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Popkultur

Als Lemmy und Motörhead ihren Auftritt beim Wacken Open Air 2013 abbrechen mussten

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Lemmy Kilmister HEADER
Foto: Daniel Boczarski/Getty Images

Sein Leben lang wirkte es, als sei Lemmy Kilmister unverwundbar. Doch am 2. August 2013 wurde offensichtlich, dass Drogen und Alkohol auch an dieser Rocklegende nicht spurlos vorübergegangen waren. An jenem Tag mussten Motörhead ihren Auftritt beim Wacken Open Air abbrechen — weil Lemmy nicht mehr konnte.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Aftershock von Motörhead anhören:

Spielen Motörhead oder sagen sie ihren Auftritt beim Wacken Open Air ab? Diese Frage stellten sich im Sommer 2013 zahlreiche Metalheads, denn erst im Juni hatte sich Lemmy einen Defibrillator gegen Herzrhythmusstörungen einsetzen lassen. Wenige Tage später erlitt der Brite auf der Bühne einen Schwächeanfall, stürzte und prellte sich die Hüfte. Ihre Tour mussten Motörhead damals stoppen. Doch kurz vor dem alljährlichen Treffen im deutschen Metal-Mekka Wacken gaben die englischen Rock’n’Roller Entwarnung: Wir spielen. „Mir ging es in letzter Zeit nicht allzu gut“, sagte Lemmy zu Beginn des Auftritts. „Ich stehe hier auf der Bühne, um Rock’n’Roll zu spielen und mich noch stärker fertig zu machen.“ Genau so kam es dann leider auch.

Ein Auftritt mit jähem Ende: Motörhead beim Wacken Open Air 2013

In der Rock- und Metalszene wusste man schon seit Jahrzehnten um Lemmys ungesunden Lebensstil. Wo andere mal ein Glas Whiskey trinken, schüttete der Brite die Spirituose gleich literweise in sich hinein — pro Tag. Sein Blut sei zu toxisch gewesen, um einen Alkoholentzug zu machen, lautet eine Geschichte, die Lemmy selbst gern erzählte. Die Ärzte hätten ihm davon abgeraten, weil es ihn umgebracht hätte. Es gibt wohl keine Droge, die er im Lauf seiner langen Karriere nicht ausprobiert hat. Nur von Heroin habe er die Finger gelassen, beteuerte er mehrfach in Interviews. Ewig schien es, als könne ihm all das nichts anhaben. Doch mit Ende 60 machte der Lebenswandel am Limit auch Lemmy zu schaffen. Am 2. August 2013 wurde das sehr deutlich.

Zunächst spielten Motörhead fünf Songs: I Know How To Die, Damage Case, Stay Clean, Metropolis und Over The Top. Danach legte Gitarrist Phil Campbell ein Solo ein, Lemmy konnte kurz pausieren. Einen sechsten Song schaffte die Band noch: The Chase Is Better Than The Catch. Doch danach war Schluss. Lemmy verließ die Bühne. Seine Bandkollegen spielten noch ein bisschen weiter, gingen dann aber auch. Das Publikum wusste zunächst nicht, was los war. Dann betrat Wacken-Veranstalter Thomas Jensen die Bühne und informierte die Menge über den Abbruch. „Wir sind froh, dass er überhaupt da war“, sagte er. Motörhead selbst äußerten sich am Tag danach und gaben bekannt, dass sich Lemmy aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit hätte schonen müssen.

Lemmy von Motörhead: Auf der Bühne bis zuletzt

Heute haben wir traurige Gewissheit darüber, dass der Konzertabbruch bloß der Anfang vom Ende war. Kurz nach der beendeten Show brachten Motörhead ihr 21. Album Aftershock raus. Anschließend kam es erneut zu Konzertabsagen, weil Lemmy noch immer nicht auf dem Damm war. Später nahm der Rocker noch einmal all seine Kraft zusammen, spielte viele Tourtermine (wenn auch teilweise mit verkürzten Sets), trat 2014 noch einmal in Wacken auf (diesmal in voller Länge) und veröffentlichte mit Motörhead ein letztes Album. Am 28. Dezember 2015 starb Lemmy vier Tage nach seinem 70. Geburtstag an Prostatakrebs und Herzversagen. „Dass er vor 20 Tagen noch auf der Bühne stand, ist unglaublich“, fand Motörhead-Drummer Mikkey Dee wenig später. Recht hat er.

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