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Popkultur

Chuck Schuldiner: das viel zu kurze Leben des „Godfather Of Death Metal“

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Chuck Schuldiner
Titelfoto: Catherine McGann/Getty Images

In der Rockwelt anerkannt, im Metal verehrt wie ein Gott: Chuck Schuldiner legte mit seiner Band Death wichtige Grundsteine für die Entwicklung des Death Metal. In unserem kurzen Porträt erfahrt ihr, warum er die Musik fast vorzeitig an den Nagel gehängt hätte, welche Berufswahl er alternativ getroffen hätte und wie es zu seinem viel zu frühen Tod kam.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Scream Bloody Gore von Death anhören:

Florida zu Beginn der Achtziger: Metal ist der heiße Scheiß, viele Kids stehen auf Krachtruppen wie Metallica und Slayer. Zu diesen Kids gehört auch ein junger Mann namens Charles Michael Schuldiner, der durch Kiss und Iron Maiden angefixt wurde, nun aber Bock auf etwas Härteres hat. Er greift selbst zur Gitarre, sprengt mit seiner Band Death musikalische Grenzen und veröffentlicht eins der ersten Death-Metal-Alben überhaupt. Am 13. Dezember 2001 stirbt er mit nur 34 Jahren an einem Gehirntumor. Werfen wir einen Blick auf die viel zu kurze Biografie des Musikers, der ein Genre geprägt hat, das Unwissende als „Gegrunze“ abtun.

Ein Leben für die Musik

Zur Welt kommt Chuck Schuldiner am 13. Mai 1967 auf Long Island in New York. Nach seinem ersten Geburtstag siedelt seine Familie nach Florida um, wo der kleine Chuck aufwächst. Sein erster Kontakt mit der Gitarre verläuft nicht unbedingt glücklich: Im klassischen Musikunterricht muss Schuldiner Mary Had A Little Lamb spielen, womit der angehende Metalhead nicht allzu viel anfangen kann. Fast kehrt er dem Instrument wieder den Rücken zu und schmeißt hin. Für die Kehrtwende sorgt ein privater Flohmarkt, auf dem er eine E-Gitarre entdeckt. Vater Mal und Mutter Jane unterstützen das musikalische Interesse ihres Sohnes und schlagen zu — und Schuldiner wieder in die Saiten.

Von da an bleiben Schuldiner und seine Gitarre unzertrennlich. Stundenlang verschwindet der junge Musiker in der Garage oder in seinem Zimmer und übt, übt, übt. Unter der Woche müssen Mama und Papa dem jungen Burschen ein Limit von drei Stunden setzen, damit er die Schule nicht vergisst. Das passiert später trotzdem. Schuldiner schreibt zwar gute Noten, langweilt sich im Unterricht aber fürchterlich, sodass er die erste Ausfahrt nimmt und von der High School abgeht. Später bereut er diesen Schritt und hätte die Schule gerne beendet. Seine Eltern (beide Lehrer) fallen ohnehin aus allen Wolken, als Sohnemann ihnen den Plan eröffnet.

Das Kreuz des Pioniers

„Wenn ich an meine Vergangenheit zurückdenke, kann ich nicht glauben, dass ich das wirklich getan habe“, erzählt Schuldiner 1995 in einem Interview. „Jetzt habe ich Angst deshalb und fände es cool, wenn ich meinen Abschluss gemacht hätte.“ Falls es mit der Musik nicht geklappt hätte, wäre Schuldiner wohl Tierarzt geworden, wie er verrät. “Meine Verlobte und ich haben zwei Hunde und zwei Katzen“, so der Musiker. „Sie sind wie Kinder für uns.“ Plan C wäre eine Lehre zum Koch gewesen. Zum Glück muss er auf diese Alternativen gar nicht zurückgreifen. Seine Band Death läuft gut, Schuldiner hinterlässt Spuren in der Welt des Metal — das verläuft nicht immer ohne Reibung.

Es ist wohl ein Kreuz, das Pioniere tragen müssen: Immer wieder gerät Schuldiner mit seinen Bandkollegen aneinander. Er hat seine Vorstellungen und wer zu viele Probleme macht, passt nicht dazu. Der Perfektionismus zahlt sich aus: Mit dem vierten Death-Album Human gelingt ihm der Durchbruch, auch die folgenden Platten kommen super an. Schuldiner präsentiert darauf sein ganzes Können an der Gitarre und verpasst Death einen progressiven Einschlag. „Ich mag es nicht, vorhersehbare Alben zu veröffentlichen“, gibt er 1999 im Interview mit metal-rules.com zu Protokoll, als es um eins seiner Nebenprojekte Control Denied geht. Doch noch im selben Jahr ändert sich alles.

Der viel zu frühe Tod von Chuck Schuldiner

Ein Gehirntumor. Von dieser schrecklichen Diagnose erfährt Chuck Schuldiner 1999. Er arbeitet weiter an seiner Musik, doch er muss operiert werden. Eine Krankenversicherung hat er nicht, weshalb der Musiker zunächst vor großen finanziellen Problemen steht, doch die Musik-Community unterstützt ihn. Korn, die Red Hot Chili Peppers, Trivium: Sie alle versteigern Memorabilia und geben Benefizkonzerte, um Geld für Schuldiners Behandlungen zu organisieren. Doch sein Zustand verschlechtert sich, zusätzlich zum Krebs hat er nun einen Pilz in der Lunge. Am 13. Dezember 2001 stirbt er. Er wird nur 34 Jahre alt.

Zu seiner Beerdigung erscheinen Musiker wie Dave Grohl, Mike Patton, Jason Newsted, Ville Valo, King Diamond und Corey Taylor. Das gibt nur einen kleinen Einblick, wie sehr Chuck Schuldiner die Welt der Krachmusik beeinflusst hat. Er selbst kann sich mit seiner Rolle als „Godfather Of Death Metal“ nie so recht anfreunden, wie er im Interview mit metal-rules.com verrät: „Ich denke nicht, dass ich die Lorbeeren für dieses Death-Metal-Zeug ernten sollte. Ich bin nur ein Typ aus einer Band und denke, dass Death eine Metal-Band sind.“ Das stimmt. Doch Death waren eben nicht irgendeine Metal-Band. Danke für die Musik, Chuck. Und Ruhe in Frieden.

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