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Popkultur

Zeitsprung: Am 22.8.1967 wird Layne Staley (Alice In Chains) geboren.

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Foto: Frans Schellekens/Redferns/GettyImages

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 22.8.1967.

von Christof Leim

Am 22. August könnte Layne Staley seinen Geburtstag feiern. Doch leider behielten die Dämonen des unvergessenen Sängers von Alice in Chains die Überhand. Er starb mit nur 34 Jahren. Ein Blick zurück.

Hört euch hier die besten Songs von Alice In Chains an:

Es ist die Plattensammlung seiner Eltern, die den zukünftigen Alice-In-Chains-Frontmann auf den richtigen Weg des Rock führt. Der am 22. August 1967 in Kirkland, Washington geborene Layne Rutherford Staley nennt vor allem Black Sabbath als ersten großen Einfluss, und damit macht man nun wirklich nichts falsch. Seinen Zweitnamen Rutherford findet er übrigens fürchterlich, weswegen er diesen in Thomas umwandeln lässt, laut seiner Mutter inspiriert von Mötley-Crüe-Drummer Tommy Lee.

Konzertflyer für die Vorläuferband von Alice In Chains. Unten rechts: Layne Staley

Mit zwölf trommelt Layne bereits in Bands, aber eigentlich will er Sänger werden. Anfangs steht viel Glam Rock auf dem Plan, 1984 schließt er sich der Truppe Sleze an, die sich irgendwann 1986, auf dem Höhepunkt der Hair-Metal-Welle, in Alice N’Chains umbenennt. Alle Musiker, auch Staley, toupieren sich zeitgemäß die Haare Richtung Stratosphäre; bis die Grunge-Bewegung eine Antithese zur Achtziger-Poserei entwickelt, dauert es noch ein paar Jahre. Alice N’Chains tragen nach eigenen Aussagen „Frauenkleider und spielen Speed Metal“.

Vom Glam zum Grunge

Mit 20 trifft Layne dann den Gitarristen Jerry Cantrell. Zusammen spielen sie nicht nur in diversen Bands, sondern hausen beide auch unter bedenklichen Bedingungen über ein Jahr in einem heruntergekommen Proberaum. Cantrell zeigt sich begeistert von Staleys Gesang: „Ich wusste, dass das die Stimme ist, mit der spielen will. Sie klang, als käme sie aus einem 150-Kilo-Biker, nicht aus dem kleinen Layne.“

Die gemeinsame Band heißt zunächst Namen Diamond Lie, wie eine frühere Truppe von Cantrell (die übrigens auch schwer nach Sunset-Strip-Glam und so gar nicht nach Flanellhemden aussah), bevor man sich auf den Namen von Staleys früherer Kapelle besinnt – und Alice In Chains daraus macht. Damit kann es los gehen: Das Debüt Facelift erscheint 1990 einen Tag vor Laynes 23. Geburtstag, der Rest ist Rock’n’Roll-Geschichte mit Götterwerken wie Dirt (1992) und Jar Of Flies (1994). 

Alice In Chains 1992: Eine der größten Bands, doch das macht Layne Staley (l.) nicht glücklich… Foto: Rocky Schenck Promo.

Die Dämonen bleiben

Leider aber spielen bei Alice In Chains immer viele, viele Drogen und Depressionen eine Rolle – zwei Gegner, mit denen Layne Staley Zeit seines Lebens zu kämpfen hat. Touraktivitäten werden aus Sorge eingeschränkt, mehrmals versucht sich der Sänger an Entziehungskuren, leider ohne viel Erfolg. Lediglich der Tod von Kurt Cobain 1994 erschreckt ihn für eine Weile genug, um zurück in die Spur zu kommen, doch das hält nicht lange. 

Pearl-Jam-Gitarrist Mike McCready lädt Staley ein, bei seinem Nebenprojekt Mad Season mitzuspielen, in der Hoffnung, dass die Zusammenarbeit mit drogenfreien Musikern eine positive Wirkung zeigt. Mit dabei sind auch zwei Mitglieder der Screaming Trees, 1995 erscheint das einzige Album Above. Im gleichen Jahr veröffentlicht Staleys Stammband das Album Alice In Chains, das letzte Studiowerk mit dem Sänger. Im Juli 1996 kommt nach mehrjähriger Livepause noch der Konzertmitschnitt MTV Unplugged. Am 3. Juli 1996 steht Layne Staley in Kansas City, Missouri zum letzten Mal auf der Bühne, als Alice In Chains für Kiss eröffnen.

Ein Mensch verschwindet

Im Oktober des gleichen Jahres allerdings stirbt Staleys ehemalige Verlobte Demri Lara Parrott ausgerechnet an einer Überdosis; ein Verlust, den er nur sehr schlecht wegsteckt. Schon vorher hatte sich der Musiker zusehends von Freunden und Familie zurückgezogen und war fast vollständig aus der Öffentlichkeit verschwunden. Soweit es die Welt überhaupt mitbekommt, verschlechtert sich sein Zustand zusehends. 

Eine der letzten Aufnahmen von Layne Staley hört man auf dem Soundtrack zum Film The Faculty von 1998: ein Cover des Pink-Floyd-Klassikers Another Brick In The Wall. Eingespielt wird das unter dem Banner Class Of ’99 von Tom Morello (Rage Against The Machine) sowie Mitgliedern von Jane’s Addiction und Porno For Pyros.

Tragisches Ende

In der Öffentlichkeit taucht Staley kaum noch auf: Im Februar 1997 besucht er mit seiner Band die Grammy-Verleihung, im Oktober 1998 nimmt er noch zwei neue Alice-Songs für das Boxset Music Bank auf und zeigt sich bei einem Solokonzert von Jerry Cantrell. Dies sollte sein letzter öffentlicher Auftritt sein. Die folgenden Jahre verbringt Layne Staley fast ausschließlich in seinem Appartement und lässt kaum jemanden an sich ran. Die letzten Fotos entstehen im Februar 2002, als er das neugeborene Kind seiner Schwester besucht.

Der lange Drogenkonsum verlangt seinen Preis: Layne Staley stirbt am am 5. April 2002, auf den Tag genau acht Jahre nach dem Selbstmord von Kurt Cobain. Gefunden wird er erst zwei Wochen später – weil dem Buchhalter auffällt, dass in der Zwischenzeit keinerlei Geld von Laynes Konto abgebucht wurde. Bei seinem Tod wiegt der 34-Jährige nur noch 39 Kilo, als Todesursache wird eine Überdosis aus Heroin und Kokain festgestellt. Eine Tragödie.

Mit seiner außergewöhnlichen Stimme hatte Layne Staley nicht nur Alice In Chains einen unvergleichlichen Charakter geben, sondern auch die ganze Szene der frühen Neunziger geprägt. Drogen sind echt scheiße. Rest in peace.

Zeitsprung: Am 25.1.1994 erscheint „Jar Of Flies“ von Alice In Chains: Unplugged statt Dröhnung.

 

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