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The Beatles – Abbey Road: Ein letztes Mal Beatlemania!

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The Beatles

Hierzulande zählen Zebrastreifen ja zu den etwas banaleren Dingen des Alltags: Hilfreich, aber jetzt auch nicht grade atemberaubend. Und Worte wie „ikonisch“ oder „legendär“ kommen dem gemeinen Betrachter beim Anblick der weißen Markierungen auf dunklem Asphalt jetzt auch nicht grade in den Sinn.

Da ist es umso erstaunlicher, dass es bei unseren britischen Freunden einen, auf den ersten Blick stinknormalen, Zebrastreifen gibt, der Touristen auf der ganzen Welt anzieht.


Höre dir hier das Album an und lies weiter:


Richtig, der Auftakt dieses Textes spielt auf den bei Beatles Fans berühmten (und bei Londoner Busfahrern berüchtigten) Zebrastreifen vor den Abbey Road Studios an. Was genau dieses Stück Straße nord-westlich von Westminster so ikonisch und legendär macht, ist das gleichnamige Album (nein, nicht „Zebrastreifen“) von John, Paul, Ringo und George, die mit ihrer Platte Abbey Road ihrer Recording-Karriere einen denkwürdigen Schlusspunkt setzten.

Am 20. August 1969 drückte George Martin das letzte Mal den Aufnahme-Knopf für unsere ehemaligen Pilzköpfe, die zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wussten, dass sie das letzte Mal zusammen im Studio stehen würden. Aber nicht nur das macht Abbey Road zu einem denkwürdigen Album und treibt zum Leidwesen der Londoner Verkehrsteilnehmer hunderte Selfie-Jäger auf dieses eine, besondere Stück Straße. Werfen wir mal einen Blick zurück…


The-Beatles---UMG-News


Keine Frage, die Jungs waren berühmt und gefragt. Kameras verfolgten jeden Schritt und jeden Streit und die Vermarktungs-Mühle mahlte gnadenlos. Kurz: Es wurde für die Beatles immer unmöglicher, einfach nur die Beatles zu sein. Mit Abbey Road sollte ein Album her, das uns wieder mit der Beatles-Magie verzaubert. Den Sound, dem die ganze Welt nur wenige Jahre zuvor verfallen ist.

Aber wo setzt man da an? Was genau ist denn dieser ursprüngliche, typische Beatles Sound? Schließlich war die Karriere der Beatles bis dato definiert durch Weiterentwicklung und Veränderung. Dementsprechend waren sich die vier selbst nicht ganz einig, wo es denn nun hingehen sollte. Paul wollte aus Abbey Road wieder ein großes, rundes Konzept á la St. Pepper machen. Groß und episch. John hingegen wollte weiter zurück. Zurück in die Zeit, in der die Beatles die guten und einfachen Songs spielten. Ohne den ganz großen Plan in der Zusammenstellung der  Songs.


The-Beatles


Und da wir es hier nicht grade mit kleinen kreativen Egos zu tun haben, musste ein Kompromiss her. So wurde die erste Seite der Platte mit den Songs im Lennon-Stil bestückt, die zweite Seite beherbergte zum größten Teil das berühmte Beatles Medley von Paul, das auf komplexeres Songwriting zurückgreift. Und so wurde Abbey Road, mehr oder minder unabsichtlich, zu einem Album, das bezeichnender für die Beatles nicht hätte sein können.

Und in was für einer Qualität! Das muss man den Liverpooler Musikern lassen… Trotz aller Reibereien und Stilumbrüche in den vorangegangenen Monaten und Jahren, legen die Beatles hier Songwriting- und Studio-Skills an den Tag, dass Profis heute noch ein wenig blass vor Neid werden. Irgendwie haben es die Beatles geschafft, den alten Vibe wieder aufleben zu lassen und mit Songs wie Octopus’s Garden, Maxwell’s Silver Hammer oder Here Comes The Sun sich selbst und dem Rest der Welt zu beweisen, dass sie es immer noch drauf haben. Gänsehaut-Garantie inklusive. Und das im hundert Prozent positivem Sinne. Die gute Stimmung bei den Aufnahmen hat wohl ihren tragenden Teil zu der Legende Abbey Road beigetragen, wie sich George Harrison später erinnert: „It was a very very happy album. Everybody worked frightfully well and that’s why I’m very fond of it!“



Aber, besonders in Zeiten der großen Vinyl Cover, hörte man nicht nur mit den Ohren. Das einfache Cover der vier Herren, die einen Zebrastreifen überqueren (im Übrigen das einzige Cover der Beatles, das weder den Namen der Band, noch des Albums trägt) wurde Objekt unzähliger Analysen, Neuauflagen, Interpretationen und teilweise echt ganz lustigen Verschwörungstheorien. Kleines Beispiel: Paul McCartney läuft barfuß und hält eine Zigarette in der rechten Hand. Und das, obwohl er Linkshänder ist. Die vollkommen logische Schlussfolgerung unserer Verschwörungstheoretiker hierbei ist, Paul sei tot und schon damals durch einen Doppelgänger ersetzt worden. Aber gut, verstehen wir diese Argumentationsketten mal als Lob dafür, wie sehr das Album auf allen Ebenen die Fans in seinen Bann gezogen hat. In das letzte große Beatles-Fieber!


The-Beatles---Eight-days-a-Week---UMG-News


Und wie schon erwähnt, obwohl George Harrison schon eine gewisse Endzeit-Stimmung bei den Aufnahmen im Urin hatte, war den Beatles in diesen Monaten in 1969 noch nicht klar, dass sie dabei sind, einen Schlussstrich unter ihre gemeinsame Studiozeit zu ziehen. Ironischer Weise findet sich zum Ende der Track-List der Titel The End. Damit war dann wohl mehr als nur das Ende des Albums gemeint. Und die letzten Zeilen möchten wir euch an dieser Stelle auch nicht vorbehalten, denn ein bisschen mehr Liebe kann die Welt ja immer gebrauchen: „And in the end, the love you take is the love you make“.


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