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Popkultur

Whitney Houston: 3 Oktaven für die Pop-Ewigkeit

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Whitney Houston
Foto: Gie Knaeps/Getty Images

Am 9. August 2020 wäre Whitney Houston 57 Jahre alt geworden. Wir erinnern uns an eine der großartigsten Sängerinnen der Popgeschichte.

von Markus Brandstetter

„Sie hat Geschichte für uns geschrieben – und sie hat einen hohen Preis dafür gezahlt”, erinnert sich Whitney Houstons Background-Sängerin Patty Howard in der Dokumentation Whitney – Can I Be Me? an die 2012 verstorbene Ausnahmesängerin. Mit dem Geschichteschreiben bezieht sich Howard darauf, dass mit Houston erstmals eine Schwarze Künstlerin, viele Jahre vor Beyoncé Knowles, an der Spitze der Pop-Charts stand. Das mit dem hohen Preis bezieht sich hingegen auf die Tragik, die in Houstons Leben auf den Ruhm folgte – und damit sind nicht nur die privaten wie gesundheitlichen Probleme und Katastrophen, sondern auch die mediale Ausschlachtung all dieser Dinge gemeint.

Seht hier die atemberaubendsten Live-Performances von Whitney Houston:

Den tragischen Verlauf dieser Geschichte kann man in genügend Büchern, Artikel und Dokumentationen nachlesen. An dem Tag, der ihr 57. Geburtstag gewesen wäre, erinnern wir stattdessen an das Leben und Schaffen einer der größten Vokalistinnen in der Geschichte des Pop – und daran, was Whitney Houston so einzigartig machte.

Großartige Stimme

Whitney Houston, das ist ein viel und gerne zitiertes Faktum, hatte einen Stimmumfang von drei Oktaven. Das an sich ist schon beeindruckend, sagt aber noch nichts über darüber aus, wie sie ihr Stimmvolumen tatsächlich nutzte. Während andere Sängerinnen (darunter viele, die sie beeinflusste) nämlich ihre Range gerne und dauernd zur Schau stellen müssen und anstatt Song-Dienlichkeit eher Vokal-Pirouetten demonstrieren, hatte Houston das nie nötig. Ihre Stimme, von Kirchenchor, Soul und Gospel geerdet, klang stets natürlich. Selbstverständlich konnte Houston stimmlich und dynamisch ordentlich aufs Gas drücken, wenn sie wollte – und auch die ganz große Dramatik (siehe unter anderem: I Will Always Love You) heraufbeschwören. Bei ihr klang dies aber nie affektiert oder gekünstelt, sondern eben immer mitreißend und authentisch.

Einfluss auf Generationen anderer Sängerinnen

Und weil wir vorhin von ihren Wurzeln gesprochen haben: Diese Mischung aus Soul- und Gospel-Bodenhaftung, die Houston in den Pop brachte, war nicht nur einzigartig, sondern auch prägend für ganze Generationen an nachfolgenden Musikerinnen. Zum Beispiel für Mariah Carey (die im Gegensatz zu Houston sehr gerne Vokal-Pirouetten dreht) oder Christina Aguilera.

Großartige Songs

Die großartigste Stimme braucht aber auch ebenbürtige Songs, die sie singen kann. Und Whitney Houston hatte diese Stücke – und das hatte sie zu einem großen Teil Arista-Records-Gründer Clive Davis zu verdanken. Dieser entdeckte die Sängerin, nahm sie unter Vertrag und beauftragte ein Team an Songwriter*innen, der jungen Sängerin Hits auf den Leib zu schneidern.

Das Ganze wurde zum Riesenerfolg: Ihr selbstbetiteltes Debütalbum verkaufte sich 22 Millionen Mal und brachte Houston einen Grammy Award für den Song Saving All My Love For You („Beste weibliche Gesangsdarbietung“). Für den Grammy für das beste Album war sie zwar nominiert – zog aber gegen Phil Collins und dessen Album No Jacket Required den kürzeren. Das zweite Album Whitney war dank Songs wie I Wanna Dance With Somebody oder Didn’t We Almost Have It All ähnlich erfolgreich, und verkaufte sich 20 Millionen mal.

Das Charisma und das Image

Natürlich spielt bei einem Popstar mit Massen-Appeal auch das Auftreten eine wichtige Rolle – und Houston hatte auch definitiv hier alles, was es für eine Weltkarriere braucht. Sie hatte jede Menge Charisma, war bildhübsch, arbeitete am Anfang ihrer Karriere erfolgreich auch als Model. Das bot natürlich jede Menge Potenzial für die Imagebildung – und Whitney bekam das Image als America’s Sweetheart verpasst.

Dass sie auch schauspielerisches Talent hatte, bewies sie 1992 in der Blockbuster-Schnulze The Bodyguard an der Seite von Kevin Costner. Hier war sie auch für den Soundtrack verantwortlich, bei dem sie nicht nur einen Teil der Stücke selbst sang, sondern auch als ausführende Produzentin (gemeinsam mit Clive Davis) mitwirkte. Der Film bescherte Houston mit einer Coverversion von Dolly Partons I Will Always Love You einen Mega-Hit – und einen Grammy für das Album des Jahres.

Nach The Bodyguard: Original Soundtrack Album veröffentlichte Houston sechs Jahre kein Album. 1998 kehrte sie mit My Love Is Your Love zurück – und zeigte eine andere Seite von sich. Sie arbeitete dafür mit einer Reihe von Produzent*innen, darunter Wyclef Jean und Babyface. Houston präsentiert darauf einen vielschichtigen Sound, der weg vom reinen Soul-Pop geht und seine Fühler in Richtungen wie Hip-Hop, R&B und Reggae ausstreckt. Großartig ist hier der Titelsong:

Ihr Einfluss bleibt

Whitney Houstons Geschichte war eine voller Triumphe, aber auch eine voller Kämpfe, Katastrophen, Vereinnahmungen und Skandale. Leider blieb die Geschichte ohne Happy End: Am 11. Februar 2012 verstarb Whitney Houston im Alter von nur 48 Jahren. In Erinnerung bleibt sie als eine der größten Stimmen, die die Popmusik je hervorbrachte – und als ein wesentlicher Einfluss für nachfolgende Sängerinnen.

Whitney Houston: Biopic „I Wanna Dance With Somebody“ in Arbeit

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