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Popkultur

„What A Feeling“: Vor 40 Jahren läutet der „Flashdance“-Soundtrack eine neue Ära ein

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Foto: CBS Photo Archive/Getty Images

„Flashdance“ ist das „Grease“ der Achtziger: Von der Kritik gehasst, vom Publikum geliebt – und dank des Soundtracks von Giorgio Moroder und anderen in Windeseile zum Klassiker avanciert. Zum 40. Geburtstag schauen wir uns mal die besondere Pionierrolle der Filmmusik an.

von Björn Springorum

Tanzfilme sind ja ein Genre für sich. Oftmals lassen Kritiker*innen kein gutes Haar an ihnen, für viele von uns sind sie guilty pleasures. Was in den Siebzigern Grease war, ist in den frühen Achtzigern Flashdance – die klassische Außenseitergeschichte einer jungen Schweißerin in der Stahlstadt Pittsburgh ohne Familie, die es als Tänzerin schaffen will. Voller Klischees und stereotyper Rollenbilder natürlich, aber hey, das sind die frühen Achtziger.

Während der Film nach seinem Erscheinen am 15. April 1983 insbesondere von der Kritik in den Senkel gestellt wird (Pulitzerpreis-Träger Roger Ebert hatte Flashdance sogar auf seiner Most Hated-Liste), liebt ihn das Publikum: 1983 ist es der dritterfolgreichste Film in den USA (hinter The Return Of The Jedi und Tootsie), weltweit spielt der Tanzfilm über 200 Millionen US-Dollar ein und wird das direkte Vorbild für Footloose, der nur ein Jahr später in die Kinos kommt.

Der „Father Of Disco“ schlägt wieder zu

Der Erfolg liegt an der Außenseitestory mit Happy End und an einer großartigen Jennifer Beals in der Hauptrolle, klar. Aber zu großen Stücken auch am Soundtrack, der auch vom unantastbaren Giorgio Moroder, dem Father Of Disco, produziert wurde. Der ist zu Beginn der Achtziger eine Kapazität auf dem Gebiet der elektronischen Musik wie nur wenige andere. In seinen Münchener Musicland Studios gehen von den Rolling Stones über Elton John bis hin zu Led Zeppelin oder Queen einfach alle ein und aus, außerdem produziert er eine Menge Songs für Disco-Queen Donna Summer.

Auch von Hollywoods exzentrischen Bossen wird er verehrt: Von ihm stammen Soundtracks oder Beiträge zu Midnight Express, Die unendliche Geschichte oder Scarface. Flashdance ist für den Komponisten aus Südtirol also eine willkommene Rückkehr zu seinen Disco-Wurzeln. Gemeinsam mit seinem Partner Phil Ramone macht sich Moroder an die Arbeit und beschert den einzelnen Szenen mit anderen Produzenten und Komponisten auf den Leib geschneiderte Songs. Ein Novum in der damaligen Zeit, das nicht ohne Wirkung bleiben soll.

Der größte Hit entsteht nebenher

Insbesondere das, was vom Father Of Disco kommt, sitzt bis heute. Insbesondere der Titeltrack Flashdance… What A Feeling entsteht eher nebenher, weil Moroder eigentlich knietief in anderen Projekten steckt und sich anfangs gar nicht auf diesen Film einlassen will. Erst danach bekommt er den Film zu Gesicht, ist angetan – und entscheidet sich, mitzumachen. Diese erste kleine Songskizze wird zum Überflieger, toppt weltweit die Charts und bekommt einen Oscar, einen Grammy und einen Golden Globe. Moroder kann’s eben.

Ebenso ikonisch wie der Opener und Titeltrack ist auch sein Abschluss: Maniac, gerüchteweise ursprünglich geschrieben für den Horrorfilm gleichen Namens und dann umgetextet. Wohl nicht wahr, aber eine nette Anekdote allemal. Komponist Michael Sembello, bislang eher unbekannt, wird dadurch über Nacht zum Star und kann sich ebenfalls über Nominierungen für Oscar, Grammy und Golden Globe für den treibenden, furiosen Song freuen.

Riesiger Einfluss auf künftige Soundtracks

Das Vermächtnis dieser Hits geht weit über das Musikalische hinaus: Beide Songs befeuern die Ära der Musikvideos in den USA – MTV steckt immer noch in den Kinderschuhen und wird durch diesen Boost plötzlich auch für Hollywood zu einem wichtigen Medium beim Filmmarketing. Flashdance ist der erste Film, aus dem Musikclips mit Filmszenen im Fernsehen liefen – der Anfang eines sehr lukrativen Geschäfts.

Der Soundtrack kann aber auch gut ohne MTV oder den dazugehörigen Film bestehen: Er verkauft sich weltweit über 20 Millionen Mal und gilt als Pionier kuratierter, konzeptioneller Soundtracks. Nicht übel für einen Film, der bei Erscheinen mit Gusto zerrissen wurde.

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