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Popkultur

Zeitsprung: Am 2.6.2000 droht Napster The Offspring mit Klage – wegen Urheberrechtsverletzung.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 2.6.2000."

von Christof Leim

Im Jahr 2000 stehen Napster wegen massenhafter Raubkopien unter rechtlichem Beschuss, weisen aber jede Schuld von sich. Als The Offspring Shirts mit dem Napster-Logo verkaufen, reagieren sie allerdings empfindlich…

Beim Blick in unsere Rock’n’Roll-Geschichtsbücher mussten wir ein bisschen lachen. Denn im Sommer 2000 passiert etwas Bemerkenswertes: Damals gibt es gerade den Streit um die Online-Tauschbörse Napster, über die millionenfach Songs kopiert und, sind wir mal ehrlich, geklaut werden. Welche Konsequenzen das für die Musikwelt haben sollte, konnte man ein paar Jahre später deutlich beobachten, und diese Konsequenzen wirken heute noch noch nach. Sieben Wochen vorher hatten Metallica gerade ihre kontroverse, aber schlussendlich folgerichtige Klage eingereicht. Die kalifornischen Pop-Punks The Offspring unterstützen solche Dienste jedoch, obwohl ihre Musik nach dem 1994er-Hitalbum Smash natürlich in großem Stil über Napster und Co. kopiert wird. Auf ihrer Website findet sich folgende Erklärung: „The Offspring sehen die mp3-Technologie und Programme wie Napster als grundlegende und notwendige Mittel, um Musik zu fördern und eine bessere Beziehung zu unseren Fans zu pflegen.“

Jetzt mal andersrum

Doch stimmt diese Einschätzung? The Offspring machen den Test. Die Band lässt Shirts mit dem Napster-Logo drucken und verkauft sie ohne Genehmigung über die eigene Website. Allerdings sind der Name und das Logo Eigentum der Firma Napster und dürfen laut Geschäftsbestimmungen nicht von Dritten verwendet werden. Die MTV News zitieren einen anonymen Offspring-Insider mit den Worten: „Das ist nur fair. Wir haben ihnen ja schon erlaubt, unseren Kram zu nutzen. Also machen wir das jetzt mir ihrem. Damit sollten sie kein Problem haben, oder?“ Der Shirtverkauf sei nicht böse gemeint, heißt es weiter, aber die Reaktion könnte einiges über Napster verraten. „Wenn sie uns eine Unterlassungserklärung schicken, würde das eine große Heuchelei entlarven. Wenn sie das alles aber cool fänden, weil mehr Napster-Shirts in der Welt ja eine gute Sache sind, dann wüssten wir: Diese Leute sind echt.“

Credit: Lisa Johnson

Was meint ihr? Wird der Softwarekonzern denken: Hey, damit wird unser Name verbreitet, alles Promo, alles gut, selbst wenn andere mit unserem geistigen Eigentum Geld verdienen? Die Band hat ja nur die Shirts mit Aufdruck zur Verfügung gestellt, die kann nichts dafür, wenn Fans das auch anziehen? Natürlich nicht. Napster lassen Offspring am 2. Juni 2000 tatsächlich eine Unterlassungsklage zukommen. Die Band verteidigt sich mit dem Argument, dass sie das Logo ja lediglich mit ihren Fans „geteilt“ habe – und greift damit punktgenau das faktisch falsche Argument der Firma auf. Damit dürfte klar sein, dass hinter Napster nicht die Philosophie der freien Verteilung von Kulturgütern steckt. Napster ist entstanden als handliches Kopierwerkzeug und hat nachher ein Geschäftsmodell daraus gemacht und Geld mit dem geistigen Eigentum anderer Leute verdient. Folgerichtig muss Napster im Juli 2001 das gesamte Netzwerk abschalten.

Einigung, notgedrungen

Immerhin hält der Streit mit The Offspring nicht lange an, zumal Napster bei aller Beliebtheit mit ihrer Unterlassungsauffordung angesichts der laufenden Klagen von Metallica, Dr. Dre und der RIAA (Recording Industry Association of America) vor einem PR- und Glaubwürdigkeitsproblem stehen. Schon am 5. Juni verkünden Shawn Fanning und Offspring-Chef Dexter Holland, gemeinsam bessere Shirts zu vertreiben und die Erlöse an ein Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder zu spenden.

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Zeitsprung: Am 13.4.2000 verklagen Metallica den Filesharing-Dienst Napster

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