10 Songs von George Michael, die du kennen solltest
von Sina Buchwitz
George Michael, der eigentlich Georgios Kyriacos Panayiotou heiĂt, wird am 25. Juni 1963 in London geboren. Gemeinsam mit Wham!-Kumpel Andrew Ridgeley bricht er beinahe jeden Rekord: Das Duo verkauft allein zwischen 1982 und 1986 mehr als 30 Millionen Platten. Doch auch im Alleingang setzt er MaĂstĂ€be: Seine erste Solo-Single Careless Whisper schafft es in ĂŒber 20 LĂ€ndern an die Spitze der Charts, das DebĂŒtalbum Faith verkauft sich weltweit mehr als 25 Millionen Mal. Sein Kampf fĂŒr LGBT-Rechte und gegen AIDS sucht in den Neunzigern noch seinesgleichen. Beweis genug: Dieser Mann kann (noch) mehr als Club Tropicana, Careless Whisper und Last Christmas âŠ
1. Wake Me Up Before You Go-Go (1984)
⊠zum Beispiel Wake Me Up Before You Go-Go. Zugegeben: FĂŒr den Anfang dieser Liste hĂ€tte es viele George-Michael-Songs gegeben, die weniger klischeehaft klingen. Mit seiner beinahe grotesk-fröhlichen, marktschreierischen PositivitĂ€t muss man den Titel entweder lieben oder hassen. Michael war sich der Kitschigkeit seines Songs durchaus bewusst: âIch glaube, Go-Go ist ohne Zweifel der Wham!-Song, an den man sich am besten erinnert, weil er so viel dĂŒmmer ist als jeder andere.â
Seinen Ursprung findet das Lied in einer Nachricht, die Andrew Ridgeley im leicht angetrunkenen Zustand seiner Mutter auf dem Nachttisch hinterlĂ€sst. Sie solle ihn wecken, bevor sie zur Arbeit geht. Im Suff schreibt er aber âupâ versehentlich doppelt, macht sich einen SpaĂ daraus und verdoppelt das âgoâ gleich mit. Michael verwandelt diese Notiz kurzerhand in den wohl energetischsten Pop-Song aller Zeiten. Trotz â oder gerade wegen â seinem ĂŒberzeichneten Sound kommt der Titel gut an und wird fĂŒr die Band zum ersten US-Hit.
2. Faith (1987)
Als Wham! sich 1986 trennt, wartet die Welt gespannt auf George Michaels nĂ€chsten Schritt. Und der hat es ein Jahr spĂ€ter mit seinem DebĂŒtalbum Faith ganz schön in sich: Die gleichnamige Single wird zur bestverkauften des Jahres 1988, den selbstbewussten RockânâRoll-Sound mit Elvis-Presley-GedĂ€chtnistolle kauft man ihm gern ab. Seine sexy Performance im Musikvideo mit Sonnenbrille, Blue Jeans und Dreitagebart manifestiert seinen Stand als Frauenschwarm endgĂŒltig.
3. I Knew You Were Waiting (For Me) (feat. Aretha Franklin) (1987)
Im Laufe seiner langlebigen Karriere hat George Michael groĂartige Duette mit namhaften KĂŒnstler*innen aufgenommen (unter anderem mit Elton John und Queen). Doch eine Kollaboration ist ihm besonders im GedĂ€chtnis geblieben, berichtet er in seiner Biographie Bare: âEs hat mich sehr nervös gemacht, mit Aretha zu singen. Ich wusste, dass Aretha die Melodie nehmen und sie forttragen wĂŒrde. Das klingt natĂŒrlich groĂartig, aber die Sache sollte trotzdem irgendwie geerdet werden. Deshalb habe ich versucht, es einfach zu halten. Mein Gesang war sehr zurĂŒckhaltend im Vergleich zu dem, was sie gemacht hat.â Das Duett mit der Soul-Legende funktioniert â I Knew You Were Waiting bringt George Michael als dritte Solo-Single seinen ersten Grammy ein.
4. I Want Your Sex (1987)
âSex is natural, sex is good / Not everybody does ist, but everybody should.â Textzeilen, die im 21. Jahrhundert fĂŒr einen Pop-Song absolut typisch klingen. Doch in seinem Releasejahr 1987 sorgt I Want Your Sex fĂŒr heftige Empörung. Der Titel scheint die öffentlich-allgegenwĂ€rtige AIDS-Angst nicht nur zu belĂ€cheln, sondern sie durch den (vermeintlichen) Aufruf zur PromiskuitĂ€t sogar zu verpönen.
Viele Radiostationen in den USA weigern sich, den Song zu spielen; MTV verbannt ihn ins Nachtprogramm. Michael versucht alles, um die GemĂŒter zu beruhigen. In einem Interview erklĂ€rt er: âDer Schwerpunkt der AIDS-Kampagne liegt auf Safer Sex. Beziehungen werden völlig auĂer Acht gelassen. GefĂŒhle, Monogamie werden auĂer Acht gelassen. In I Want Your Sex geht es darum, Lust mit Liebe zu verbinden, nicht mit Fremden.â
5. Father Figure (1987)
Father Figure wird als vierte Single von Faith veröffentlicht. Der mysteriöse, vertrĂ€umtere Sound unterscheidet sich deutlich von den vorherigen Auskopplungen Faith und Hard Day. Obwohl der Titel auf das Thema Elternschaft schlieĂen lĂ€sst, geht es in Father Figure vielmehr um die groĂe Liebe. Zum romantischen RânâB-Beat besingt Michael seine(n) Liebste(n), im Refrain wird er von einem Gospel-Chor unterstĂŒtzt. In den USA gelingt dem SĂ€nger mit diesem Titel die sechste Nummer Eins.
6. One More Try (1988)
Mit One More Try zeigt sich George Michael von seiner verletzlichen Seite. Auf der Power-Ballade dĂŒrfen die 80er-typischen Synthesizer zwar nicht fehlen, doch ansonsten ĂŒberzeugt der Titel vor allem durch ZurĂŒckhaltung: Da, wo der Ăber-Song Careless Whisper heute fast wie eine Karikatur klingt und deshalb an AuthentizitĂ€t einbĂŒĂt, ĂŒberzeugt One More Try mit echtem Schmerz.
7. Freedom! â90 (1990)
Kaum ein anderer Piano-Song schafft es, so mĂŒhelos groovy zu klingen wie Freedom! â90. Im Musikvideo taucht der SĂ€nger selbst nicht einmal auf; stattdessen lĂ€sst er die damaligen Supermodels Linda Evangelista, Christy Turlington, Cindy Crawford, Tatjana Patitz und Naomi Campbell fĂŒr sich singen. Ebenfalls im Video zu sehen: Georges Lederjacke, eine Jukebox und eine Gitarre. Alle drei GegenstĂ€nde stammen aus dem Musikvideo von Faith. âYou donât belong to meâ singt Naomi Campbell, wĂ€hrend die Lederjacke in Flammen aufgeht. Ein Ă€hnliches Schicksal ereilt kurz darauf die Jukebox.
Was auf den ersten Blick lĂ€ssig wirkt, birgt einen ernsten Hintergrund: âZum Ende der Faith-Tour ging es mir miserabel, denn ich wusste ganz sicher, dass ich schwul war. Ich wollte ein wĂŒrdevolles Outing haben. Also fing ich an, mein Image zu dekonstruieren.â Wer konnte damals wissen, dass Georges Coming Out doch ganz anders ablaufen wĂŒrde âŠ
8. Praying For Time (1990)
Auf Praying For Time beweist George Michael erneut seine Stimmgewalt, sowie sein Talent als Songwriter. Zeilen wie âCharity is a coat you wear twice a yearâ sind zu Beginn des Golfkriegs 1990 eine klare Ansage. Der EnglĂ€nder selbst erklĂ€rt der Times gegenĂŒber jedoch: âDas Lied wurde nicht von einem bestimmten Ereignis inspiriert. Es ist meine Art, herauszufinden, warum es Menschen so schwerfĂ€llt, gut zueinander zu sein.â Vielleicht bezieht sich dieser Seitenhieb auch auf seine damalige Plattenfirma Sony â denn zu dem Zeitpunkt befindet sich der SĂ€nger mit Sony im Clinch und weigert sich, ein Musikvideo aufzunehmen.
9. Fastlove (1996)
Zwei Jahre vor seinem offiziellen Coming Out wagt Michael mit dem discolastigen Fastlove einen ersten VorstoĂ in die sexuelle Offenheit. Hatte er zuvor immer ĂŒber Monogamie und feste Beziehungen gesungen, spricht er auf diesem Track erstmals ĂŒber ungebundenen Sex. Laut eigenen Angaben traut sich Michael hier erstmals, sich seinen âFans zu offenbarenâ. Fastlove nutzt ein Sample von Patrice Rushens Song Forget Me Nots, welches nur ein Jahr spĂ€ter Men In Black Kultstatus verleiht.
10. Outside (1998)
1998 ist ein Jahr des Umbruchs fĂŒr George Michael: Im April wird er auf einer öffentlichen Toilette in Los Angeles wegen âungebĂŒhrlichen Verhaltensâ festgenommen. Das darauffolgende unfreiwillige Coming Out, die Verurteilung und die damit verbundenen Sozialstunden bringen ihm zwar Ărger, sorgen aber auch dafĂŒr, dass eine groĂe Last von dem SĂ€nger abfĂ€llt. Dementsprechend triumphal (und selbstironisch) klingt die erste Single nach der Verhaftung auch. Der federleichte Disco-Song Outside feiert die freie Liebe. âIâd service the community, but I already have, you seeâ, stichelt der EnglĂ€nder und man meint fast, die spitzbĂŒbische Freude in seiner Stimme hören zu können.
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Zeitsprung: Am 25.11.1984 nehmen Band Aid âDo They Know Itâs Christmas?â auf