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Popkultur

Zeitsprung: Am 26.11.1968 spielen Cream ein enttäuschendes Abschiedskonzert.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 26.11.1968.

von Christof Leim und Tom Küppers

Schon abgefahren: Da tun sich Mitte der Sechziger drei Ausnahmemusiker zusammen, ziehen mal eben die Rockmusik auf links, um sich nur zwei Jahre später wieder aufzulösen. Da verwundert es kaum, dass auch die Abschiedsshow von Cream zur Legendenbildung beiträgt.


Hört hier in die besten Songs von Cream rein:

Klickt auf „Listen“ für das ganze Programm.

Bereits 1966 deuten Schlagzeuger Ginger Baker, Bassist Jack Bruce und Gitarrist Eric Clapton mit ihrem Debüt Fresh Cream ihr immenses musikalisches Potenzial an. Das keine zwölf Monate später veröffentlichte Disraeli Gears (1967) geht heutzutage als früher Vorbote des Hard Rock durch, nicht zuletzt dank des epischen Klassikers Sunshine Of Your Love. Der Song erweist sich auf beiden Seiten des Atlantiks als kapitaler Hit, der die Musiker in die Superstar-Liga befördert.



Doch schon mit dem dritten Album Wheels Of Fire (1968) lassen Cream die Bombe platzen und verkünden ihre Auflösung. Nach dem Ende einer anstehenden US-Tournee mit 19 Terminen, bei der teilweise Deep Purple eröffnen, wollen sie noch zwei Shows in Großbritannien spielen, dann soll Schluss sein Der Auftritt in der heimischen Royal Albert Hall zu London am 26. November 1968 wird somit zum großen Abschiedskonzert auserkoren.



Schon das Vorprogramm kann sich sehen lassen: Es spielen das irische Trio Taste, angeführt von einem jungen Rory Gallagher an den sechs Saiten, und die aufstrebenden Progressive-Rocker Yes, die seinerzeit noch nicht mal ihr Debüt aufgenommen haben. Im Mittelpunkt steht natürlich der Headliner, und selbstverständlich werden die letzte und die vorletzte Show am Vortag mitgeschnitten. Doch Cream können ihrem legendären Status an beiden Abenden nicht vollständig gerecht werden.



Zum einen treten genau die Differenzen zum Vorschein, wegen derer sich die Band auflöst. Clapton hatte schon früh bemängelt, dass sich die drei Könner nicht in ausreichendem Maße gegenseitig zuhören. Speziell Bruce und Baker fokussieren sich mehr und mehr auf ihr internes Duell um die Rolle der musikalischen Vorherrschaft. Der Bassist nutzt hierbei die Vorteile der sich rasant entwickelten Verstärkertechnik und fährt mittlerweile gleich drei Marshall-Türme auf. Baker haut daraufhin um so fester auf die Pauken, was Clapton stellenweise so sehr nervt, dass er einfach aufhört mitzuspielen. Gegen Ende ihrer Laufbahn sei es einzig und allein um Angeberei gegangen, bemängelt der Gitarrist.



Ganz so schlimm eskaliert es bei ihren letzten Auftritten zwar nicht, dennoch gehören Covers wie Sitting On Top Of The World oder der Robert Johnson-Klassiker Cross Road Blues ebenso wenig zu den großen Cream-Sternstunden wie die dargebotenen Versionen von beliebten Eigenkompositionen wie White Room, Politician und Sunshine Of Your Love. Nur neun Stücke stehen auf der Setlist, die den Musikern wie üblich vor allem als Ausgangspunkt für ausgedehnte Improvisationen dienen, ein überlanges Schlagzeugsolo von Ginger Baker inbegriffen. Der Drummer selbst gibt hinterher unumwunden zu: „Wir waren eigentlich besser.“ Der ursprüngliche Plan eines Live-Doppelalbums vom Abgesang wird wenig überraschend wieder verworfen.

Am 5. Februar 1969 erscheint stattdessen die nur 30 Minuten lange Platte Goodbye mit drei Mitschnitten vom Konzert in Los Angeles am 19. Oktober sowie drei neuen Studiotracks, darunter Badge, das Clapton mit seinem Kumpel George Harrison geschrieben hatte. Das Interesse an Cream scheint ungebrochen, denn in Großbritannien reicht das für einen ersten Platz in den Charts, in den USA für Rang zwei und hierzulande für Platz neun.

Das Abschiedsalbum von Cream: Die Liveaufnahmen der letzten Show war dafür nicht gut genug

Die zugehörigen Filmaufnahmen werden zum ersten Mal im Januar 1969 von der BBC ausgestrahlt. Im Laufe der Jahre tauchen etliche in Länge und Inhalt gänzlich unterschiedliche Versionen auf, deren Qualität sich der mediokren musikalischen Darbietung der Protagonisten anpasst. Kameraführung und Schnitte entsprechen nicht unbedingt dem, was man von anderen Aufnahmen aus dieser Zeit kennt, psychedelische Effekte hin oder her. Bild und Ton laufen mehr als einmal nicht synchron, beim Drumsolo scheint sich der Drummer in Lichtgeschwindigkeit umzuziehen, weil er ständig andere Klamotten trägt. Hier wurden offensichtlich Szenen von unterschiedlichen Abenden unachtsam zusammengestückelt. Erst die 2005 veröffentlichte DVD-Version bringt ein wenig Linderung. In diesem Jahr finden sich die drei Haudegen auch kurz für eine erfolgreiche und lukrative, aber kurzzeitige Reunion zusammen. Jack Bruce stirbt 2014.

Zeitsprung: Am 17.3.1969 veröffentlichen Cream ihren Song „Badge“.

 


 

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