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Popkultur

Zum 70. Geburtstag von Malcolm Young: Motor, Rückgrat, Perfektionist

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Malcolm Young
Foto: Martyn Goodacre/Getty Images

Am 6. Januar 2023 wäre AC/DC-Gitarrist Malcolm Young 70 Jahre alt geworden. Wir erinnern uns an einen der größten Rhythmusgitarristen, die es in der Rockmusik je gab.

von Markus Brandstetter

Malcolm Young war ein stiller Held, das unerschütterliche Rückgrat und der Motor einer Band, die wie wenige andere für Kompromisslosigkeit und Beständigkeit steht. Das Scheinwerferlicht überließ er jahrzehntelang, Konzert für Konzert, seinem Bruder Angus, der mit seinen Soli und seiner übergrößen Bühnenpersona die Frontfigur von AC/DC darstellte und das immer noch tut. Was auch passierte, Malcolm Young stand hinten, breitbeinig und unerschütterlich, die blonde Gretsch-Gitarre, “The Beast” genannt,  umgeschnallt.  „Malcolm ließ Angus und Bon ihre Arbeit machen. Er wusste, dass er der beste Rhythmusgitarrist war, den es gab. Er und andere Jungs hielten die Stellung und verankerten den Rhythmus. Das war seine Rolle, und er liebte sie“, schwärmte Megadeth-Chef Dave Mustaine in einem Nachruf von Malcolms Selbstverständnis — und trifft damit den Nagel auf den Kopf.

Von Glasgow nach Australien

Young wurde am 6. Januar 1953 im schottischen Glasgow geboren, später emigrierte die Familie nach Australien. Malcolm war das siebte Kind der Familie — und nicht der einzige Musiker. Malcolms Bruder George war ebenfalls Gitarrist und spielte bei den Easybeats. Als er als Schüler mit dem Gitarrespiel begann (er landete schnell bei der E-Gitarre), war es George, der ihm mit Rat und Tat zur Seite stand. Für Malcolm war schnell klar, dass die Schule nichts für ihn war, Rockmusik aber sehr wohl. Er brach die Schule ab. Er spielte in diversen Bands, zunächst mit mäßigem Erfolg. Er war es, der 1973 AC/DC gründete — ehe sein Bruder Angus hinzu stieß und Malcolm ihm den Posten als Leadgitarrist gab. Angus wurde zur schillernden Frontfigur in Schuluniform, Malcolm stand in Jeans und T-Shirts im Hintergrund und bildete, gemeinsam mit Cliff Williams am Bass und Phil Rudd am Schlagzeug das Rhythmus-Fundament, das nichts und niemand umwerfen konnte.

Jeder Akkord saß

Jeder Akkord, den Malcolm spielte, saß. Was er spielte, wollte gar nicht virtuos oder gar fancy sein. Dafür geradeaus und präzise nach vorne — komme, was wolle. Sein Spiel war das Fundament, auf seinen Riffs baute alles auf. AC/DC brauchte keine Wall of Sound, keine Gitarrenschichtungen. Und neu erfinden wollte Malcolm die Band auch nie — sondern perfektionieren. „Als Gitarrist, Songwriter und Visionär war er ein Perfektionist und ein einzigartiger Mensch. Er stand immer zu seinem Wort und tat und sagte genau das, was er wollte. Er war sehr stolz auf alles, was er tat“, schrieb Angus am 18. November 2017 in ihrem Nachruf auf ihren Gitarristen.

Malcolm hatte seinen unverkennbaren Sound. Der war nur ganz leicht angezerrt, er übertrieb es nie mit dem Gain. Sein Anschlag war hart, neben Powerchords spielte er auch offene Akkorde. Immer auf Anschlag, immer ins Schwarze.

Malcolm und die blonden Poster

Unvergessen sind auch seine Interviews. In einem Interview erzählte Malcolm mal staubtrocken, wie Angus und er Led Zeppelin live sahen — und gelangweilt wieder gingen. „Ich und Angus haben uns einmal Led Zeppelin angesehen. Wir sind nach ein paar Songs wieder gegangen“. Der Grund war Robert Plant: „Der Sänger war ein blonder Kerl. Ein ziemlicher Poser“. Fast dasselbe sagte Malcolm zu Lebzeiten übrigens über Kurt Cobain — von Nirvana war er also auch nicht zwingend begeistert.

Als bekannt wurde, dass Malcolm Young an Demenz erkrankt war, war die Zukunft von AC/DC offen. Wie sollte es ohne den Motor der Band weitergehen? Die Band tat das, was Malcolm wünschte: Sie machte weiter, Ersatz fand sie mit Stevie Young in der eigenen Familie. Als im November 2017 bekannt wurde, dass Malcolm Young im Alter von 64 Jahren verstorben war, war die Trauer in der Musikwelt groß. Die Welt hatte einen der größten Gitarristen des Rock verloren, der Verlust schmerzt heute noch.

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