Popkultur
Die musikalische DNA von Supertramp
Supertramp? So leicht deren Songs auch immer klangen, so schwierig verlief der Werdegang der Band. Die zuerst 1969 unter dem Namen Daddy gegründete Band um Rick Davies und Roger Hodgson folgte zuerst dem damaligen Progressive Rock-Hype und wandte sich nach der Umbenennung in Supertramp Album für Album dem Pop-Business zu. Das brachte großen finanziellen Erfolg mit sich, forderte aber viel Geduld und harte Arbeit von der Band ab. 1979 aber landeten sie mit ihrer LP Breakfast In America einen Riesencoup: Plötzlich hörte alle Welt dieser Band zu! Nur vier Jahre später allerdings verließ Hodgson die Band und schon wieder verschoben sich die musikalischen Parameter.
Hört hier in die musikalische DNA von Supertramp rein:
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Das Verhältnis zwischen Hodgson und Davies war nicht immer ein leichtes, wie er rückblickend eingestand. „Es gibt eine tiefe Verbindung zwischen uns, nur eben ausschließlich auf musikalischer Ebene“, resümierte er. „Wenn nur wir zwei miteinander spielen, gibt es da eine starke Empathie. Sein bodenständiger Ansatz ist sehr Rock’n‘Roll und gleicht meinen leichten, melodischen Stil perfekt aus.“ Kein Wunder: Davies war ein Kind der Arbeiterklasse, der aus der Blues- und Jazz-Musik kam, Hodgson allerdings kam aus wohlhabender Familie und liebäugelte mit Pop. Eine ungleiche Mischung, die für viele Reibereien sorgte.
Doch wo Reibung ist, da wird auch die Energie erzeugt, mit der Hits geschmiedet werden. Welche Musik die beiden Supertramp-Masterminds und ihre zahlreichen Wegbegleiter über die Jahre hinweg beeinflusst hat, erfahren wir mit Blick auf die musikalische DNA der Band.
1. Gene Krupa – Drummin’ Man
Rock’n’Roll löste auch deshalb eine Revolution aus, weil es die Menschen am unteren Ende der Gesellschaft erreichte und zu ihnen sprach. Richard „Rick“ Davies ist als Kind der britischen Arbeiterklasse und damit in mehr als einfachen Verhältnissen geboren. Seine Jugend war von Schicksalsschlägen begleitet – mit 19 Jahren musste er seinen Vater zu Grabe tragen. Die Musik wurde früh zu einer Zuflucht, als er mit acht Jahren eine gebrauchte Musiktruhe geschenkt bekam.
Zwischen den Platten des Vorbesitzers der Truhe entdeckte der kleine Rick Drummin‘ Man von Gene Krupa, dem wohl einflussreichsten Schlagzeuger der Big Band-Ära. „Es hat mich getroffen wie ein Donnerschlag“, erinnerte sich Davies. „Ich muss diese Platte rund 2 000 mal gespielt haben.“ Der US-Amerikaner Krupa, der eine ganze Generation von Rock-Drummern prägte, stellte sein Kit in den Mittelpunkt und war mit seinem druckvollen, unnachgiebigen Stil der personifizierte Rock’n‘Roll – schon lange, bevor es Rock’n’Roll in dieser Form überhaupt gab!
2. Claude Débussy – Claire de Lune
Wie anders gestaltete sich doch das Leben am anderen Ende des sozialen Spektrums! Roger Hodgson wuchs in Oxford auf und vielleicht sagt das schon alles. Nicht allerdings, dass die Kindheit und Jugend des Songwriters rosig gewesen wäre! Seine erste Gitarre bekam er mit zwölf Jahren geschenkt, sie war das Abschiedsgeschenk seines Vaters bei der Trennung seiner Eltern. Seine ersten Songs darauf schrieb Roger im Internat, wo er bald Anschluss fand und erste Banderfahrungen sammelte.
Seine bürgerliche Herkunft wirkte sich dennoch auf den Musikgeschmack des Knaben aus. Als eine Hauptinspiration nennt er heute noch den impressionistischen Komponisten Claude Débussy. „Seine Musik berührte mich tief, weil sie sich so deutlich von anderer klassischer Musik unterschied“, schwärmte er. „Freier, bunter und der Klang war so viel schöner!“ Stücke wie Claire de Lune, verriet er, hätten ihn damals zu Tränen gerührt. Nicht aber, dass Rock-Musik darüber an ihm vorbeigezogen wäre – Hodgson fuhr immer schon gern mehrgleisig.
3. The Beatles – A Day In The Life
„Die erste Band, die mich richtig packte, waren die Shadows“, erinnerte er sich in einem Interview über die Backing-Band von Cliff Richards. „Als aber die Beatles ein paar Jahre später die Bühne betraten, hat das mein Leben verändert.“ Der 1950 geborene Hodgson konnte die Karriere der Fab Four durch seine gesamte Pubertät über verfolgen. Vielleicht ein glücklicher biografischer Zufall – so wie er heranwuchs, so taten es auch John, Paul, Ringo und George. Vorbilder sollten sie allerdings immer bleiben.
„Natürlich habe ich mitbekommen, wie sie unsere ganze Kultur verändert haben und ganz bestimmt die Musikwelt gleich mit“, erklärte Hodgson. „Als Rick und ich Supertramp gründeten, wollte ich herausfinden, ob uns dasselbe möglich wäre.“ Nun ja… So ganz hat das nicht geklappt, würden wir einräumen. Dennoch: Als Songwriter-Duo hatten Davies und sein Kollege immer eine recht ähnliche Magie zwischen einander. Auch wenn Hodgson heute noch gerne erklärt, dass er der eigentliche Mastermind hinter Supertramp gewesen sei…
4. Jimi Hendrix – All Along The Watchtower
Ja, das Verhältnis zwischen Davies und Hodgson ist gelinde gesagt ein spezielles. Dabei hatte doch alles so gut angefangen! Trotz ihrer recht unterschiedlichen Hintergründe musikalischer und sozialer Art verstanden sich die beiden prächtig, als sie sich über eine von Davies geschaltete Anzeige im Musikmagazin Melody Maker kennen lernten und gemeinsam mit Richard Palmer und dem späteren Uriah Heep-Drummer Keith Baker das erste Mal im Proberaum standen. Ihr Heil suchten sie zuerst im Progressive Rock, als Namen wählten sie sich Daddy.
Ausgerechnet im beschaulichen München sollte das Quartett – Baker war zu diesem Zeitpunkt schon von Robert Millar ersetzt worden – einige ihrer ersten Gigs spielen. Viel aber stand damals nicht auf dem Programm, von den vier Stücken in ihrem Set sollen zwei Cover-Versionen anderer Stücke gewesen sein! Bei der Trackauswahl allerdings gaben sie sich Mühe, wie der Film Supertramp Portrait 1970 beweist. Die Aufnahmen aus dem PN-Club in Minga zeigen unter anderem die 10-minütige Interpretation von Bob Dylans All Along the Watchtower, das im Herbst 1968 durch die Version Jimi Hendrix‘ für immer in die Rockgeschichte eingegangen war.
5. Cressida – To Play Your Little Game
Nach einiger Findungszeit aber konnte die Band schon bald mit neuem Namen der Welt vorgestellt werden. Ihr Debütalbum Supertramp, manchmal auch bekannt unter dem Namen Now and Then, erschien am 14. Juli 1970. Während sich Davies und Hodgson bereits als Songwriter eingespielt hatten, musste Palmer die Lyrics übernehmen – und zwar alle. „Es war ein bisschen so, wie Hausaufgaben zu machen“, erinnerte er sich. Auweia.
Was die Band während einiger „magischer“ nächtlicher Sessions zusammen zimmerte, wurde von der Rock-Presse damals gut aufgenommen. Gelobt wurde vor allem das Pop-Verständnis der Gruppe, ein kleines Alleinstellungsmerkmal der LP, deren Songs mit wenigen Ausnahmen später ganz schnell aus dem Repertoire von Supertramp verschwanden. Ob es ihnen vielleicht unangenehm war, dass viele Kritiken die offensichtlichen Parallelen zur kurzlebigen britischen Prog-Rock-Band Cressida erwähnten? Die waren schließlich im Direktvergleich zwischen Songs wie It’s A Long Road von Supertramp und To Play Your Little Game kaum zu überhören.
6. Pink Floyd – Comfortably Numb
Anfang und Mitte der siebziger Jahre kam Bewegung in die Prog Rock-Szene Großbritanniens und nicht immer wurde das von Fans gutgeheißen. Genesis beispielsweise gingen ab 1975 getrennte Wege von Peter Gabriel und schlugen mehr und mehr einen poppigeren Weg ein, bis Phil Collins endgültig das Heft in die Hand nahm. Auch die großen Pink Floyd hatten schon zuvor nach dem Weggang von Syd Barrett eine Kurskorrektur vorgenommen: Die Bühnen wurden größer, die Psychedelik schwand aus ihren Alben.
Die Ambitionen aber blieben vergleichbar. Mit Alben wie The Wall – ein in Floyd-Fankreisen umstrittenes Werk – bewiesen Roger Waters und seine Kollegen, dass sie immer noch größer dachten als die meisten anderen Bands ihrer Zeit. Supertramp gingen einen ähnlichen Weg, der sich immer wieder mit dem von Pink Floyd kreuzte. Auf dem 16 ½-minütigen (!) Titeltrack ihres Album Brother Where You Bound von 1985, zwei Jahre nach dem Weggang von Hogdson, enthält ein Gitarrensolo, dessen Stil einzigartig ist. Ganz klar: Hier ist David Gilmour mit von der Partie! Die genüsslich lang gezogenen Töne kennen wir alle aus Stücken wie Comfortably Numb.
7. King Crimson – Easy Money (Live)
Es ist nicht der einzige Querverweis zwischen Supertramp und der Crème de la Crème der Prog Rock-Schule. Gründungsmitglied Richard Palmer verließ die Band zwar, als sich nach Veröffentlichung des Debütalbums Supertramp kein nennenswerter Erfolg einstellen wollte, machte aber dennoch Karriere – und wie! Bereits 1972 heuerte er bei einer Band an, die wie keine zweite das Genre geprägt hatte: King Crimson. Doch nicht etwa als Bassist, sondern als Texter! Richtig: Palmer musste wieder die Hausaufgaben erledigen…
Er tat es aber wohl gerne und der Erfolg wird ihm Recht geben: Noch heute gehören Stücke wie Easy Money vom Album Larks’ Tongues in Aspic fest zum Repertoire der wiedervereinigten Band, wie das beeindruckende Doppelalbum Live In Vienna (1 December 2016) bewies. Nicht der einzige Job als Texter, den Palmer annahm: Auch für das Italo Disco-Duo La Bionda schrieb er die Lyrics! Ein merkwürdiger Werdegang… Wie dem aber auch sei: Sein Wechsel von einer Gruppe zur anderen beweist umso mehr, wie nahe sich Supertramp und King Crimson einst standen – ganz oben auf dem Prog Rock-Olymp. Wenngleich nur für kurze Zeit.
8. Beach Boys – Good Vibrations
Denn wie bereits angedeutet wechselte die Band um Davies und Hodgson Mitte und Ende der siebziger Jahre die Richtung. Das Songwriting wurde kompakter, die Stimmung freundlicher. Pop hatte endgültig seinen Einzug gehalten! Das 1979 veröffentlichte Überalbum Breakfast In America mit Hits wie dem Titelsong oder The Logical Song bezog sich zwar noch deutlich aus der Prog Rock-Vergangenheit der Band, gab sich aber eingängiger und bescherte der Band ihren endgültigen internationalen Durchbruch.
Vor allem die Falsett-Gesänge auf Stücken wie Goodbye Stranger ließen vermuten, woher einer der Haupteinflüsse Supertramps zu dieser kamen: Natürlich aus dem Sunshine State Kalifornien! Genauer gesagt von den Beach Boys. Von Goodbye Stranger zu Good Vibrations ist es schließlich nicht weit. Tatsächlich war die Band nach den ersten Erfolgen mit Alben wie Crime of the Century, Crisis? What Crisis? und Even in the Quietest Moments… in die Heimat der Beach Boys gezogen, bis Hodgson mit seiner Familie immer mehr zurückzog und sich seinem Solo-Schaffen widmete.
9. Keith Jarrett, Gary Peacock & Jack DeJohnette – God Bless the Child
Seitdem wurden Supertramp von Davies angeführt und manchmal ging es auf und ab. Hier wurden Gerüchte einer Wiedervereinigung laut, dort gab es öffentliche Zankereien und klare Ansagen in Interviews. Hodgson spielt immer noch das Material der Band, vor allem vom Album Breakfast In America, und auch Davies führt mit langjährigen Mitgliedern wie Drummer Bob Siebenberg und dem Multiinstrumentalisten John Helliwell Stücke aus dem Katalog der Band auf, wenn es seine angeschlagene Gesundheit zulässt.
Das Tourleben gefällt ihnen anscheinend aber mehr als die Arbeit im Studio, wie ein Blick auf die Diskografie der Band nach den achtziger Jahren beweist. Das Zusammenspiel der begeisterten Jazz-Fans Davies und Halliwell entfaltet sich eben auf der Bühne am ehesten. Gelernt hat Halliwell bei den Größten: Miles Davis, Charlie Haden oder Cannonball Adderley nennt er als Einflüsse. Wenn er aber wählen müsste, würde er sich aber für das Keith Jarrett Standards Trio mit Gary Peacock und Jack DeJohnette entscheiden.
10. Tame Impala – Apocalypse Dream
Was wir bisher gesehen und gehört haben, waren die vielfältigen Einflüsse, aus denen sich die musikalische DNA von Supertramp und vor allem ihren Masterminds Davies und Hodgson herschreibt. Doch wie schreibt sich das Supertramp-Erbe weiter? Es mag kaum überraschen, dass die Band an vielen, zum Teil weit voneinander entfernten Enden der Musikgeschichte wieder auftauchte. So breit nämlich waren ihre eigenen Vorbilder aufgestellt, so abwechslungsreich die Musik, die sie darauf basierend schrieben. Im März 2005 verblüfften die Gym Class Heroes zum Beispiel gemeinsam mit Fall Out Boy-Sänger Patrick Stump mit Cupid’s Chokehold, einem Stück, das seinen Chorus von Breakfast In America lieh. Ein Rap-Track, dessen Supertramp-Refrain von einem Pop-Punker eingesungen wurde? Irre.
Da schien es schon eher stimmig, als Tame Impala zur Veröffentlichung ihres Albums Lonerism zugaben, sich Inspiration von Supertramp geliehen zu haben. Was der psychedelische Indie Rock der Band mit der Musik von Supertramp zu tun hatte, erklärte Mastermind Kevin Parker. Oder zumindest versuchte er es. „Das Gefühl von Einsamkeit, auf das ich abziele – die Musik von Supertramp ist die einzige, die diesen introspektiven Touch hat. Ihre Musik gibt mir viel. Sie ist so explosiv, hat so einen großen Sound und doch sehr inwendige Lyrics… Ich kann’s schwer beschreiben.“ Dabei spricht doch ein Song Apocalypse Dream Bände. Dort wird das Erbe von Supertramp am deutlichsten.
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Popkultur
Zeitsprung: Am 26.9.2005 starten Volbeat mit „The Strength / The Sound / The Songs“.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 26.9.2005.
von Christof Leim
Es dauert ein bisschen, bis die Welt etwas mit dem neuen Sound anfangen kann, aber irgendwann knallt’s: Mit ihrer eigenständigen Melange aus Metal, Elvis und Groove-Riffs treffen Volbeat am 26. September 2005 auf ihrem Debüt The Strength / The Sound / The Songs einen Nerv…
Hier könnt ihr das Volbeat-Debüt hören:
2001 hat der Frontmann der dänischen Death-Metal-Combo Dominus die Nase voll vom Todesgeprügel und will mehr Rock’n’Roll in seinen Metal bringen. Also gründet Michael Poulsen eine Band, die er nach dem dritten Dominus-Album Vol.Beat von 1997 benennt, auf dem der große Elvis-Fan bereits zaghafte Fifties-Einflüsse untergepflügt hatte: Volbeat sind geboren. (In der Videospielserie Pokémon gibt es ein Wesen gleichen Namens, aber wir dürfen davon ausgehen, dass das so gar nichts mit den Rockern zu tun hat.)
Die eigene Kante zählt
Die ersten Aufnahmen interessieren kaum jemanden, das zweite Demo Beat The Meat verkauft sich dann aber schon vierstellig und wird in den Magazinen Metal Hammer und Heavy oder was!? zum „Demo des Monats“ gekürt. Die großen Plattenfirmen reißen sich jedoch noch nicht um die Kapelle, Volbeat kommen schließlich bei Mascot Records aus den Niederlanden unter, die eigens das Sublabel Rebel Monster gründen – weil, so heißt es, Volbeat nicht so recht zum Rest des Portfolios passen.
Die Rückseite des Albums: So viel freie Haut gibt es auf Poulsens Arme heute nicht mehr.
Und genau liegt der Gag des Quartetts aus Dänemark: Volbeat haben einen eigenen Sound. Die Mischung aus Metal mit Rock’n’Roll und ziemlich speziellem Gesang zwischen Mina Caputo und James Hetfield klingt ungewohnt, aber dafür eigenständig. Das hat was. Die Musik klingt fett, dröhnt tief und fährt einen guten Groove auf. Das erinnert nicht selten an die frühen Life Of Agony mit mehr Black Sabbath als Hardcore. Vor allem aber die Stimme, die Gesangslinien und die vokale Rhythmik von Michael Poulsen geben dem Ganzen einen eigenen Charakter – und der ist in einem stilistisch stagnierenden Genre Gold wert.
Viel Elvis
Das Debütalbum entsteht im Sommer 2004 in anderthalb Wochen in den Hansen Studios im dänischen Ribe unter der Aufsicht von Jacob Hansen, der zum Stammproduzent der Band werden wird. Zur Mannschaft gehören damals neben Gitarrist, Sänger und Hauptsongwriter Poulsen noch die beiden Ex-Dominus-Mitstreiter Bassist Anders Kjølholm und Gitarrist Franz „Hellboss“ Gottschalk sowie (bis heute) Schlagzeuger Jon Larsen. Ein doch ungewohnt aussehendes Bandfoto von damals findet sich hier.
Die Scheibe trägt den unhandlichen, aber eigenständigen Titel The Strength / The Sound / The Songs und bietet ein paar frühe Bandschätzchen, etwa Pool Of Booze Booze Booza, das sich heute noch auf vielen Volbeat-Setlisten findet, daneben Caroline Leaving und Soulweeper. In Caroline #1 zitiert Poulsen ausschließlich Elvis-Presley-Songtitel, zum Cover des Dusty-Springfield-Klopfers I Only Wanna Be With You dreht die Combo ein Video. Auch die Grundlage für eine Fortsetzungsgeschichte findet sich hier: Fire Song und Danny & Lucy (11pm) stellen ein Liebespaar vor, dessen Schicksal auf späteren Alben weitererzählt wird.
Durchmarsch
Damit treffen Volbeat einen Nerv: Die Platte klettert auf Platz 18 der dänischen Charts, was damals kaum eine einheimische Krachkapelle schafft. Bei den Danish Metal Awards wird das Album als bestes Debüt 2005 ausgezeichnet, das deutsche Rock Hard zückt die Höchstnote 10 von 10. Nur folgerichtig spielt die Band im folgenden Sommer am 4. Juni 2006 auf dem Rock Hard Festival ihr erstes Deutschlandkonzert. Die erste Clubshow passiert am 1. September im Headbanger’s Ballroom in Hamburg.
Fortan gastieren Volbeat oft hierzulande und spielen sich generell den Arsch ab. Da werden ganz klassisch Tausende Kilometer im Van geschrubbt, dass es nur so eine Art hat. Das scheint sich rumzusprechen, denn der Name des Quartetts taucht immer öfter auf, eine Fanbase bildet sich, die zweite Scheibe Rock The Rebel / Metal The Devil erscheint 2007, und von da an geht es ab: Platz eins in Dänemark, Shows in ganz Europa, zwei Platten später springt auch Nordamerika auf die Truppe an. Heute gehören Volbeat weltweit zu den großen Rockbands. Mit The Strength / The Sound / The Songs fing der Spaß an.
Zeitsprung: Am 9.8.1994 lassen Machine Head ihr Debüt „Burn My Eyes“ los.
Popkultur
„Electric Warrior“ von T. Rex: Das erste Glamrock-Album in der Rückschau
„Glamrock starts here“ — So oder so ähnlich könnte sich ein Aufkleber auf dem fünften T. Rex-Album Electric Warrior lesen. Damals wagten Marc Bolan und seine Band einen Neuanfang und revolutionierten den Rock. Vor allem ein Song verhalf der Gruppe zu weltweitem Erfolg — auch jenseits des großen Teichs.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Electric Warrior von T. Rex anhören:
Jedes Genre hat seine Türöffner, seine Meilensteine, seine großen, großen Platten. Im Eingangsbereich der Glamrock-Ruhmeshalle prangt vor allem ein Album: Electric Warrior von T. Rex. Hieß die Gruppe von 1968 bis 1970 noch Tyrannosaurus Rex und bewegte sich vor allem im Folk, krempelte Bandleader Marc Bolan sein Baby zu Beginn der Siebziger um, änderte den Namen in T. Rex und schlug rockigere, elektrisch verstärkte Wege ein. Die Herr der Ringe-beeinflussten Schmusetöne gehörten fortan der Vergangenheit an. Besonders sichtbar wurde das bei einem Fernsehauftritt, der auch als Startschuss des Glamrock bezeichnet wird.
Electric Warrior: Das prägende Werk des Glamrock
Selten lässt sich die Grundsteinlegung einer Musikrichtung auf nur einen Moment reduzieren. Das funktioniert auch im Glamrock nicht, doch wer den Top Of The Pops-Auftritt von Marc Bolan und T. Rex am 25. März 1971 als ersten Glamrock-Gig aller Zeiten bezeichnet, liegt damit schonmal nicht daneben. So tritt Bolan an jenem Abend in einem schimmernden Satin-Anzug vor das Publikum und hat sich unter einem Auge mit goldfarbenem Glitter verhübscht. Das hatte sich vorher noch niemand getraut, noch nicht einmal Bowie. Mit dem Auftritt weist Bolan einer Jugend den Weg, die Geschlechterklischees für antiquiert hält. Wenig später legt er das passende Album nach.
Schon die ersten Töne von Electric Warrior verdeutlichen: Im Hause T. Rex weht jetzt ein anderer Wind. In Mambo Sun singt Bolan auf seine einzigartige Weise über ein lockeres E-Gitarrenriff, vielleicht, um seine Hörerschaft langsam an den neuen Stil heranzuführen. Anschließend folgt die Ballade Cosmic Dancer, einer der schönsten Songs der Rockgeschichte. Auf’s Gaspedal tritt Bolan erst danach, und zwar mit Jeepster. So klingen T. Rex nun: rockig, exzentrisch, poppig. Doch das war noch längst nicht alles. Den großartigsten Song von Electric Warrior hatten T. Rex bereits als Vorab-Single veröffentlicht. Mit Get It On soll die Gruppe ihren mit Abstand größten Erfolg feiern.
Get It On: Der Erfolgskatalysator für Electric Warrior
„Get it on / Bang a gong / Get it on“ — eine Textzeile, große Wirkung. Nicht nur, dass Electric Warrior durch Get It On auf Nummer eins der britischen Albumcharts landet und zum meistverkauften Album des Jahres 1971 wird. Nein, mit dem Song landen Marc Bolan und T. Rex auch ihren einzigen Hit in Nordamerika. Die Nummer steigt nämlich in die Top Ten der US-Singlecharts ein, was den Briten nachher nie wieder gelingt. Der Erfolg in den Staaten passt, denn auch einige Ideen für Get It On entstehen in den USA. Als T. Rex im März 1971 in New York City gastieren, bittet Bolan den Schlagzeuger Bill Legend um ein wenig Hilfe bei einer neuen Komposition: der Urfassung von Get It On.
Schon als Electric Warrior am 24. September 1971 erscheint, lösen T. Rex damit Begeisterungsstürme aus. Doch auch im Nachgang können die Briten um Bolan mit ihrem fünften Album überzeugen. Bis heute gilt die Platte als Meilenstein des Glamrock, wenn nicht als allererste Platte des Genres. Einen weiteren Mega-Erfolg landen T. Rex 1972 mit ihrer sechsten Veröffentlichung The Slider; 1973 folgt Tanx. Es ist die Phase, in der Marc Bolan die Welt gehört. Ab 1974 verliert er an Relevanz und rückt in den Hintergrund. 1977 stirbt er bei einem tragischen Autounfall. In unseren Herzen wird der „Electric Warrior“ ewig weiterleben.
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Popkultur
Zeitsprung: Am 25.9.1965 bekommen die Beatles ihre eigene Zeichentrickserie.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 25.9.1965.
von Timon Menge und Christof Leim
Mitte der Sechziger gehört den Beatles bereits die Welt. Überall verkaufen John, Paul, George und Ringo Platten ohne Ende, deshalb soll der sagenhafte Erfolg der „Fab Four“ auch auf das Fernsehen ausgeweitet werden. Am 25. September 1965 flimmert zum ersten Mal die Cartoon-Serie The Beatles über die Mattscheiben.
Hier könnt ihr euch die bekanntesten Songs der Beatles anhören:
Wenn man sich die Beatles als Zeichentrickfiguren vorstellt, denkt man vor allem an den legendären Kinostreifen Yellow Submarine. Drei Jahre zuvor läuft allerdings bereits The Beatles an; ein Cartoon im Samstagmorgenprogramm des US-Fernsehsenders ABC. Wenig überraschend: Die Serie fährt aus dem Stand sagenhafte Erfolge ein.
Die Musiker zeigen wenig Begeisterung
Hierbei erleben die gezeichneten Versionen von John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr frei erfundene, 30-minütige Abenteuer, die mit der Musik der vier Briten untermalt werden. Die Synchronstimmen stammen nicht etwa von der Band selbst, sondern von Paul Frees (John Lennon, George Harrison) und Lance Percival (Paul McCartney, Ringo Starr).
39 Episoden werden von 1965 bis 1967 gesendet. Zum ersten Mal handeln Zeichentrickfilmchen von Menschen, die tatsächlich existieren. Das Buch Beatletoons: The Real Story Behind The Cartoon Beatles analysiert die Serie; hier wird erzählt, dass die „Fab Four“ ihre animierten Alter Egos zu Beginn schrecklich finden, sich über die Jahre aber damit anfreunden. „Ich habe immer noch großen Spaß daran, mir die Beatles-Cartoons anzuschauen“, beichtet John Lennon 1972.
„So dumm und schlecht, dass sie schon wieder gut waren.“
1980 und 1987 läuft The Beatles (der Cartoon) noch einmal auf MTV, später strahlt der Disney Channel die Serie ein weiteres Mal aus. „Ich mochte die Cartoons irgendwie“, sagt George Harrison 1999. „Die waren so dumm und schlecht, dass sie schon wieder gut waren, wenn Sie wissen, was ich meine. Und ich glaube, dass die Serie mit dem Alter besser geworden ist.“
Die Produktion der Reihe hatte neben einem Herren namens Al Brodax auch ein gewisser George Dunning übernommen. Und den kennen wir doch von irgendwoher? Genau. Drei Jahre später fungiert er als Regisseur und Produzent für Yellow Submarine. Al Brodax gehört hier ebenfalls wieder zum Team, diesmal als Drehbuchautor. Doch diese Geschichte erzählen wir in einem anderen Zeitsprung.
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