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Popkultur

Zeitsprung: Am 25.2.1973 erscheint „Billion Dollar Babies“ von Alice Cooper.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 25.2.1973."

von Christof Leim

Am 25. Februar 1973 veröffentlicht die Alice Cooper Band ihren Klassiker Billion Dollar Babies mit Songs über Horror, Sex, Nekrophilie und die Angst vor dem Zahnarzt. Das langt für Platz eins in den USA und jede Menge Ärger mit der besorgten Öffentlichkeit.

Hört euch hier das Album an:

Die Siebziger fangen gut an für die Alice Cooper Band: Mit Love It To Death (1971), Killer (1971) und School’s Out (1972) landen sie gleich drei Treffer hintereinander, die die Hitsingles I’m Eighteen, Under My Wheels und School’s Out abwerfen. Die Fans lieben die Band nicht nur wegen großartiger Rocksongs, sondern auch wegen der abgefahrenen Bühnenshows und ihres generell kontroversen, also unterhaltsamen Auftretens.

Wilde Zeiten

Die ursprüngliche Alice Cooper Band: Neal Smith, Vincent Furnier a.k.a. Alice Cooper, Dennis Dunaway, Michael Bruce, Glenn Buxton (v.l.)

Es gilt die zeitlose Regel: „Was die Eltern für bescheuert halten, finden die Kids toll. Wie es sich gehört.“ Damals zeigt sich die amerikanische Gesellschaft ohnehin gespalten: Auf der einen Seite steht die konservative Generation, die gerade den Republikaner Richard Nixon zum Präsidenten gewählt hat. Auf der anderen Seite wirkt die Gegenkultur der Sechziger weiter mit ihrer Stimmung von Aufbruch und Befreiung. Und mittendrin veröffentlichen Alice Cooper ein Album über Nekrophilie, Horror, sexuelle Belästigung und andere Geschichten…

Damals steckt hinter dem Namen Alice Cooper noch eine Band, nicht der gleichnamige Sänger als Solokünstler. Die fünf Musiker, die sich schon aus Schulzeiten kennen, arbeiten für ihre sechste Platte wieder mit Produzent Bob Ezrin, und weil sie es sich mittlerweile leisten können, belegen sie gleich drei Studios in New York, Connecticut und London. Die bisherigen Erfolge inspirierten auch den Albumtitel, wie Alice Cooper (der Sänger) später erklärt: „Billion Dollar Babies war ein Witz über uns selbst. Wie kann es sein, dass wir vor zwei Jahren noch in einem Keller gehaust haben und jetzt die Nummer-eins-Band sind, der Geld nachgeschmissen wird?“ Der Text zum Song Billion Dollar Babies klingt allerdings eher nach einer der üblichen Alice-Schauergeschichten.

Keine Kuscheltexte

Die Platte beginnt mit Hello Hooray, das im Original von dem kanadischen Singer/Songwriter Rolf Kempf stammt. Raped And Freezin’ erzählt eine Geschichte von sexueller Belästigung eines jungen Mannes durch eine ältere Frau in der Wüste, und Elected gab es schon in einer frühen Form auf Pretties For You (1969). Im Wahlkampf damals kann die Single punkten. Lustig wird’s bei Unfinished Sweet: Hier thematisiert Alice Cooper einen Zahnarztbesuch – bescheuert, aber cool. No More Mr: Nice Guy hat Cooper angeblich über die Reaktionen geschrieben, die seiner Mutter in ihrer Kirche entgegenschlugen, als die musikalischen Aktivitäten ihres Sohnes bekannt wurden. Kuschelig wird’s dann zum Abschluss: In I Love The Dead geht es genau… darum.

Vier Singles wurden aus dem Album ausgekoppelt.

Musikalisch spinnen Alice Cooper dabei den Classic-Rock-Sound der vorherigen Alben fort, blicken aber immer über den Tellerrand hinaus und bauen Bläsersätzen, freakige Sprechpassagen, sogar Anmutungen von Tango und Cabaret ein. Als Gäste sind unter anderem Gitarrist Marc Bolan (T. Rex) und Sänger Donovan zu hören, der das Falsett im Chorus von Billion Dollar Babies übernimmt.

Erfolg auf ganzer Linie

Elected, Hello Hooray, Billion Dollar Babies und No More Mr. Nice Guy werden als Singles veröffentlicht, alle erreichen sie die Charts. Das Album schießt auf Platz eins in den USA, erhält im gleichen Jahr noch eine Goldauszeichnung und etabliert die Band endgültig als Rockstars. In Deutschland erreicht die Scheibe einen bemerkenswerten neunten Platz. Auf der äußerst erfolgreichen Tour zieht die Combo natürlich alle Register und heuert sogar einen einen Trickkünstler als Berater an. Allabendlich kämpft Alice Cooper dann mit Puppen, Plastikbabys und einem Zahnarztbohrer, und natürlich wird er mit einer Guillotine geköpft. Heute noch stellt Billion Dollar Babies die meisten Songs in des Meisters Setlisten, übertroffen lediglich durch Welcome To My Nightmare (1975). Nur das Stück Mary Ann wurde noch live gespielt.

Alice Cooper auf der Tour zu Billion Dollar Babies. Credit: Hunter-Desportes.

Die Erfolgswelle hält aber leider nicht lange an: Nach Muscle Of Love, das noch im gleichen Jahr rauskommt, bricht die Band auseinander, und Alice Cooper wird zum Solokünstler. Dabei produziert er allerdings nicht weniger Geschichten, Skandälchen und großartige Rockalben.

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Zeitsprung: Am 5.6.1977 gibt es einen Todesfall bei Alice Cooper – wegen einer Ratte.

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