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Popkultur

Zeitsprung: Am 15.12.1956 heißt es zum ersten Mal „Elvis has left the building“.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 15.12.1956.

von Christof Leim

Die Phrase „Elvis has left the building“ gehört zu den geflügelten Worten im Rock’n’Roll. Doch wo kommt dieser Spruch überhaupt her? Er lässt sich zurückführen auf einen Menschen und den 15. Dezember 1956. Es gibt sogar eine Aufnahme.


Hört hier die besten Elvis-Songs rein:

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Während der Fünfziger Jahre erfreut sich die Musiksendung Louisiana Hayride großer Beliebtheit bei Country-Fans in den USA. Das Format wird zunächst im Radio, später im Fernsehen ausgestrahlt und verschafft einigen Legenden einen wichtigen Anfangsschub, darunter Johnny Cash, Hank Williams und Elvis Presley. (Es finden damals sogar Louisiana Hayride-Touren statt. Bei einer davon setzt Cash dem Gitarristen Carl Perkins den Floh ins Ohr, doch mal einen Song über blaue Wildlederschuhe, über Blue Suede Shoes, zu schreiben. Aber das ist eine andere Geschichte).

Als Elvis 1954 ein langfristiges Engagement mit den Machern der Sendung vereinbart, bedeutet die regelmäßige Liveübertragung seiner Konzerte in mehrere Bundesstaaten sowie das Salär von 18 Dollar pro Woche einen großen Karrieresprung. Nur zwei Jahre später und nach fast 50 Auftritten in der Show kann der damals 21-Jährige allerdings auf eine ganze Reihe an Hits verweisen, wird gerade zum Filmstar und verdient der Sage nach für einen einzigen Auftritt bei Ed Sullivan schon die damals unfassbare Summe von 50.000 Dollar. Kurz gesagt: Aus Herrn Presley wird in diesen Tagen der „King“. Kein Wunder also, dass er sich von seinem Vertrag für 10.000 Dollar freikauft. Dafür verspricht er einen finalen Auftritt beim Louisiana Hayride, mittlerweile eine TV-Sendung mit sagenhaften Einschaltquoten.



Etliche Tausend Teenager drängeln sich deshalb am 15. Dezember 1956 im Youth Building der Shreveport Fairgrounds und geben während des 45-minütigen Auftritts richtig Gas. Für manche Ohren nimmt das Geschrei solche Ausmaße an, dass man nicht immer sicher sein kann, ob Elvis gerade singt oder nicht. (Hier hätten die Beatles schon ahnen können, was ihnen blüht.)

Interessanterweise spielt Presley nicht als Headliner, sondern irgendwo in der Mitte des Programms. Als er nach seiner letzten Nummer von der Bühne geht, beginnen auch seine Fans, die Halle zu verlassen, und die, die bleiben, machen weiter Krach. Denn für traditionellen Country interessieren sich die Anhänger dieses neuen Rock’n’Roll-Sounds eher weniger. Doch die Sause soll bis nach Mitternacht laufen, etliche Künstler stehen noch auf dem Programm. Das wird bei solchem Aufruhr und vor sich leerenden Rängen schwer. Um das Publikum zu beruhigen und auf den Plätzen zu halten, greift der Moderator Horace Logan (1916-2002) zum Mikrofon und spricht folgende Worte:

„All right, all right, Elvis has left the building. I’ve told you absolutely straight up to this point. You know that. He has left the building. He left the stage and went out the back with the policemen and he is now gone from the building.“



Viele Mitschnitte, die sich im Netz finden, schreiben den Spruch dem DJ Frank Page zu, doch das stimmt nach allgemeiner Einschätzung nicht. Oft wird auch ein Herr namens Al Dvorin als Urheber dieser Sentenz genannt, was ebenso falsch ist. Allerdings hat Dvorin der Phrase zu Ruhm verholfen: Als langjähriger Organisator von Presleys Touren stellt er sich nach Abschluss der Show allabendlich ans Mikro und verkündet dem Publikum, dass der „King“ das Gebäude verlassen habe und es keine Zugabe geben wird. Das lässt sich auf unzähligen Liveaufnahmen der Sechziger und Siebziger hören, etwa auf Elvis As Recorded At Madison Square Garden von 1972. Spätestens hier kommt der Spruch dann im Mainstream an. Interessanterweise geht es dabei immer darum, die Zuschauer zum Verlassen der Halle zu bewegen, während beim ersten Einsatz genau das Gegenteil der Fall war. Traurige Verbreitung erlangt „Elvis has left the building“ natürlich insbesondere nach dem Tod Presleys am 16. August 1977.

Heutzutage gehört die Phrase zum popkulturellen Wortschatz und wird dann verwendet, gerne auch ironisch, wenn etwas abgeschlossen ist oder jemand eine Situation verlassen hat. Auf Deutsch: Das war’s. Klappe zu, Affe tot. Feierabend. Ende, Gelände. Schicht im Schacht. Es gibt einen Film gleichen Namens von 2004 mit Kim Basinger, und wer im Spiel Grand Theft Auto 2 genügend Elvis-Imitatoren überfährt, wird ebenfalls mit dieser Botschaft bedacht. Nur Präsident Trump bekommt es nicht richtig hin

Zeitsprung: Am 2.10.1977 muss Elvis Presleys Leichnam verlegt werden.

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