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Popkultur

Zeitsprung: Am 25.2.1970 singt Ernie den „Quietscheentchen-Song“ & landet einen Hit.

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Foto: NDR/Thorsten Jander

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 25.2.1970."

von Christof Leim

Heute geht es im Zeitsprung um einen Künstler, den wir wirklich alle kennen: Ernie. Am 25. Februar 1970 singt der US-Amerikaner zum ersten Mal sein wohl bekanntestes Stück, den Quietscheentchen-Song. Die Nummer erreicht Platz 16 der US-Charts. Nebenbei agiert er weiter als Schauspieler. Eine wahre Geschichte.

Hört hier mehr Songs aus der US-Serie „Sesame Street“:

Zu Beginn der Siebziger tritt Ernie regelmäßig als Protagonist der Reality-TV-Serie Sesame Street auf, die unter anderem das Alltagsleben der WG zeigt, in der der Künstler mit seinem Kumpel Bert wohnt. In einer Episode am 25. Februar 1970 nimmt Ernie ein Bad und lässt, wie es viele der ganz Großen tun, seiner Inspiration freien Lauf. Er singt ein Lied zu Ehren seiner Badebegleitung, einer gelben Quietscheente. So entsteht das Stück Rubber Duckie, zu deutsch: Der Quietscheentchen-Song.

Cover

Was als kleine musikalische Begleitung eines Waschgangs begann, entwickelt sich zu einer überraschend erfolgreichen Sternstunde der Populärmusik. Das liegt zum einen natürlich an der cleveren Melodieführung und dem äußerst griffigen Refrain. Aber das Stück geht tiefer: Im Quietscheentchen-Song entschlüsselt der bis dahin wenig bekannte Musiker die existenzphilosophischen Implikationen des Daseins wie wenige vor ihm, manche Rezensionen attestieren dem Werk sogar, ein entscheidendes Stück zum Kern des Menschseins vordringen zu können. Gleichzeitig hievt er gewissermaßen „en passant“ das Genre des Dadaismus auf eine höhere Stufe – was in der Kulturszene lange herbeigesehnt, aber von Amateuren wie Hugo Ball trotz all ihrer Verdienste nie erreicht werden konnte. Hohe Kunst, wir wissen es alle. Vor allem ist Rubber Duckie einfach ein tolles Lied, keine Frage. Mancherorts wird es in einem Satz mit Meisterwerken wie Yesterday, Billie Jean und Stairway To Heaven genannt, allerdings meist spät nachts in halblegalen Rauschzuständen. 

Die Menschen vor den Fernsehern zeigen sich im Februar 1970 so begeistert, dass das Lied als Single veröffentlicht wird – und am 26. September einen sagenhaften 16. Platz der Charts erreicht. Eine stolze Leistung für einen bis dahin weitestgehend unbekannten Sänger und Schauspieler. Mehr noch: Das Stück erhält im Folgejahr sogar eine Grammy-Nominierung in der Kategorie „Beste Aufnahme für Kinder“, verliert allerdings gegen das Album The Sesame Street Book & Record – welches allerdings den Song als finalen Track enthält. Die Kategorie „…für Kinder“ mag verwundern, doch auf dieser Platte, die weitere Lieder aus der TV-Show zusammenfasst, verarbeiten die Künstlerinnen und Künstler Einflüsse aus dem Bereich „Kindermusik“ – eine ironische Brechung, die in den clevereren Bereichen der Popkultur durchaus gang und gäbe ist. Das Feuilleton jubelt, vermutlich zumindest.

Es folgen weitere Stücke zum Thema namens Do De Rubber Duck und D-U-C-K-I-E, 1988 wird die Kollaboration Put Down The Duckie von Ernie mit Hoots The Owl ausgestrahlt. Im Jahr 1995, ein Vierteljahrhundert nach der Erschaffung des Liedes, zollt Musikikone Little Richard dem Werk Tribut mit einer Rock’n’Roll-Version, die ebenfalls in der Sesamstraße ausgestrahlt wird. Das entgeht dem Rest der Welt nicht, auch eine deutsche Version erfreut Kinder und Große hierzulande. Ernie selbst bleibt trotz all seines Erfolges auf dem Boden, wohnt weiter mit seinem Kumpel Bert in der WG und arbeitet als Schauspieler.

Natürlich ruft eine solche Geschichte auch Trittbrettfahrer auf den Plan: Auf Gerüchte, dass in Wirklichkeit ein New Yorker Songwriter namens Jeff Moss hinter der Komposition steckt, und ein mittelloser Puppenspieler namens Jim Henson die Gesangsspur aufgenommen haben soll, möchten wir an dieser Stelle nicht eingehen. Viele Fachleute forschen zudem weiter nach der wahren Identität der ersten Quietscheente, einer Muse vom Schlage einer Pattie Boyd. Bis heute lebt die Dame im Unbekannten. Das Vermächtnis des Quietscheentchen-Songs lebt indes weiter. Mal ehrlich: Wer kennt die Nummer nicht?

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