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Popkultur

Metalgeschichte im Doppelpack: Zum 60. Geburtstag von Kai Hansen

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Kai Hansen
Titelfoto: Sergione Infuso/Corbis/Getty Images

Mit Helloween und Gamma Ray gründete er zwei der größten Metalbands Deutschlands. Seit mehr als 40 Jahren steht Kai Hansen auf den Bühnen der Welt und genießt mit seiner Musik einen hervorragenden Ruf. Werfen wir einen Blick auf seinen bisherigen Werdegang – und darauf, wie Helloween vorher hießen.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Helloween von Helloween anhören:

Am 17. Januar 1963 wirft der Heavy-Metal-Gott einen Blitz auf die Hansestadt Hamburg: Kai Michael Hansen erblickt das Licht der Welt. Schon als Kind nutzt er die Wäschetrommel seiner Eltern als Musikinstrument. Mama und Papa sind davon (verständlicherweise) genervt und kaufen ihrem Spross stattdessen eine Akustikgitarre. Hansen lernt schnell, später steigt er auf die E-Gitarre um. Bereits mit 15 gründet er seine erste Band — gemeinsam mit einem Herren namens Piet Sielck, der später im Text noch einmal eine Rolle spielen wird. Die große Fahrt in Hansens Leben beginnt 1983, als er und Gitarrist Michael Weikath die Gruppe Helloween gründen. Ursprünglich hieß die Band allerdings noch anders.

„Wir wollten unseren früheren Namen Iron Fist ändern“, erklärt Hansen die Namensänderung in einem Metal-Hammer-Interview von 1985. „Der wurde uns mit der Zeit zu albern und wurde zu leicht mit Motörhead in Zusammenhang gebracht. Wir wollten einen originellen einprägsamen Namen, von dem wir uns versprechen konnten, dass er bestehen bleibt.“ Bereits mit ihrem zweiten Album Keeper Of The Seven Keys Part 1 (1987) stürmen Helloween die deutsche Top 20; auch in den USA feiert die Band erste Erfolge. Mit dem Nachfolger Keeper Of The Seven Keys Part 2 (1988) gelingt den Hanseaten sogar Platz fünf in den deutschen Albumcharts. Ziel erreicht: Der Bandname besteht bis heute. Doch Hansen steigt 1989 aus.

Auf zu neuen Ufern: Kai Hansen ruft Gamma Ray ins Leben

Noch im selben Jahr gründet der Gitarrist und Sänger sein neues Projekt Gamma Ray. Was den Namen betrifft, muss sich Hansen durchsetzen, wie er 1990 im Interview mit dem Metal Hammer verrät: „Diese Namensdiskussion hatten wir ellenlang, weil Noise [Plattenfirma – Anm. d. Aut.] natürlich gerne gehabt hätte, dass das Projekt einfach Hansen geheißen hätte. Dadurch wäre es einfacher zu verkaufen gewesen. Ich wollte das aber nicht. Gamma Ray war der erste Name, bei dem ich mir dachte: ‚Oh ja, das ist geil.‘ Ich finde, der Bezug zu Gammastrahlen passt, weil das unsere Energie am besten ausdrückt.“ Bis heute handelt es sich bei Gamma Ray um Hansens Hauptprojekt. Trotzdem tritt er 1996 noch einer weiteren Band bei: Iron Savior.

Den Grundstein für Iron Savior legt Piet Sielck, von dem wir eben bereits erfahren haben, dass er der Gitarrist in Kai Hansens erster Band war. Außerdem arbeitet er seit den Achtziger als Produzent und hat zum Beispiel das Gamma-Ray-Debüt Heading For Tomorrow umgesetzt. Neben Hansen holt Sielck auch Blind-Guardian-Trommler Thomen Stauch an Bord, doch beide Musiker bleiben nur einige Jahre in der Band. Auf der Bühne stehen Iron Savior bis heute. Hansen hingegen spielt seit 2016 wieder bei Helloween, ist weiterhin mit Gamma Ray aktiv und gehört zu den Grundfesten der deutschen Metalszene. Mit seinem unnötigen Kommentar unter einem Facebook-Beitrag der AfD-Politikerin Alice Weidel hat er dazu allerdings nicht unbedingt beigetragen.

Der Vorfall ereignete sich im Februar 2022, als Weidel ein Impfpflicht-kritisches Video mit der Headline „Karl Lauterbach ist wie eine Kanonenkugel, die unkontrolliert übers Deck rollt!“ veröffentlichte. Hansen unterstellt Lauterbach in seinem Kommentar unter anderem entweder völlig wahnsinnig zu sein oder in den Diensten der Pharmaindustrie zu stehen, weshalb sich Lauterbach nun zwischem „totalem Untergang in die Nichtigkeit“ oder dem „Endsieg mit ALLEN Mitteln“ entscheiden müsse. Nach lautstarker Kritik aus der Metalszene veröffentlichten sowohl Helloween als auch Hansen Statements, in denen sie sich von der rechten Gesinnung der AfD distanzierten und Hansens Kommentar als „unsagbar dumme Tat“ bezeichneten. Darauf können wir uns einigen.

Kai Hansen: Ein Heavy-Metal-Tausendsassa

Besonders schade ist der Vorfall, weil er an Hansens sonst so großartigem Lebenswerk kratzt. Klar, er ist kein Freddie Mercury, was den Gesang betrifft, weshalb er bei Helloween von Frontmann Michael Kiske abgelöst wurde. Aber es gibt gute Gründe dafür, dass der Hamburger mit gleich zwei Bands Metalgeschichte geschrieben hat. Zusätzlich ist Hansen auf unzähligen weiteren Alben zu hören, ob als Gastsänger für Blind Guardian, als Gastgitarrist für Angra oder in Tobias Sammets Metal-Oper-Großprojekt Avantasia, wo er den Zwerg Regrin verkörperte. Anders gesagt: Eine Welt der Krachmusik ohne Hansen ist unvorstellbar. Was die Zukunft für ihn bringt, können wir nur erahnen, aber wir haben eine Vermutung: Sie wird laut.

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