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Popkultur

Zum 75. Geburtstag von Tony Iommi: Die wichtigsten und lustigsten Glanzmomente des Metal-Pioniers

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Tony Iommi
Foto: Joby Sessions/Total Guitar magazine via Getty Images

Wann immer die Grundfesten des Metal aufgezählt werden: Tony Iommi von Black Sabbath ist dabei. Doch die größten Glanzmomente des Gitarristen zeigen nicht nur das musikalische Genie des Briten, sondern auch seinen Humor und sein Durchhaltevermögen. Dass Sabbath bis 2017 existierten, verdanken wir nämlich ihm.

von Timon Menge

1. Zum Glück kam Tony Iommi zu Beginn seiner Karriere darauf, sich seine eigenen Fingerkuppenprothesen zu basteln.

Mitte der Sechziger hätte Tony Iommi seine Leidenschaft für die Gitarre beinahe aufgeben müssen. Zu jener Zeit arbeitete er in einer Blechfabrik und erlitt dort an seinem letzten Tag einen Arbeitsunfall, der ihn die Fingerkuppen seines Mittel- und seines Ringfingers an der rechten Hand kostete. Da er Linkshänder ist, bedient er mit seiner Rechten das Griffbrett der Gitarre. „Du wirst nie wieder spielen können“, sagte man ihm damals beim Arzt. Iommis Karriere schien beendet.

Doch ein ehemaliger Arbeitskollege inspirierte ihn. „Mein Kumpel aus der Fabrik sagte: ‚Hör dir diesen Typen an!‘ Darauf hatte ich natürlich überhaupt keine Lust. Jemanden Gitarre spielen zu hören, war so ziemlich das Letzte, was ich damals machen wollte. Aber er bestand darauf und spielte mir die Platte vor. Ich sagte ihm, dass ich das ziemlich gut finde, und seine Antwort war: ‚Er spielt mit nur zwei Fingern, weil er sich mal die Hand verbrannt hat.‘ Das hat mich völlig umgehauen.“ Der Gitarrist auf der Platte hieß Django Reinhardt — und inspirierte Iommi zum Weitermachen. Aus einer Plastikflasche und etwas Leder bastelte er sich seine eigenen Fingerprothesen, zog weiche Banjosaiten auf seine Gitarre und stimmte das Instrument runter, damit die Saiten nicht so stark unter Spannung standen. Anschließend erfand er den Metal.

2. 1970 schrieb er das Riff für den Song Black Sabbath — und trug damit eine Menge zur Erfindung des Metal bei.

Okay, wer genau den Metal erfunden hat, lässt sich heute natürlich nicht mehr mit Sicherheit sagen. Die Kalifornier Blue Cheer werden daran zum Beispiel genauso beteiligt gewesen sein wie Black Sabbath. Unstrittig ist aber, dass die Briten mit ihrem Sound einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Genres leisteten. Schon der Titeltrack und Opener ihres Debütalbums Black Sabbath strahlt eine okkulte Düsternis aus, die bis 1970 noch niemand gehört hatte. (Was es mit dem sogenannten „Teufelsintervall“ auf sich hat, erklärt euch Kollege Markus Brandstetter.) Als Inspiration für die Nummer diente übrigens der Beginn der Orchestersuite Die Planeten des britischen Komponisten Gustav Holst. Hört mal rein: Der Anfang des ersten Stücks Mars, der Kriegsbringer wird euch bekannt vorkommen.

3. Für den Sabbath-Song Paranoid schuf Iommi ein Gitarrensolo, an das man sich wohl auch in 100 Jahren noch erinnern wird.

Nur ein Album später schlugen Black Sabbath mit Paranoid (1970) den Weg in zugänglichere Gefilde ein und lieferten mit dem Titeltrack so etwas die den ersten Metal-Popsong aller Zeiten ab. „Im Grunde brauchten wir nur noch einen dreiminütigen Füller“, gab Sabbath-Bassist Geezer Butler später in einem Interview mit Guitar World zu Protokoll. „Dann ist Tony das Riff eingefallen. Ich habe schnell den Text geschrieben und Ozzy hat ihn beim Einsingen gelesen.“ Für das Solo ließ Tony Iommi die Finger flitzen und schaffte einen der ersten ikonischen Alleingänge des Metal. Als Gitarreneffekt nutzte Produzent Rodger Bain einen sogenannten Ringmodulator — den gleichen Effekt, den er für Ozzys verzerrte Stimme in Iron Man verwendete.

4. 1980 schnitzte Iommi eine Holzfigur und ließ Sabbath-Produzent Martin Birch ganz schön auflaufen.

Der britische Humor ist weltberühmt und scheint auch an Tony Iommi nicht spurlos vorübergegangen zu sein. Als Black Sabbath in den Jahren 1979 und 1980 ihr neuntes Studioalbum Heaven And Hell aufnahmen, spielte er Produzent Martin Birch nämlich einen Streich. „Ich konnte nicht anders“, erzählt Iommi im Interview mit Classic Rock. „Martin war so leichtgläubig. Ich habe mir damals ein Stück Balsaholz gekauft und eine Figur daraus geschnitzt. Dann habe ich sie in einen schwarzen Lappen gewickelt und in meiner Tasche aufbewahrt. Eines Tages öffnete ich die Tasche, ließ sie im Studio herumstehen und vergewisserte mich, dass der Kopf der Figur ein kleines bisschen herausschaute. Das hat Martin gesehen. Er fragte mich: ‚Was ist das?‘ Meine Antwort war: ‚Ach, nichts.‘ Dann habe ich die Tasche wieder geschlossen. Das hat Martin verrückt gemacht und er hat mich tagelang gefragt, was es mit der Figur auf sich hat. Irgendwann rief er: ‚Das bin ich, oder??‘ Er war wie in Schockstarre.“

5. Tony Iommi hat Black Sabbath über all die Jahrzehnte zusammengehalten.

Es gibt genau einen Musiker, der auf ausnahmslos jedem Album von Black Sabbath zu hören ist: Tony Iommi. Von der Gründung im Jahr 1968 bis zur Auflösung 2017 hielt er Sabbath (fast) durchgängig die Treue. Als Glanzmomente beschreibt Iommi die zwischenzeitlich schwierigen Phasen nicht, doch wir wollen an dieser Stelle würdigen, was er für Black Sabbath getan hat. „Der Tiefpunkt meiner Karriere waren die Versuche, in den Achtzigern und Neunzigern alles beisammen zu halten“, räumt der Brite im Interview mit Classic Rock ein. „Ich behielt den Namen Sabbath und musste viel Kritik dafür einstecken, dass ich andere Leute ins Boot holte. Ich wollte einfach nicht loslassen. Als schließlich alle außer mir weg waren, fragte ich mich: ‚Was ist passiert?‘“ Schwierige Zeiten, keine Frage. Doch Iommis Durchhaltevermögen sorgte dafür, dass es 1997 zur großen Reunion von Ozzy Osbourne, Tony Iommi, Bill Ward und Geezer Butler kommen konnte. Ihre Abschiedsshow spielte die Gruppe erst 2017 — wenn auch ohne Ward, der nur bis 2012 dabeiblieb.

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