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Popkultur

Herzschmerz, Zufälle und ein Nein für Elvis: Whitney Houstons „I Will Always Love You“ wird 30!

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Whitney Houston
Foto: Frederic REGLAIN/Getty Images

Eigentlich war es ein glücklicher Zufall, dass Whitney Houston 1992 mit ihrer Version des Dolly-Parton-Stücks I Will Always Love You — erschienen auf dem Soundtrack der Houston/Costner-Schmonzette The Bodyguard — einen Welthit landete. Ursprünglich war nämlich ein ganz anderes Stück als Leadsingle für den Film geplant gewesen — und zwar Jimmy Ruffins Soulklassiker What Becomes Of The Brokenhearted.

von Markus Brandstetter

Das Problem an der Sache: Houston bekam spitz, dass der Song auch auf dem Soundtrack des Films Fried Green Tomatoes erscheinen sollte. Die Soul-Sängerin bat die Zuständigen darum, einen anderen Song als musikalischen Eckpfeiler auszusuchen. Es waren aber nicht die Produzenten des Teams, die schlussendlich den goldrichtigen Riecher bewiesen, sondern Houstons Co-Star Kevin Costner. Costner schlug I Will Always Love You  vor und gab seiner Kollegin zur Inspiration die Version von Linda Ronstadt. Als Parton davon hörte, schickte sie dem Produzenten von Houstons Version, David Foster, die Songlyrics der dritten Strophe, die in Ronstadts Version fehlte.

Bevor wir uns Houstons Version widmen, hören wir uns zunächst einmal durch die zwei Vorgängerversionen.

Partons Originalversion, erschienen 1974 auf ihrem Album Jolene klang so:

Ronstadts Version erschien 1975 auf ihrem Album Prisoner In Disguise  — und hörte sich so an:

Übrigens wollte auch Elvis Presley den Song covern — allerdings lehnte Parton das schweren Herzens ab. Der Grund: Elvis wollte damals einen Teil der Urheberrechte haben, zu jener Zeit ein nicht unüblicher Deal. Dies gefiel Parton jedoch nicht — und in Anbetracht der Tatsache, wie viel sie mit ihren Tantiemen durch Houstons Version verdient haben muss, war diese Entscheidung zumindest aus geschäftlicher Sicht definitiv richtig.

Aus Country wurde cineastischer Soul-Pop

Gemeinsam mit Foster erarbeitete Houston eine ganz andere Richtung für den Song. Was ursprünglich eine zarte Country-Ballade war, wurde nun spektakulärer Soul-Pop voller Pathos und Dramatik, der die riesige Bandbreite und Range von Houstons Stimme zeigte. Den Anfang des Stücks, die ganze erste Strophe sogar, singt Houston Acapella, erst beim Refrain setzen Streicher und ein sanftes Klavier ein. Ein tolles Arrangement, das mit etwas Pech gar nicht zustande gekommen wäre. Wäre es nach der Plattenfirma gegangen, sollte das Acappella-Intro nämlich gestrichen werden — zu wenig Hit-Potenzial, so die Meinung der Verantwortlichen. Das wollten allerdings weder Foster noch Houston und Costner akzeptieren — und bestanden auf eben dieses Intro. Der Erfolg gab ihnen Recht.

Hier ist I Will Always Love You, das am 3. November 1992 erschien,  in seiner ganzen Pracht:

 Dolly Parton: „Ich konnte es nicht glauben“

Was sagte eigentlich die Autorin des Stücks zu der Version? Wie Parton in einem Interview mit US-Talkmasterin Oprah Winfrey erklärte, kam sie aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. „Ich war so voller Adrenalin und Energie, dass ich anhalten musste, weil ich Angst hatte, einen Unfall zu bauen, also hielt ich so schnell wie möglich an, um mir den ganzen Song anzuhören. Ich konnte nicht glauben, wie sie das gemacht hat. Ich meine, wie schön das doch war, dass sich mein kleiner Song in so etwas verwandelt hat, das war eine große, große Sache.“

Auch wenn sich der Song natürlich wunderbar als Elegie auf die Liebe lesen lässt — ursprünglich hatte Dolly Parton das Stück gar nicht über einen Verflossenen oder Noch-nicht-Verflossenen geschrieben. I Will Always Love You war viel mehr an Porter Wagoner gerichtet — jenen US-amerikanischen Country-Sänger, der 1967 die damals noch unbekannte Musikerin zu seiner Duo-Partnerin auserkor — und sie damit bekannt machte. Parton schrieb den Song als Lebewohl und noch mehr als Zeichen der Wertschätzung — da sie dem Duo den Rücken kehrte und eine Solokarriere startete.

Mega-Erfolg für Whitney Houston

Whitney Houstons Version von I Will Always Love You wurde zum Mega-Erfolg für die Künstlerin. Er blieb ganze 14 Wochen auf der Nummer eins der Billboard-Singlecharts — und wollte auch in den meisten anderen Ländern der Welt gar nicht mehr von der Pole Position runtergehen. 1994 wurde die Musikerin mit zwei Grammys — „Record of the Year” und „Best Pop Voca Performance“ ausgezeichnet. I Will Always Love You gilt längst als wohl bekanntestes Stück der Sängerin — nach ihrem Tod im Jahr 2012 feierte der Song die Rückkehr an die Chartspitze der iTunes-Charts.

Natürlich war aber nicht nur der Song an sich, sondern der gesamte Soundtrack von The Bodyguard höchst erfolgreich. Wobei diese Formulierung sogar untertrieben ist: The Bodyguard — Original Soundtrack Album gilt als meistverkaufter Filmsoundtrack aller Zeiten und als zweitmeistverkauftes Album in den Genres Pop und R&B.

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