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Popkultur

Check Your Head: Als die Beastie Boys zu ihren Wurzeln zurückkehrten

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BEASTIE BOYS
Titelfoto: Al Pereira/Getty Images/Michael Ochs Archives/Getty Images

Als die Beastie Boys am 21. April 1992 ihr drittes Album veröffentlichen, haben die New Yorker ihre größten Erfolge bereits hinter sich. Dennoch (oder gerade deshalb) besinnen sich die drei Musiker mit Check Your Head auf ihre Anfangstage, holen einen neuen Produzenten an Bord — und spielen echte Instrumente.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Check Your Head von den Beastie Boys anhören:

Der große Durchbruch gelingt den Beastie Boys bereits mit ihrem Debüt Licensed To Ill (1986), ihr Avantgarde-Album bringen die New Yorker 1989 mit Paul’s Boutique raus. Was soll da noch kommen, fragt sich die Hip-Hop-Gemeinde, als Mike D, Ad-Rock und MCA 1991 die Arbeit an ihrer dritten Platte aufnehmen. Am 21. April 1992 liefern die drei Musiker die Antwort. Mit Check Your Head veröffentlichen die Beastie Boys ein primitives und doch ausgefeiltes Back-To-The-Roots-Werk, auf dem sie im Wesentlichen auf vier Dinge setzen: ihren neuen Produzenten Mario Caldato Jr., ihren Keyboarder Money Mark, ihre Hardcore-Punk-Wurzeln — und echte Instrumente.

Bevor die Beastie Boys mit der Arbeit an ihrem dritten Album beginnen, müssen sie das Tor an ihrem Hauptquartier in Los Angeles reparieren lassen. Tischler Mark Ramos-Nishita taucht auf, hilft den Musikern bei ihrem praktischen Problem und die Beastie Boys entdecken das musikalische Talent des Handwerkers. Gemeinsam mit Ramos-Nishita bauen sie ihr neues G-Son Studio auf, seitdem kennen wir den ehemaligen Tischler unter einem anderen Namen: Money Mark. Schon auf Check Your Head unterstützt er die Beastie Boys zum ersten Mal am Keyboard, erst nach der Auflösung im Jahr 2012 geht er andere Wege.

Juristische Probleme sorgen für traditionelle Instrumente

Zwar engagieren die Beastie Boys für Check Your Head gleich mehrere Musiker, doch den Kern der Band bilden sie selbst: Ad-Rock spielt Gitarre, MCA übernimmt den Bass und Mike D trommelt. Dass die Drei auf Check Your Head weniger samplen und stattdessen selbst zu Instrumenten greifen, ist einem juristischen Problem geschuldet: Samples sind zu jener Zeit noch so neu, dass es bisher kein zuverlässiges Prozedere für deren Verwendung gibt. „Der Aufwand ist ziemlich hoch, weil klare Richtlinien fehlen“, gibt Mike D 1992 in einem Interview mit Uncut zu Protokoll. „Man muss es irgendwie einfach machen und dann versuchen, einen Deal auszuhandeln.“

Manchmal funktioniert das Aushandeln solcher Deals, wie zum Beispiel mit den Nachlassverwalter*innen von Jimi Hendrix. Doch Jazz-Flötist James Newton verklagt die Beastie Boys, weil sie Teile seines Stücks Choir für die erste Check Your Head-Single Pass The Mic verwenden. Was Newton nicht weiß: Die drei Hip-Hopper hatten längst 1.000 US-Dollar an das Label ECM gezahlt, um das Sample benutzen zu dürfen. Das findet dann auch das US-Bundesgericht heraus und weist Newtons Klage ab.

Check Your Head: keine Tricks, kein Glitzern

Für frischen Wind am Mischpult sorgt Mario Caldato Jr., der bereits als Toningenieur an Paul’s Boutique mitgearbeitet hatte. Besonders auffällig: Während die meisten Pop-Produktionen zu Beginn der Neunziger immer cleaner werden, setzen Caldato und die Beastie Boys bewusst auf eine raue Produktion, wie es zum Beispiel im Grunge üblich ist. „Das ist einfach so passiert, weil wir nie viel Popmusik und anderen Kram im Radio gehört haben“, gibt er im Interview mit Tape Op zu Protokoll. „Bei uns gibt es keine Tricks und kein Glitzern. Es geht nur um den rohen Rhythmus und das Spiel. Das ist das Fleisch der Musik. Für mich ist das die einfachste Art, etwas aufzunehmen.“

Als Check Your Head am 21. April 1992 erscheint, können die Beastie Boys mit der Platte zwar nicht an die Erfolge ihrer ersten beiden Alben anknüpfen, doch die drei Musiker stellen mit Songs wie Jimmy James, Pass The Mic und So What’cha Want einmal mehr ihre Vielseitigkeit unter Beweis und zitieren mit Stücken wie Time For Livin’ ihre Hardcore-Punk-Wurzeln. Manche sagen Check Your Head sogar einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die spätere Entwicklung des Nu Metal nach, was angesichts der Rock-Hip-Hop-Mischung auf der Platte nur plausibel klingt. So oder so: Bis heute zählt auch die dritte Veröffentlichung der Beastie Boys als Standardwerk des Hip-Hop.

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