks und Komplettisten haben wir noch ein Schätzchen: Ursprünglich sollte als fünfter Titel auf der zweiten Seite noch der Song I Want Some Action erscheinen, doch der wird nicht veröffentlicht, zumindest nicht offiziell. Zum 30. Geburtstag der Platte stellen Van Halen den Track dann ins Netz. Und hier ist er:
Vorher führte I Want Some Action ein lustiges Schattendasein: Eddie benutzt Teile der Komposition für das bluesige Instrumental Stompin’ 8H, das er 1987 bei Saturday Night Live spielt. Außerdem überlässt er die Nummer seinem Kumpel Steve Lukather, der sie 1989 auf seinem ersten Soloalbum Lukather unter dem Titel Twist The Knife verbrät, nachzuhören hier. Doch das Hauptriff gefällt Eddie so gut, dass er es selbst 1998 nochmal für den Song Dirty Water Dog auf dem Rohrkrepierer-Album Van Halen III (mit Extreme-Sänger Gary Cherone) wiederbelebt.
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Zeitsprung: Am 14.7.1984 steht Eddie Van Halen mit Michael Jackson auf der Bühne.
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