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Popkultur

Ein saustarker Hit mit Folgen: „Männer sind Schweine“ von den Ärzten

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Titelfoto: Blick/RDB/ullstein bild via Getty Images

Mit ihrer Hit-Single Männer sind Schweine stellten die Ärzte die Herrenwelt ganz schön auf den Kopf. Am 3. April 1998 erschien der Song und öffnete der Band viele Türen. Durch die meisten davon gingen die Ärzte mit Begeisterung hindurch. Doch manche hätten die Berliner am liebsten wieder verschlossen.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch das Album 13 von den Ärzten anhören:

Hunderttausende verkaufte Platten, eine Indizierung, eine Tour mit den Schminkerockern Kiss, eine Trennung, eine Reunion: Anfang 1998 haben die Ärzte schon fast alles hinter sich, was man als deutschsprachige Rockband hinter sich haben kann. Doch mindestens zwei Dinge blieben den Berlinern bis Ende der Neunziger verwehrt: der erste Platz in den Albumcharts sowie eine Nummer-eins-Single. Beides sollte sich im Jahr 1998 ändern, und zwar mit der Platte 13 beziehungsweise der Single Männer sind Schweine. So richtig glücklich waren die Ärzte mit dem Song später allerdings nicht mehr, unter anderem deshalb, weil er in den falschen Kreisen landete. Inzwischen konnte sich die Band mit dem Erfolgslied aber wieder versöhnen.

Männer sind Schweine: Kleine Provokation mit großer Wirkung

Auf die Idee zu dem Song kommt Farin Urlaub im … Urlaub. „Es gab kein Schlüsselerlebnis“, verrät der wasserstoffblonde Frontmann im Spiegel-Interview. „Ich habe nicht auf den Tisch gehauen und gesagt, so, jetzt zeige ich es den Männern aber.“ Er habe das Stück später den anderen beiden Bandmitgliedern vorgespielt und man habe sich schnell darauf geeinigt, dass der Song die erste Single vom kommenden Album 13 werden solle. „Die Sache fing an, komisch zu werden, als das Stück sofort im Radio gespielt wurde“, erinnert sich Urlaub. „Früher wurden uns Singles nicht gerade aus den Händen gerissen.“ Die Berliner merken schnell: Mit großem Erfolg geht auch große Öffentlichkeit einher — und die haben die Ärzte vermutlich ein wenig unterschätzt.

Es sind Textzeilen, die provozieren sollen: „Männer sind Schweine / Traue ihnen nicht, mein Kind / Sie sollen alle das Eine / Weil Männer nun mal so sind“. Manche verstehen das, andere fühlen sich angegriffen — wieder andere feiern den Song völlig unironisch. Die Ärzte überwältigt das Ende der Neunziger. So läuft das Stück plötzlich auf dem Oktoberfest, landet in abgewandelter Version auf einigen der typischen Ballermann-Partysampler und ertönt lauthals aus den biergeschmierten Kehlen, die wohl eigentlich in völlig anderer Weise die Adressaten des Songs waren. Den Ärzten missfällt das und sie fühlen sich quasi enteignet. Jahrelang verbannen sie Männer sind Schweine von ihrer Live-Setlist. Erst 2012 spielen sie den Riesen-Hit wieder live.

Prominente Unterstützung für das Musikvideo

Für den Clip zu Männer sind Schweine setzen die Ärzte auf die Unterstützung einer der berühmtesten virtuellen Frauen der Neunziger: Lara Croft. So spielt die Band im Video zunächst ein paar Sekunden vor sich hin, bevor die Videospiel-Figur plötzlich ihre Pistole ins Bild hält und die Waffe auf den Kopf von Sänger Farin Urlaub richtet. Das Ergebnis ist eine wüste Verfolgungsjagd inklusive Schießerei, aus der die Ärzte aufgrund von Crofts Cleverness als Verlierer hervorgehen. Heute Standard, damals ganz schön aufwändig: Es handelt sich bei dem Clip um eine „Motion Capture“-Produktion, für die Tänzerin Uta Geyer die virtuelle Lara Croft per Bewegung animiert. Ganze zehn Wochen arbeiten die Ärzte und das Video-Team an dem Clip — und der Aufwand soll sich lohnen.

Mit ihrem achten Studioalbum 13 gelingt den Ärzten zum ersten Mal der Sprung auf die Pole Position der Albumcharts. Auch Männer sind Schweine bricht die bisherigen Rekorde der Berliner und stürmt Platz eins der Single-Hitparade. Die Folge sind unzählige und größere Konzerte, reichlich mediale Aufmerksamkeit (nicht nur zum Vorteil der Band) und ein ganz neues Standing in der deutschen Popmusikwelt. Farin Urlaub fasst den übermäßigen Erfolg des Songs im Spiegel-Interview folgendermaßen zusammen: „Feministinnen kaufen die Single, weil sie Männer für Schweine halten, und Männer kaufen sie, weil sie gerne Schweine sein wollen.“ Damit könnte er mehr Recht haben als den meisten von uns lieb ist.

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