Popkultur
Die wildesten Verschwörungstheorien der Rockgeschichte
Elvis lebt, Paul McCartney ist tot und Courtney Love hat Kurt Cobain umgebracht! Diese weithin bekannten Rock-’n’-Roll-Verschwörungstheorien kennen wir alle. Es gibt aber noch mehr… Wurde Frank Zappa in die US Army eingezogen, weil er einen Porno aufnahm? Hat die CIA etwas mit Bob Marleys Tod zu tun? Wurde John Lennon gar nicht von Mark Chapman umgebracht, sondern von Horrorschreiber Stephen King? Wir bringen Licht ins Dunkel der wildesten Verschwörungstheorien der Rockgeschichte.
von Timon Menge und Sina Buchwitz
1. Wurde John Lennon gar nicht von Mark Chapman umgebracht, sondern von Horror-Autor Stephen King?
Wann immer berühmte Persönlichkeiten öffentlichkeitswirksam von uns gehen, ranken sich später zahlreiche Mythen um ihren Tod, ob bei Elvis Presley, bei Jim Morrison oder bei Kurt Cobain. Im Fall John Lennon scheint eigentlich alles klar zu sein: Am 8. Dezember 1980 feuert der geistig verwirrte Mark David Chapman fünf Schüsse auf den Ex-Beatle ab, den er wie besessen verehrt. Vier davon treffen Lennon, er stirbt noch in der gleichen Nacht. Soweit die offizielle Version…
Der Kalifornier Steve Lightfoot sieht das allerdings anders und behauptet: Horror-Autor Stephen King ist für Lennons Tod verantwortlich. Lightfoot ist sich dieser Sache so sicher, dass er sogar seinen Van mit der Aufschrift „Stephen King hat John Lennon erschossen“ versieht. Darüber hinaus klebt er zahlreiche Zeitungsartikel zum Thema in die Fenster des Wagens, später ruft er eine Website ins Leben. Bei Mark Chapman soll es sich indes nur um einen Schauspieler handeln, der später engagiert wurde, um Stephen King zu decken — alles mit der Unterstützung von Richard Nixon und Ronald Reagan, weil sie den „Linksaktivisten“ John Lennon loswerden wollten… Äh… Ok.
2. Hat die US Army Frank Zappa eingezogen, weil er ein Pornograph war?
Absurde Anekdoten über Frank Zappa gibt es wie Sand am Meer; viele davon sogar mit beträchtlichem Wahrheitsgehalt. So stimmt es, dass Zappa im Alter von 23 für zehn Tage wegen „Verschwörung zur Pornographie“ im Gefängnis saß. Der Grund dafür ist denkbar grotesk: 1964 wird Zappa in Ontario auf der Bühne von vier knapp bekleideten Go-go-Girls unterstützt. Nach dem Konzert kommt ein Gebrauchtwarenhändler auf den Künstler zu und bietet ihm 100 Dollar, wenn dieser ein Audiotape mit Sexgeräuschen aufnimmt.
Kurzerhand engagiert Frank eine der Tänzerinnen und „bleibt fast die ganze Nacht wach, um dieses simulierte Sextape zu produzieren, mit quietschenden Bettfedern, spitzen Schreien und Stöhnen“. Ihr post-pubertäres Gelächter über die Aktion schneidet Zappa in mühevoller Kleinstarbeit heraus und übergibt dem Autohändler das fertige Produkt am nächsten Tag. Vertane Liebesmüh, denn der angebliche Kunde entpuppt sich als verdeckter Sergeant Jim Willis, der Zappa wegen der Herstellung von pornographischem Material festnimmt.
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Er wird zu sechs Monaten Haft verurteilt, von denen er zehn Tage im Gefängnis verbringen muss. Seine Bewährung von drei Jahren bewahrt ihn außerdem davor, nach Vietnam gehen zu müssen, da verurteilte Kriminelle von der Einberufung ausgeschlossen sind. Es war also eher das Gegenteil der Fall.
3. Hat die CIA etwas mit Bob Marleys Tod zu tun?
1981 stirbt Bob Marley mit nur 36 Jahren an einer seltenen Krebsform. Zuvor hatte er sich in Deutschland noch einer Chemotherapie unterzogen, die jedoch nicht den erhofften Erfolg brachte. Die Welt trauert, es fällt schwer, diesen herben Verlust für die Musikwelt zu verarbeiten. Viele Jahre später, im November 2017, behauptet eine (mittlerweile geschlossene) US-News-Website, eine Antwort auf die Frage nach Marleys viel zu frühen Tod zu haben: Ein ehemaliger CIA-Agent namens Bill Oxley habe auf seinem Sterbebett zugegeben, Bob Marley getötet zu haben.
Demnach habe sich sein eigener Sohn als Fotograf ausgegeben, der dem Künstler vor dem Smile Jamaica Concert ein Paar Schuhe schenkte. Beim Anprobieren schreckt Bob schmerzverzerrt zurück – im Schuh versteckt sich ein Metallsplitter, der den ahnungslosen Sänger mit Krebs infiziert. „Bob Marley war zu erfolgreich, zu berühmt, zu einflussreich“, wird im Artikel als Grund für seine heimtückische Ermordung genannt.
Die Existenz eines CIA-Agenten namens Oxley kann jedoch nie bestätigt werden. Der Betreiber der ehemaligen News-Site begründet die Archivierung des Artikels 2019 sogar damit, dass unzuverlässige Verschwörungen nicht mehr zum Konzept seiner Website passen.
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4. Klaatu: Beatles-Reunion oder Geisterband?
Im Jahr 1976 brodelt es heftig in der musikalischen Gerüchteküche: Von einer Wiedervereinigung der Beatles ist die Rede; eingefleischte Fans schwanken quasi täglich zwischen ungläubigem Kopfschütteln und hoffnungsvoller Euphorie. Im August tritt dann eine bisher unbekannte Band namens Klaatu auf den Plan. Ihr Debütalbum 3:47 EST verzeichnet zunächst mäßigen Erfolg, bis ein amerikanischer Journalist namens Steve Smith in einem Zeitungsartikel auf deutliche Parallelen zu den Beatles hinweist.
Er bezieht sich bei dieser Theorie sowohl auf die Ähnlichkeit im Sound (die sich besonders beim Titel Sub-Rosa Subway zeigen soll), als auch auf das mysteriöse Auftreten der Gruppe. Denn von den Jungs (oder Mädels) weiß man zu dem Zeitpunkt nicht mehr als das, was das geheimnisvolle Albumcover preisgibt. Das zeigt neben einer strahlenden Sonne (ein vermeintlicher Hinweis auf Songs wie Here Comes The Sun, bzw. Good Day Sunshine) unter anderem auch fünf Pilze; einer davon abgeknickt auf dem Boden. Smith versteht das als deutlichen Hinweis auf die „vier Pilzköpfe“ und ihren 1962 verstorbenen Bandkollegen Stuart Sutcliffe.
Verschwörungstheoretiker und optimistische Fans springen nur allzu gern auf diesen Zug auf und befeuern die angebliche Beatles-Reunion mit unzähligen weiteren „Beweisen“. Klaatus Antwort bleibt zunächst aus – und die Band wird mit mehr als 300.000 verkauften Platten belohnt. Es dauert ganze vier Jahre, bis die wahre Identität der Musiker 1980 zum Release ihres vierten Albums bekanntgegeben wird.
5. Wurde Jimi Hendrix durch Auftragskiller von seinem Manager getötet?
Eigentlich sind die Todesumstände von Jimi Hendrix allgemein bekannt: Mit gerade einmal 27 Jahren erstickt der legendäre Gitarrist nach einer Überdosis Schlafmitteln an seinem Erbrochenen. Dadurch endet seine Karriere 1970 beinahe genauso schnell, wie sie angefangen hatte. Doch im Jahr 2009 erzählt sein ehemaliger Tourmanager James „Tappy“ Wright in einem Buch, dass bei Hendrix’ Tod nachgeholfen wurde. So habe sein Manager Mike Jeffrey eine Lebensversicherung im Wert von zwei Millionen Dollar auf seinen Schützling abgeschlossen. Um die Summe zu kassieren, habe er eine Gang bezahlt, die Hendrix unfreiwillig mit Wein und Tabletten abfüllte. Ob es sich wirklich so zugetragen hat, wissen wir nicht. Falls doch, hätte sich Manager Jeffrey ganz schön ins eigene Fleisch geschnitten. Denn mit einem lebenden Hendrix hätte er wohl mehr verdient als zwei Millionen Dollar…
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Popkultur
Aqua-Sängerin Lene Nystrøm wird 50: Was wurde aus dem Barbie Girl?
Life in plastic, it’s fantastic: Das sind Songzeilen, denen seit 1997 niemand entgehen kann – so sehr er oder sie es auch versucht. Anlässlich ihres 50. Geburtstags haben wir uns das Leben der Barbie-Girl-Sängerin Lene Nystrøm einmal genauer angesehen!
von Sina Buchwitz
Als Lene Grawford Nystrøm am 2. Oktober 1973 im norwegischen Tønsberg geboren wird, hat von dem Wörtchen Eurodance noch nie jemand gehört. Dennoch entdeckt die Künstlerin früh ihre Leidenschaft fürs Performen und arbeitet zunächst als Model und Barkeeperin. Anfang der Neunziger ist sie außerdem regelmäßig in einer norwegischen TV-Quizshow zu sehen. Dann zieht es die spätere Aqua-Sängerin aufs Wasser.
Mit der Fähre zum Plattenvertrag
Wir schreiben das Jahr 1994. Nystrøm arbeitet als Sängerin auf der Fähre M/S Peter Wessel, die zwischen Norwegen und Dänemark hin und her schippert. Hier trifft sie auf den Musiker René Dif, der auf der Suche nach einer Leadsängerin für seine Band Joyspeed ist. Bisher besteht diese aus Rapper Dif sowie den Produzenten Søren Rasted und Claus Norreen. Um die zuckersüßen Vocals von Nystrøm reicher dauert es nicht lang, bis die Truppe ihren ersten Plattenvertrag eintütet. 1995 erscheint ihre Debütsingle Itsy Bitsy Spider, die sich jedoch nur eine Woche lang am unteren Ende der Charts festkrallen kann.
Es ist vor allem Lenes mädchenhaft anmutender Gesang, der den Bubblegum-Sound der Band komplettiert. So wundert es auch nicht, dass die kommenden Songs den Zuhörer*innen kaugummiartig in den Ohren kleben bleiben: Sowohl Roses Are Red als auch My Oh My fahren in Skandinavien große Erfolge ein. Letzterer wird in Dänemark nach nur sechs Tagen mit Gold zertifiziert. Ein Rekord.
Barbie Girl: Tiefgründige Message trotz Kleinmädchenstimme
Während der Aufnahme ihres später größten Hits kommt es zwischen den Bandmitgliedern zu Diskussionen: Nystrøm findet die Tonart ihres Gesangs deutlich zu hoch. Jahrzehnte später wird sie im Interview mit der skandinavischen Vogue sagen, sie „wurde dazu gezwungen, ihre Kleinmädchenstimme zu nutzen“. Den restlichen Aqua-Mitgliedern gelingt es, ihre Leadsängerin zu überreden.
Obwohl Barbie Girl nur allzu leicht als sarkastische Hasstirade gegen die weltbekannte Mattel-Puppe verstanden werden kann, sei die Intention des Tracks eine ganz andere. Im Interview mit dem Rolling Stone erklärt René Dif: „Die Message ist, dass es okay ist, die Person zu sein, die du bist, und so auszusehen, wie man aussieht, und damit selbstbewusst umzugehen. Man muss nicht unbedingt Schönheitsoperationen vornehmen lassen, um ein besserer Mensch zu sein.“
Goldblonde Barbie-Perücke? Nicht mit Lene Nystrøm!
Diese Philosophie nimmt sich Nystrøm auch beim Musikvideodreh zu Barbie Girl zu Herzen. Zunächst hegt Regisseur Peder Pedersen nämlich die Vision, die Leadsängerin für das Musikvideo zur Barbie zu transformieren. Ein für ihn völlig logischer Schritt. Nicht so für die Norwegerin: „Ich wollte nicht wie Barbie aussehen. Das ist komplett gegen den Sinn des Songs“, erklärt sie in einem Interview.
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Die blonde Perücke kommt nicht zum Einsatz. Dem Erfolg des Songs tut das keinen Abbruch. Er wird trotzdem unsterblich. Nach der Veröffentlichung 1997 gelingt der Band der internationale Durchbruch; in über 35 Ländern erreicht Barbie Girl eine Nummer-eins-Platzierung. Auch privat befindet sich die Künstlerin auf dem Höhenflug: Sie verliebt sich in ihren Bandkollegen Søren Rasted. Die beiden heiraten heimlich in Las Vegas und gründen eine Familie. Für Aqua bedeutet das zunächst das Ende: Im Jahr 2001 trennt sich die Band. Immer wieder gibt es Gerüchte, dass eine fatale Dreiecksbeziehung zwischen Nystrøm, Dif und Rasted für das Zerwürfnis der Gruppe gesorgt habe.
Play With Me: Nystrøms Solokarriere
Lene Nystrøm konzentriert sich zunächst auf ihr Solodebüt. Das Album Play With Me schafft es 2002 in Dänemark jedoch nur für eine Woche auf Platz 30 der Charts. Erfolgreicher hingegen verläuft Nystrøms Karriere als Schauspielerin für verschiedene skandinavische Produktionen. Auch als Songwriterin fasst sie Fuß: So greift sie zum Beispiel der Girlband Girls Aloud unter die Arme und verhilft ihnen zu ihren ersten Charterfolgen. Und schon bald soll es auch für Aqua ein Comeback geben: 2008 startet die Gruppe eine Reunion-Tour.
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Auch über 25 Jahre nach der Veröffentlichung ihres Mammut-Songs ziehen Aqua noch immer Eurodance-Fans aus der ganzen Welt zu ihren Konzerten. Die einstigen Querelen scheinen der Vergangenheit anzugehören: In trauter Dreisamkeit stehen Dif, Nystrøm und Rasted bis heute auf der Bühne. Einzig Claus Norreen bleibt der Wiedervereinigung fern.
Neuerlichen Ruhm erreichen Aqua und ihr Barbie Girl 2023, als Greta Gerwigs Popcorn-Kinofilm Barbie die Welt im Sturm erobert. Und wieder einmal gilt: „Life in plastic, it’s fantastic!“
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Pinke Stromgitarren für den Weltfrieden: Barbie And The Rockers
Popkultur
Zeitsprung: Am 2.10.1995 macht „(What’s The Story) Morning Glory?“ aus Oasis Superstars.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 2.10.1995.
von Victoria Schaffrath und Christof Leim
Rund um die Veröffentlichung von Oasis’ zweitem Album (What’s The Story) Morning Glory? geht es bei den Britpop-Vorreitern hoch her: Kein verbales Handgemenge, keinen Rausch lässt die Band um die Gallagher-Brüder aus. Und trotzdem schaffen sie es, eine der erfolgreichsten britischen Platten hervorzubringen. Im heutigen Zeitsprung widmen wir uns der Entstehung dieses Klassikers.
Hier könnt ihr (What’s The Story) Morning Glory? hören:
Kennt man das Ego der Gebrüder Gallagher, dann weiß man, dass es im Vorfeld zum zweiten Album bei Oasis nicht gerade rosig aussieht. Zwar beschert der Erstling Definitely Maybe erste Chartplatzierungen, der besonders von Noel G. angepeilte Legendenstatus lässt aber auf sich warten. Global verkauft sich das Werk zwar nicht übel, der Erfolg stellt sich zunächst jedoch vor allem auf nationaler Ebene ein. Aber die dortige Konkurrenz schläft nicht.
„Battle of Britpop“: Oasis vs. Blur
Die Kollegen von Blur bereiten den Gallaghers und ihren Kollegen einiges an Kopfzerbrechen. Im „Battle of Britpop“ und im direkten Vergleich der Songs Country House (Blur) und Roll With It (der zweiten Vorabsingle aus Morning Glory), die beide am 14. August 1995 veröffentlicht werden, müssen sich Oasis zunächst geschlagen geben; finden dafür aber wie üblich kreative Gründe. Seitens des Managements heißt es mal, dass es am günstigeren Preis der Blur-Nummer liege, oder gern auch, dass der Strichcode aus rätselhaften Gründen versagt hätte.
Als Bandleader Noel dazu Stellung nehmen möchte, wählt er nicht die weisesten Worte: „Ich hoffe, Blur bekommen AIDS und sterben.“ Das muss er selbstverständlich zurücknehmen; 2011 stellt er klar: „Ich hätte ihnen besser eine üble Erkältung gewünscht.“ Aber das PR-Desaster lässt sich nicht mehr abwenden. Die Spannungen zwischen den Rivalen spiegeln sich zudem auch innerhalb der Band.
Besetzungswechsel & Drogeneskapaden
Schon während der ersten US-Tour zieht Liam Noel ein Tamburin über, Noel wiederum befindet sich auf direktem Weg in die Drogen-induzierte Psychose. Dass der Rest der Besetzung ungefähr so oft wechselt wie die Reiseroute, wundert also nicht. Zum Glück bleibt den Gallaghers aber dieses verdammte Talent.
Man ahnt: Es darf gerne noch kommerzieller sein. Zum Glück hat Songwriter Noel anderen Stücken etwas fettere Refrains und ein bisschen mehr Gefühl verpasst, von Produzent Owen Morris stammt außerdem erneut ein perfekter Neunziger-Sound. Gäste gibt es auch: So kann man den „Modfather“ Paul Weller beispielsweise am Sechssaiter und im Hintergrundgesang auf Champagne Supernova wahrnehmen. Innerhalb von 15 Tagen hatten Oasis die Platte im Kasten. Was die Arbeitsmoral angeht, kann man Kain und Abel 2.0 nichts nachsagen.
Geradewegs in die Pop-Stratosphäre
Als Oasis ihr Werk am 2. Oktober 1995 veröffentlichen, müssen sie noch eine kurze Schrecksekunde aushalten: Bei der Kritik kommt der Langspieler nämlich nicht wirklich an, man nennt ihn „banal“ und einen „Lückenfüller“. Zum Glück teilt die Öffentlichkeit diese Meinung nicht und macht (What’s The Story) Morning Glory? zum durchschlagenden Erfolg. Singles wie Wonderwall, Don’t Look Back In Anger und Champagne Supernova können auch heute noch wirklich alle mitsingen, die schon mal ein Radio benutzt haben. Im Vereinigten Königreich mausert sich das Album zum bestverkauften der Dekade und erhält unglaubliche 15 Platin-Auszeichnungen, während auch weltweit die Kassen klingeln. Wer waren noch gleich Blur?
Üblicherweise folgt zu diesem Zeitpunkt die Ehre eines MTV Unplugged, das Liam aber schwänzt und zu allem Überfluss auch noch sabotiert. Bei den MTV Video Music Awards 1996 kann man dann live beobachten, wie der singende Gallagher ordentlich abdreht: Rüde Gesten in Richtung seines Bruders, und feine Ohren meinen gar, die Supernova befinde sich nun „up your bum“. Es wundert also nicht, dass die Geschichte von Oasis 2009 mit einem Gerichtsverfahren endet.
Zeitsprung: Am 28.8.2009 steigt Noel Gallagher endgültig aus & Oasis lösen sich auf.
Popkultur
Zeitsprung: Am 1.10.1985 wird Madonnas Filmdebüt gegen ihren Willen veröffentlicht.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 1.10.1985.
von Sina Buchwitz und Christof Leim
Viele Popstars wagen im Laufe ihrer Karriere einen Ausflug in die „benachbarte“ Film- und Fernsehwelt. Pop-Urgestein Madonna bildet da keine Ausnahme: Sie spielt zwischen 1985 und 2002 in 18 Spielfilmen mal größere, mal kleinere Rollen mit ebenso variierendem Erfolg. Ihr Debüt in A Certain Sacrifice von 1979 bringt ihr 100 Dollar – und dem Regisseur ein „Fuck You“.
Hier könnt ihr das Album Like A Virgin anhören:
Mitte der Achtziger brennt sich Madonna für immer in die Netzhaut der Popkultur: In Brautkleid und Bustier singt die Meisterin der Provokation erst bei den MTV Awards Like A Virgin und schockt damit die konservativen USA, um wenig später im Musikvideo zu Material Girl im Marilyn Monroe-Look einmal mehr zu beweisen, dass Männer in ihrer Welt höchstens die zweite Geige spielen. Im Frühjahr 1985 geht Madonna mit dem Album Like A Virgin auf Tour und festigt ihren Status als neue Stil- und Musikikone. Die Platte verkauft sich weltweit über 14 Millionen Mal. Zur gleichen Zeit feiert sie ihr Debüt auf der Kinoleinwand mit Desperately Seeking Susan (hierzulande: Susan… verzweifelt gesucht).
Ein kleines Stück vom Glück
Nun möchte auch jemand anders ein Stück von Madonnas Ruhm abhaben und veröffentlicht am 1. Oktober 1985 Madonnas eigentliches Filmdebüt. Das hatte sie bereits 1979 gedreht, bis dato war es aber nie an die Öffentlichkeit gelangt. Und das unterscheidet sich deutlich vom Hochglanz-Hollywood-Streifen Desperately Seeking Susan: In der bizarren Low-Budget-Produktion A Certain Sacrifice spielt Madonna die Rolle der Bruna, einer New Yorkerin, die mit ihren drei „Liebessklaven“ auf der Lower East Side lebt. Als die Figur sich unerwartet in einen jungen Mann verliebt und mit ihrer Clique brechen will, wird sie vergewaltigt. Ein brutaler Ritualmord ist die Folge.
A Certain Sacrifice on Home Video! Madonna’s Dirty Laundry #1985 #Madonna Only $59.95 #RebelHeart #StephenLewicki pic.twitter.com/LRXwkLIUUg
— it’s all madonna’s fault (@madonnas_fault) August 8, 2015
Mit nur 20.000 Dollar produziert Regisseur Stephen Jon Lewicki die 60-minütige Geschichte und zeigt sich vom Einsatz seiner Hauptdarstellerin begeistert. Die hatte sich mit einem dreiseitigen, handgeschriebenen Brief beworben, obwohl nicht mal eine Gage ausgeschrieben war. Letztlich erhält sie als einzige Schauspielerin 100 Dollar, um ihre Miete zahlen zu können.
„Fuck You“, Lewicki!
Sechs Jahre später ist die ursprüngliche Begeisterung für den Film verflogen: Neben einer Vergewaltigungsszene sind es vor allem die Oben-Ohne-Sequenzen, die Pop-Ikone Madonna Sorge bereiten. Über die geplante Veröffentlichung zeigt sie sich entsprechend erbost und versucht, diese zu stoppen. Bei einer privaten Vorführung in Lewickis Apartment reagiert sie schockiert auf das Ergebnis, brüllt „Fick dich!“ und stürmt aus der Wohnung. Im Anschluss verklagt sie Lewicki.
Das Filmposter zu „A Certain Sacrifice
Am 2. August 1985 verliert Madonna den Rechtsstreit jedoch, und der Streifen darf veröffentlicht werden. Nach einigen Filmvorführungen in New York wird A Certain Sacrifice auf Videokassette vertrieben. Die Reaktionen sind überwiegend positiv. So schreibt die New York Post: „Madonna ist sexy wie die Hölle.“ Erwartungsgemäß geistert er heute mit verschiedenen Coverartworks auch durch das Netz. Ihrer Karriere tut die Entblößung keinen Abbruch, im Gegenteil. Nur zwei Jahre später wird sie mit ihrer Who’s That Girl World Tour zur erfolgreichsten Popsängerin der Achtziger.
Zeitsprung: Am 21.10.1992 veröffentlicht Madonna ihr Buch „Sex“ — samt Skandal.
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