------------

Popkultur

Zeitsprung: Am 19.12.1997 kommt Titanic in die Kinos und beschert uns eine geliebt-gehasste Megaballade.

Published on

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 19.12.1997."

von Christof Leim

Um ein Haar wäre My Heart Will Go On nie entstanden. Regisseur James Cameron jedenfalls wollte auf dem Soundtrack zu seinem Film Titanic gar keinen Gesang hören. Und Céline Dion wollte das Lied zunächst gar nicht singen. Aber wie wir wissen, kam es ganz anders. Ob das ein Glücksfall ist oder Pech, ob man das Stück für eine brillante Ballade oder einen unerträglich Schmachtfetzen hält – das darf sich jeder selbst aussuchen. Wir sagen es auch nicht weiter…

Schnappt euch die Taschentücher und startet hier den Titanic-Soundtrack:

Am 19. Dezember 1997, kommt Titanic in die Kinos. Das Katastrophen-Liebesdrama mit Kate Winslet und Leonardo DiCaprio gewinnt elf Oscars und wird zum erfolgreichsten Film aller Zeiten. Die Musik dazu sprengt ebenfalls Rekorde. Titanic: Music From The Motion Picture wird zum erfolgreichsten hauptsächlich orchestralen Soundtrack aller Zeiten und verkauft sich satte 15 Millionen Mal. Das liegt vor allem an My Heart Will Go On (Love Theme From Titanic), gesungen von der Kanadierin Céline Dion. Sicher haben wir alle den Song in den vergangenen 20 Jahren zu oft gehört, sicher drückt er volle Kraft voraus auf die Tränendrüse, aber es lässt sich nicht leugnen, dass er wirklich perfekt zur Liebesgeschichte von Rose und Jack passt.

Ein Take. Perfekt.

Den orchestralen Score zum Film verfasst der erfolgreiche amerikanische Komponist James Horner. Bei dieser rein instrumentalen Untermalung will es James Cameron auch belassen, doch Horner ist anderer Meinung. Heimlich schreibt er den Song My Heart Will Go On, dessen Grundmotiv bereits in einigen Szenen des Films auftaucht. Die Inspiration dazu findet er im Jethro Tull-Stück Flying Dutchman. Der Text stammt von Will Jennings, ebenfalls ein US-Amerikaner, der unter anderem auch an Tears In Heaven von Eric Clapton beteiligt war. Céline Dion will das Demo des Stückes zunächst nicht singen, lässt sich aber von ihrem Ehemann und Manager René Angélil überreden. Eine weise Entscheidung. Und die Dame versteht ihr Handwerk: Sie schmettert die Nummer in einem Take aufs Band, komplett mit Ausdruck, Gefühl und den himmelhohen Gesangslinien. Eine weitere Aufnahme macht sie nicht, auch später nicht. Es ist schlicht nicht nötig.

Céline Dion bei einem Auftritt 2017. My Heart Will Go On gilt als ihr „signature song“. By Egghead06 (Own work) [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Ein Zufall

Die norwegische Vokalistin Sissel Kyrkjebø, von der alle weiblichen Stimmen im Orchester-Soundtrack stammen, nimmt das Lied ebenfalls auf, doch James Horner wählt die Version von Dion, um ihre Karriere zu unterstützen. Anschließend trägt er das Demo wochenlang mit sich herum. Er will den richtigen Moment abpassen, um es Cameron zu präsentieren. Der stimmt schließlich zu und setzt das Stück an den Schluss des Films. Der Soundtrack erscheint Ende November 1997, My Heart Will Go On wird Anfang Dezember als Single ausgekoppelt und findet sich ebenfalls auf Dions Album Let’s Talk About Love – wohlgemerkt in der First-Take-Demofassung. Für Soundtrack, Album und Single gibt es verschiedene Abmischungen, sogar eine Version mit Dialogen von Rose und Jack. Der Film erscheint kurz darauf am 19. Dezember.

Gehört zu den zehn größten Singles aller Zeiten: My Heart Will Go On

Unglaublicher Erfolg

Dann knallt es, aber richtig: My Heart Will Go On erreicht in mehr als 25 Ländern Platz Eins, verkauft sich bis heute 18 Millionen Mal und wird die erfolgreichste Single der Welt im Jahr 1998. Heute gehört das Stück zur Single-Top-Ten aller Zeiten. Auch in Deutschland steht die Nummer ganz oben, geht über zwei Millionen Mal über die Tresen und wird vierfach mit Platin ausgezeichnet. Das Lied gewinnt vier Grammys und dutzendweise weitere Auszeichnungen. Vor allem aber läuft es pausenlos und überall. Kurzum: My Heart Will Go On ist ein Megahit, dass es nur so eine Art hat. Natürlich trifft das nicht nur auf Gegenliebe, regelmäßig wird die Nummer zu einem der schlimmsten Songs aller Zeiten gewählt, etwa im Rolling Stone. Das Magazin Maxim nörgelt sogar, My Heart Will Go On sei das zweittragischste Ereignis, das mit der Jungfernfahrt der Titanic zusammenhängt. Autsch. Das ändert aber nichts an der grundsätzlich Qualität des Stückes, insbesondere im Kontext des Filmes. Céline Dion jedenfalls sagt: „Dank My Heart Will Go On bin ich an einem Klassiker beteiligt, der für immer Bestand haben wird.“ Da hat sie wohl Recht.

Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!

Zeitsprung: Am 20.3.1991 stirbt Eric Claptons Sohn bei einem Sturz aus dem Fenster.

Don't Miss