Popkultur
Zeitsprung: Am 28.4.1989 heiratet Jon Bon Jovi seine Jugendliebe – heimlich.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 28.04.1989.
von Andrea Leim und Christof Leim
Ganz heimlich fliegen Superstar Jon Bon Jovi und seine Highschool-Freundin Dorothea Hurley am 28. April 1989 nach Las Vegas, um zu heiraten. Etwa die Hälfte seiner Fans findet das zunächst nicht so gut, sein Management auch nicht…
Es klingt fast nach dem Drehbuch einer Hollywood-Schnulze: Junge lernt Mädchen in der Schule kennen, sie verlieben sich. Junge wird zum Rockstar, die Beziehung zerbricht daran. Junge geht mit Models und Schauspielerinnen aus, kann sein Schulmädchen aber nicht vergessen. Also klopft er wieder an ihre Tür, erobert sie zurück und heiratet sie. Und dann leben sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Hach. Sowas gibt es nur im Film – und im Leben von Jon Bon Jovi und seiner Frau Dorothea Hurley.
Hört hier die größten 80er-Hits von Bon Jovi:
Los geht die schöne Geschichte 1980 in einer Schulstunde: John Francois Bongiovi Jr. lernt im Geschichtsunterricht seine Mitschülerin Dorothea Hurley kennen, die zu dem Zeitpunkt noch mit einem seiner Kumpels befreundet ist. Doch der schreibt sich bei der Navy ein, also ergreift John seine Chance: „Er hat die Stadt verlassen“, erinnert sich der Musiker später in einem Interview. „Ich habe ihm danach drei Wochen Zeit gegeben, bevor ich mit Dorothea ausgegangen bin. Damit war die Sache besiegelt.“
An Johns Seite
Aus John Francois Bongiovi Jr. wird in den nächsten Jahren Jon Bon Jovi. Der Sänger macht im gleichen Jahr seine erste professionelle Aufnahme (ein Duett mit R2-D2!) und schreibt fleißig Songs. Dorothea ist an seiner Seite, als das Lied Runaway 1983 einen Radiowettbewerb gewinnt und Jon kurz darauf mit David Bryan, Richie Sambora, Alec John Such und Tico Torres die Band Bon Jovi gründet. Die Jungs unterschreiben einen Plattenvertrag, veröffentlichen ihr Debütalbum und gehen im Vorprogramm der Scorpions und Kiss international auf Tour.
Doch die junge Liebe hält den ewigen Pausen nicht stand (nochmal: Hach!), Dorothea verspürt wenig Lust, ständig auf ihren Freund zu warten. Nach vier Jahren trennt sich das Paar, Jon bandelt vorübergehend mit Schauspielerin Diane Lane an.
Diane with musician Jon Bon Jovi posing for a portrait in 1985 in New York City. They were a couple at the time! #fbf #dianelane #jbj #jonbonjovi #WHATACOUPLE #80s pic.twitter.com/JoXLfdPdK1
— Best of Diane Lane 👑 (@bestoflane) 4. Mai 2018
Weil der Rockstar sein Highschool-Sweetheart aber nicht vergessen kann (Doppel-Hach!), beendet er die kurze Liebelei mit Lane (die sich daraufhin Gitarrist Richie Sambora geschnappt haben soll) und macht sich auf den Weg zur Rückeroberung Dorotheas. „Ich bin zu ihr nach Hause gefahren und hab die ganze ‚Bitte komm zu mir zurück!‘-Nummer abgezogen. Glücklicherweise hat sie das überzeugt.“
Keine Zeit verlieren
Mit den Alben Slippery When Wet (1986) und New Jersey (1988) landet die Band zwei Nummer-eins-Megaerfolge hintereinander, Bon Jovi stehen damit Ende der Achtziger auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Jeden Abend spielt die Band vor Zehntausenden von Fans, und geschätzt die Hälfte will dem Frontmann an die Wäsche. Doch der entscheidet sich, die Sache mit Dorothea endlich zu besiegeln. Nach drei aufeinander folgenden Konzerten im Forum in Los Angeles (25.-27. April 1989) überlegt sich der Sänger gar nicht erst lange, wie er um die Hand seiner Freundin anhalten soll. Er steht am einzigen freien Tag, dem 28. April, im Hotelzimmer am Fenster und sagt plötzlich zu ihr: „Ich habe eine Idee. Warum heiraten wir nicht jetzt sofort?“ Obwohl Dorothea ihn erst für verrückt erklärt, willigt sie schließlich ein. Das Paar steigt in ein Flugzeug und jettet nach Las Vegas, die Stadt der Ruck-Zuck-Hochzeiten.
Um 23.45 Uhr erscheinen beiden samt Pastor George L. Cotton an der Graceland Wedding Chapel, die sich das Paar wegen der Verbindung zu Elvis ausgesucht hat. Ohne musikalische Begleitung, in Jeans und Lederjacke, unter freiem Himmel und mit einem Taxifahrer als Zeugen heiraten Jon Bon Jovi und Dorothea Hurley gegen Mitternacht. Auf der Heiratsurkunde ist deshalb auch der 29. April als Datum vermerkt.
Noch in der gleichen Nacht kehrt das Paar zurück nach Los Angeles, es ist Samstag, abends spielt Jon ein Konzert in Mountain View. Bereits am Montag gibt es erste Berichte über die Hochzeit, Abertausenden von meist weiblichen Fans bricht ein bisschen das Herz. Manager Doc McGhee reagiert stinksauer. „Er hat getobt: Amerikas begehrtester Junggeselle ist jetzt verheiratet! Kein guter Karriereschritt!“, berichtet Jon Bon Jovi. Und nicht nur McGhee über diese heimliche Hochzeit: Die Familien des Paares, Freunde und sogar die Plattenfirma zeigen sich ungehalten – die einen, weil sie nicht dabei sein konnten, die anderen, weil sie negative Auswirkungen auf die Plattenverkäufe befürchten. „Ich musste mir ganz schön was anhören“, erinnert sich der Musiker. „Die Band, meine Eltern, Doc – sie alle waren angepisst. Ich habe ein paar Tage gebraucht, bis mir klar wurde, dass es mich einen Scheiß kümmert, was die anderen denken.“
Symbolfigur für lang verheiratete Rockstars
Offensichtlich zu Recht: Dorothea und Jon sind immer noch verheiratet, haben vier Kinder, arbeiten zusammen und gelten als Vorzeigepaar des Showgeschäfts. Selbst wenn er zugibt, in all den Jahren seine „Aussetzer“ gehabt zu haben, sagt er deutlich, dass man niemals über ihn lesen werde, dass er eine Affäre habe oder eine zweite Familie am anderen Ende der Stadt. „Ich bin irgendwann zur Symbolfigur für lang verheiratete Rockstars geworden. Aber damit kann ich gut leben, weil ich glücklich bin.“
Übrigens: Der Musiker verriet vor einiger Zeit, dass eigentlich alle seine Balladen von Dorothea inspiriert sind. „Sie ist die Muse für die ganzen klebrigen Schnulzen, die ich schreibe. Das ist doch offensichtlich.“ Im Video zu Born To Be My Baby von 1988 ist sie sogar kurz zu sehen, als sie ihren – damals noch – Freund im Studio besucht und er sie in den Arm nimmt. Da sagen wir doch nochmal leise: Hach.
Zeitsprung: Am 24.12.1980 kann man Jon Bon Jovi mit R2-D2 singen hören.

Popkultur
Als Led Zeppelin facettenreicher wurden: „Houses Of The Holy“
Vier durchnummerierte Platten brauchten Led Zeppelin, um die Spitze des Rockolymp zu erklimmen. Auf ihrer fünften Veröffentlichung Houses Of The Holy schlugen die Briten experimentierfreudigere Pfade ein — mit großem Erfolg. Den Titeltrack mussten sie allerdings auf das nächste Album verschieben.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Houses Of The Holy von Led Zeppelin anhören:
Pause? Für Led Zeppelin ist das zu Beginn ihrer Karriere ein Fremdwort. In gerade einmal drei Jahren veröffentlichen die Briten vier legendäre Alben, touren mehrfach um den Globus und spielen weltweit vor ausverkauften Häusern. Großbritannien, Nordamerika, Japan, Australien — und wieder von vorn. Ein wenig zur Ruhe kommen Led Zeppelin erst 1972, als sie mit der Aufnahme ihres fünften Albums Houses Of The Holy beginnen. Die Gruppe schlägt darauf experimentellere Wege ein und setzt auf aufwändige Arrangements und neue Einflüsse statt auf schnodderigen Hardrock-Sound. Doch wie genau kam es zu dieser Typveränderung — und hatten auch die Fans Freude an den neuen Led Zeppelin?
Houses Of The Holy: Ein Album unter anderen Umständen
Anfang der Siebziger ist das Bankkonto von Led Zeppelin bereits gut gefüllt — so gut, dass sich Gitarrist Jimmy Page und Bassist John Paul Jones ihre eigenen Heimstudios einrichten. Zum ersten Mal können die beiden Musiker ihre Ideen in aller Ruhe aufnehmen, noch einmal hören, bearbeiten und ergänzen. Dadurch werden die Songs ausgeklügelter als sonst — weg vom Bluesrock, hin zum AOR, wenn man so möchte. Als Led Zeppelin mit den offiziellen Aufnahmen von Houses Of The Holy beginnen, sind die vier Musiker deutlich besser vorbereitet als bei ihren vorherigen vier Alben. Zu gut, wie es scheint, denn die Band spielt mehr Songs ein als auf die Platte passen.
Während der Sessions zu Houses Of The Holy sammeln Led Zeppelin so viel Material, dass sie ein paar ihrer neuen Kompositionen für später aufbewahren müssen. Das betrifft zum Beispiel den Song Walter’s Walk, der erst 1982 auf der Zusammenstellung Coda erscheint. The Rover und Black Country Woman packen die Briten auf ihr sechstes Album Physical Graffiti (1975). Besonders kurios: Sogar den Titeltrack verschieben Led Zeppelin auf später, sodass der Song Houses Of The Holy nun nicht auf dem Album Houses Of The Holy zu finden ist, sondern ebenfalls auf dem Nachfolger Physical Graffiti. Trotzdem klingt Houses Of The Holy stimmig — auch wenn „Led Zep“ darauf einige Experimente wagen.
Da wäre zum Beispiel die Funk-lastige Nummer The Crunge, die man den Briten vorher wohl nicht unbedingt zugetraut hätte. Auch das Reggae-beeinflusste Stück D’yer Mak’er klingt nicht wie ein typischer Led-Zeppelin-Song. Genau das war das Ziel, wie Gitarrist Jimmy Page in dem Buch Light & Shade: Conversations With Jimmy Page erklärt: „Auch wenn alle ein zweites Led Zeppelin IV wollten: Es ist sehr gefährlich, sich selbst zu kopieren. Ich werde keine Namen nennen, aber jeder kennt Bands, die sich ewig wiederholen. Nach vier oder fünf Alben sind sie ausgebrannt. Bei uns hingegen wusste man nie, was als nächstes kommt.“
Eine Tour der Superlative — und der anschließende Burnout
Das gilt auch für die Tour zu Houses Of The Holy, mit der Led Zeppelin einmal mehr neue Live-Show-Maßstäbe setzen. Laser, Discokugeln, aufwändige Outfits, Pyrotechnik: Die britischen Rocker lassen sich nicht lumpen und feuern auf ihrer insgesamt dreimonatigen Tour aus allen Rohren. 55 Konzerte geben Led Zeppelin, darunter auch in Nürnberg, München, West-Berlin, Hamburg, Essen und Offenburg. Überall feiert wird die Band gefeiert; später ist sogar die Rede davon, dass die Tour der technische Höhepunkt der Gruppe gewesen sein muss. Doch der Preis ist hoch: Nach der Konzertreise sind Led Zeppelin so fertig, dass sie eine fast zweijährige Pause einlegen.
Was die Verkaufszahlen und den Erfolg von Houses Of The Holy betrifft, geht die Platte im Vergleich zum direkten Vorgänger Led Zeppelin IV beinahe unter. „Nur“ elffaches Platin gelingt den Briten bis heute mit dem Album; bei Led Zeppelin IV ist es mehr als doppelt so viel und auch der Houses Of The Holy-Nachfolger Physical Graffiti kann insgesamt 16 US-Platinveredelungen abräumen. Dennoch: Led Zeppelin zeigen sich auf Houses Of The Holy von ihrer erwachsenen Seite und das kommt an. Drei Alben bringen die Briten anschließend noch raus, bis der Tod von Schlagzeuger John Bonham die Karriere der Gruppe im Jahr 1980 beendet. Doch das ist wieder einmal eine andere Geschichte.
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5 Dinge, die ihr über John Paul Jones von Led Zeppelin noch nicht wusstet
Popkultur
Zeitsprung: Am 28.3.1985 tritt Alicia Keys zum ersten Mal im TV auf. Sie ist 4.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 28.3.1985.
von Timon Menge und Christof Leim
Mehr als 150 Preise gewinnt Alicia Keys im Lauf ihrer Karriere, darunter 15 Grammys. Ihre Premiere im Showgeschäft feiert sie allerdings am 28. März 1985 in einer TV-Serie – mit vier Jahren.
Hier könnt ihr euch Here anhören:
Übernachtungsparty! Die kleine Tochter der Familie hat ihre Freunde und Freundinnen eingeladen, alle sind bestens gelaunt, vor allem als sie reihum mit dem Herrn Papa Rodeo spielen. Die Regeln: Wer sitzen bleibt, gewinnt. Ein Mädchen mit Lockenkopf kann sich trotz wildester Bewegungen halten und geht als Siegerin hervor. Vier Jahre alt ist die junge Schauspielerin in dieser Szene der Bill Cosby Show, ihr Name lautet Alicia Cook. Damals kennt sie niemand, heute schon…
In den Achtzigern kann man sich ein Fernsehprogramm ohne die Familie Huxtable kaum vorstellen. In acht Staffeln thematisiert die Sitcom das Leben einer afroamerikanischen Familie aus der Mittelschicht, die sich mit alltäglichen Situationen und Problemen auseinandersetzt. Dass dieses Format auch bei der weißen Bevölkerung gut ankommt, ist zu jener Zeit noch nicht selbstverständlich. Den Familienvater Dr. Heathcliff Huxtable gibt Schauspieler Bill Cosby, nach dem die Sendung auch benannt ist. (Heute ist Cosby weltweit und zurecht in Ungnade gefallen, weil er wegen dreifachen sexuellen Missbrauchs zu mehreren Jahren Haft verurteilt wird. Aber das ist eine andere, unschöne Geschichte.)
Wer ist Alicia Cook?
Diese kleine Alicia Cook, die da einen Gast der Übernachtungsparty der kleinsten Huxtable-Tochter Rudy spielt, lernen wir Jahrzehnte später unter einem anderen Namen kennen: Alicia Keys. Mit dem Auftritt in der Show feiert sie sozusagen ihren Einstand im Showgeschäft. Hier könnt ihr euch den Ausschnitt mit ihr angucken:
In einem späteren Interview mit der Teleschau erzählt Keys: „Ich erinnere mich vor allem daran, dass es ein wahnsinnig langer Tag war. Bis das alles abgedreht war, war es später Abend – und ich und die anderen Kinder waren so müde, dass wir irgendwann einfach auf dem Sofa eingeschlafen sind. Aber ich erinnere mich auch daran, dass es extrem witzig war. Bill Cosby war super. Und hey, immerhin habe ich beim Reite-Spiel auf seinem Knie gewonnen.“
Nur der Anfang
Gewinnen wird Keys nachher noch so einiges, nämlich mehr als 150 Auszeichnungen und 14 Platinschallplatten (allein in den USA). Mit Alben wie Songs In A Minor (2001), The Diary Of Alicia Keys (2003), As I Am (2007) und The Element Of Freedom (2009) räumt sie in den 2000er Jahren wirklich alles ab. Wer hätte 1985 gedacht, dass aus der kleinen Alicia Cook einer der größten Popstars des 21. Jahrhunderts wird?
Zeitsprung: Am 7.9.1984 sind die Jacksons auf Tour und Janet brennt durch.
Popkultur
Zeitsprung: Am 27.3.1970 veröffentlicht Alice Cooper „Easy Action“.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 27.3.1970.
von Bolle Selke und Christof Leim
Die Rock’n’Roll-Welt steht nicht gerade in Flammen für die Alice Cooper Band, als sie am 27. März 1970 ihr zweites Album Easy Action veröffentlicht. Das könnte nicht zuletzt an der lustlosen Produktion liegen. Trotzdem bietet sich hier ein perfektes Zeitdokument einer sich entwickelnden Band, das man fast als Vorproduktion für den Meilenstein Love It To Death im folgenden Jahr ansehen könnte.
Hier könnt ihr euch Easy Action anhören:
Geneigte Fans und Hardrock-Aficionados wissen vermutlich, dass Alice Cooper für eine Band steht, die sich 1975 auflösen wird. Erst danach adaptiert deren Sänger Vincent Furnier den Namen und wird so zu einem hochgeschätzten Heavy-Metal-Entertainer und Gottvater des Shock Rock.
Psychedelische Scheißmusik
1970 allerdings stehen solche Superlative noch in weiter Ferne. Die Truppe schraubt an ihrem zweiten Album, das ebenso wie der Vorgänger Pretties For You bei Frank Zappas Plattenfirma Straight erscheinen soll. An den Reglern sitzt David Briggs, der heutzutage vor allem bekannt dafür ist, mehr als ein Dutzend Neil-Young-Alben produziert zu haben. Schlagzeuger Neal Smith sagt später über Briggs: „David hasste unsere Musik und uns. Ich erinnere mich, dass unsere Song für ihn ‚psychedelischer Scheiß‘ waren. Wenn man mich fragt, klang Easy Action zu trocken, eher wie eine TV- oder Radiowerbung. Er half in keiner Weise beim Arrangement der Lieder oder lieferte irgendwelchen positiven Input.“ Und so wird kein einziges der Stücke von Easy Action nach der Love It To Death-Tour jemals wieder live von Cooper aufgeführt.
Nichtsdestotrotz bezeichnen manche gerade diese Scheibe als das „große unentdeckte“ Cooper-Album. Während Pretties for You eine schwierige Platte ist und Love It to Death ein Klassiker, könnte man Easy Action als das perfekte Bild einer sich entwickelnden Band ansehen. Beim ersten Stück Mr. And Misdemeanor lässt sich zum Beispiel miterleben, wie Sänger Furnier seinen bösartig klingenden Gesangsstil definiert. Alice Cooper steht später für drei Minuten lange Hits mit eingängigen Melodien und negativen Themen, welche dann gegen Ende der Alben durch längere Stücke ergänzt werden. So gesehen liefern die Rocker mit Easy Action also fast eine Vorproduktion für Love It to Death, obwohl die Band auf ersterem mehr Erfindergeist zeigt.
Unisex, roh und gewalttätig
Hinter dem Albumtitel steckt eine Zeile aus einem Lieblingsfilm von Furnier und Bassist Dennis Dunaway, dem Musical West Side Story mit der Musik von Leonard Bernstein. Zitate daraus wie „got a rocket in your pocket“ und „when you’re a Jet, you’re a Jet all the way“ werden auch bei dem Song Still No Air verwendet. Das Motiv der halbstarken Gang aus West Side Story wird auch an anderen Stellen von Alice Copper aufgegriffen. Auf dem Cover wendet sich die Band von der Kamera ab, deren unbedeckte Rücken sind nur durch ihr langes Haar bedeckt. Eine Radiowerbung von 1970 pries die Band dann auch als „unisex, roh, miteinander und gewalttätig – genau wie ihr, amerikanische Mitbürger“.
Als ob die Band den fehlenden kommerziellen Erfolg von Easy Action geahnt hätte, beginnt der letzte Song, das psychedelisch abgedrehte Lay Down And Die, Goodbye, mit den Worten des Komikers Tom Smothers: „Ihr seid der einzige Zensor. Wenn euch das, was ich sage, nicht gefällt, habt ihr die Wahl: Ihr könnt mich ausschalten.“
Die Kritiker zerreißen das Album hauptsächlich. Robert Christgau bezeichnet es im Magazin The Village Voice als „unmelodisches Singen, unmelodisches Musizieren, unmelodische Melodien und pseudomusikalischen Beton“. Erst bei Love It To Death entdeckt die Band mithilfe von Produzent Bob Ezrin den Sound für den Alice Cooper heutzutage geliebt wird…
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